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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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128<br />

Hassan Givsan<br />

(werden soll), daß jenes Prius „Gott ist und also Gott existirt“, wird damit,<br />

was Schelling nicht wahrhaben will, eben „a posteriori“ bewiesen, daß zum<br />

Begriff Gottes, zur Gottheit Gottes die Schöpfung gehört. Zwar wäre das<br />

absolute Wollen nicht daran gebunden, so etwas wie die Schöpfung zu wollen,<br />

denn es könnte ein solches Wollen einfach lassen, aber dann bliebe es als<br />

das absolute Wollen nur dieses und wäre noch nicht „Gott“. Zweitens: Daß<br />

„die Welt“ „die Folge“ sei, heißt, daß jenes „Prius“ logisch „<strong>der</strong> Grund“ sei,<br />

woraus logisch notwendig jene „Folge“ folge, was eben besagt, daß von<br />

„einer freien Schöpfung“ nicht die Rede sein könne. Nebenbei sei gesagt:<br />

Die sogenannten physikotheologischen Beweise sind „a posteriori“ Beweise,<br />

also „faktische Beweise“ im Sinne <strong>Schellings</strong>, womit gesagt sein soll, daß<br />

<strong>Schellings</strong> „positive“ Philosophie auch in dieser Hinsicht nicht son<strong>der</strong>lich<br />

Neues wäre. Drittens: Der ganze Beweis, nämlich daß jenes Prius „Gott ist<br />

und also Gott existirt“, hängt schlicht daran, daß „die Welt“ „die Folge“ sei.<br />

Aber das, daß „die Welt“ „die Folge“ sei, muß allererst bewiesen werden. Wie<br />

aber so ein Beweis geführt werden kann, bleibt ein Geheimnis <strong>Schellings</strong>.<br />

Schaut man jedoch genau hin, so stellt man fest, daß Schelling in seiner<br />

Ontologie Gottes als Darstellung des absolut transzendenten „Prozesses“ des<br />

„schlechterdings transzendenten Seins“ immer wie<strong>der</strong> und zwischendurch<br />

„Gedanken“ und d. h. „Sachen“ einflechtet, die ganz und gar nicht „supramundan“,<br />

54 son<strong>der</strong>n geradezu „mundan“ sind: „Sachen“ nämlich, die von<br />

den Prozessen in <strong>der</strong> Natur und vom menschlichen Bewußtsein handeln. Sie<br />

werden zwar zu dem Zweck eingeflochten, um in Analogie zu ihnen jenen<br />

absolut transzendenten und „supramundanen“ Prozeß zu fassen, was ohnehin<br />

ein sehr fragwürdiges Verfahren ist, aber dann wird das Verhältnis, allerdings<br />

unausgesprochenerweise, umdreht, so daß das „Mundane“, wie gesagt: unausgesprochenerweise,<br />

als „Folge“ angesehen wird, was jedoch vom Grundsatz<br />

her schief ist. So sieht jedenfalls <strong>der</strong> <strong>Schellings</strong>che „a posteriorische“<br />

Beweis aus.<br />

Damit zum<br />

II.<br />

und d. h. zur „Ekstasis“. Um das, was sich dahinter verbirgt, in den Blick zu<br />

rücken, müssen wir noch einmal mit dem Grundsatz <strong>der</strong> „positiven“ Philosophie,<br />

also mit dem Satz: „Ich will Gott als Gott und d. h. Gott als Herrn<br />

54 Schelling: Philosophie <strong>der</strong> Mythologie, Bd. 1, S. 566.

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