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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Zur Entwicklung des <strong>Denken</strong>s von W. Schmied-Kowarzik 23<br />

weiter nachgegangen werden. Dennoch deuten beide Ansätze auf eine neue<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> Natur bei Schelling hin, die dem vorherrschenden Weltbild<br />

<strong>der</strong> damaligen Naturwissenschaft wi<strong>der</strong>spricht. Schelling denkt nämlich<br />

die Natur einheitlich, d.h. sowohl als Produkt wie auch als Produktivität. Er<br />

formuliert es folgen<strong>der</strong>maßen: „Die Natur als bloßes Produkt […] nennen<br />

wir Natur als Objekt (auf diese allein geht alle Empirie). Die Natur als Produktivität<br />

[…] nennen wir Natur als Subjekt (auf diese allein geht alle<br />

Theorie).“ 20 Doch aus dieser letzten Aussage ist ein Missverständnis entstanden,<br />

wonach die Natur als Lebendige und Tätige bzw. als Wertschaffende<br />

einen personifizierten Charakter erhält. An <strong>der</strong> Subjektivierung <strong>der</strong> Natur hat<br />

sich auch <strong>der</strong> Streit zwischen Immler und Schmied-Kowarzik in den achtziger<br />

Jahren entzündet.<br />

Trotz seiner Abneigung gegenüber einer an sich tätigen und Wert produzierenden<br />

Natur vertritt Schmied-Kowarzik im Gegensatz zu Hans Immler<br />

den Standpunkt, dass die Naturfrage nicht losgelöst von <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Produktion und <strong>der</strong> menschlichen Praxis betrachtet und behandelt<br />

werden darf. Für ihn sind „we<strong>der</strong> Arbeit noch Natur wertbildend, aber sie<br />

sind die Quellen allen Reichtums.“ 21 Ferner stellt er <strong>der</strong> Behauptung von<br />

Immler, wonach „die Marxsche und erst recht die marxistische Kritik <strong>der</strong><br />

politischen Ökonomie in <strong>der</strong> Naturfrage unzureichend geworden ist, insbeson<strong>der</strong>e<br />

was die Bestimmung des Verhältnisses von Wert und Natur anbelangt“,<br />

22 seine eigene These entgegen. Diese besagt „dass nur die weiterentwickelte<br />

Marxsche Theorie uns ermöglicht, die ökologische Krise als<br />

einen grundlegenden Wi<strong>der</strong>spruch zwischen <strong>der</strong> wertbestimmtem industriellen<br />

Entwicklung und <strong>der</strong> Naturvermitteltheit alles menschlichen Lebens zu<br />

denken.“ 23 Dabei erinnert Schmied-Kowarzik daran, dass „Marx gerade nicht<br />

wie Hegel die menschliche Praxis allein aus <strong>der</strong> Negation zur Natur bestimmt,<br />

also als grundsätzliche Antinomie begreift, son<strong>der</strong>n mit Schelling<br />

aufdeckt, dass sie nicht nur ursprünglich mit <strong>der</strong> Natur verknüpft ist, son<strong>der</strong>n<br />

ihre Erfüllung nur erreichen kann, wenn wir sie im Einklang mit <strong>der</strong> Natur zu<br />

gestalten vermögen.“ 24 Von hier aus erfolgt also <strong>der</strong> Schritt zu Marx, <strong>der</strong><br />

nach Schmied-Kowarzik den Entwurf <strong>der</strong> <strong>Schellings</strong>chen Naturphilosophie<br />

konsequent übernimmt und in ein Programm <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> politischen Ökonomie<br />

umsetzt.<br />

20 Schelling, Einleitung zu dem Entwurf eines Systems <strong>der</strong> Naturphilosophie, III, 284.<br />

21 Immler/Schmied-Kowarzik, Marx und die Naturfrage, 46 ff.<br />

22 Ibid., 21.<br />

23 Ibid., 46.<br />

24 Ibid., 19

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