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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Christian Danz<br />

Geschichtsphilosophie sowie ihre methodischen Grundlagen in den Jahren<br />

1793 bis 1794/95 darzustellen. Abschließen möchte ich mit ein paar kurzen<br />

Überlegungen zur Weiterführung dieses geschichtsphilosophischen Programms<br />

in <strong>Schellings</strong> weiterer philosophischer Entwicklung.<br />

1. Offenbarung und Geschichte, o<strong>der</strong>: Die Rehabilitierung<br />

<strong>der</strong> Religionsgeschichte<br />

<strong>Schellings</strong> Magisterdissertation geht es darum, das „alte Philosophem über<br />

den ersten Ursprung <strong>der</strong> menschlichen Bosheit“ in Genesis 3, „aus seiner<br />

eigenen Auslegung heraus verständlich werden“ (AA I/1, 106) zu lassen.<br />

Diese Aufgabe löst Schelling in zwei aufeinan<strong>der</strong> aufbauenden Arbeitsschritten<br />

ein. Zunächst gelte es, „den Sinn dieses Zeugnisses kritisch und danach,<br />

sofern es Wahrheit enthält, philosophisch aufzuzeigen“ (AA I/1, 107).<br />

In <strong>der</strong> Unterscheidung und Zuordnung <strong>der</strong> kritischen und <strong>der</strong> philosophischen<br />

Rekonstruktion des Sinnes von Genesis 3 ist ein hermeneutisch-geschichtsphilosophisches<br />

Programm angelegt, welches Schelling in seiner<br />

Magisterdissertation erstmals zur Geltung gebracht und in den Folgejahren<br />

zunehmend weiter entwickelt hat. Mit diesem hermeneutisch-geschichtsphilosophischen<br />

Programm positioniert sich <strong>der</strong> junge Schelling in den Debatten<br />

um den Status <strong>der</strong> Bibel, wie sie in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

als Streit über natürliche und geoffenbarte Religion geführt wurden. 12 Ich<br />

12 In den Tübinger Studienheften <strong>Schellings</strong> findet sich in den Heften Nr. 30 und Nr. 34<br />

(Schluss) die Nachschrift einer Polemikvorlesung aus dem Wintersemester 1792/93. Diese<br />

Nachschrift macht deutlich, inwieweit <strong>der</strong> junge Schelling mit <strong>der</strong> zeitgenössischen Debatte<br />

um natürliche und geoffenbarte Religion vertraut war. Siehe hierzu F. W. J. Schelling,<br />

Polemik, in: AA II/4 (im Druck). Zu dieser Polemik-Vorlesung siehe M. Franz, J. F.<br />

LeBrets Polemik-Vorlesung, von F. W. J. Schelling nachgeschrieben, in: <strong>der</strong>s. (Hrsg.),<br />

„… an <strong>der</strong> Galeere <strong>der</strong> Theologie“? Höl<strong>der</strong>lins, Hegels und <strong>Schellings</strong> Theologiestudium<br />

an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Tübingen, Tübingen 2007, S. 123-142; <strong>der</strong>s., <strong>Schellings</strong> Tübinger<br />

Platon-Studien, S. 117-122. 214-217. Das Problem <strong>der</strong> geoffenbarten Religion<br />

wurde im Tübinger Stift intensiv diskutiert. Zur Stellung Friedrich Immanuel Niethammers<br />

in dieser Kontroverse siehe v. Vf., Über den Versuch einer Kritik aller Offenbarung<br />

(1792). Niethammer als Fichterezipient, in: G. Wenz (Hrsg.), Friedrich Immanuel<br />

Niethammer (1766–1848). Beiträge zu Biographie und Werkgeschichte, München<br />

2009 (im Druck); D. Henrich, Grundlegung aus dem Ich. Untersuchungen zur Vorgeschichte<br />

des Idealismus. Tübingen – Jena (1790 – 1794), Bd. 2, Frankfurt/Main 2002; I. C.<br />

Diez, Briefwechsel und Kantische Schriften. Wissensbegründung in <strong>der</strong> Glaubenskrise.<br />

Tübingen-Jena (1790 – 1792), hrsg. v. D. Henrich, Stuttgart 1997.

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