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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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„Ekstasis“ o<strong>der</strong> die Chymische Hochzeit 123<br />

heißt: „dasjenige in Gott, vermöge dessen er das grundlos Existirende ist“:<br />

„dasjenige in Gott“, was es sein mag, gehört zum Was, zu Begriff Gottes.<br />

Und wenn Schelling meint, daß er dadurch, daß er „den Begriff Gottes“<br />

fallen lasse und „das bloß Existierende“ nehme, den „Begriff“ los sei, irrt<br />

sich gründlich. Denn auch „das bloß Existierende“ ist, trotz aller Armut an<br />

Washaftigkeit, nicht nichts, son<strong>der</strong>n als „das bloß Existierende“ doch „etwas“,<br />

weil eben nicht nichts: weil im dargelegten Sinn „etwas“, so auch „Begriff“.<br />

Und weiter ist zu sagen: „das bloß Existierende“ ist nur „bloß etwas“, weil<br />

„das bloß Existierende“, als absolut waslos, gar nicht existiert: es ist eine bloß<br />

abstrakte Setzung, ein bloßer, absolut abstrakter Gedanke, ein schlechthin<br />

begriffliches Konstrukt. Das ist nicht als Einwand o<strong>der</strong> Vorwurf gemeint, und<br />

deshalb wird auch nicht die Frage gestellt, ob es sonstwo als bloß „im <strong>Denken</strong>“<br />

sein könne. Denn es liegt im „Begriff“ des „Prozesses“, daß dessen<br />

„Anfang“ schlechthin abstrakt ist.<br />

Ich sagte, daß <strong>der</strong> Streit <strong>Schellings</strong> mit <strong>der</strong> „negativen“ Philosophie sowohl<br />

wie mit dem Theosophismus sich ausschließlich um den Begriff Gottes<br />

dreht, nämlich darum dreht, wie Gott als Gott zu „denken“ sei bzw. „gedacht“<br />

werden müsse. Denn eben weil die „positive“ Philosophie mit dem<br />

„Ich will den Gott, den Gott als Herr des Seyns“ anfängt, geht es ihr wesentlich<br />

darum, aufzuzeigen, wie Gott sein muß, wenn er Gott und Herr des<br />

Seyns sein soll. Und eben weil die „positive“ Philosophie mit dem „Ich will<br />

den Gott, den Gott als Herr des Seyns“ anfängt, ist sie auch nicht genötigt,<br />

mit dem Beweis <strong>der</strong> Existenz Gottes zu beginnen. Sollte <strong>der</strong> Beweis ontologisch<br />

sein, so würde er nichts weniger voraussetzen als das, was in <strong>Schellings</strong><br />

Ontologie Gottes erst als „Resultat“ des „Prozesses“ sich erweisen,<br />

nämlich das entfaltete „Was“ o<strong>der</strong>, was dasselbe besagt, <strong>der</strong> durch den „Prozeß“<br />

hindurch bestimmte Begriff. Insofern hätte Schelling recht, wenn er einen<br />

Beweis a priori für einen Wi<strong>der</strong>spruch erklärt hätte. Lei<strong>der</strong> kann ich hier<br />

nicht die Textstelle, wo Schelling darauf eingeht 40 , im Ganzen vorführen und<br />

besprechen. Ich muß mich hier darauf beschränken, daß Schelling den Ausdruck<br />

„a priori“ eigentlich kantisch versteht: „vor aller Erfahrung“, auch wenn<br />

er das „vor“ nicht als einen „notwendigen Übergang“ faßt. Dazu schreibt<br />

Schelling: „das Prius, von dem sie [die positive Philosophie] ausgeht, ist<br />

nicht bloß vor aller Erfahrung, so daß es notwendig in diese fortginge, es ist<br />

über aller Erfahrung, und es ist für dasselbe daher kein notwendiger Übergang<br />

in die Erfahrung.“ 41 Das „Prius“, von dem in diesem Satz die Rede, ist<br />

laut Schelling – Gott. Daß „kein notwendiger Übergang in die Erfahrung“<br />

40 Ebd., S. 128ff.<br />

41 Ebd., S. 128f.

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