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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Hassan Givsan<br />

ist. Wir werden sehen, daß das „will“, entsprungen aus <strong>der</strong> „Sehnsucht“ als<br />

dem Ursprung, „rotatorisch“, „sich umkehrend“, sich als Sehnsucht nach<br />

dem Ursprung will, was in <strong>der</strong> Weise <strong>der</strong> „Eskstase“ des „Ich“ zu vollziehen<br />

ist. Hier wäre <strong>der</strong> Punkt zum zweiten Schritt zu kommen.<br />

Aber bevor das geschieht, soll noch vermerkt werden: Alle Versuche<br />

<strong>Schellings</strong>, seine „positive“ Philosophie in <strong>der</strong> Abgrenzung zur „negativen“<br />

Philosophie darzustellen und somit dem Publikum vorzustellen, sind Variationen<br />

des einen umrissenen Themas, nämlich Variationen des Grundthemas<br />

<strong>der</strong> „positiven“ Philosophie, das wesentlich eine Ontologie Gottes ist, und<br />

d. h. wie Gott als Gott zu „denken“ sei bzw. „gedacht“ werden müsse, o<strong>der</strong>,<br />

was dasselbe besagt, nur die Worte „denken“ und „gedacht“ meidend: wie<br />

Gott als Gott bestimmt sei. Denn die „positive“ Philosophie will nicht Frömmigkeit<br />

sein, son<strong>der</strong>n „Wissenschaft“: geleitet von dem „entschiedenen Wollen“<br />

kündigt sie sich an „als Wissenschaft, die einen bestimmten Zweck vor<br />

Augen hat, die etwas Bestimmtes erreichen will“ 49 (Hervorhebungen vor mir):<br />

das bestimmte Etwas, das sie erreichen will, als das, was sie, entschieden<br />

wollend, im Blick und Vorblick hat, ist, den Gang des Bestimmens leitend<br />

und mithin bestimmend, anvisiert: „Gott“, „Gott als Gott“, „Gott als Herr des<br />

Seyns“. Das Anvisierte ist zwar als das zu Bestimmende anvisiert, aber als<br />

das Anvisierte bestimmt den Gang des Bestimmens des zu Bestimmenden.<br />

Bestimmt doch Schelling, mit dem Satz: „Ich will Gott als Herrn des Seyns“,<br />

die „positive“ Philosophie als „Wissenschaft, die sich selbst ihren Gegenstand<br />

frei bestimmt“, 50 ein Satz, <strong>der</strong> sachlich so gelesen werden muß, daß die<br />

„positive“ Philosophie eben „frei bestimmt“, was Gott als Herr des Seyns ist.<br />

Denn indem sie „ihren Gegenstand frei bestimmt“, bestimmt sie frei, was ihr<br />

Gegenstand als solcher ist. Und das freie Bestimmen ist hierbei nichts an<strong>der</strong>es<br />

als das Gewollte und mithin als gewollt Gesetzte so zu explizieren, wie<br />

es gewollt ist. Kurz: Was im freien Bestimmen bestimmt wird, sind die Bestimmungen<br />

des frei gesetzten „Was“ und d. h. des „Begriffs“.<br />

Die Variationen des Grundthemas ergeben sich teils daraus, daß Schelling<br />

immer wie<strong>der</strong> neu ansetzt und bei jedem Neuansatz das, was als <strong>der</strong> Anfang<br />

gesetzt wird, unter verschiedenem Titel steht: das bloß Existierende, das<br />

unbedingt Existierende, das absolute Subjekt, die ewige <strong>Freiheit</strong>, das Wollen<br />

als Urseyn usw. Und teils erklärt sich die Variationen des Grundthemas<br />

daraus, daß Schelling sich genötigt sieht, seinen „Begriff“ von Gott schärfer<br />

zu fassen, so daß seine „positive“ Philosophie nicht mit an<strong>der</strong>en Vorstellungen<br />

von Gott verwechselt werde.<br />

49 Ebd., S. 199.<br />

50 Ebd., S. 93

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