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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Helmut Schnei<strong>der</strong><br />

vollen Mysterienkultes <strong>der</strong> Kabiren. Zahlreiche Gestalten <strong>der</strong> Mythologie, aber<br />

auch <strong>der</strong> Geschichte, hatten Bezüge zu Samothrake, u. a. auch <strong>der</strong> Philosoph<br />

Pythagoras. Der Kult bestand bis in das dritte Jahrhun<strong>der</strong>t nach Christus.<br />

I. Das System <strong>der</strong> Kabiren<br />

1.) Der Mythos <strong>der</strong> Kabiren<br />

Schelling rekonstruiert den Mythos <strong>der</strong> Kabiren, die auf <strong>der</strong> Insel Samothrake<br />

im nördlichen Mittelmeer kultisch als Götter verehrt wurden, aus den<br />

weit gestreuten und fragmentarischen Quellen des Altertums. Es gab vier<br />

namentlich bekannte Kabiren: Axiéros, Axiokersa, Axiokersos, Kadmilos.<br />

Schelling ordnet diesen vier Kabiren mit ihren phönizisch-hebräischen Namen<br />

die entsprechenden griechischen Götter zu, <strong>der</strong> Axieros die Demeter,<br />

<strong>der</strong> Axiokersa die Persephone, dem Axiokersos den Dionysos und dem Kadmilos<br />

den Hermes. Schelling deutet die Kabiren als kosmische Kräfte. „Zunächst<br />

also ist klar, daß jene ersten Gottheiten diejenigen Kräfte sind, durch<br />

<strong>der</strong>en Wirken und Walten vorzugsweise das Weltganze besteht; daß sie weltliche,<br />

kosmische Gottheiten sind.“ (26) Sie sind dienende Gottheiten, die in<br />

einer aufsteigenden Bewegung den höheren Göttern den Weg bereiten.<br />

Der erste Kabire, Demeter, ist Chiffre o<strong>der</strong> Symbol des Hungers, <strong>der</strong> Sehnsucht,<br />

<strong>der</strong> Sucht, <strong>der</strong> Armut, also einer von Bedürftigkeit gezeichneten Struktur,<br />

die durch diesen Mangel die Bewegung des Werdens in Gang bringt. Der<br />

zweite und dritte Kabire sind im damaligen Sprachgebrauch <strong>Schellings</strong> „Zauberer“,<br />

d. h. Schöpfer <strong>der</strong> Welt und <strong>der</strong> Götter, die nachfolgen, und letztlich<br />

des überweltlichen höchsten Gottes, des Zeus.<br />

Der vierte Kabire, Kadmilos o<strong>der</strong> Hermes, ist <strong>der</strong> unmittelbare Verkündiger,<br />

Herold und Vorbote des überweltlichen Gottes, des Herrn <strong>der</strong> Welt. O<strong>der</strong><br />

zusammenfassend mit den Worten <strong>Schellings</strong>: „Die ersten Kabiren also waren<br />

magische o<strong>der</strong> bestimmter zu reden theurgische, die höheren Götter zur Wirkung<br />

bringende Kräfte o<strong>der</strong> Naturen.“ „Doch nicht einzeln, nur in ihrer<br />

unauflöslichen Folge und Verkettung üben sie den Zauber aus, durch den das<br />

Ueberweltliche in die Wirklichkeit gezogen wird.“ (37)<br />

Die Namen <strong>der</strong> Kabiren sind nichtgriechisch. Die sprachliche Ableitung<br />

aus dem Ägyptischen, z. B. durch Zoega, einen bekannten Altertumsforscher,<br />

konnte nicht überzeugen, ebensowenig wie die Ableitung aus dem Indischen.<br />

Schelling schließt sich <strong>der</strong> Ableitung aus dem Phönizischen d. h. Hebräischen<br />

an. Darauf verweist auch die Überlieferung, daß sich die Kabiren be-

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