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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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„Ekstasis“ o<strong>der</strong> die Chymische Hochzeit 113<br />

das fast nie ausdrücklich und schon gar nicht direkt sagen würde. Jedenfalls<br />

in <strong>der</strong> Frage nach Gott als dem gründenden Grund gründet, so sehe ich,<br />

Schmied-Kowarziks Grundaffinität zu Schelling, insbeson<strong>der</strong>e zu <strong>Schellings</strong><br />

„positiver“ Philosophie und im Rahmen <strong>der</strong> „positiven“ Philosophie zu <strong>der</strong><br />

„Ekstasis“.<br />

Das Problem ist nur, daß <strong>Schellings</strong> „positive“ Philosophie und <strong>der</strong>en<br />

eine Grundoperationsfigur „Ekstasis“ das nicht hergibt, wofür Schmied-Kowarzik<br />

sie in Anspruch nimmt.<br />

Ich werde das in drei Schritten zu zeigen versuchen. Im ersten Schritt<br />

wird dargelegt, daß <strong>Schellings</strong> „positive“ Philosophie vor allem und wesentlich<br />

eine Ontologie Gottes ist. Im zweiten Schritt wird gezeigt, daß bei <strong>der</strong><br />

„Ekstasis“ bzw. „Ekstase“ sich um die Versetzung bzw. Entsetzung des Menschen<br />

in den „Urstand“ handelt. Im dritten Schritt wird davon die Rede sein,<br />

daß für Schelling das Sittliche geradezu eine Anzeige des Abfalls von Gott<br />

sei.<br />

Aber bevor ich zu Schelling und d. h. zu den umschriebenen drei Schritten<br />

komme, ist geboten, ein Problem anzusprechen, das auf Kants Konto<br />

geht. Es ist nämlich ein Verdienst Kants, daß er mit seinen Termini „theoretisch“<br />

und „praktisch“ eine schwer entwirrbare Verwirrung gestiftet hat.<br />

Und ich füge gleich hinzu, daß Kant gerade durch diese schwer entwirrbare<br />

Verwirrung sich als genuinen Philosophen <strong>der</strong> bürgerlichen Geschichtsepoche<br />

empfiehlt. Was ich damit meine, soll kurz erläutert werden.<br />

Die bürgerliche Geschichtsepoche ist dadurch gekennzeichnet, daß sie<br />

Geschichtsformation ist: sie ist formativ. Ihr Prinzip ist nicht das Normative,<br />

sei es als göttlich gesetzt, sei es von alters her gegeben, was wie<strong>der</strong>um auf<br />

den göttlichen Ursprung verwiese, son<strong>der</strong>n ihr Prinzip ist formativ. Darin,<br />

daß ihr Prinzip formativ ist, ist ausgedrückt, daß sie nicht bloß eine Umbesetzung<br />

vornähme, etwa <strong>der</strong>art, daß sie an die Stelle „Gottes“ nun die „Natur“<br />

setzte, die von sich her ihre Formprinzipien in sich trüge, son<strong>der</strong>n in ihrem<br />

Prinzip ist ausgedrückt, daß das, was nun die Stelle besetzte, nichts als <strong>der</strong><br />

bloße Stoff sein dürfte. Und es genügte auch zunächst, daß das formierende<br />

Tun das Prinzip realisierte, ohne daß das Prinzip selber ausdrücklich zum<br />

Thema gemacht und die Frage gestellt wäre, worin denn die Formen ihren<br />

Ursprung hätten. Es ist nun Kant, <strong>der</strong> das unthematisch Gebliebene ausdrücklich<br />

zum Thema macht, und zwar in seiner ersten Kritik. Denn sollte es<br />

möglich sein, sich darüber zu verständigen, daß die thematische Mitte bzw.<br />

die thematisch positive Mitte <strong>der</strong> ersten Kritik die transzendentale Konsitution<br />

<strong>der</strong> Gegenstände <strong>der</strong> Erfahrung ist, mögen es drum herum auch noch<br />

an<strong>der</strong>e Fragen von Belang sein, so müßte es möglich sein, anstatt sich damit<br />

zu begnügen, daß Kant eine transzendentale Begründung <strong>der</strong> Newtonschen

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