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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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„Ekstasis“ o<strong>der</strong> die Chymische Hochzeit 115<br />

„Werktage“. Es entspricht exakt dem Grundbedürfnis <strong>der</strong> bürgerlichen Geschichtsformation,<br />

daß die „Werktage“ ungestört bleiben durch die moralischen<br />

Ansprüche.<br />

Warum ich hier, bevor Schelling zur Sprache kommt, die durch Kant gestiftete<br />

Verwirrung hinsichtlich dessen, was „theoretisch“ und was „praktisch“<br />

sei, in den Blick rückte, dürfte kein Geheimnis darstellen. Denn es ist Kants<br />

Verständnis des „Praktischen“, worauf sich Schmied-Kowarzik wesentlich<br />

stützt.<br />

Nun zum ersten Schritt:<br />

I.<br />

und d. h. zu <strong>Schellings</strong> „positiver“ Philosophie. Worum geht es in <strong>der</strong> „positiven“<br />

Philosophie? Folgte man <strong>der</strong> Rhetorik von Schmied-Kowarzik, so<br />

scheint es, als wolle die „positive“ Philosophie nichts als das von <strong>der</strong> „negativen“<br />

Philosophie Vergessengemachte zu seinem Rechte verhelfen, nämlich<br />

daß allem <strong>Denken</strong> die Existenz vorausgehe, daß vor allem <strong>Denken</strong> die<br />

Existenz sei. Ist das Wort Existenz einmal gefallen, so folgt das klangvolle<br />

Wort „existentiell“, das sich je nach Stimmung und Pathos so einsetzen läßt,<br />

als wäre Schelling <strong>der</strong> Existentialist Sartre, ein Sartre allerdings, <strong>der</strong> vorweg<br />

durch Kants Sittlichkeit gründlich gezähmt und unkenntlich gemacht ist.<br />

Liest man aber Schelling selber, so wird man eines besseren belehrt, -<br />

worauf übrigens auch Schmied-Kowarzik, aber es unausgesprochen lassend,<br />

eigentlich hinaus will.<br />

In dem „Ersten Buch“ <strong>der</strong> Philosophie <strong>der</strong> Offenbarung, das den Titel<br />

trägt: „Einleitung in die Philosophie <strong>der</strong> Offenbarung o<strong>der</strong> Begründung <strong>der</strong><br />

positiven Philosophie“, also in <strong>der</strong> „Einleitung“, die Schelling ausdrücklich<br />

als „Begründung <strong>der</strong> positiven Philosophie“ deklariert, ist, und zwar den<br />

gleichsam absoluten Unterschied zur „negativen“ Philosophie markierend, zu<br />

lesen: „die positive kann rein für sich anfangen, auch etwa mit dem bloßen<br />

Ausspruche: Ich will das, was über dem Seyn ist, was nicht das bloße Seyende<br />

ist, son<strong>der</strong>n mehr als dieses, <strong>der</strong> Herr des Seyns. Denn von einem<br />

Wollen anfangen, ist sie schon berechtigt als Philosophie, d. h. als Wissenschaft,<br />

die sich selbst ihren Gegenstand frei bestimmt, als Philosophie, die<br />

schon an sich selbst und dem Namen nach ein Wollen ist. Ihre Aufgabe kann<br />

sie also auch bloß von sich selbst erhalten, und ihren wirklichen Anfang<br />

ebenso auch sich selbst erst geben; denn dieser ist von <strong>der</strong> Art, daß er keiner<br />

Begründung bedarf, er ist <strong>der</strong> durch sich selbst gewisse und absolute An-

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