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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Hassan Givsan<br />

jekt“ zum „Objekt“ würde, „<strong>der</strong> Mensch“ zum „Subjekt“, was aber nicht sein<br />

dürfe, weil auch das den Begriff „des absoluten Subjekts“ sprengen würde.<br />

Kurz: Der Begriff „des absoluten Subjekts“ for<strong>der</strong>t rein begrifflich, daß nichts<br />

neben ihm „Subjekt“ sei, sein könne, sein dürfe. Bedenkt man das, so wird<br />

man sagen müssen, daß es bei <strong>der</strong> „Ekstase“ nicht bloß um eine „Bezeichnung“<br />

für jenes Verhältnis geht, son<strong>der</strong>n darum geht, kenntlich zu machen,<br />

wie jenes Verhältnis, das Verhältnis des Menschen zum absoluten Subjekt, zu<br />

sein hat.<br />

So schreibt Schelling auch ganz zutreffend: „Nämlich unser Ich wird außer<br />

sich, d. h. außer seiner Stelle, gesetzt. Seine Stelle ist die, Subjekt zu seyn.<br />

Nun kann es aber gegen das absolute Subjekt nicht Subjekt seyn, denn dieses<br />

kann sich nicht als Objekt verhalten. Also muß es den Ort verlassen, es muß<br />

außer sich gesetzt werden, als ein gar nicht mehr Daseyendes. Nur in dieser<br />

Selbstaufgegebenheit kann ihm das absolute Subjekt aufgehen [...].“ 57 Also:<br />

Daß „unser Ich“ sich „selbst“ aufgeben, daß es „außer sich gesetzt werden<br />

(muß), als ein gar nicht mehr Daseyendes“, wird von Schelling ausdrücklich<br />

gesagt, womit eben gesagt wird, daß „unser Ich“ als „Ich“, als „Subjekt“<br />

ausgelöscht werden muß. Aber Schelling läßt das, worum es dabei im Kern<br />

und wesentlich geht, ungesagt. Schelling läßt dabei ungesagt, daß das „rückgängig“<br />

zu machen ist, aufgrund dessen, sich überhaupt „unser Ich“ dazu erhoben<br />

hat, „Ich“ zu sein, wodurch es sich eine „Stelle“ gab, die ihm als „Ich“<br />

gemäß ist, die „Stelle“ also, „Subjekt zu sein“, und somit eine „Stelle“ beanspruchte,<br />

die allein „dem absoluten Subjekt“ zukam, was eben heißt, daß<br />

es dadurch gegen „das absolute Subjekt“ „Aufstand“ machte, kurz, sich eine<br />

στάσις erlaubte. Lesen wir nun, was Schelling zur „Ekstasis“ sagt: „Ich bemerke<br />

dazu, Ἔκστασις ist eine vox anceps, die im besseren und schlimmeren<br />

Sinn genommen werden kann. Nämlich jede Entfernung o<strong>der</strong> Entsetzung<br />

von einer Stelle ist Ekstase. Es kommt nur darauf an, ob etwas entfernt<br />

wird von einer ihm zukommenden, gebührenden Stelle, o<strong>der</strong> aber von<br />

<strong>der</strong> ihm nicht gebührenden Stelle. Im letzteren Fall ist es eine heilsame Ekstase,<br />

die zur Besinnung führt, während die an<strong>der</strong>e zur Sinnlosigkeit führt.“ 58<br />

Also: Die „Ekstasis“, die die „positive“ Philosophie im Blick hat, ist die Entfernung<br />

von <strong>der</strong> „Stelle“, die dem Menschen nicht zukommt, nicht gebührt,<br />

nämlich: die „Stelle, Subjekt zu sein“: sie will die Ἔκστασις als die Entsetzung<br />

in den „Urstand“ als „Stand“ vor <strong>der</strong> στάσις, vor dem „Fall“.<br />

Und das spricht Schelling mit den Worten aus: „Nicht das in sich hinein,<br />

das außer sich Gesetztwerden ist dem Menschen Noth. Eben durch das in<br />

57 Ebd., S. 251.<br />

58 Ebd., S. 252.

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