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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Die Kontroverse mit Hegel 197<br />

gethan, vielmehr neu zu erstehen und erst seinen wahren Werth als Voraussetzung<br />

jener zweiten Philosophie zu erhalten bestimmt war“. 2<br />

Diese rationale Philosophie, die aus dem induktiv-dialektischen Verfahren<br />

besteht, das über drei mögliche Prinzipien das wirkliche voraussetzungslose<br />

Prinzip erreichen soll, dient dazu, auf dem Weg einer Erneuerung <strong>der</strong><br />

wahren Platonischen Dialektik im Sinne <strong>der</strong> kritischen Philosophie Kants<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Episteme des Aristoteles (alle diese Vergleiche macht Schelling<br />

selbst) eine zweite Philosophie, die positive Philosophie, zu begründen. Ausgangspunkt<br />

dabei ist eine massive Kritik an Hegel, den Schelling für die<br />

Verfälschung <strong>der</strong> dialektischen Methode und ihrer katastrophalen Folgen verantwortlich<br />

macht. 3<br />

Die Kritik an <strong>der</strong> absoluten Dialektik Hegels<br />

Schelling hat in seiner Spätphilosophie Hegel keineswegs abgesprochen, die<br />

Philosophie unter ein System gebracht zu haben. Dieses an sich zweifellos<br />

vollendete System ist aber nur das System <strong>der</strong> Logik. Denn Hegel stellte an<br />

die Philosophie als erste For<strong>der</strong>ung, daß sie sich in das reine <strong>Denken</strong> zurückziehe<br />

und daß sie zum einzigen unmittelbaren Gegenstand den reinen<br />

Begriff habe. Sie wäre damit gewissermaßen die Vollendung <strong>der</strong> Kantischen<br />

Reflexionsphilosophie geworden, wenn Hegel selbst das bloß Negative seiner<br />

abstrakten Logik eingesehen hätte. „Allein jene Zurückziehung auf das<br />

bloße <strong>Denken</strong>, auf den reinen Begriff“, sagt Schelling in seiner Hegelvorlesung,<br />

die nach Fuhrmans 4 erst nach 1832 entstanden sein dürfte, „war, wie<br />

man gleich auf den ersten Seiten von Hegels Logik ausgesprochen finden<br />

kann, mit dem Anspruch verknüpft, daß <strong>der</strong> Begriff alles sey und nichts<br />

außer sich zurücklasse“ (X, 126 f.). Wenn es Hegel mit <strong>der</strong> rein logischen<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Philosophie ernst war, dann konnte die Logik auch nicht nur<br />

ein Teil <strong>der</strong>selben sein: „Diese ganze Philosophie, auch die vom Vorgänger<br />

aufgenommene Natur- und Geistphilosophie mußte ihm logisch, also Logik,<br />

und was er als Logik insbeson<strong>der</strong>e aufstellte, mußte nicht etwas so Verfehltes<br />

2 <strong>Schellings</strong> Werke nach <strong>der</strong> Zählung <strong>der</strong> Originalausgabe 1856 ff. S. XI, VI.<br />

3 Vgl. E. Oeser, Die antike Dialektik in <strong>der</strong> Spätphilosophie <strong>Schellings</strong>. Ein Beitrag zur<br />

Kritik des Hegelschen Systems, Wien/München 1965. E. Oeser, Begriff und Systematik<br />

<strong>der</strong> Abstraktion. Die Aristotelesinterpretation bei Thomas von Aquin, Hegel und Schelling<br />

als Grundlegung <strong>der</strong> philosophischen Erkenntnislehre, Wien/München 1969.<br />

4 Kantstudien 47, 48.

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