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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Zur Entwicklung des <strong>Denken</strong>s von W. Schmied-Kowarzik 19<br />

Trotz des nach rückwärts gewendeten Blickes in <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong><br />

Geschichte bezeichnet Hegel, insbeson<strong>der</strong>e in seinen Vorlesungen über die<br />

Philosophie <strong>der</strong> Geschichte, den Fortgang <strong>der</strong> Weltgeschichte dialektisch als<br />

„Fortschritt im Bewusstsein <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>.“ 6 Hier wird vor allem gezeigt, wie<br />

„die Bewusstwerdung <strong>der</strong> Sittlichkeit durch die Staaten hindurch und über<br />

sie hinaus die innere Dialektik <strong>der</strong> Weltgeschichte ausmacht.“ 7 Doch durch<br />

das Fehlen <strong>der</strong> Zukunftsdimension versagt sich nach <strong>der</strong> Ansicht von<br />

Schmied-Kowarzik „die Philosophie <strong>der</strong> Geschichte nicht nur eine begreifende<br />

Analyse jener geschichtlichen Kräfte <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> und Sittlichkeit, die<br />

bereits in <strong>der</strong> Gegenwart über diese hinauszudrängen scheinen, son<strong>der</strong>n sie<br />

verbietet sich selbst, ihr Begreifen <strong>der</strong> Geschichte als ein praktisches, als ein<br />

sittliches Zusichselberkommen zu begreifen.“ 8<br />

Diese Dimension hat bereits Marx erkannt und folgerichtig kritisiert, indem<br />

er aus <strong>der</strong> inneren Dialektik <strong>der</strong> Geschichte zeigt, wie die Verwirklichung<br />

<strong>der</strong> bewussten und freien Sittlichkeit im Horizont <strong>der</strong> Zukunft und<br />

nicht in <strong>der</strong> Vergangenheit o<strong>der</strong> Gegenwart liegt. „Sie ist erst dort erreicht,<br />

wo die <strong>der</strong> Substanz nach aller gesellschaftlichen Praxis zugrunde liegende<br />

Sittlichkeit Subjekt geworden ist“, 9 wie Schmied-Kowarzik in Anlehnung an<br />

Hegel formuliert. Dabei wird „keine dogmatische Konstruktion <strong>der</strong> Zukunft“<br />

impliziert, son<strong>der</strong>n erklärt: „unser Wissen um das Ziel <strong>der</strong> Geschichte<br />

menschheitlicher Sittlichkeit gründet in <strong>der</strong> Gewissheit <strong>der</strong> geschichtlichen<br />

Dialektik gesellschaftlicher Praxis.“ 10 Damit tritt <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Praxis bei<br />

Marx in den Vor<strong>der</strong>grund und wird eine Priorität im gesellschaftlichen und<br />

geschichtlichen Werdeprozess erhalten.<br />

Das Wesentliche am Praxisbegriff bei Marx besteht Schmied-Kowarzik<br />

zufolge nicht nur in <strong>der</strong> bewussten Tätigkeit <strong>der</strong> Individuen bei ihrer Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit <strong>der</strong> Natur o<strong>der</strong> mit ihrer gesellschaftlichen Umwelt, son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr in <strong>der</strong> emanzipatorischen Perspektive, die auf eine Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> bestehenden Verhältnisse hinzielt und eine Befreiung des Menschen<br />

von <strong>der</strong> Entfremdung herbeiführen wird. Diese Dimension kennzeichnet die<br />

Praxis als revolutionäre Handlungstätigkeit und liegt ihrer Zielsetzung zugrunde,<br />

denn die Verwirklichung von <strong>Freiheit</strong> und Sittlichkeit „muss erst durch<br />

die revolutionäre Bewegung <strong>der</strong> sozial Unterdrückten und Benachteiligten in<br />

6 Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen über die Philosophie <strong>der</strong> Geschichte, in:<br />

Werke in 20 Bdn, Frankfurt am Main, 1969, Bd. 12, 32.<br />

7 Schmied-Kowarzik, <strong>Denken</strong> aus geschichtlicher Verantwortung, 90.<br />

8 Ibid.<br />

9 Ibid., 91.<br />

10 Ibid.

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