Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel
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Hassan Givsan<br />
Physik liefere o<strong>der</strong> daß Kant für das durch den Sensualismus eröffnete und<br />
durch Hume skeptisch an die Spitze getriebene Problem eine elegante Lösung<br />
biete, sich dem zuzuwenden, daß Kant mit seiner transzendentalen Konstitution<br />
<strong>der</strong> Gegenstände <strong>der</strong> Erfahrung, die nicht bloß metaphorisch son<strong>der</strong>n<br />
sachlich adäquat als die transzendentale Industrie zu bezeichnen ist, das<br />
formative Prinzip <strong>der</strong> bürgerlichen Geschichtsformation in <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong><br />
transzendentalen Industrie auf den Begriff bringt. Hierzu gehört wesentlich,<br />
daß Kants transzendentale Konstitution <strong>der</strong> Gegenstände <strong>der</strong> Erfahrung dem<br />
absolut adäquat Rechnung trägt, daß durch das die Gegenstände erzeugende<br />
Tun das diese Geschichtsformation tragende Subjekt seine Grundautonomie<br />
gründet und seine Ansprüche geltend macht.<br />
Nun wird man fragen, was denn daran verwirrend sei. Verwirrend daran ist,<br />
daß Kant dieses die Gegenstände erzeugende Tun und die dabei sich gründende<br />
und aufweisende Autonomie als „theoretisch“ bezeichnet, genauer:<br />
daß dieses die Gegenstände erzeugende Tun, was Kantisch gefaßt, die transzendentale<br />
Konstitution und d. h. Produktion <strong>der</strong> Gegenstände <strong>der</strong> Erfahrung<br />
heißt, und die dabei sich gründende und aufweisende Autonomie bei<br />
Kant unter dem Titel „theoretisch“ steht bzw. dem „Theoretischen“ zugerechnet<br />
wird. Es geht dabei, wie schon gesagt, allein um den Terminus<br />
„theoretisch“, und nicht um den Kantschen Begriff <strong>der</strong> „Erkenntnis“. Denn<br />
daß Kant Erkenntnis streng und präzis als Erzeugung <strong>der</strong> sinnlichen Gegenstände<br />
faßt, entspricht exakt dem formativen Prinzip, dem gemäß das die<br />
bürgerliche Geschichtsformation tragende Subjekt durch das die Gegenstände<br />
erzeugende Tun seine Grundautonomie gründet und seine Ansprüche geltend<br />
macht.<br />
Verwirrend ist daran, wie gesagt, daß Kant dieses die Gegenstände erzeugende<br />
Tun und die dabei sich gründende und aufweisende Autonomie als<br />
„theoretisch“ bezeichnet. Denn genau das hätte in <strong>der</strong> klassischen, aristotelischen<br />
Terminologie „praktisch“, und zwar im Rahmen des „Praktischen“<br />
näher „poietisch“ geheißen. Übrigens: Daß Kant auf ein poietisches Tun,<br />
nämlich auf die Experimente Galileis, Torricellis und Stahls, 6 verweist, um in<br />
diesem Tun die Anzeige seiner transzendentalen Grundthese und <strong>der</strong>en Rechtmäßigkeit<br />
zu erblicken, ist bekannt.<br />
Und es entspricht exakt dem Grundbedürfnis <strong>der</strong> bürgerlichen Geschichtsformation,<br />
daß das, was Kant das „Praktische“ nennt und d. h. das Moralische,<br />
jenseits jenes die Gegenstände erzeugenden Tuns und <strong>der</strong> dabei sich<br />
gründenden und aufweisenden Autonomie verortet, nämlich außerhalb <strong>der</strong><br />
6 Kant: Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft, B XIIf.