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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Religion und Philosophie bei Schelling und Hegel 215<br />

Philosophie und Religion bei Schelling und Hegel angemessen behandeln zu<br />

können, werde ich also dieses Problem in den Mittelpunkt meiner Ausführungen<br />

rücken. Lässt sich die Behauptung Rosenzweigs wirklich aufrechterhalten,<br />

nach welcher alle Begriffe, gerade weil sie Begriffe sind, notwendig<br />

die Form <strong>der</strong> Vergangenheit annehmen? Manchmal erscheint diese Behauptung<br />

bei Rosenzweig sogar noch in einer extremeren Form: die begriffliche<br />

Vorgehensweise, die <strong>der</strong> Philosophie eigen sei, würde es überhaupt nicht<br />

ermöglichen, Geschichte zu begreifen, und bestünde nie in etwas an<strong>der</strong>em,<br />

als darin, die Welt in die Vergangenheit zu projizieren, damit sie erkennbar<br />

wird. Lässt sich dies aber wirklich aufrechterhalten?<br />

In seinem Stern <strong>der</strong> Erlösung hatte Rosenzweig dieser These einen sehr<br />

allgemeinen Sinn beigemessen, denn er benutzte sie auch in seiner Kritik an<br />

den Philosophien <strong>der</strong> Geschichte und <strong>der</strong> Politik, die sich gerade damals, zur<br />

Zeit des Ersten Weltkrieges, vervielfältigten. Doch werde ich auf diesen<br />

letztgenannten Aspekt von Rosenzweigs These hier nicht eingehen, son<strong>der</strong>n<br />

mich in <strong>der</strong> Folge vielmehr auf <strong>der</strong>en Bedeutung im Hinblick auf die<br />

religionsphilosophische Fragestellung bei Hegel und Schelling konzentrieren.<br />

Und ich werde dabei auf den allerersten <strong>der</strong> philosophischen „Begriffe“<br />

zurückkommen, den Rosenzweig hervorgehoben hatte: denjenigen <strong>der</strong> „Schöpfung“,<br />

um in einem ersten Teil zu untersuchen, wie einerseits <strong>der</strong> Schelling<br />

<strong>der</strong> frühen Etappen seiner philosophischen Laufbahn und an<strong>der</strong>erseits Hegel<br />

damit umgehen, wobei für Hegel nicht nur die philosophischen Anfänge,<br />

son<strong>der</strong>n auch das spätere System herangezogen werden sollen. Diese Asymmetrie<br />

in <strong>der</strong> Behandlung ergibt sich daraus, dass sich die Hegelsche Konzeption<br />

tatsächlich weniger gewandelt hat, als diejenige von Schelling, zumindest<br />

ab <strong>der</strong> Jenaer Zeit, in welcher Hegel die grundlegende Struktur<br />

seines Systems entwickelte. Im zweiten Teil <strong>der</strong> folgenden Ausführungen soll<br />

auf die bedeutungsträchtige Transformation eingegangen werden, die sich in<br />

<strong>Schellings</strong> <strong>Denken</strong> ab 1804 vollzog. Diese Wandlungen in <strong>Schellings</strong> Konzeption<br />

enthalten übrigens auch eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Position,<br />

die Hegel in seinem reifen System verteidigt. Einer <strong>der</strong> für mich faszinierendsten<br />

Punkte in <strong>Schellings</strong> Denkweg besteht in seiner Neuorientierung,<br />

für alles, was die Schöpfung betrifft, am Alten Testament. Auch dies ist übrigens<br />

ein Forschungsfeld, das Rosenzweig eröffnet hatte, und wozu er bereits<br />

wichtige Ergebnisse geliefert hat. Tatsächlich hatte er sich nicht darauf beschränkt,<br />

im Stern <strong>der</strong> Erlösung hervorzuheben, wie sehr sich die Philosophie<br />

dagegen sträube, eine Idee <strong>der</strong> Schöpfung zu akzeptieren. Er hatte die<br />

Grünewald, 1965; Wilhelm G. Jacobs, Gottesbegriff und Geschichtsphilosophie in <strong>der</strong><br />

Sicht <strong>Schellings</strong>, Stuttgart-Bad Cannstatt, Frommann-Holzboog, 1993.

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