Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel
Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel
Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
10<br />
Vorwort <strong>der</strong> Herausgeber<br />
Heinz Paetzold beschäftigt sich mit <strong>Schellings</strong> ästhetischem Absolutismus<br />
und mit zeitgenössischen Fortsetzungen <strong>der</strong> darin implizierten philosophischen<br />
Problematik <strong>der</strong> Kunst. Nach einer Rekonstruktion <strong>der</strong> berühmten<br />
These von Schelling im System des transzendentalen Idealismus, <strong>der</strong>zufolge<br />
die Kunst das „Organon“ und das „Dokument“ <strong>der</strong> Philosophie sei, wird dieses<br />
Theorem in den damals zeitgenössischen Kontext eingebettet und als Teil<br />
<strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong> Romantik erläutert mit Rückbezügen auf das „Älteste<br />
Systemprogramm des deutschen Idealismus“ und mit <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung, mythische<br />
Gehalte in die Kunst einzufügen. Fortführungen von <strong>Schellings</strong> ästhetischem<br />
Absolutismus sieht Paetzold in Adornos Ästhetik einerseits, die als<br />
mo<strong>der</strong>nisierte Romantik gedeutet wird, und in Richard Rortys neopragmatischer<br />
Poetisierung <strong>der</strong> Kultur an<strong>der</strong>erseits, die allerdings als eine halbierte<br />
Romantik bewertet werden sollte. Rorty bezweifelt grundsätzlich jede Möglichkeit<br />
des Absoluten, während Adorno sie auf die Negativität <strong>der</strong> Realgeschichte<br />
bezieht.<br />
Christian Danz befasst sich mit den biografischen Anfängen von <strong>Schellings</strong><br />
Mythostheorie. In seinen ersten Schriften (Magisterdissertation 1792 und<br />
Mythosaufsatz 1793) folgt Schelling <strong>der</strong> rationalistischen Theorie. In <strong>der</strong> Magisterdissertation<br />
sah er im Buch Genesis, Kap. 3 ein Philosophem vom Ursprung<br />
des Bösen. Er verband eine geschichtsphilosophische und eine hermeneutische<br />
Position und unterschied, wie Lessing, die drei Stufen <strong>der</strong> natürlichen, geschichtlichen<br />
und vernünftigen Religion. Aus den positiven Religionen entwickelte<br />
sich die Vernunftreligion. Die Theologie <strong>der</strong> späten Aufklärung hatte<br />
den Mythosbegriff rezipiert und damit die biblischen Texte historisiert. Für<br />
Schelling war die Geschichte vom Sündenfall keine historische Begebenheit,<br />
son<strong>der</strong>n eine Urkunde aus <strong>der</strong> Kindheit <strong>der</strong> Menschheit in <strong>der</strong> sinnlich-symbolischen<br />
Form des Mythos. In den noch nicht edierten Kommentaren <strong>Schellings</strong><br />
zum Galater- und Römerbrief des Apostels Paulus wurde <strong>der</strong> Ansatz <strong>der</strong> beiden<br />
ersten Mythenschriften weitergeführt, indem die Idee <strong>der</strong> reineren Religion<br />
Christi in den sinnlichen Ereignissen des Lebens Jesu, etwa <strong>der</strong> Auferstehung,<br />
dargestellt wurde. Im Kontrast zur allegorischen Bibelauslegung bei Kant und<br />
zu seinen eigenen Kommentaren zu Paulus hat Schelling 1794 eine philologisch<br />
und historisch ansetzende Interpretation <strong>der</strong> Bibel gefor<strong>der</strong>t, die er zunächst<br />
allerdings wie<strong>der</strong> abbrach und erst in Jena wie<strong>der</strong> aufgriff.<br />
III<br />
Erhard Oeser beschäftigt sich mit <strong>Schellings</strong> Hegel-Kritik in dessen positiver<br />
Philosophie. Das Verfehlte <strong>der</strong> Hegelschen Logik besteht Schelling zufolge in