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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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118<br />

Hassan Givsan<br />

das wesentlich, daß die „positive“ Philosophie die Darstellung dessen ist, was<br />

Gott ist. Sie ist, um es kurz zu sagen, die Ontologie Gottes.<br />

Auf das Verhältnis <strong>der</strong> „positiven“ Philosophie zur Mystik, speziell zur<br />

Theosophie Jakob Böhmes näher eingehend, 16 schreibt Schelling, daß die<br />

„positive“ Philosophie, „ebensowenig als sie mit den rationalen Systemen,<br />

ebensowenig etwas mit <strong>der</strong> Theosophie gemeint haben kann“. 17 Zur Abgrenzung<br />

von beiden zwar, aber vor allem von „rationalen Systemen“, heißt es<br />

weiter: „Die positive Philosophie ist aber eine neue Erfindung, die beson<strong>der</strong>s<br />

den Behauptungen von Vollendung <strong>der</strong> Philosophie ziemlich ungelegen<br />

kam.“ 18 Und was die Theosophie, insbeson<strong>der</strong>e den „Theosophismus Jakob<br />

Böhmes“ betrifft, sieht Schelling bei Böhme zwar „das an sich anerkennenswerthe<br />

Streben, das Hervorgehen <strong>der</strong> Dinge aus Gott als einen wirklichen<br />

Hergang zu begreifen“. 19 Aber Schelling fügt hinzu: „Dieß weiß nun aber<br />

Jakob Böhme nicht an<strong>der</strong>s zu bewerkstelligen, als indem er die Gottheit<br />

selbst in eine Art von Naturproceß verwickelt.“ 20 So heißt es weiter: „Das<br />

Eigenthümliche <strong>der</strong> positiven Philosophie besteht aber gerade darin, daß sie<br />

allen Proceß in diesem Sinne verwirft, in welchem nämlich Gott das nicht<br />

bloß logische, son<strong>der</strong>n wirkliche Resultat eines Processes wäre. Positive<br />

Philosophie ist insofern vielmehr in direktem Gegensatz mit allem und jedem<br />

theosophischem Bestreben.“ 21 Der Satz, daß die „positive“ Philosophie „allen<br />

Proceß in diesem Sinne verwirft, in welchem nämlich Gott das nicht bloß<br />

logische, son<strong>der</strong>n wirkliche Resultat eines Processes wäre“, ist insofern von<br />

höchster Bedeutung, als Schelling damit sagt, daß in <strong>der</strong> „positiven“ Philosophie<br />

in bezug auf Gott vom Prozeß nicht im „wirklichen“, son<strong>der</strong>n allein<br />

im „logischen“ Sinn zu sprechen ist, kurz, daß die „positive“ Philosophie<br />

Gott nicht im „wirklichen“, son<strong>der</strong>n allein im „logischen“ Sinn als Prozeß<br />

faßt. Aber Schelling vergißt das gleich, indem er dem Theosophismus sowohl<br />

wie dem Rationalismus vorhält, „ungeschichtlich“ zu sein: 22 beiden sei<br />

eigen, daß sie Gott „substantiell“ fassen: dem J. Böhme sei offenbar „Gott<br />

die unmittelbare Substanz Welt; ein freies Verhältniß Gottes zu <strong>der</strong> Welt, eine<br />

freie Schöpfung will er zwar, aber er kann sie nicht herausbringen“, 23 und:<br />

„Dem Rationalismus kann nichts durch eine That, z. B. durch freie Schöp-<br />

16 Schelling: Philosophie <strong>der</strong> Offenbarung, Bd. 1, a. a. O., S. 120ff.<br />

17 Ebd., S. 120.<br />

18 Ebd., S. 120.<br />

19 Ebd., S. 121.<br />

20 Ebd., S. 121.<br />

21 Ebd., S. 121.<br />

22 Ebd., S. 125.<br />

23 Ebd., S. 125.

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