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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Mohamed Turki<br />

Problem <strong>der</strong> Naturtätigkeit und Naturproduktivität lässt sich nicht ohne den<br />

historischen und philosophischen Hintergrund, <strong>der</strong> sie begleitete, erklären.<br />

Für Schmied-Kowarzik liegen die Wurzeln dieser Problematik bereits in<br />

<strong>Schellings</strong> Naturphilosophie, die sehr früh das dialektische Verhältnis von<br />

Natur und Geist herausstellte und mithilfe naturwissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

aus <strong>der</strong> damaligen Zeit zu untermauern versuchte. Freilich sind nicht<br />

alle Versuche <strong>Schellings</strong> gelungen, wie Schmied-Kowarzik zu Recht bemerkt,<br />

denn „insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Identitätsphilosophie (1801 – 1806)<br />

scheint die ganze Dynamik seines Versuchs, die Natur in ihrer eigenen Produktivität<br />

zu betrachten und darzustellen, in eine eigentümliche Statik von<br />

Begriffsschematismen zu entarten. Erst in seiner späteren Schrift Darstellung<br />

des Naturprozesses (1844) gelingt es ihm wie<strong>der</strong>, die Natur als einen unabgeschlossenen<br />

Werdeprozess sichtbar zu machen.“ 3 An diesen Punkt knüpft<br />

Bloch später an, wenn er von <strong>der</strong> Allianz zwischen Natur und Geschichte bzw.<br />

von <strong>der</strong> Beziehung zwischen natura naturata und natura naturans spricht.<br />

Dennoch setzt sich Schmied-Kowarzik von <strong>der</strong> blochschen Tendenz zur Ontologisierung<br />

<strong>der</strong> Natur ab und folgt mehr dem marxschen Ansatz, <strong>der</strong> von<br />

einer bewussten Allianz des Menschen mit <strong>der</strong> Natur ausgeht.<br />

Was den Begriff <strong>der</strong> Geschichte anbetrifft, so betrachtet ihn Schmied-Kowarzik<br />

offenbar als Bindeglied zwischen Schelling, Hegel und Marx. Für ihn<br />

verbindet <strong>der</strong> Geschichtsprozess trotz <strong>der</strong> Differenzierungen in <strong>der</strong> teleologischen<br />

Finalität sowohl die beiden Vertreter des deutschen Idealismus als<br />

auch ihren materialistischen Wi<strong>der</strong>sacher. Zwar versteht Schelling unter Geschichte<br />

in Anlehnung an Kant und Fichte und im Gegensatz zum hegelschen<br />

System „nicht das vergangene Gewordensein, son<strong>der</strong>n praxisphilosophisch<br />

das Aufgegebensein menschheitlicher Verwirklichung.“ 4 Dennoch stimmt er<br />

mit Hegel und sogar mit Marx bei <strong>der</strong> Bestimmung dieser Geschichte überein,<br />

„in <strong>der</strong> nicht das Individuum, son<strong>der</strong>n die ganze Gattung handelt.“ 5<br />

Dabei geht es sowohl um das Verstehen <strong>der</strong> vergangenen Menschheitsgeschichte<br />

als auch um die Prospektion und Orientierung künftiger Entwicklung.<br />

3 Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, „Die existentielle Grundlage unserer Naturerkenntnis<br />

und die Produktivität <strong>der</strong> wirklichen Natur“, in: Gottfried Heinemann/Georg C. Tholen<br />

(Hg.), Tätiger Mensch – Tätige Natur, <strong>Kassel</strong>er Philosophische Schriften 6, <strong>Kassel</strong><br />

1983, 25.<br />

4 Schmied-Kowarzik, <strong>Denken</strong> aus geschichtlicher Verantwortung, 65.<br />

5 Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Zur Geschichte <strong>der</strong> neueren Philosophie, in: Sämtliche<br />

Werke in 14 Bdn., Stuttgart/Augsburg 1856, Bd. X, 115.

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