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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Myriam Bienenstock<br />

scher Ausdruck. Doch wäre sie auch identisch mit schöpferischer Kraft: <strong>der</strong><br />

Kraft selbst, durch welche die Welt und die Menschen erschaffen wurden.<br />

Wenn sich <strong>der</strong> symbolische Sinn offenbar auf das Urteilen bezieht, d. h. die<br />

Beiordnung eines Prädikats zu einem Subjekt, die für die Reflexionssprache<br />

charakteristisch ist, so bezieht sich <strong>der</strong> zweite Sinn – <strong>der</strong>jenige, nach welchem<br />

das Wort die Welt erschafft – ebenso auf die Existenz Gottes, wie auf<br />

seine Identität mit dem, was er ist. Und die Frage, die Hegel selbst in dem<br />

Abschnitt stellt, <strong>der</strong> uns hier beschäftigt, ist die Frage, wie die Schöpfung zu<br />

denken sei. Ist das, was Gott geschaffen hat, mit ihm identisch o<strong>der</strong> ist es im<br />

Gegenteil von ihm unterschieden? Aber in welchem Sinne könnte es von ihm<br />

verschieden sein? Dies ist die Frage des Pantheismus, die bereits Jacobi in<br />

seinen Briefen stellte.<br />

In diesem Text, wie übrigens in vielen an<strong>der</strong>en Manuskripten aus Hegels<br />

Jugendjahren, lassen sich Echos aus seiner Lektüre von Her<strong>der</strong>, zweifellos<br />

auch von Hamann, und vielleicht sogar von Jakob Böhme feststellen: so z. B.<br />

von <strong>der</strong> Konzeption einer Natursprache, die letztgenannter Autor zwar nahezu<br />

zwei Jahrhun<strong>der</strong>te vorher entwickelt hatte, die sich jedoch gerade zu<br />

Hegels Zeit einer wachsenden Popularität erfreute. Nachwirkungen <strong>der</strong>selben<br />

Lektüren, und wie<strong>der</strong>um ganz beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong>jenigen von Böhme, finden sich<br />

auch bei Schelling wie<strong>der</strong>, wie z. B. in seinem Entwurf eines Systems <strong>der</strong><br />

Naturphilosophie, <strong>der</strong> aus dem Jahre 1799 stammte, 17 o<strong>der</strong> noch expliziter in<br />

seinen Vorlesungen über die Philosophie <strong>der</strong> Kunst, die er zunächst, 1802/03,<br />

in Jena hielt, und dann, 1804 und 1805, noch einmal in Würzburg. In diesen<br />

Vorlesungen beruft sich Schelling immer auf die Kunst, dieses „Symbol <strong>der</strong><br />

göttlichen Produktion“, um die Frage des Pantheismus zu beantworten. Die<br />

„absolute immanente Schöpfungskraft“, die er im Prinzip <strong>der</strong> Schöpfung eines<br />

Kunstwerkes situiert, dient ihm auch als Modell, um die Schöpfung selbst zu<br />

verstehen – die Schöpfung durch das Wort ...; und er schreibt in diesem<br />

Sinne, dass die Sprache „das entsprechendste Symbol <strong>der</strong> absoluten o<strong>der</strong><br />

unendlichen Affirmation Gottes“ sei:<br />

„Aus diesem Grunde hat nicht nur in den meisten Sprachen Sprache und<br />

Vernunft (welche eben das absolute Erkennen, das Erkennende <strong>der</strong> Ideen<br />

ist) ein und denselben Ausdruck, son<strong>der</strong>n auch in den meisten philosophischen<br />

und religiösen Systemen, vorzüglich des Orients, ist <strong>der</strong> ewige<br />

und absolute Akt <strong>der</strong> Selbstaffirmation in Gott – <strong>der</strong> Akt seines ewigen<br />

17 Vgl. Tilliette, Schelling ; une philosophie en devenir, op. cit., Bd. I, S. 553 ; Ernst Benz,<br />

„<strong>Schellings</strong> theologische Geistesahnen“, in: Studia philosophica, 14 (1954), S. 178-201.

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