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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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200<br />

Erhard Oeser<br />

hältnis ist. Also liegt je<strong>der</strong> Organisation ein Begriff zu Grunde, denn wo<br />

nothwendige Beziehung des Ganzen auf Theile und <strong>der</strong> Theile auf ein Ganzes<br />

ist, ist Begriff. Aber dieser Begriff wohnt in ihr selbst, kann von ihr gar<br />

nicht getrennt werden, sie organisirt sich selbst, ist nicht etwa nur ein Kunstwerk,<br />

dessen Begriff außer ihm im Verstande des Künstlers vorhanden ist“<br />

(II, 41). Beim Organismus ist es nicht möglich, Begriff und Gegenstand,<br />

Form und Materie zu trennen. Denn er ist ein Ganzes und seine Einheit liegt<br />

in ihm selbst. Daher ist er auch „ein durch sich selbst bestehendes, in sich<br />

selbst ganzes, untheilbares Objekt“ und nicht bloße Erscheinung im Sinne<br />

des Transzendentalismus. Diese Einheit ist aber nicht aus <strong>der</strong> Materie als<br />

solcher zu erklären, denn sie ist die Einheit des Begriffs und als solche nur da<br />

im Bezug auf ein anschauendes und reflektierendes Wesen. Organisation ist<br />

daher überhaupt nur in bezug auf einen Geist vorstellbar. Diese Vorstellung<br />

ist aber nicht willkürlich, son<strong>der</strong>n notwendig, weil sie den Grund in dem Objekt<br />

selbst hat. So daß diese Einheit nicht nur logisch (in Gedanken), son<strong>der</strong>n<br />

real (außerhalb des <strong>Denken</strong>s) ist.<br />

Schelling nimmt eine „Stufenfolge des Lebens in <strong>der</strong> Natur“ an, die ihn<br />

zu weiteren Differenzierungen dessen führt, was er „Begriff“ nennt. Diese<br />

Stufenfolge wird nun in <strong>der</strong> Spätphilosophie auf die Existenz des Gottes <strong>der</strong><br />

Offenbarung ausgedehnt. Denn dort versucht er in Entgegensetzung zu Hegel<br />

einen Begriff des Absoluten zu erfassen, in dem die Transzendenz Gottes<br />

erhalten bleibt. Das methodische Werkzeug zu dieser Zielsetzung sieht er in<br />

<strong>der</strong> Erneuerung <strong>der</strong> antiken Dialektik.<br />

Die platonische Dialektik als Induktion des reinen <strong>Denken</strong>s<br />

In seinem letzten Werk, in <strong>der</strong> schon zitierten ,,Philosophischen Einleitung in<br />

die Philosophie <strong>der</strong> Mythologie“, stellt Schelling, indem er auf Plato und<br />

Aristoteles zurückgreift, <strong>der</strong> Hegelschen Dialektik eine eigene Art von Dialektik<br />

entgegen. Schon <strong>der</strong> Titel <strong>der</strong> 14. Vorlesung <strong>der</strong> „Philosophischen Einleitung<br />

in die Philosophie <strong>der</strong> Mythologie“, die Schelling als geschlossene<br />

Abhandlung im Jahre 1848 in <strong>der</strong> Berliner Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

vortrug, zeigt die polemische Absicht: „Über die ursprüngliche Bedeutung<br />

<strong>der</strong> dialektischen Methode“. Obwohl Hegel mit keinem Wort erwähnt wird,<br />

ist es doch klar, gegen wen diese Vorlesung gerichtet ist Denn sofort bei <strong>der</strong><br />

ersten Erwähnung richtet sich Schelling gegen die übliche, von Hegel her zu<br />

verstehende Auffassung <strong>der</strong> Dialektik: „Seit Kant den Typus von Thesis,<br />

Antithesis und Synthesis in allen Begriffen hervorgehoben, ein Nachfolgen-

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