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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Walter E. Ehrhardt<br />

lings“ 9 gesprochen wurde, war noch nicht abzusehen, dass eine akademische<br />

Jugend heranwachsen würde, <strong>der</strong> eben dieses Prädikat das primäre Interesse<br />

an Schelling verbauen würde.<br />

Wenn man <strong>Schellings</strong> Philosophie nicht <strong>der</strong> Gefahr <strong>der</strong> Ignorierung infolge<br />

von Vorurteilen aussetzen will, muss man sich daher wohl hüten, verallgemeinernde<br />

Bezeichnungen zu benutzen, wie Realismus, Materialismus<br />

o<strong>der</strong> nur deutscher Idealismus, – ein Ausdruck, gegen dessen Anwendung<br />

auf ihn sich Schelling schon 1813 10 wehrte, ebenso wie gegen die Vorstellung,<br />

überhaupt <strong>der</strong> Subjektivitätsphilosophie zugeordnet zu werden. 11 Solche<br />

Ausdrücke haben bei Schelling die beson<strong>der</strong>e Gefahr, dass sie den Schein<br />

mit sich führen, für einzelne Teile <strong>der</strong> <strong>Schellings</strong>chen Philosophie richtig zu<br />

sein, und erleichtern, Schelling gegen Schelling zu stellen. Eine Interpretation,<br />

die solches vermeiden will, muss von <strong>der</strong> Hypothese ausgehen, <strong>Schellings</strong><br />

Philosophie ist eine Einheit, die noch keinen bestimmten Namen verträgt,<br />

zu <strong>der</strong> noch kein genos gefunden ist, unter dem sie zu unterscheiden<br />

wäre. Für die Philosophiegeschichtsschreibung, in <strong>der</strong> man eben keine Philosophie<br />

ohne Beinamen zugestehen kann, sollte man schlicht bei dem Namen<br />

„Die Naturphilosophie“ bleiben, weil unter dieser Bezeichnung <strong>Schellings</strong><br />

Philosophie zuerst Epoche machte und sich auch selbst darstellte. Der These,<br />

nur ein Schelling, <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong> Einheit seines Denkweges, sind zunächst<br />

zwei Grenzen zu setzen:<br />

1. Mit Sicherheit hat Schelling nie erstrebt, ein theoretisch-allgemeingültiges<br />

System abzuschließen. 12 Eine solche Einheit kann in seiner Philosophie<br />

von Anfang an nicht gesucht werden.<br />

2. Ebensowenig war Schelling bereit, „das System, wie es in irgend eines<br />

Menschen Kopf sich zusammengefügt“, 13 für das System schlechthin<br />

auszugeben. Die Möglichkeit, die Einheit <strong>Schellings</strong> nur als hermeneutische<br />

Transzendenz <strong>der</strong> Interpretation zu betrachten, scheidet also ebenso<br />

aus, wie die Suche nach einer theoretischen Einheit.<br />

9 Walter Schulz: Die Vollendung des deutschen Idealismus in <strong>der</strong> Spätphilosophie <strong>Schellings</strong>,<br />

Stuttgart 1955.<br />

10 Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Sämtliche Werke in 14 Bden., Stuttgart/Augsburg<br />

1856 ff. = VIII, 342. Die Schreibweise <strong>der</strong> Zitate wurde leicht mo<strong>der</strong>nisiert.<br />

11 VIII, 167.<br />

12 I, 307.<br />

13 VII, 347.

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