07.02.2013 Aufrufe

Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Religion und Philosophie bei Schelling und Hegel 233<br />

immer sehr indirekt war: Schelling beherrschte zwar die alten Sprachen und<br />

ganz beson<strong>der</strong>s das Hebräische. Auch hatte er Zugang zu den besten zeitgenössischen<br />

Quellen. Er verfügte also über die Voraussetzung zu einem optimalen<br />

Studium dieser Tradition, doch scheint er sich auf ein solches Studium<br />

dieser Quellen nie wirklich eingelassen zu haben. 47 Es ist von an<strong>der</strong>en Autoren<br />

– von Friedrich Christoph Oetinger (1702–1782), und beson<strong>der</strong>s von dem<br />

bereits zitierten Jakob Böhme (1575–1624) 48 dass er Begriffe übernimmt, die<br />

als kabbalistisch galten, wie z. B. denjenigen des Ensof, den Böhme als Ungrund<br />

übersetzte. 49<br />

Aber selbst bei <strong>der</strong> Übernahme des Ensof-Begriffes dürfte Schelling überzeugt<br />

gewesen sein, dass er einem Denkweg Spinozas folgte: dass er sich<br />

also auf einem philosophischen Wege befand, und nicht auf dem Wege Jacobis<br />

und <strong>der</strong> Theosophie. Noch in den Weltaltern betont Schelling, dass<br />

„Spinoza eine ernste Betrachtung verdient; fern sei es von uns, ihn zu<br />

verleugnen in dem, worin er unser Lehrer und Vorgänger gewesen. Er<br />

47 Vgl. hierzu den von Eveline Goodmann-Thau, Gerd Mattenklott und Christoph Schulte<br />

herausgegebenen Tagungsband Kabbala und Romantik, Tübingen, Niemeyer, 1994,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Aufsätze von Horst Folkers und C. Schulte. Letztgenannter unterstreicht<br />

(S. 6 f.), dass Schelling, „<strong>der</strong> als Sohn eines Professors für orientalische Sprachen<br />

nachweislich ausgezeichnete Kenntnisse des Hebräischen, Persischen und Arabischen<br />

hatte, nie einen jüdischen Lehrer und hat, obwohl ihm als Akademie-Direktor in München<br />

die damals beste Judaica-Sammlung Mitteleuropas zur Verfügung stand, wohl nie<br />

direkt Werke <strong>der</strong> Kabbala studiert. [...] was er von Kabbala weiß und gebraucht, hat er<br />

nicht von einem jüdischen Lehrer, er hat es aus Böhme, aus Giordano Bruno, aus Knorr<br />

von Rosenroth, aus Oetinger, Jacobi und Molitor, aber auch aus <strong>der</strong> berühmt-berüchtigten<br />

antisemitischen Hetzschrift Entdecktes Judentum (Königsberg 1711) von Johann<br />

Andreas Eisenmenger (1654–1704), einer weiteren wichtigen Quelle des romantischen<br />

‚Wissens‘ von Judentum und Kabbala“.<br />

48 Es war wohl Tieck, <strong>der</strong> Schelling dazu brachte, Böhme zu lesen, und er scheint dies<br />

vermutlich ab 1799, dann aber insbeson<strong>der</strong>e nach 1802, getan zu haben. In einem Aufsatz,<br />

„Schelling et la théosophie germanique“, <strong>der</strong> als Anhang zu seiner Studie Liberté<br />

et Existence. Etude sur la formation de la philosophie de Schelling, Paris, Gallimard,<br />

1973, S. 571-586 erschien, geht Jean-François Marquet den Einzelheiten dieses Einflusses<br />

nach und zitiert auch die einschlägigen Quellen.<br />

49 Vgl. zu diesen Punkten Alexan<strong>der</strong> Altmann, „Lessing und Jacobi. Das Gespräch über<br />

den Spinozismus“, in: Lessing Yearbook 3 (1971), S. 25-71. Altmann schreibt; „In <strong>der</strong><br />

Kabbala ist das Ensoph (das Unendliche) in <strong>der</strong> Tat die absolut transzendente, über<br />

allem Erkennen liegende, dem neuplatonischen Einen nachgebildete Weltursache, <strong>der</strong><br />

Deus absconditus, die verborgene Quelle <strong>der</strong> zunächst innergöttlichen, sodann <strong>der</strong> außergöttlichen<br />

Emanationen ...“ (S. 29)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!