07.02.2013 Aufrufe

Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

112<br />

Hassan Givsan<br />

die praktische Aufgabe einer noch über den ‚paradoxen‘ Begriff ‚negativer<br />

Dialektik‘ hinausweisende positive ‚Ekstasis‘ (Schelling) auf eine noch ausständige<br />

Praxis hin anzudeuten.“ 2 Vorgehalten wird Adorno, daß dieser „sich<br />

selber mit einer Negativen Dialektik [begnügt], die [...]Kritik übt an einer vorgängigen<br />

gesellschaftlichen Praxis“ 3 . Im Gegenzug dazu wird „Dialektik“<br />

von Schmied-Kowarzik zunächst als „Selbstbegrenzung <strong>der</strong> menschlichen<br />

Vernunft“, d. h. „negativ“ gedeutet, um sodann zu sagen: „sie ist aber auch<br />

zugleich positiv, insofern menschliche Vernunft aus dem Primat des Sittlichen<br />

einen Auftrag für eine noch ausständige Praxis erfährt. Dieses sich Freimachen<br />

aus dem Vorrang <strong>der</strong> Theorie für eine existentiell-praktische Positionsfindung<br />

unseres geschichtlichen Handelns umschreibt Schelling als<br />

‚Ekstasis‘ des <strong>Denken</strong>s.“ 4 Und den Text abschließend heißt es: „Wo sich<br />

Philosophie in ihrer doppelt bestimmten Dialektik zur Praxis begreift, kann<br />

sie ihre prinzipielle Negativität als Theorie aufheben, das heißt sich negativ<br />

selbstbegrenzend überwinden und positiv ekstatisch über sich hinaus aufheben,<br />

das heißt in die uns aufgegebene menschliche Praxis hinein verwirklichen.“<br />

5 Diese Sätze habe ich nur angeführt, um anzuzeigen, wie Schmied-<br />

Kowarzik die <strong>Schellings</strong>che „Ekstasis“ einsetzt, genauer: was er <strong>der</strong> <strong>Schellings</strong>chen<br />

„Ekstasis“ gleichsam als Funktion zu schreibt. Nämlich das, was<br />

oben vereinfacht ausgedrückt so ins Wort gebracht wurde: daß die <strong>Schellings</strong>che<br />

„Ekstasis“ die Freimachung von dem „Vorrang <strong>der</strong> Theorie“ und die<br />

Versetzung in „eine existentiell-praktischen Positionsfindung unseres geschichtlichen<br />

Handelns“ sei.<br />

Soweit <strong>der</strong> Hinweis darauf, daß Wolfdietrich Schmied-Kowarzik selber<br />

mich auf das Thema gestoßen hat. Daß ich dem Freund, auch zu dem Anlaß<br />

des heutigen Kolloquiums, alles Gute wünsche, und ihm wünsche, daß er<br />

noch weitere Werke mit und zu Schelling verfaßt, ekstatisch ergriffen und<br />

ekstatisch ergreifend, das weiß er schon. Und es erscheint als paradox –<br />

Schmied-Kowarzik würde sagen: dialektisch –, daß unsere Freundschaft durch<br />

Differenzen im „Theoretischen“ nicht getrübt, son<strong>der</strong>n vielmehr angespornt<br />

wurde und wird. Es ist im Kern und im Letzten eine Grunddifferenz, die sich<br />

aus <strong>der</strong> Antwort auf die Frage ergibt, auf welchem letzten und d. h. ersten<br />

Grund als dem gründenden Grund eine humane – Schmied-Kowarzik würde<br />

sagen: sittliche – Praxis <strong>der</strong> Menschen gründe. Dieser letzte und d. h. erste<br />

gründende Grund ist für Wolfdietrich Schmied-Kowarzik – Gott, obgleich er<br />

2 Ebd., S. 61.<br />

3 Ebd., S. 63.<br />

4 Ebd., S. 64.<br />

5 Ebd., S. 65.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!