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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Hassan Givsan<br />

Satz beginnt: „Unser Ausgangspunkt ist das allem <strong>Denken</strong> zuvor, das unbedingt<br />

Existirende“, 26 so aus: „Ohne das vorausgesetzte unvordenkliche [...]<br />

Seyn – könnte Gott gar nicht Gott seyn; denn er könnte nicht das<br />

Ueberseyende, nicht Herr des Seyns, also überhaupt nicht <strong>der</strong> Herr seyn, als<br />

welchen wir ihn doch wollen müssen, wenn wir ihn überhaupt wollen“, 27 und<br />

in Philosophie <strong>der</strong> Offenbarung heißt es: „Und dieses [sc. das als solches<br />

seyende Seynkönnende] erst ist das, was wir eigentlich wollen können, und<br />

daher auch schon ursprünglich wollen“. 28 Denn ich wüßte nicht, wie man<br />

diese Sätze an<strong>der</strong>s lesen könnte und dürfte als von dem „wir wollen ...“, her,<br />

was übrigens nur ein an<strong>der</strong>er Ausdruck des Grundsatzes <strong>der</strong> „positiven“ Philosophie,<br />

nämlich des „Ich will ...“ ist. Denn mit dem „wir wollen Gott als<br />

Gott und d. h. Gott als Herrn des Seyns“ wird ausgesprochen, vorgegeben,<br />

gesetzt, ja diktiert, wie Gott als Gott zu „denken“ sei bzw. „gedacht“ werden<br />

müsse. An<strong>der</strong>s formuliert: Mit dem „wir wollen Gott als Herrn des Seyns“ ist<br />

<strong>der</strong> bestimmte Begriff Gottes gesetzt, von dem es gilt, ihn, diesen bestimmten<br />

Begriff zu „explizieren“. Schelling würde sagen: zu „konstruieren“.<br />

Kurz: Daß die „positive“ Philosophie „von dem, was vor und außer allem<br />

<strong>Denken</strong> ist“, 29 und zwar „absolut außer dem <strong>Denken</strong> befindlich“ 30 ist, kurz,<br />

von dem, was „das schlechterdings transscendente Seyn“ 31 ist, ausgeht, bedeutet<br />

aber geradezu, daß sie als „Philosophie“ o<strong>der</strong>, wie Schelling sich ausdrückt:<br />

als „Wissenschaft“ das schlechthin voraussetzt, nämlich das „<strong>Denken</strong>“,<br />

das sich zur Aufgabe macht, „von dem absolut außer dem <strong>Denken</strong><br />

befindlichen Seyn“ 32 auszugehen und dieses „schlechterdings transscendete<br />

Seyn“ als solches und in seinen Bestimmungen zu fassen und d. h. zu denken.<br />

Daß hierbei das „<strong>Denken</strong>“ schlechthin vorausgesetzt wird, ist nicht bloß<br />

deshalb unhintergehbar, weil auch die „positive“ Philosophie als „Wissenschaft“<br />

nur denkend ihre „Sache“ fassen kann, son<strong>der</strong>n das „<strong>Denken</strong>“ muß<br />

geradezu vorausgesetzt werden, und zwar nicht bloß deshalb, weil nur angesichts<br />

des „<strong>Denken</strong>s“ nach dem gefragt werden kann, „was vor und außer<br />

allem <strong>Denken</strong> ist“, son<strong>der</strong>n auch und nicht zuletzt deshalb, weil die Frage<br />

26 Schelling: An<strong>der</strong>e Deduktion <strong>der</strong> Principien <strong>der</strong> positiven Philosophie, in: <strong>der</strong>s.: Philosophie<br />

<strong>der</strong> Offenbarung, Bd. 2, Darmstadt 1974, S. 337.<br />

27 Ebd., S. 350. Hier merkt Schelling übrigens auch an, daß „die Theologie [...] bis jetzt<br />

diesen Uebergang auch nicht gefunden [hat]“, gemeint ist <strong>der</strong> notwendige „Uebergang<br />

von negativen zu den positiven Attributen Gottes“, ebd., S. 349f.<br />

28 Schelling: Philosophie <strong>der</strong> Offenbarung, Bd. 1, a. a. O., S. 235.<br />

29 Ebd., S. 126.<br />

30 Ebd., S. 127.<br />

31 Ebd., S. 127.<br />

32 Ebd., S. 127.

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