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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Christian Danz<br />

„Verdientermaßen hat daher schon Schelling über diejenigen, welche, um<br />

den mythischen Charakter einer alten Sage zu bestreiten, mit großem Triumph<br />

ausrufen: es ist doch gar keine Kunst in ihr bemerkbar, sie ist viel zu einfältig,<br />

sie macht zu wenig Jagd über das Wun<strong>der</strong>bare, als daß man sie einen<br />

Mythos nennen könnte, – das procul este profani! ausgesprochen.“ 5<br />

Während Strauß dem Mythosverständnis des jungen Schelling, wie es<br />

dieser in dem Aufsatz Ueber Mythen aus dem Jahre 1793 ausgeführt hatte,<br />

eine über die rationalistischen und supranaturalistischen Mythostheorien<br />

hinausführende Bedeutung zuwies, hat sich die Schelling-Forschung nicht<br />

durchweg dem Urteil von Strauß angeschlossen. So versteht etwa Christoph<br />

Jamme das Mythosverständnis des jungen Schelling als rationalistisch und<br />

grenzt es von dem in <strong>der</strong> Spätphilosophie ausgearbeiteten Mythosverständnis<br />

ab. 6 Nun kann sich jedoch ein solches Verständnis von <strong>Schellings</strong> früher<br />

Mythos-Theorie auf diesen selbst berufen. In seiner Übersicht meines künftigen<br />

handschriftlichen Nachlasses vom Februar 1853 gibt Schelling im Zusammenhang<br />

einer Erwähnung seiner Tübinger Studienhefte eine späte Selbstdeutung<br />

seines frühen Mythosverständnisses. Er schreibt hier über seine<br />

frühen Studienhefte, die er detailliert aufführt, „Fritz mag sehen, ob aus<br />

Letzterem Etwas zu lernen, – es fehlt noch ganz an wahrem Verstand, – sie<br />

sind durchaus rationalistisch.“ 7 Der späte Schelling deutet seine frühe Tübinger<br />

Theorie des Mythos als rationalistisch und dieser Einschätzung hat<br />

sich nicht nur bereits K. F. A. Schelling in dem Fragment einer Biographie<br />

seines Vaters angeschlossen, 8 son<strong>der</strong>n auch die Forschung zu <strong>Schellings</strong> Mythosverständnis.<br />

Diese unterschiedlichen und wi<strong>der</strong>sprechenden Deutungen des Mythosverständnisses<br />

des jungen Schelling lassen es geboten erscheinen, <strong>Schellings</strong><br />

frühes Verständnis des Mythos auf dem Hintergrund <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />

Debattenlage einer erneuten Lektüre zu unterziehen. Ich beziehe mich im<br />

Folgenden auf <strong>Schellings</strong> Magisterdissertation Antiquissimi de prima malorum<br />

humanorum origine philosophematis genes. III. explicandi tentamen criticum<br />

et philosophicum vom September 1792 sowie dessen Mythosaufsatz<br />

in Jena, in: N. Hinske/E. Lange/H. Schröpfer (Hrsg.), „Das Kantische Evangelium“. Der<br />

Frühkantianismus an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Jena von 1785–1800 und seine Vorgeschichte. Ein<br />

Begleitkatalog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1993, S. 139-169.<br />

5 D. F. Strauß, Das Leben Jesu, Bd. 1, S. 61.<br />

6 C. Jamme, Einführung in die Philosophie des Mythos, Darmstadt 1991, S. 26-73.<br />

7 H. Fuhrmans, <strong>Schellings</strong> Verfügung über seinen literarischen Nachlaß (= Dokumente<br />

zur Schellingforschung IV), in: Kant-Studien 51 (1959/60), S. 14-26, hier S. 19.<br />

8 K. F. A. Schelling, Ein biographisches Fragment, in: G. L. Plitt, Aus <strong>Schellings</strong> Leben.<br />

In Briefen, Bd. I, Leipzig 1869, S. 38.

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