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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Nur ein Schelling 257<br />

unbedingter, nur durch die Natur selbst begründeter Zusammenhang dargestellt<br />

werden. Aufgabe <strong>der</strong> Naturphilosophie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> spekulativen Physik ist<br />

nur, den Mangel an Zwischenglie<strong>der</strong>n aufzuzeigen und zu entlarven, wo<br />

willkürliche Erdichtung an die Stelle von Erfahrungssätzen getreten ist. Die<br />

Zwischenglie<strong>der</strong> aufzufinden dagegen, „ist das Werk <strong>der</strong> experimentierenden<br />

Nachforschung“. 28 Schelling gelten nur Versuche als allgemein überzeugend,<br />

29 sie allein erschließen das Positive <strong>der</strong> Unbedingtheit <strong>der</strong> Natur. Die<br />

einzige Hypothese, die Schelling, bestätigt durch das Fehlen absoluter Ruhe<br />

in dem beobachteten Bestand <strong>der</strong> Naturerscheinungen, für notwendig erachtet,<br />

und auch diese nur, wenn keine einzige Erscheinung wi<strong>der</strong>spricht, 30 ist<br />

die Hypothese, dass die Unbedingtheit <strong>der</strong> Natur nicht als starr und tot, son<strong>der</strong>n<br />

als tätig und lebendig betrachtet werden muss: „Nach allgemeiner Übereinstimmung<br />

ist die Natur selbst nichts an<strong>der</strong>es, als <strong>der</strong> Inbegriff alles Seins.<br />

Es wäre daher unmöglich, die Natur als ein Unbedingtes anzusehen, wenn<br />

nicht im Begriff des Seins selbst die verborgene Spur <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> entdeckbar<br />

wäre“. 31 Sie ist das Prius, das in den fortschreitenden Experimenten per<br />

posterius erwiesen wird.<br />

Der Wille, die Wirklichkeit <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> überall zur Darstellung zu bringen,<br />

beherrscht auch <strong>Schellings</strong> Philosophie <strong>der</strong> Kunst. Auch bei <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Behandlung <strong>der</strong> Kunst soll nach Schelling kein an<strong>der</strong>er Erklärungsgrund<br />

unterschoben werden dürfen als das Unbedingte selbst, <strong>der</strong><br />

absolute Gegensatz aller Abhängigkeit: <strong>Freiheit</strong>. Die Philosophie <strong>der</strong> Kunst<br />

behandelt die Kunst daher als „ein geschlossenes, organisches und ebenso in<br />

allen seinen Teilen notwendiges Ganzes [...], als es die Natur ist“ 32 . In <strong>der</strong><br />

gebotenen Kürze lässt sich die Tendenz <strong>Schellings</strong> hier überaus materialreicher<br />

Darstellungen nur skizzieren: Die Philosophie <strong>der</strong> Kunst soll zeigen,<br />

dass die Wirklichkeit <strong>der</strong> Kunst sich wissenschaftlich darstellen lässt, ohne<br />

Rekurs auf ein an<strong>der</strong>s, von dem sie abhängig wäre. Positiv: Kunst ist ein<br />

letztlich nur durch Kunst bestimmtes organisches Ganzes. In ihrer Unbedingtheit<br />

manifestiert sie die <strong>Freiheit</strong>, das Unbedingte selbst. Nur insoweit<br />

die Natur selbst tätige Unbedingtheit ist, kann Kunst die Natur nachahmen 33 .<br />

Kunst und Natur sind nicht durcheinan<strong>der</strong> bedingt, son<strong>der</strong>n stehen als zwei<br />

Unbedingte, als Wirklichkeiten <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> zusammen.<br />

28 III, 279.<br />

29 Vgl. II, 450.<br />

30 III, 277.<br />

31 III, 13.<br />

32 V, 357.<br />

33 VII, 301.

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