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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Wolfdietrich Schmied-Kowarzik<br />

Die <strong>Freiheit</strong> und das Absolute<br />

Vorbemerkung<br />

Zeit seines Philosophierens waren die <strong>Freiheit</strong> und das Absolute die aufeinan<strong>der</strong><br />

bezogenen Brennpunkte des elliptischen <strong>Denken</strong>s von Schelling. Beide<br />

Perspektiven scheinen sich gegenseitig auszuschließen und doch bedingen<br />

sie einan<strong>der</strong>.<br />

Erstmals taucht die Problemstellung, wie beides zusammenstimmen könne,<br />

im Manuskript „Timaeus.“ (1794) 1 des 19-jährigen Schelling auf: Kant fragt<br />

in <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> Urteilskraft 2 – die vier Jahre zuvor 1790 erschienen war –,<br />

nach <strong>der</strong> Einheit unserer theoretischen und praktischen Vernunft und stößt<br />

dabei auf das Problem selbstorganisierter Wesen, zu denen auch wir gehören.<br />

Diese können wir nur dann begreifen, wenn wir die Natur insgesamt als<br />

einen selbstorganisierten Zusammenhang reflektieren. Aber hatte – so fragt<br />

sich Schelling 1794 – nicht schon Platon im Timaios, wenn auch in umgekehrter<br />

Richtung argumentierend, gezeigt, dass Weltentstehung und Weltzusammenhalt<br />

nur unter drei Prinzipien gedacht werden können, die letztlich<br />

spiegelbildlich den kantischen Erkenntnisvermögen entsprechen? Wie aber<br />

können wir dieses Aufeinan<strong>der</strong>bezogensein von menschlicher Vernunft und<br />

Weltvernunft an<strong>der</strong>s denken als mit Leibnizens „prästabilierter Harmonie“? 3<br />

Wohlgemerkt, es handelt sich dabei nicht – wie oft unterstellt – um eine prästabilierte<br />

Harmonie zwischen <strong>Denken</strong> und Sein, son<strong>der</strong>n – wie Schelling ganz<br />

im Sinne von Leibniz unterstreicht – um eine prästabilierte Harmonie zwischen<br />

<strong>der</strong> menschlichen Einheit von <strong>Denken</strong> und Sein, die wir immer schon<br />

sind, und <strong>der</strong> Einheit von Vernunft und Wirklichkeit, die die Welt durchherrscht.<br />

Im Laufe des Denkweges von Schelling erfahren die beiden Brennpunkte<br />

ganz unterschiedliche Gewichtungen. Die großen Einschnitte seines<br />

<strong>Denken</strong>s lassen sich gerade an dem sich wandelnden Bezug von <strong>Freiheit</strong> und<br />

1 F. W. J. Schelling, „Timaeus.“ (1794), Stuttgart-Bad Cannstatt 1994.<br />

2 Immanuel Kant, Kritik <strong>der</strong> Urteilskraft (1790), in: Werke in sechs Bden., Bd. V, Wiesbaden<br />

1956 ff.<br />

3 Gottfried Wilhelm Leibniz, Lehrsätze <strong>der</strong> Philosophie – Monadologie, mit einer Einleitung<br />

und Erläuterungen von Joachim Christian Horn, Würzburg 1997.

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