07.02.2013 Aufrufe

Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die <strong>Freiheit</strong> und das Absolute 273<br />

son<strong>der</strong>n müssen vom Absoluten selbst, von <strong>der</strong> absoluten Vermitteltheit von<br />

Vernunft und Wirklichkeit ausgehen. Hegel, <strong>der</strong> 1801 zu Schelling nach Jena<br />

zieht, schließt sich diesem Weg zum absoluten Idealismus an, den sie beide<br />

dann in den ersten Jahre des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zusammen beschreiten, jedoch<br />

ohne die unterschiedlichen Akzentsetzungen zu bemerken, die sie später ab<br />

1807 entzweien werden – worauf aber hier nicht eingegangen werden soll. 17<br />

Bis 1800 meint Schelling, dass es möglich sein müsse, zwei einan<strong>der</strong> entgegengesetzte<br />

philosophische Disziplinen entwickeln zu können, die Transzendentalphilosophie<br />

und die Naturphilosophie, die von entgegenstehenden<br />

unbedingten Polen her ausgehend, jeweils zum an<strong>der</strong>en hinführen. Dies vermag<br />

er deshalb zu behaupten, weil für ihn die beiden Pole nicht das absolut<br />

Unbedingte, die absolute Identität, darstellen können, son<strong>der</strong>n jeweils nur aufeinan<strong>der</strong><br />

verweisende bedingte Unbedingte sind. Die Naturphilosophie geht<br />

vom Unbedingten <strong>der</strong> Naturproduktivität aus, um über die entfalteten Naturgestalten<br />

von <strong>der</strong> Schwere, dem Licht, dem Organismus bis zum Bewusstsein<br />

fortzuschreiten; <strong>der</strong> transzendentale Idealismus geht vom Unbedingten des<br />

„Ich bin“ aus, um im ersten theoretischen Teil des System des transzendentalen<br />

Idealismus bei <strong>der</strong> Konstitution des Wissens von <strong>der</strong> Natur anzukommen.<br />

Doch bereits in <strong>der</strong> zum Schluss geschriebenen Einleitung zum System<br />

des transzendentalen Idealismus wird Schelling klar, dass dieser entgegengesetzte<br />

Parallelismus nicht wirklich symmetrisch ist, denn da sich im transzendentalen<br />

Idealismus das Bewusstsein notwendig auf sich selbst zurückbeugt,<br />

kommt es nie aus den Grenzen subjektiven Bewusstseins heraus,<br />

erreicht also niemals die Wirklichkeit selbst – we<strong>der</strong> die Wirklichkeit <strong>der</strong><br />

Natur, noch die <strong>der</strong> Geschichte o<strong>der</strong> die <strong>der</strong> Kunst. „Wenn dem Transszendental-Philosophen<br />

nur das Subjektive ursprünglich Realität hat, so wird er<br />

auch nur das Subjektive im Wissen sich unmittelbar zum Objekt machen: das<br />

Objektive [das Wirkliche] wird ihm nur indirekt zum Objekt werden, und<br />

[... so] wird [...] über dem Akt des Wissens das Objekt als solches [als Wirkliches]<br />

verschwinden. Das transszendentale Wissen ist also ein Wissen des<br />

Wissens, insofern es rein subjektiv ist.“ (III, 345)<br />

Als Schelling sich im Herbst 1800 in seiner brieflichen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit Fichte <strong>der</strong> Asymmetrie von Naturphilosophie und transzendentalen<br />

Idealismus sowie <strong>der</strong> sich daraus ergebenden Konsequenzen bewusst wird,<br />

beginnt er damit aufbauend auf die Naturphilosophie ein System <strong>der</strong> Philosophie<br />

<strong>der</strong> Wirklichkeit zu entwickeln und degradiert den transzendentalen<br />

17 Vgl. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, „Die frühen Abweichungen Hegels von <strong>der</strong> Naturphilosophie<br />

<strong>Schellings</strong> und ihre Folgen für das absolute System“, in: <strong>der</strong>s., „Von <strong>der</strong><br />

wirklichen, von <strong>der</strong> seyenden Natur“, a. a. O.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!