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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Religion und Philosophie bei Schelling und Hegel 223<br />

vergangene Welt vergangen sei, ohne mögliche Rückkehr, und dass sie nicht<br />

wie<strong>der</strong>erschaffen werden kann:<br />

„Wenn zu unseren Zeiten freylich die lebendige Welt nicht das Kunstwerk<br />

in sich bildet, muss <strong>der</strong> Künstler sich in seiner Einbildung in eine<br />

vergangene Welt versetzen, er muss sich eine Welt träumen, aber es ist in<br />

seinem Werke auch <strong>der</strong> Charakter <strong>der</strong> Träumerey, o<strong>der</strong> des nichtlebendigseyns,<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit schlechthin aufgedrückt.“ 25<br />

Es ist auch bedeutungsträchtig, dass Hegel, zum selben Zeitpunkt und in denselben<br />

Texten, <strong>der</strong> These vom Vergangenheitscharakter <strong>der</strong> Kunst einen Aufruf<br />

zur Überschreitung <strong>der</strong> Kunst durch die Philosophie, des symbolischen<br />

Ausdrucks durch den Begriff an die Seite stellt. Ein Symbol, schreibt Hegel, ist<br />

„nur die versteckte Darstellung desselben [<strong>der</strong> absoluten Lebensbewegung];<br />

für die Vernunft aber soll dieselbe enthüllt, frey von zufälliger<br />

Form und Gestaltung seyn. Die Götter <strong>der</strong> Poësie, o<strong>der</strong> das rein poëtische<br />

sind ebenso beschränkte Gestalten, und <strong>der</strong> absolute Geist, das absolute<br />

Leben, weil es die Gleichgültigkeit aller Gestalten ist, in seinem Wesen<br />

ebenso alle vergehen, als sie in ihm sind entflieht <strong>der</strong> Poësie selbst; er ist<br />

allein in <strong>der</strong> Philosophie auszusprechen und darzustellen; es sey dass er<br />

als absoluter Geist, o<strong>der</strong> dass er als Geist, wie er Natur ist, betrachtet<br />

werde.“ 26<br />

Dieser Aspekt seiner Ausführungen scheint doch gegen Schelling gerichtet<br />

zu sein – und Hegel scheint Schelling damit sagen zu wollen, dass es falsch<br />

wäre, auf <strong>der</strong> Stufe von Kunst und Mythologie, sowie <strong>der</strong>jenigen ihrer<br />

Symbole, stehen zu bleiben. Die philosophische Aufgabe par excellence besteht<br />

für ihn vielmehr darin, sich über die Kunst und die Poesie zum Begriff<br />

zu erheben. – Bekanntlich wird Schelling aber zu diesem Zeitpunkt nirgendwo<br />

ausdrücklich kritisiert. Dem Zeugnis von Hegels Biographen, Karl Rosenkranz,<br />

zufolge, hätte Hegel nicht Schelling selbst, son<strong>der</strong>n vielmehr den<br />

vielfachen und unkontrollierten Gebrauch <strong>der</strong> <strong>Schellings</strong>chen Terminologie<br />

durch einige zeitgenössische frühromantische Denker angreifen wollen. Deswegen<br />

scheint Hegel selbst nicht auf den Gebrauch einer Terminologie, welche<br />

an diejenige Jakob Böhmes erinnert, zu verzichten, wie es erneut von<br />

Rosenkranz berichtet wird:<br />

25 Cf. Hegel, GW 5, S. 377.<br />

26 Ibid., S. 372 f.

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