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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Myriam Bienenstock<br />

darauf, daß sie, indem sie bloß sind ohne alle Beziehung – in sich selbst<br />

absolut –, doch zugleich immer die Bedeutung durchschimmern lassen.“ 21<br />

In Jena sollte Schelling sogar so weit gehen, zu sagen, dass „die Ideen real<br />

angeschaut“ seien<br />

„das Göttliche im Beson<strong>der</strong>n angeschaut, d. i. Götter. Folgt aus dem Vorhergehenden:<br />

Die Götter sind für die Kunst, was für die Philosophie die<br />

Ideen sind.“ 22<br />

Auch wenn „in <strong>der</strong> urbildlichen Welt, wovon die Mythologie die unmittelbare<br />

Darstellung, Vergangenheit und Zukunft als Eines sind“ (I/5, S. 414), ist<br />

für Schelling die Mythologie historisch zu begreifen (I/5, S. 414) – und er<br />

entwickelt eine Parallele zwischen <strong>der</strong> antiken und mo<strong>der</strong>nen Poesie, und <strong>der</strong><br />

antiken und mo<strong>der</strong>nen, christlichen Mythologie: während „<strong>der</strong> Stoff <strong>der</strong> griechischen<br />

Mythologie die Natur war, die allgemeine Anschauung des Universums<br />

als Natur, [ist] <strong>der</strong> Stoff <strong>der</strong> christlichen die allgemeine Anschauung<br />

des Universums als Geschichte, als einer Welt <strong>der</strong> Vorsehung.“ (I/5, S. 427)<br />

In seinen zeitgenössischen Vorlesungen entwickelt Hegel ganz ähnliche<br />

Ideen – ohne dass man aber behaupten könnte, dass Hegel von Schelling<br />

beeinflusst worden wäre. Eher entwickeln sich hier zwei ähnliche, aber selbständige<br />

Wege. Hegel widmet <strong>der</strong> Mythologie lange Ausführungen, z. B. in<br />

einem Fragment des Jahres 1803, in welchem er die Mythologie beschreibt,<br />

welche „in <strong>der</strong> Natur anfängt“, sich aber zu einer „höheren Mythologie“ erhebt,<br />

welche sittlich ist. Dabei hebt Hegel allerdings stärker als Schelling<br />

hervor, dass<br />

„das Kunstwerk <strong>der</strong> Mythologie pflanzt sich in <strong>der</strong> lebendigen Tradition<br />

fort und wie die Geschlechter selbst fortwachsen in <strong>der</strong> Befreyung ihres<br />

Bewußtseyns, so wächst es fort, und reinigt und reifft sich ...“ 23<br />

Schelling, <strong>der</strong>, wie ein Echo des „Systemprogramms“, die Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

einer Mythologie in <strong>der</strong> neueren Zeit for<strong>der</strong>t, 24 antwortet Hegel, dass die<br />

21 Cf. Schelling : Werke, I/5, S. 411.<br />

22 Vgl. hierzu Ernst Behler, „<strong>Schellings</strong> Ästhetik in <strong>der</strong> Überlieferung von Henry Crabb<br />

Robinson“, in: Philosophisches Jahrbuch 83 (1976), S. 133-183; hier S. 159. Vgl. auch<br />

Schelling, Philosophie <strong>der</strong> Kunst, § 28-30, Werke I/5, S. 390 f.<br />

23 Cf. Hegel, GW 5, S. 376.<br />

24 Cf. Schelling, Werke, I/6, S. 572.

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