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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Die <strong>Freiheit</strong> und das Absolute 267<br />

Nothwendigkeit“ (VI, 40) zusammenfällt, da alles – auch <strong>der</strong> Mensch – nur im<br />

Absoluten seine Bestimmung erfährt und erfüllt.<br />

Ab seiner Schrift Philosophische Untersuchungen über das Wesen <strong>der</strong><br />

menschlichen <strong>Freiheit</strong> und die damit zusammenhängenden Gegenstände<br />

(1809) beginnt sich Schelling dann aus dem absoluten System zu lösen und<br />

versucht die wechselseitige Bezogenheit von Absolutem und <strong>Freiheit</strong>, von<br />

Gott und Mensch neu zu denken. Das Absolute wird nun als absolut freier<br />

Gott verstanden, <strong>der</strong> sich dem Menschen offenbart, und die <strong>Freiheit</strong> des<br />

Menschen wird als absolute <strong>Freiheit</strong> bestimmt, sich auch wi<strong>der</strong> Gott wenden<br />

zu können. Das Auseinan<strong>der</strong>treten von Gott und Mensch als den beiden<br />

Brennpunkten absoluter <strong>Freiheit</strong> erfolgt nun aus <strong>der</strong> Perspektive ihres dialogischen<br />

Wechselbezuges, <strong>der</strong> selbst ein freier und daher geschichtlicher ist.<br />

Dies drückt <strong>Schellings</strong> Formulierung aus seiner ersten Vorlesung zur Philosophie<br />

<strong>der</strong> Offenbarung (1832) prägnant aus: „<strong>Freiheit</strong> ist unser und <strong>der</strong><br />

Gottheit Höchstes“. (Urfassung 79) 7<br />

Um Missverständnissen vorzubeugen, sei hier ausdrücklich angemerkt,<br />

dass mit den drei großen Epochen im <strong>Denken</strong> <strong>Schellings</strong> keine Neuansätze<br />

gemeint sind, vielmehr handelt es sich um immanent aufbrechende und sich<br />

differenzierende Problemstellungen, die sein <strong>Denken</strong> schrittweise über die<br />

vorausgehende Position hinaustreiben. In <strong>der</strong> allerletzten Phase seines Philosophierens<br />

bemüht sich Schelling sogar in ausdrücklichem Rückgriff auf seine<br />

früheren philosophischen Ansätze darum, den Zusammenhang aller drei Problemstellungen<br />

– die transzendentale Prinzipienlehre, die negative Philosophie<br />

absoluter Vernunftwissenschaft und die positive Philosophie existentieller,<br />

geschichtlicher <strong>Freiheit</strong> – aufzuhellen. 8<br />

1. Der transzendentale Idealismus<br />

<strong>Schellings</strong> System des transzendentalen Idealismus (1800) ist das systematische<br />

Zu-Ende-<strong>Denken</strong> des kantischen Projekts <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> Vernunft durch<br />

die Vernunft. Wobei Schelling die „ursprünglich synthetische Einheit <strong>der</strong><br />

Apperzeption“, die bei Kant alle Erkenntnis fundiert, als die in intellektueller<br />

Anschauung erfasste Selbstgewissheit des „Ich bin“ auslegt. <strong>Schellings</strong> System<br />

7 Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Urfassung <strong>der</strong> Philosophie <strong>der</strong> Offenbarung, Hamburg<br />

1992 (Urfassung).<br />

8 Vgl. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, Sinn und Existenz in <strong>der</strong> Spätphilosophie <strong>Schellings</strong>,<br />

Wiener Diss. 1963.

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