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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Hassan Givsan<br />

fang.“ 7 Daß dieses „Ich will das, was <strong>der</strong> Herr des Seyns ist“ nur ein an<strong>der</strong>er<br />

Ausdruck für „Ich will den Gott“ ist, werde wir gleich von Schelling selber<br />

hören. Und wir werden von Schelling selber auch hören, daß in diesem „Ich<br />

will den Gott“ die „Umkehrung“, die „Umkehr“ und die „Ekstasis“ sich ausdrückt.<br />

Was zunächst aber irritiert, ist, daß die „positive“ Philosophie, die vorgibt,<br />

daß sie im Unterschied zu <strong>der</strong> von ihr als „negativ“ denunzierten Philosophie,<br />

<strong>der</strong> vorgehalten wird, daß sie nicht aus dem „<strong>Denken</strong>“ herauskomme,<br />

genau das zu schaffen, was eben heißt, daß sie beansprucht, „das unvordenkliche<br />

Sein“ vor allem <strong>Denken</strong> und d. h. auch ohne In-Anspruch-nahme<br />

des <strong>Denken</strong>s habhaft zu werden, mit dem „Ich will“ anfängt.<br />

Und es soll noch nicht die Frage gestellt werden, wofür denn das „Ich“ in<br />

dem „Ich will“ stehe. Denn daß nach <strong>der</strong> von <strong>der</strong> „positiven“ Philosophie als<br />

„negativ“ denunzierten Philosophie das „Ich“ in dem „Ich will“ für das „Ich<br />

denke“ steht, dies jedenfalls cartesianisch o<strong>der</strong> kantisch, ist hinlänglich bekannt.<br />

Son<strong>der</strong>n es soll zunächst vom Standpunkt <strong>der</strong> „positiven“ Philosophie<br />

selber versucht werden, das „Ich will“ zu verorten. Vom Standpunkt <strong>der</strong> „positiven“<br />

Philosophie her ließe sich sagen, daß dieses „Ich will“ von dem<br />

„unvordenklichen Seyn“ her gedacht sei, denn es gibt, so Schelling in <strong>der</strong><br />

<strong>Freiheit</strong>sschrift (1809), „in <strong>der</strong> letzten und höchsten Instanz gar kein an<strong>der</strong>es<br />

Seyn als Wollen. Wollen ist Urseyn, und auf dieses allein passen alle Prädicate<br />

desselben: Grundlosigkeit, Ewigkeit, Unabhängigkeit von <strong>der</strong> Zeit,<br />

Selbstbejahung. Die ganze Philosophie strebt nur dahin, diesen höchsten Ausdruck<br />

zu finden.“ 8 Von diesem „Wollen“ als „Urseyn“ und als „Sehnsucht“ 9<br />

her spreche sich das „Ich will“ aus. Und Philosophie sei selber <strong>der</strong> Ausdruck<br />

dieser „Sehnsucht“ und somit des „Ich will“: sie sei, so in <strong>der</strong> Philosophie<br />

<strong>der</strong> Offenbarung, „wesentlich ein Wollen“ 10 . Sodann ließe sich sagen: als<br />

„Urseyn“ gehe das „Wollen“ allem „<strong>Denken</strong>“ voraus, sei vor allem „<strong>Denken</strong>“,<br />

sei also „unvordenklich“. Drittens ließe sich sagen: in dem „Ich will“<br />

sei das „Praktische“ ausgesprochen.<br />

Das alles ließe sich sagen, dennoch bleibt die Grundirritation, daß die „positive“<br />

Philosophie mit dem „Ich will“ anfängt. Denn die von Schelling als<br />

„negative“ denunzierte Philosophie mußte – das gilt jedenfalls für die He-<br />

7 Schelling: Philosophie <strong>der</strong> Offenbarung, Bd. 1, Darmstadt 1974, S. 93.<br />

8 Schelling: Philosophische Untersuchungen über das Wesen <strong>der</strong> menschlichen <strong>Freiheit</strong><br />

und die damit zusammenhängenden Gegenstände (1809), in: <strong>der</strong>s.: Schriften von 1806–<br />

1813, Darmstadt 1976, S. 294.<br />

9 Ebd., S. 303.<br />

10 Schelling: Philosophie <strong>der</strong> Offenbarung, Bd. 1, a. a. O., S. 201.

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