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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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140<br />

4.) Die Zauberkette<br />

Helmut Schnei<strong>der</strong><br />

Der Zauber vollzieht sich als unauflösliche Vereinigung in <strong>der</strong> Zauberkette.<br />

„Doch nicht einzeln, nur in ihrer unauflöslichen Folge und Verkettung<br />

üben sie den Zauber aus, durch den das Ueberweltliche in die Wirklichkeit<br />

gezogen wird. Nun stehen auch die durch sie zur Offenbarung gebrachten<br />

Götter mit ihnen wie<strong>der</strong> in einer magischen Verknüpfung. Die<br />

ganze Kabiren-Reihe bildet also eine vom Tieffsten bis in’s Höchste<br />

reichende Zauberkette. Kein Glied dieser Kette darf unwirksam seyn<br />

o<strong>der</strong> austreten, soll nicht <strong>der</strong> Zauber verschwinden.“ (37)<br />

Man muß demnach die Zauberkette <strong>der</strong> Kabiren als eine Gemeinschaft verstehen,<br />

die einerseits aus Individuen besteht, vergleichbar den Kettenglie<strong>der</strong>n,<br />

die an<strong>der</strong>erseits ihre Individualität auch weitgehend aufgegeben haben,<br />

so daß sie nur zusammen tätig sein können. Ihre Zauberkraft besteht darin,<br />

daß sie unauflöslich und auf magische Weise wie die Dioskuren vereinigt<br />

sind und deshalb auch nur gemeinschaftlich verehrt werden. Es handelt sich<br />

also um eine ganz beson<strong>der</strong>e Form von Zusammengehörigkeit, Abhängigkeit,<br />

die man am ehesten als Symbiose verstehen könnte, wie sie bei Pflanzen<br />

und Tieren vorkommt. Die symbiotischen Kabiren können nur zusammen<br />

geboren werden, nur zusammen leben und nur zusammen sterben. Es<br />

bleibt unklar, warum gerade diese Struktur <strong>der</strong> Zauberkette die Zauberkraft<br />

<strong>der</strong> Theurgie ermöglicht.<br />

Mit seiner Theorie <strong>der</strong> magischen Theurgie versucht Schelling, eine Erklärung<br />

dafür zu geben, wie das Göttliche sich in <strong>der</strong> Welt bilden und<br />

offenbaren kann. Es kann sich nur bilden und offenbaren, wenn die kosmischen<br />

Kräfte, die in den Kabiren verkörpert sind, das Göttliche in <strong>der</strong> Welt<br />

aufbauen und in die Welt hineinziehen.<br />

Dazu dient die Zauberkraft, die einen magischen Zwang auf das Göttliche<br />

ausübt, o<strong>der</strong> wie Schelling sagt, theurgisch ist, d. h. „gottwirkend“.<br />

Zwei offene Fragen bleiben dabei:<br />

1. Woher haben die Kabiren ihre Zauberkraft?<br />

2. Warum müssen die Götter bzw. das Göttliche, die oberen Götter, <strong>der</strong><br />

oberste Gott, gezwungen werden, sich in <strong>der</strong> Welt zu offenbaren?<br />

Ein gewisser Schlüssel, <strong>der</strong> mindestens die Richtung einer Antwort gibt,<br />

ist die Rolle des Hephaistos. Der Gott des Feuers und <strong>der</strong> Schmiedekunst ist<br />

zwar kein Kabire, aber alle Kabiren sind Hephaistos. Schelling bildet sogar<br />

den Plural Hephäste. Alle vorangehenden und dienenden Gottheiten wie die<br />

Kabiren sind Hephäste. (77). Hephaistos schmiedet unzerreißbare Ketten, so

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