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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Die Kontroverse mit Hegel 199<br />

rung nichts mehr mit einem so gefaßten Begriff des Absoluten zu tun. Und<br />

darum geht es letzten Endes Schelling in seiner Kritik an Hegel.<br />

Bezeichnen<strong>der</strong>weise wirft Schelling in seiner Hegel-Vorlesung sofort dieses<br />

Problem auf. Er bezieht sich vor allem auf folgenden Satz Hegels: „Die<br />

Methode ist nur die Bewegung des Begriffes selbst, aber mit <strong>der</strong> Bedeutung,<br />

daß <strong>der</strong> Begriff alles und seine Bewegung die allgemeine absolute Tätigkeit<br />

ist“ (X, 127). Schelling verfällt aber hier keineswegs in den üblichen Fehler<br />

aller äußerlichen Hegel-Kritik, die spekulative Bedeutung des Hegelschen<br />

Begriffs zu verkennen, indem er ihn mit dem formalen Begriff <strong>der</strong> traditionellen<br />

Logik verwechselt. Vielmehr differenziert er selbst noch mehr diese<br />

beson<strong>der</strong>e spekulative Bedeutung des „Begriffs“ und hebt Unterscheidungen<br />

hervor, die die allgemeine Dialektik Hegels verschleift. Wie sehr sich auch<br />

Hegel von <strong>der</strong> traditionellen, formalen Logik absetzt und aus diesem Grund<br />

auch die „transzendentale Deduktion“ Kants ablehnt, so bleibt er selbst nach<br />

<strong>Schellings</strong> Auffassung noch von dorther bestimmt, weil er sich gegen eine<br />

endgültige Auseinan<strong>der</strong>reißung von formallogischem und spekulativem Begriff<br />

wehrt: „Es könnte ... die Frage aufgeworfen werden, warum, wenn in<br />

<strong>der</strong> spekulativen Logik <strong>der</strong> Begriff eine so ganz an<strong>der</strong>e Bedeutung hat, als<br />

man sonst mit diesem Ausdruck zu verbinden pflegt, dieses ganz An<strong>der</strong>e hier<br />

gleichwohl Begriff genannt und dadurch Veranlassung zu Mißverständnis<br />

und Verwirrung gegeben wird? Auf solche Fragen wäre zu erwi<strong>der</strong>n, daß, wie<br />

groß auch <strong>der</strong> Abstand zwischen dem Begriff <strong>der</strong> formellen Logik und dem<br />

spekulativen Begriff sein mag, bei näherer Betrachtung es sich doch ergibt,<br />

daß die tiefere Bedeutung des Begriffs dem allgemeinen Sprachgebrauch keineswegs<br />

so fremd ist als dies zunächst <strong>der</strong> Fall zu sein scheint“. 5<br />

Obwohl Schelling diese spekulative Hypostasierung des logischen Begriffes<br />

prinzipiell akzeptiert, hatte er schon im Jahre 1797 in den „Ideen zu<br />

einer Philosophie <strong>der</strong> Natur“ dem Transzendentalismus Fichtes die Objektivität<br />

des in <strong>der</strong> Welt existierenden Begriffs entgegensetzt, den er im Organismus<br />

verwirklicht sieht. Er setzt damit die bereits in Kants Kritik <strong>der</strong><br />

Urteilskraft angelegte Idee <strong>der</strong> Selbstorganisation fort: „Jedes organische<br />

Produkt trägt den Grund seines Daseyns in sich selbst, denn es ist von sich<br />

selbst Ursache und Wirkung. Kein einzelner Theil konnte entstehen, als in<br />

diesem Ganzen, und dieses Ganze selbst besteht nur in <strong>der</strong> Wechselwirkung<br />

<strong>der</strong> Theile. In jedem an<strong>der</strong>en Objekt sind die Theile willkürlich, sie sind nur<br />

da, insofern ich theile. Im organisirten Wesen allein sind sie real, sie sind da<br />

ohne mein Zuthun, weil zwischen ihnen und dem Ganzen ein objektives Ver-<br />

5 Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Werke, hg. v. H. Glockner, Stuttgart 1959, VIII, 354f.

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