WBKi Standortanalyse Kirchheim - Gemeinde Kirchheim-Heimstetten
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Bericht zur <strong>Standortanalyse</strong><br />
Attraktivität des Wirtschaftsstandorts<br />
<strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Mai 2012<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Impressum<br />
Autoren<br />
Wolfgang Gerstenberger Kapitel 2, 3, 4 und 5<br />
Dr. Günter Reichart Kapitel 2, 4, 5, 6 und 9<br />
Eberhard Weidner Kapitel 1, 2, 5, 7 und 8<br />
Peter Friederichs Kapitel 5.2.5<br />
Heinrich Kröniger Kapitel 3.5.1, 4.2 und 5.1<br />
Gerhard Ludwig Kapitel 3.4<br />
Redaktion<br />
Bernd Blank, Peter Friederichs, Gerhard Ludwig,<br />
Michael Kolleczek, Gerd Rimner, Frank Stiller<br />
Datenhaushalt<br />
Horst Koeppel (bis 31.12.2011), Wolfgang Gerstenberger<br />
Interviews, Datenbeschaffung, Statistik<br />
Bernd Blank, Peter Friederichs, Wolfgang Gerstenberger, Henry Hartmann, Marko<br />
Kleiner, Horst Koeppel (bis 31.12.2011), Michael Kolleczek,<br />
Heinrich Kröniger, Andreas Kronthaler, Gerhard Ludwig, Dr. Günter Reichart, Gerd<br />
Rimner, Florian Schmidt, Frank Stiller, Eberhard Weidner<br />
Layout und Gestaltung<br />
Bernd Blank<br />
Herausgeber<br />
Wirtschaftsbeirat der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München,<br />
Sprecher: Eberhard Weidner,<br />
Stockäckerring 47, D-85551 <strong>Kirchheim</strong><br />
eberhard-weidner@t-online.de<br />
© Wirtschaftsbeirat der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung ist es nicht gestattet, dieses<br />
Werk auf photomechanischem Weg oder auf andere Art zu vervielfältigen.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Danke<br />
sagen wir all den vielen Menschen, die direkt oder indirekt zu dieser Analyse der Attraktivität<br />
des Wirtschaftsstandortes <strong>Kirchheim</strong> bei München, unserer Heimatgemeinde, beigetragen<br />
haben.<br />
Dazu gehören vor allem die Unternehmer und die Personen, die unsere Fragen schriftlich<br />
oder in Interviews beantwortet oder uns bereitwillig und uneigennützig unterstützt haben.<br />
Besonderen Dank auch unseren Familien, die die Entwicklung unserer in mancher Phase<br />
ebenso zeitaufwändigen wie abwechslungsreichen Untersuchungen miterleben konnten.<br />
In der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung hat uns Frau Linser manchen Umweg erspart und manche Tür<br />
geöffnet. Ihr gebührt ebenso wie ihren Kollegen, die uns mit Rat und Tat geholfen haben, ein<br />
herzliches Dankeschön.<br />
Die Damen und Herren des <strong>Gemeinde</strong>rates haben uns diesen anspruchsvollen Auftrag -<br />
ohne einen Leistungsnachweis zu verlangen - erteilt und uns jederzeit geholfen. Ohne dieses<br />
außerordentliche Vertrauen würde diese ehrenamtlich erstellte Analyse nicht existieren.<br />
Vorwort des Sprechers<br />
Angefangen hat alles an einem Abend im Frühjahr 2009. Auf Einladung des Bürgermeisters<br />
der <strong>Gemeinde</strong>, Herrn Hilger, besuchte ich erstmals eine <strong>Gemeinde</strong>ratssitzung, um einen<br />
Eindruck vom Zusammenwirken der Fraktionen und Gruppierungen im <strong>Gemeinde</strong>rat und mit<br />
der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung zu erhalten.<br />
In der Folge beschäftigte ich mich mit einigen abgelehnten Anträgen zur Wirtschaftsförderung<br />
und den Ursachen dafür, warum sachlich richtige Vorschläge keine Mehrheit<br />
fanden. Bald begannen Freunde, denen ich davon erzählte, sich ebenfalls für dieses Thema<br />
zu interessieren. Dies wiederum führte zur Gründung des ehrenamtlich tätigen, unparteiisch<br />
wirkenden Wirtschaftsbeirates, der <strong>Gemeinde</strong>rat und <strong>Gemeinde</strong>verwaltung in allen wirtschaftlichen<br />
Fragen berät.<br />
Das Ergebnis unseres ersten Auftrages halten Sie nun in der Hand. Wir hoffen, wenn Sie<br />
diese Ausarbeitung durchsehen und lesen, werden Sie Hinweise, Tipps, Ansätze und<br />
Methoden finden, die Ihnen hilfreich sind.<br />
Eberhard Weidner<br />
Sprecher des Wirtschaftsbeirats<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Vorwort des Bürgermeisters<br />
Liebe Leser,<br />
liebe Bürger und Interessierte,<br />
diese vom Wirtschaftsbeirat <strong>Kirchheim</strong> erarbeitete <strong>Standortanalyse</strong> enthält viele interessante<br />
und wichtige Informationen aus und über unsere <strong>Gemeinde</strong>. Ich freue mich, dass sich so<br />
viele qualifizierte Personen so viel Mühe gemacht haben, Fakten über unseren Ort zu<br />
sammeln und auszuwerten.<br />
Der Bürgermeister und die Verwaltung schauen meistens „von innen“, aus dem Rathaus, auf<br />
die Vorgänge in unserer <strong>Gemeinde</strong>. Deshalb freue ich mich, dass wir mit dieser Analyse jetzt<br />
auch einmal den Blick „von außen“ kennen lernen dürfen. Es wird die Aufgabe der nächsten<br />
Monate sein, diese Erkenntnisse umzusetzen und wenn möglich für die Arbeit in Zukunft zu<br />
nutzen.<br />
Vielen Dank an den Wirtschaftsbeirat für dieses umfangreiche Werk, das uns bei der<br />
weiteren Entwicklung unseres Ortes eine große Hilfe sein kann.<br />
Heinz Hilger<br />
Erster Bürgermeister<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Impressum .................................................................................................................................. 2<br />
Danke ......................................................................................................................................... 3<br />
Vorwort des Sprechers ............................................................................................................... 3<br />
Vorwort des Bürgermeisters ........................................................................................................ 4<br />
1. Ziel der <strong>Standortanalyse</strong> .................................................................................................... 7<br />
1.1.<br />
1.2.<br />
Auftrag <strong>Gemeinde</strong>rat ................................................................................................ 7<br />
Gestaltungsspielräume der <strong>Gemeinde</strong> ...................................................................... 7<br />
2. Methodische Grundlagen (SWOT-Analyse) ....................................................................... 8<br />
2.1.<br />
2.2.<br />
2.3.<br />
2.4.<br />
Standortfaktoren ..................................................................................................... 10<br />
Standortvergleiche und Benchmarking ................................................................... 11<br />
Trendanalysen ........................................................................................................ 11<br />
Zur Vorgehensweise bei den Erhebungen .............................................................. 11<br />
3. Wirtschaft - Ausgangslage und Entwicklung in <strong>Kirchheim</strong> ................................................ 13<br />
3.1.<br />
3.2.<br />
3.3.<br />
3.4.<br />
3.5.<br />
3.6.<br />
3.7.<br />
Informationen über Gewerbetreibende in der <strong>Gemeinde</strong> ........................................ 14<br />
Verantwortlichkeiten für Wirtschaftsfragen in <strong>Gemeinde</strong>rat und<br />
<strong>Gemeinde</strong>verwaltung .............................................................................................. 14<br />
Arbeitgeber, Betriebe, Arbeitnehmer und Arbeitplätze ............................................ 15<br />
3.3.1. Arbeitgeber und Betriebe ............................................................................... 15<br />
3.3.2. Arbeitnehmer und Qualität der Arbeitsplätze ................................................ 16<br />
Flächen und Gebäude in Gewerbe- und Mischgebieten ......................................... 21<br />
<strong>Gemeinde</strong>steuern, öffentliche Abgaben .................................................................. 22<br />
3.5.1. Interkommunaler Vergleich der <strong>Gemeinde</strong>steuern ......................................... 22<br />
3.5.2. Gewerbesteuer- und Grundsteueraufkommen nach Gewerbegebieten ......... 24<br />
Gemeindliche Investitionen in die Gewerbegebiete ................................................ 25<br />
Wirtschaftsentwicklung in den letzten Jahren.......................................................... 26<br />
4. Bewertung von Standortfaktoren der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong> .............................................. 29<br />
4.1.<br />
4.2.<br />
4.3.<br />
Vorbemerkungen .................................................................................................... 29<br />
Objektive Indikatoren für die Ausstattung mit Standortfaktoren .............................. 31<br />
Aussagen der Unternehmen ................................................................................... 38<br />
4.3.1. Gewichtung und Bewertung der erhobenen Standortfaktoren ........................ 38<br />
4.3.2. Zukunftsplanungen der Firmen ...................................................................... 39<br />
4.3.3. Anregungen zu Verbesserungsmaßnahmen für den Gewerbestandort .......... 40<br />
4.3.4. Anregungen für die <strong>Gemeinde</strong>verwaltung / Gewerbepolitik ........................... 44<br />
4.3.5. Spezifika von Handwerkern und Freiberuflern ............................................... 44<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
4.4.<br />
4.5.<br />
4.6.<br />
4.7.<br />
Einschätzungen durch die Fraktionen und Gruppierungen im <strong>Gemeinde</strong>rat ............ 48<br />
Einschätzungen durch Makler und Grundstückseigentümer ................................... 55<br />
Die Sicht von Multiplikatoren ................................................................................... 56<br />
Image des Ortes - Einschätzungen durch Bürger und Unternehmer ....................... 57<br />
5. Zukünftige Herausforderungen bis 2030 und deren Auswirkungen .................................. 59<br />
5.1.<br />
5.2.<br />
Demographische Entwicklung und deren Auswirkungen ......................................... 59<br />
5.1.1. <strong>Kirchheim</strong> im deutschlandweiten Vergleich .................................................... 59<br />
5.1.2. Demographische Veränderungen und deren Auswirkungen .......................... 60<br />
5.1.3. Demographische Entwicklung und Planungen zur Ortsentwicklung bis zum<br />
Jahr 2020 ...................................................................................................... 61<br />
5.1.4. Prognostizierte Wirkungen der „Generation Silber“ ........................................ 62<br />
5.1.5. Kaufkraft der Bürger ...................................................................................... 64<br />
Veränderungen im globalen Umfeld und resultierende Herausforderungen für<br />
<strong>Kirchheim</strong>................................................................................................................ 65<br />
5.2.1. Umstrukturierung Energieversorgung und Energieeinsparung ....................... 66<br />
5.2.2. Recyclingwirtschaft ........................................................................................ 66<br />
5.2.3. Technologische Trends ................................................................................. 67<br />
5.2.4. Globalisierung, Nachfrageverlagerungen und Wettbewerbsdruck .................. 70<br />
5.2.5. Wandel in den gesellschaftliche Einstellungen ............................................... 71<br />
6. Aspekte der Ansiedlung von High-Tech-Branchen und Clusterbildung ............................ 72<br />
6.1.<br />
Infrastrukturelle Voraussetzungen für die Ansiedlung technologie- und<br />
wissensorientierter Unternehmen ........................................................................... 73<br />
6.1.1. Ausgangslage ................................................................................................ 73<br />
6.1.2. Attraktivitätsmerkmale eines Standortes für High-Tech-Branchen ................. 74<br />
6.1.3. Die Chancen der <strong>Gemeinde</strong> .......................................................................... 75<br />
6.1.4. Potentiale für eine Clusterbildung in <strong>Kirchheim</strong> bei München ......................... 75<br />
6.1.5. Fazit .............................................................................................................. 78<br />
7. SWOT-Matrix ................................................................................................................... 81<br />
8. Handlungsempfehlungen ................................................................................................. 84<br />
9. Zur Strategie der künftigen Gewerbepolitik ...................................................................... 90<br />
10. Anlagen ........................................................................................................................... 93<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
1. Ziel der <strong>Standortanalyse</strong><br />
1.1.<br />
Auftrag <strong>Gemeinde</strong>rat<br />
Der <strong>Gemeinde</strong>rat hat einstimmig entschieden, die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes<br />
<strong>Kirchheim</strong> zu untersuchen. Den Auftrag erhielten 15 Bürger, die im August 2011 zum<br />
Ehrenamt im Wirtschaftsbeirat berufen worden waren.<br />
Nur was hat die <strong>Gemeinde</strong> veranlasst, in einer SWOT-Analyse sich mit ihren Stärken und<br />
Schwächen, Chancen und Gefährdungen auseinander zu setzen? Denn auf den ersten Blick<br />
scheint schon das Ergebnis der Analyse festzustehen. <strong>Kirchheim</strong> liegt im reichen und vom<br />
wirtschaftlichen Erfolg verwöhnten Speckgürtel von München, wozu braucht es also eine<br />
Analyse? Und noch viel wichtiger, hat denn die kleine <strong>Gemeinde</strong> am Rande der riesigen<br />
EuropaMetropolRegion überhaupt wirksame Gestaltungsmöglichkeiten, um ihre Attraktivität<br />
als Wirtschaftsstandort zu verbessern?<br />
Der Wirtschaftsbeirat soll - so die Erwartungshaltung - auch Fragen beantworten wie “was<br />
veranlasst einen Unternehmer dazu, sich zwar im Landkreis niederzulassen, aber eben nicht<br />
<strong>Kirchheim</strong>?“ oder „wie kommt es, dass manche Orte innovative Unternehmen mit anspruchsvollen<br />
Arbeitsplätzen förmlich anziehen“ oder „haben andere <strong>Gemeinde</strong>n einfach nur Glück,<br />
wenn dort die Einnahmen aus Gewerbesteuer nur so sprudeln?“<br />
1.2.<br />
Gestaltungsspielräume der <strong>Gemeinde</strong><br />
Diese sind weit größer, als sie zuerst vermuten lassen. Wie so oft bei komplizierten Aufgaben,<br />
hilft es, eine einfache Frage zu stellen:<br />
„Was braucht eine <strong>Gemeinde</strong>, um wirtschaftlich attraktiv zu sein?“<br />
Es wird nicht überraschen, dass diese einfache Frage zu mindestens drei ebenso einfachen<br />
Antworten führt:<br />
Erstens: Einen guten Ruf<br />
Zweitens: Gute Rahmenbedingungen für arbeitsplatzschaffende Unternehmer wie<br />
Arbeitnehmer<br />
Drittens: Ausreichende Haushaltseinnahmen für Investitionen<br />
Sollten diese drei elementaren Faktoren nicht „stimmen“, dann lassen sich Unternehmer und<br />
Arbeitnehmer in Regionen mit besseren Verdienstmöglichkeiten und attraktiveren Arbeitsplätzen<br />
nieder.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
2. Methodische Grundlagen (SWOT-Analyse)<br />
Die SWOT-Analyse (SWOT= strengths-weaknesses-opportunities-threats) haben wir als<br />
Instrument gewählt, um die Position der <strong>Gemeinde</strong> als Wirtschaftsstandort in ihren Stärken<br />
(strengths) und Schwächen (weaknesses) zu bestimmen und sich der Chancen (Opportunities)<br />
und Gefährdungen (threats) im Umfeld bewusst zu machen.<br />
Die Ergebnisse einer SWOT-Analyse bilden die Grundlage für Entscheidungen, welche der<br />
identifizierten Stärken in der Zukunft weiter ausgebaut, welche bisher nicht erkannte<br />
Chancen genutzt, wie Schwächen in Chancen bzw. in Stärken umgewandelt oder wie<br />
Gefährdungen neutralisiert werden können.<br />
Abb.2.1 Die SWOT-Methodik<br />
Aus diesen grundsätzlichen Entscheidungen sind anschließend die Maßnahmen zur<br />
Umsetzung festzulegen. In nächsten Schritten sollten die finanziellen und personellen<br />
Ressourcen bereit gestellt und die Systematik gewählt werden, wie Nutzen sowie Kosten<br />
und Terminvorgaben des Umsetzungsprojektes zu steuern sind. Abhängig von der Tragweite<br />
der Entscheidungen sollen die Bürger so bald wie möglich eingebunden werden.<br />
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Gefährdungen
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Abb.2.2 360°-Beurteilung<br />
<strong>Standortanalyse</strong>n sind an sich typische betriebswirtschaftliche Fragestellungen. In der Praxis<br />
hat sich daraus eine durchaus komplexe Aufgabe entwickelt. Vor allem das vollständige<br />
Fehlen von Informationen über die <strong>Kirchheim</strong>er Gewerbebetriebe stellte uns vor erhebliche<br />
Schwierigkeiten. Der Wirtschaftsbeirat hat sich deshalb für ein stufenweises Vorgehen<br />
entschieden und sich an den Entscheidungskriterien von Unternehmern und Investoren<br />
orientiert, wie diese die Standortfaktoren bewerten.<br />
Methodisch unterscheidet sich die vorliegende Analyse von vielen anderen <strong>Standortanalyse</strong>n.<br />
Abweichend zu üblichen standardisierten Abfragen der ansässigen Gewerbetreibenden,<br />
einigen Gesprächen und der Analyse einzelner Kennzahlen haben wir uns für eine Systematik<br />
entschieden, die einer 360°-Grad-Beurteilung entspricht. Alle Gruppierungen, die die<br />
Attraktivität des Wirtschaftsstandortes <strong>Kirchheim</strong> direkt oder indirekt beeinflussen können,<br />
haben wir um ihr Urteil gebeten.<br />
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Gefährdungen
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Unsere Vorgehensweise² (Einzelheiten siehe Anhang) zeigt die nachfolgende Graphik:<br />
Standortfaktoren<br />
Statistische Analyse<br />
Vorbereitung<br />
Umfragen/Interviews<br />
Auswertung der<br />
Befragungen<br />
Literaturauswertung<br />
Verdichtung der<br />
Ergebnisse<br />
Ableitung von<br />
Empfehlungen<br />
Abb.2.3 Unsere Vorgehensweise<br />
2.1.<br />
Standortfaktoren<br />
� Auswahl relevanter harter Standortfaktoren<br />
� Auswahl relevanter weicher Standortfaktoren<br />
� Beschaffung von statistischen Daten<br />
� Bildung von Indikatoren für die Standortfaktoren<br />
� Vergleichende Analyse und Benchmarking<br />
� Erstellung gruppenspezifischer Fragebögen<br />
� Erstellung der Vorlagen für strukturierte Interviews<br />
� Auswahl der Stichproben<br />
� Durchführung der Umfragen und Interviews<br />
� Häufigkeitszählung der Antworten<br />
� Auflistung markanter Einzelaussagen<br />
� Technologietrends<br />
� Sozio-Ökonomische Trends<br />
� Einordnung in S-W-O-T<br />
� Gruppierung in Vierfeldermatrix<br />
� Aufzeigen von Handlungsbedarfen<br />
� Aufzeigen von Handlungsoptionen<br />
Die Bewertung der Attraktivität eines Wirtschaftsstandortes kann anhand harter, weitgehend<br />
objektiver, funktionaler Faktoren (pragmatische Qualität) und anhand weicher, oft nur<br />
subjektiv einschätzbarer Faktoren persönlicher Präferenzen (hedonistische Qualität)<br />
erfolgen. Die Faktoren kann man weiter danach unterscheiden, ob sie von der <strong>Gemeinde</strong><br />
selbst gestaltbar sind (interne Faktoren) oder als Gegebenheiten des Umfeldes zu betrachten<br />
sind (externe Faktoren). 1 <strong>Kirchheim</strong> liegt in der Europametropolregion München und<br />
verfügt über eine Reihe von Standortbedingungen, die sie zwar nutzen aber nicht nennenswert<br />
beeinflussen kann. <strong>Kirchheim</strong> profitiert von den Vorteilen der Region bzw. leidet unter<br />
deren Nachteilen genauso wie alle anderen Kommunen des Landkreises bzw. des Münchner<br />
1 Siehe hierzu auch G. Reichart: Ansätze zur Messung der Standortfaktoren im Anhang<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Speckgürtels. Die Analyse konzentriert sich deshalb auf solche Standortfaktoren, deren<br />
Ausprägung durch die Kommunalpolitik bestimmt oder zumindest beeinflusst werden kann.<br />
Die Wichtigkeit der und die Zufriedenheit mit den Standortfaktoren haben zum einen die<br />
befragten <strong>Kirchheim</strong>er Firmen, Handwerker und Selbstständigen und zum anderen die<br />
Bürger, <strong>Gemeinde</strong>räte, Grundstückseigentümer und Makler bewertet. Die Einzelaussagen<br />
stellen sicher eine subjektive Sicht dar, in der Häufigkeit bestimmter Antworten lassen sich<br />
jedoch Trends und mehrheitliche Einschätzungen bestimmen. Wo möglich und sinnvoll<br />
haben wir für Standortfaktoren auch objektive Daten erhoben.<br />
2.2.<br />
Standortvergleiche und Benchmarking<br />
Die Ausprägung eines Standortfaktors an einem Ort kann durch den Absolutwert, aber auch<br />
durch den Vergleich mit den Indikatorwerten anderer Standorte bestimmt werden. Für diese<br />
Analyse haben wir <strong>Kirchheim</strong> mit den Nachbargemeinden Aschheim, Feldkirchen, Poing,<br />
Ismaning und Unterföhring verglichen. Ein Benchmarking im engeren Sinn stellt dies nicht<br />
dar, weil hierbei jeweils der Vergleich mit dem Spitzenreiter gesucht wird. Die Unterschiede<br />
zwischen diesen <strong>Gemeinde</strong>n, die durch die Zugehörigkeit zur Region München und durch<br />
ihre verkehrsgünstige Lage (Autobahn, S-Bahn) über viele Standortvor- und -nachteile<br />
gemeinsam verfügen, sind aber dann überwiegend gemeindespezifischer Natur.<br />
2.3.<br />
Trendanalysen<br />
Eine <strong>Standortanalyse</strong> kann nicht nur darin bestehen, die derzeitigen Stärken und Schwächen<br />
herauszuarbeiten. Letztlich kommt es darauf an, wie zukunftsfähig ein Standort ist. Die<br />
Zukunftsfähigkeit ist nicht ohne einen Blick auf die Entwicklungstrends und den sich abzeichnenden<br />
Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft und die damit verbundenen Chancen<br />
und Gefährdungen zu beurteilen. Deshalb müssen die Befunde zur derzeitigen Lage um<br />
Trendanalysen ergänzt werden. In dieser Ausarbeitung wurden hierfür Zukunftsaussagen in<br />
der Literatur ausgewertet und/oder auf Prognosen externer Institutionen zurückgegriffen. Auf<br />
dieser Basis haben wir Handlungsoptionen für die <strong>Gemeinde</strong> herausgearbeitet.<br />
2.4.<br />
Zur Vorgehensweise bei den Erhebungen<br />
Wir haben eine Reihe von Fragebögen und Interviewbögen entworfen, die an ausgewählte<br />
Gewerbetreibende versandt bzw. die zu Interviews mit ausgewählten Firmen genutzt<br />
wurden.<br />
Für die Unternehmen setzten wir das Verfahren eines strukturierten Interviews ein, das<br />
einerseits dem Interviewer die Art der zu stellenden Fragen vorgibt, dem Interviewten aber<br />
mehr Raum lässt für die Formulierung seiner Antworten als dies bei einem Fragebogen mit<br />
vorgegebene Antwortkategorien möglich wäre. Ein freies Interview hätte erhebliche Probleme<br />
in der Auswertung der Antworten aufgrund der Variabilität, die der Interviewer verursacht.<br />
Die Auswahl der Gewerbetreibenden stellte uns vor große Schwierigkeiten, da –<br />
ausgenommen der Namen und Adressen aus dem Gewerberegister - keine vollständige und<br />
aktuelle Erfassung der <strong>Kirchheim</strong>er Gewerbetreibenden existierte. Aus unterschiedlichen<br />
Quellen, IHK-Daten, Telefonbuch und Vor-Ort-Begehungen der Gewerbegebiete haben wir<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
in mühsamer Kleinarbeit unter Beseitigung vieler Inkonsistenzen eine einigermaßen aktuelle<br />
und vollständige Ausgangsbasis (Datenpool) geschaffen. Dieser Pool wurde in Cluster für<br />
Handwerker, Freiberufler, große Firmen (ab 20 MA), juristische Personen und kleine Firmen<br />
(1-19 Mitarbeiter) unterteilt.<br />
In einer Fragebogenaktion schrieben wir Firmen aus allen Gruppen an. Wir baten um<br />
Auskunft zur aktuellen Unternehmenssituation und Planungen zur Expansion oder Betriebsverlagerung<br />
sowie auch um die Beurteilung des Standortes. im Die angeschriebenen<br />
Gruppen setzten sich wie folgt zusammen:<br />
� ausgewählte Freiberufler (ca. 50)<br />
� alle Handwerker (ca. 125)<br />
� aus der verbleibenden Menge von ca. 1.700 Betrieben:<br />
� alle Firmen >20 Beschäftigte<br />
� 50% der juristischen Personen (per Zufallsauswahl) ca.250<br />
� 25% der Firmen, die dann noch übrig blieben (per Zufallsauswahl) 1200/4= 300<br />
Angeschrieben Geantwortet Antwortquote<br />
Große Firmen (>20MA) 28 12 42,9%<br />
Juristische Personen 247 45 18,2%<br />
Kleine Firmen 290 21 7,2%<br />
Handwerker 123 8 6,5%<br />
Freiberufler 49 6 12,2%<br />
Insgesamt 737 92 12,5%<br />
Tab.2.4.1 Befragungsumfang<br />
Die Tabelle zeigt die Zahl der Firmen, die zwecks Selbstauskunft oder Interview angesprochen<br />
worden sind, und wie viele Firmen sich beteiligt haben. Im Durchschnitt hat uns jeder<br />
achte Unternehmer geantwortet. Dieses Ergebnis ist weit besser als die übliche Rücklaufquote<br />
bei schriftlichen Umfragen.<br />
Für die Befragungen und Interviews wurde eine so genannte geschichtete Stichprobe<br />
gewählt. Eine zufällige Stichprobe macht für die hier vorliegende Fragestellung keinen Sinn,<br />
weil die einzelnen Gruppen sehr unterschiedlich in der Grundgesamtheit vertreten sind.<br />
Damit sind nur die Methoden der deskriptiven Statistik einsetzbar. Da aber ohnehin nur<br />
Trendaussagen gewonnen werden sollten, ist dies nicht als Nachteil anzusehen.<br />
Insgesamt waren 60 Interviews innerhalb der Gruppen größere Unternehmen, kleinere<br />
Betriebe und juristische Personen geplant. Tatsächlich hatten wir insbesondere bei den<br />
kleineren Betrieben große Schwierigkeiten, die Unternehmer bzw. geeignete Interviewpartner<br />
zu finden. Wir konnten deshalb nur 39 Interviews durchführen.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Größere Firmen zeigten eine hohe Auskunftsbereitschaft - 18 von 28 Betrieben haben mit<br />
uns gesprochen. Von den kleineren Betrieben standen uns lediglich 21 von 80 der angesprochenen<br />
Unternehmern Rede und Antwort.<br />
Die sehr positive Auskunftsbereitschaft der größeren Firmen stand im Gegensatz zu der der<br />
kleineren Betriebe. In etlichen Fällen existierte der Betrieb nicht mehr oder unter der<br />
angegebenen Adresse war niemand zu erreichen; ebenso häufig bestand kein Interesse sich<br />
zu äußern.<br />
Ebenfalls in Form strukturierter Interviews haben wir einzelne Unternehmer, die aus <strong>Kirchheim</strong><br />
weggezogen sind bzw. die sich in Nachbargemeinden niedergelassen haben nach<br />
ihren Beweggründen gefragt. Allerdings war die Bereitschaft, uns Auskunft zu geben, recht<br />
gering.<br />
Eine wichtige Zielgruppe für die Entwicklung bzw. zur Beurteilung eines Standortes sind die<br />
Grundstückseigentümer, die Gewerbe-Immobilien-Makler und Investoren. Auch diesen<br />
Personenkreis haben wir interviewt und ausführliche Informationen und klare Einschätzungen<br />
zur Marktentwicklung erhalten.<br />
Multiplikatoren, das sind Personen mit großem Einflussbereich wie die Landrätin, IHK-<br />
Präsident oder der Vorsitzende des Verbandes der bayerischen Industrie haben unsere<br />
Analyse und unser ehrenamtliches Engagement sehr begrüßt, hielten sich aber verständlicherweise<br />
mit konkreten Beurteilungen oder Empfehlungen zurück.<br />
Wie Bürger die <strong>Gemeinde</strong> beurteilen, wie sie das Image von <strong>Kirchheim</strong> einschätzen, war uns<br />
ein wichtiges Anliegen. Es war spannend zu sehen, mit welch großem Interesse der Fragebogen<br />
studiert wurde und wie oft die abgegebenen Bewertungen eingehend erläutert worden<br />
sind.<br />
Die Persönlichkeiten, die die <strong>Gemeinde</strong> gestalten, die die Weichen für die Zukunft stellen,<br />
die mit ihren Entscheidungen langfristig die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes <strong>Kirchheim</strong><br />
bestimmen, die <strong>Gemeinde</strong>räte vertreten durch die Fraktionssprecher, Herrn Bürgermeister<br />
Hilger und die leitenden Personen in der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung haben einen umfangreichen<br />
Fragenkatalog beantwortet und ergänzend dazu weitere Beurteilungen mit uns erörtert.<br />
3. Wirtschaft - Ausgangslage und Entwicklung in <strong>Kirchheim</strong><br />
Dieses Kapitel untersucht die aktuelle Lage von Wirtschaft und Gewerbe in <strong>Kirchheim</strong> bei<br />
München. Als erstes stellt es die Informationslage über die Wirtschaft in <strong>Kirchheim</strong> dar, wie<br />
sie in der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung vor der Tätigkeit des Wirtschaftsbeirats bestand. Ein zweiter<br />
kurzer Abschnitt beschreibt die Rahmenbedingungen für die Gewerbepolitik, wie sie bisher<br />
vom <strong>Gemeinde</strong>rat gesetzt worden sind.<br />
Der Abschnitt 3.3 durchleuchtet dann, auf der Basis von amtlichen Statistiken und den<br />
durchgeführten Erhebungen des Wirtschaftsbeirates, die lokalen Wirtschafts- und Arbeitsplatzstrukturen.<br />
In Abschnitt 3.4 wird auf die Lage bei den Gewerbeflächen eingegangen.<br />
Abschnitt 3.5 befasst sich mit der Situation bei den <strong>Gemeinde</strong>steuern und 3.6 mit den<br />
Investitionen der <strong>Gemeinde</strong> in ihre Gewerbegebiete. Abschnitt 3.7 blickt auf die Entwicklung<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
der Wirtschaft und der Arbeitsplätze in der <strong>Gemeinde</strong>, die sich bei den dargestellten Strukturen<br />
ergeben hat.<br />
3.1.<br />
Informationen über Gewerbetreibende in der <strong>Gemeinde</strong><br />
Jede <strong>Gemeinde</strong> hat die Aufgabe, die An- und Abmeldungen von Gewerbetrieben zu registrieren.<br />
Mit Ausstellen eines Gewerbescheines werden weitere Behörden (Finanzamt usw.) und<br />
Institutionen (Arbeitsagentur, IHK usw.) über eine Neugründung benachrichtigt. Diesen<br />
Grundverpflichtungen kommt auch die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong> nach; weitere Informationen<br />
über Gewerbetreibende werden allerdings nicht gepflegt.<br />
Es gibt keinen Überblick über die Tätigkeit und Struktur der Betriebe (Branchenmix), die<br />
Arbeitsplatzintensität, den Flächenverbrauch, die Ausbildungsbetriebe, das Arbeitsplatzniveau,<br />
die Absatzmärkte, die Innovationskraft usw. Eine gezielte Gewerbepolitik ist somit<br />
mangels Informationen über die ortsansässigen Unternehmen nicht möglich.<br />
3.2.<br />
Verantwortlichkeiten für Wirtschaftsfragen in <strong>Gemeinde</strong>rat<br />
und <strong>Gemeinde</strong>verwaltung<br />
Die bayerische <strong>Gemeinde</strong>ordnung lässt den <strong>Gemeinde</strong>n viel Spielraum in der Regelung der<br />
Zusammenarbeit in Wirtschaftsfragen von <strong>Gemeinde</strong>verwaltung und <strong>Gemeinde</strong>rat. Klar<br />
geordnet ist die Verantwortung des Bürgermeisters für das „operative Geschäft“ im Rahmen<br />
von Kompetenzen und Vertretungsbefugnissen. In <strong>Kirchheim</strong> ist der Bürgermeister als<br />
oberster Ansprechpartner für Wirtschaftsfragen verantwortlich. Der geschäftsleitende<br />
Beamte unterstützt ihn im Tagesgeschäft. Im Bauamt werden die wesentlichen Anträge über<br />
Neu-Ansiedlungen, Bebauungspläne, Gebäudeveränderungen zur Vorlage beim <strong>Gemeinde</strong>rat<br />
vorbereitet.<br />
Der <strong>Gemeinde</strong>rat hat sich zur Entlastung der Vollversammlungen in vorberatenden und<br />
beschließenden Ausschüssen organisiert. Für Wirtschaftsfragen gibt es keinen dezidierten<br />
Ausschuss. Einzelfallbezogen werden Wirtschaftsthemen im Bau-, Finanz-, Umwelt- oder<br />
Hauptausschuss behandelt.<br />
Das dem <strong>Gemeinde</strong>rat 2009 vorgestellte Verwaltungskonzept der Wirtschaftsförderung sieht<br />
die Wirtschaftsförderung als Chefsache an. Als Hauptaktivität wird die Bestandspflege<br />
gesehen. Wegen der Knappheit von Ressourcen überwiegt derzeit die „passive Betreuung“<br />
der Gewerbebetriebe.<br />
Aus den Protokollen der öffentlichen <strong>Gemeinde</strong>ratssitzungen in dieser Wahlperiode ist nicht<br />
ersichtlich, ob im <strong>Gemeinde</strong>rat strategische Fragen zur Gewerbepolitik behandelt wurden.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
3.3.<br />
Arbeitgeber, Betriebe, Arbeitnehmer und Arbeitplätze<br />
3.3.1. Arbeitgeber und Betriebe<br />
Auf der Basis von Daten über Gewerbesteuerpflichtige, die von der <strong>Gemeinde</strong> zur Verfügung<br />
gestellt wurden und von Daten der IHK über Gewerbeanmeldungen und in die Handwerksrolle<br />
eingetragen Firmen in <strong>Kirchheim</strong> b. München, hat der Wirtschaftsbeirat für seine Befragungen<br />
eine Adressdatei selbst zusammengestellt. Aus dem Abgleich der verschiedenen<br />
Listen und ergänzenden Telefonbuch- und Internetrecherchen ergab sich, dass derzeit<br />
knapp 1900 Firmen in <strong>Kirchheim</strong> ansässig sind, die einem Erwerbszweck nachgehen. In den<br />
Listen standen teilweise Angaben zum Tätigkeitsgebiet der Firmen und deren Beschäftigtengrößenklasse.<br />
Hiermit und durch zusätzliche Recherchen, konnten die einzelnen Firmen<br />
nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2008, Statistisches Bundesamt) geordnet<br />
werden.<br />
Dabei stellte sich heraus, dass es sich beim Gros der Firmen um Kleinunternehmen mit bis<br />
zu 3 Beschäftigten handelt (Tab.3.1).<br />
Bis 3 4 bis 6 7 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 99 100 + mehr Gesamt<br />
1.302 226 248 56 32 11 11 1.886<br />
Tab.3.1 Unternehmen/Betriebe in <strong>Kirchheim</strong> nach der Zahl der Erwerbstätigen<br />
Quelle: Adressdatei und Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
Diese Gruppe enthält viele Ein-Personen-Firmen. Über 50 Firmen haben mehr als 20<br />
Beschäftigte. Knapp ein Viertel dieser Betriebe sind allerdings Niederlassungen, wo die<br />
wichtigen Entscheidungen nicht in <strong>Kirchheim</strong> fallen. Von allen Firmen haben 190 ihren Sitz<br />
im Gewerbegebiet „<strong>Kirchheim</strong> I“. 225 sind in „<strong>Kirchheim</strong> II“ (<strong>Heimstetten</strong>) ansässig. Die<br />
meisten Unternehmen haben also den Sitz im übrigen <strong>Gemeinde</strong>gebiet, Kleinunternehmen<br />
logieren häufig im privat genutzten Wohnraum.<br />
Der Großteil der Firmen in <strong>Kirchheim</strong> ist in traditionellen Wirtschaftszweigen (in Abb.3.1 in<br />
blau dargestellt) tätig und hier insbesondere im Handel (Handelsvermittlung, Groß- und<br />
Einzelhandel, Kfz-Reparatur) und in den sonstigen wirtschaftlichen Diensten. Letztere<br />
umfassen ein Konglomerat von Branchen, das von der Vermietung beweglicher Sachen über<br />
Reisebüros, Wach- und Sicherheitsdienste, Gebäudebetreuung und -reinigung bis hin zum<br />
Garten- und Landschaftsbau reicht. Von den wissensgestützten Zweigen 2 (in grün dargestellt),<br />
denen die besten Wachstumschancen im Raum München eingeräumt werden, ist nur<br />
der Bereich „wissenschaftliche und technische Dienste und freie Berufe“ häufiger in <strong>Kirchheim</strong><br />
vertreten. Auch im Bereich Informations- und Kommunikationsdienste sind eine Reihe<br />
von Firmen in <strong>Kirchheim</strong> aktiv. Insgesamt betrachtet stehen einer Firma im wissensgestützten<br />
Bereich fast drei Firmen aus dem Bereich der traditionellen Wirtschaftszweige gegenüber.<br />
2 Hierzu zählen Bereiche der Chemie, des Fahrzeug- und Maschinenbaus, die Elektrotechnik sowie der EDV,<br />
Feinmechanik, Optik. Zu den wissensgestützten Dienstleistungen siehe Fußnote 3. Hierzu zählt auch das<br />
Gesundheitswesen. Die wissensgestützten Zweige zeichnen sich durch hohe F&E-Ausgaben und / oder einen<br />
hohen Personalanteil mit Universitäts- oder Fachhochschulausbildung aus.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Wie bei der Verteilung der Firmen nach Größenklassen nicht anders zu erwarten, liegt in<br />
vielen Zweigen die Zahl der Erwerbstätigen pro Firma bei oder unter fünf Beschäftigten. Vor<br />
allem im verarbeitenden Gewerbe weisen einige Zweigeeine höhere Durchschnittsgröße auf.<br />
Abb.3.1 Verteilung der Firmen in <strong>Kirchheim</strong> nach Wirtschaftszweigen<br />
(…) 3 Durchschnitt der Erwerbstätigen aller Firmen des Wirtschaftszweiges<br />
Quelle: Adressdatei und Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
3.3.2. Arbeitnehmer und Qualität der Arbeitsplätze<br />
Für die sozialversicherungspflichtig (svp) Beschäftigten in <strong>Kirchheim</strong> liegen auch amtliche<br />
Daten vor. Wie die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort zeigt,<br />
beschäftigen die hier ansässigen Firmen zuletzt 7000 Arbeitnehmer (Abb.3.2.).<br />
3 Die in Klammern hinter den Wirtschaftszweigen angegebene durchschnittliche Zahl der Erwerbstätigen pro<br />
Firma des Wirtschaftszweiges liefert allerdings nur grobe Anhaltspunkte. Grob deshalb, weil bei allen Firmen, die<br />
sich nicht an der durchgeführten Erhebung des Wirtschaftsbeirates beteiligt haben, angenommen werden musste,<br />
dass diese Firmen die Beschäftigtenzahl der Mitte ihrer Größenklassen haben. Die Einstufung der Firmen nach<br />
Größenklassen durch die IHK kann auch nicht mehr aktuell sein.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Abb.3.2 Beschäftigte und Arbeitsplatze in <strong>Kirchheim</strong><br />
Quelle: Bayerisches Statistisches Landesamt, Statistik Kommunal<br />
Der Rückgang in der Zahl der Arbeitsplätze nach 2005 hat sich nicht auf die Zahl der svp-<br />
Beschäftigten ausgewirkt, die in <strong>Kirchheim</strong> wohnen (Beschäftigte am Wohnort). Nur die Zahl<br />
der Einpendler nach <strong>Kirchheim</strong> ist im Vergleich zur Zahl der Auspendler zurückgegangen<br />
(Pendlersaldo). Durch den Arbeitsplatzabbau gingen auch sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitsplätze für Frauen in <strong>Kirchheim</strong> verloren.<br />
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort <strong>Kirchheim</strong> lässt sich<br />
auch nach großen Wirtschaftsbereichen aufgliedern. In Abbildung 3.3 wird die lokale<br />
Arbeitsplatzstruktur mit der Struktur der Nachbargemeinden verglichen.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Abb.3.3 <strong>Kirchheim</strong>er Wirtschaftsstruktur im Vergleich<br />
Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort nach Sektoren<br />
E= Zahl der Einwohner am 31.12.2009<br />
B= Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort am 30.6.2009<br />
Quelle: Bayer. Statistisches Landesamt, Statistik Kommunal, Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Wie sich zeigt, ist der Sektor der Unternehmensdienste in <strong>Kirchheim</strong> deutlich kleiner als in<br />
Feldkirchen, Aschheim, Ismaning und insbesondere Unterföhring. In diesem Wirtschaftsbereich<br />
sind auch die wissensgestützten Dienstleistungen 4 beheimatet. Unterföhring verdankt<br />
die herausragende Stellung der Ansiedlung diverser Fernsehveranstalter, welche die Nähe<br />
zum Film- und Fernsehcluster Münchens angelockt hat, sowie einem Großbetrieb aus dem<br />
Bereich Finanzdienstleistungen. Im Bereich öffentliche und private Dienste 5 arbeiten in<br />
<strong>Kirchheim</strong> rund 30% aller svp-Beschäftigten und dieser ist damit ähnlich gewichtig wie in<br />
Feldkirchen.<br />
Die günstige Verkehrslage der <strong>Gemeinde</strong>n hat nur in <strong>Kirchheim</strong>, Aschheim und Poing zu<br />
einem großen Logistikbereich (Transport und Handel) geführt.<br />
<strong>Kirchheim</strong>, Feldkirchen und Poing verfügen noch über einen gewichtigen produzierenden<br />
Sektor 6 Aus Abb.3.1 ist ersichtlich, dass dabei nicht die High-Tech-Firmen dominieren, die<br />
am Wissenschaftsstandort München gedeihen und mit Innovationen im globalen Wettbewerb<br />
mit den Unternehmen aus den aufstrebenden Schwellenländern bestehen können. Land-<br />
und Forstwirtschaft haben wegen der forschungsgestützten Aktivitäten in Grub nur in Poing<br />
ein nennenswertes Gewicht bei den Arbeitsplätzen für svp-Beschäftigte.<br />
Die Tatsache, dass in <strong>Kirchheim</strong> traditionelle Wirtschaftszweige dominieren und wissensgestützte<br />
Dienste sowie High-Tech-Industrien vergleichsweise schwach vertreten sind, wirkt<br />
sich natürlich auch auf die in <strong>Kirchheim</strong> bezahlten Löhne und Gehälter aus (Abb.3.4) In<br />
<strong>Kirchheim</strong> verdienen im Mittel svp-Beschäftigte deutlich weniger pro Monat als in allen<br />
Nachbargemeinden, insbesondere aber im Vergleich zu Ismaning und Unterföhring.<br />
Angesichts der geringen Verdienste in <strong>Kirchheim</strong> ist auch zu vermuten, dass die Wertschöpfung<br />
pro Beschäftigen in <strong>Kirchheim</strong> niedriger ist, als in den Nachbargemeinden. Außerdem<br />
umfasst die Bruttowertschöpfung neben der gewichtigsten Komponente, der Lohn- und<br />
Gehaltssumme der svp-Beschäftigten, auch noch die Löhne und Gehälter der geringfügig<br />
Beschäftigen, die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen (einschl. der<br />
Einkünfte der Selbständigen), die Abschreibungen und den Saldo aus indirekten Steuern und<br />
Subventionen. Angesichts des beträchtlichen Abstands bei den Löhnen und Gehältern pro<br />
svp-Beschäftigten dürfte auch die Bruttowertschöpfung pro Erwerbstätigen (= Arbeitsproduktivität)<br />
in <strong>Kirchheim</strong> niedriger sein als in den Nachbargemeinden.<br />
4 Hierzu zählen die Bereiche Informations- und Kommunikationsdienste (Verlage, Film- und Tonstudios, Hörfunk-<br />
und Fernsehveranstalter, Telekommunikation, Programmierung und Softwareherstellung, Datenverarbeitung,<br />
Hosting und Webportale), Finanz- und Versicherungsdienste und die freiberufliche, wissenschaftlichen und<br />
technischen Dienstleistungen (Rechtsanwälte und Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberatung,<br />
Architektur- und Ingenieurbüros, technische, physikalische und chemische Untersuchung, Forschung und<br />
Entwicklung, Werbung und Marktforschung).<br />
5 Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen, Erziehung, Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen, Kunst,<br />
Unterhaltung und Erholung, Sonstige Dienstleistungen (Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige<br />
religiöse Vereinigungen), Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern, Wäscherei und<br />
chemische Reinigung, Frisör- und Kosmetiksalons, Saunas, Solarien, Bäder ,Bestattungswesen)<br />
6 Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Energie, Bergbau<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Abb.3.4 Bezahlte Monatsgehälter im Vergleich<br />
Quelle: Bundesagentur für Arbeit<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass <strong>Kirchheim</strong> über viele Kleinbetriebe verfügt. Die<br />
meisten Firmen sind im Handel, in der Logistik und in traditionellen Industrie- und Dienstleistungszweigen<br />
tätig. Wissensgestützte Aktivitäten, die im Münchner Wirtschaftsraum die<br />
besten Wachstumsbedingungen vorfinden und hohe Verdienstmöglichkeiten eröffnen, sind<br />
vergleichsweise rar. Dies zeigt sich auch an der Struktur Beschäftigten nach dem Ergebnis<br />
der Umfrage des Wirtschaftsbeirates, bei der 55 Firmen Auskunft zur Struktur ihrer Belegschaft<br />
gegeben haben (Tab.3.2)<br />
20 / 124<br />
Firmen mit Beschäftigten<br />
< 4 4 bis 19 20 + mehr<br />
Qualifikation Anteile in % an der Belegschaft<br />
Fachhochschul- bzw.<br />
Universitätsabschluss<br />
35,1% 24,6% 10,3%<br />
Fachkräfte 54,1% 42,1% 68,0%<br />
Angelernte 10,8% 33,3% 21,7%<br />
Zahl Beschäftigte (=100%) 37 183 1.039<br />
Tab.3.2 Beschäftigte nach der Qualifikation<br />
Quelle: Umfrage November Dezember 2011 und Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
Beschäftigte mit einer Fachhochschul- oder Hochschulausbildung spielen nur bei kleinen<br />
Firmen eine größere Rolle. Häufig verfügt hier der Inhaber über eine akademische Ausbildung.<br />
Bei den Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten, die den Hauptteil der Beschäftigten
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
stellen, verfügt dagegen nur ein Zehntel der Beschäftigten über eine akademische Qualifikation.<br />
Insgesamt dürfte nur jeder sechste der in <strong>Kirchheim</strong> Beschäftigten über eine Fachschul-<br />
oder Universitätsausbildung verfügen. <strong>Kirchheim</strong> hat im Vergleich der <strong>Gemeinde</strong>n mit 20%<br />
den höchsten Anteil an Hochqualifizierten am Wohnort, aber mit 10% den niedrigsten Anteil<br />
dieser Gruppe am Arbeitsort. Auch dies kann ein Anknüpfungspunkt sein, technologie- und<br />
wissensbasierte Branchen für eine Ansiedlung zu gewinnen.<br />
3.4.<br />
Flächen und Gebäude in Gewerbe- und Mischgebieten<br />
<strong>Kirchheim</strong> verfügt über vier Gewerbegebiete: <strong>Kirchheim</strong> West, <strong>Kirchheim</strong> Ost, <strong>Heimstetten</strong><br />
West und <strong>Heimstetten</strong> Ost (Luftaufnahmen der Gewerbegebiete siehe Anhang). Diese<br />
historisch gewachsene Verteilung hat zur Folge, dass eine vernünftige Gesamtplanung der<br />
Gewerbegebiete sehr schwierig ist. Jedes einzelne Gewerbegebiet ist in sich noch sehr<br />
heterogen zusammengesetzt.<br />
<strong>Kirchheim</strong> West gliedert sich in 3 Bereiche: Das große Karstadtgelände mit seinen Lagerhallen<br />
entlang der Staatsstraße. Eine kleine Versorgungszone aus Geschäften wie Edeka,<br />
Lidl, Mc Donalds und einer Tankstelle. Zum Ortskern von <strong>Kirchheim</strong> hin gibt es gemischtes<br />
Gewerbe, einige IT-Firmen und noch Baulücken. Es bietet sich an, dieses Gebiet durch<br />
Umwidmung aufzuwerten, damit eine Ausweitung des Ortskerns samt Infrastruktur nach<br />
Osten möglich wird.<br />
<strong>Kirchheim</strong> Ost mit seinen Leerständen an großen Gewerbeimmobilien und an Baulücken<br />
(Brachflächen) sollte auch dringend optisch aufgewertet werden. Bestehende Gebäude<br />
können saniert und die leeren Parzellen aufgefüllt werden. Eine Ausweitung zwischen<br />
Staatsstraße, Boschstraße und Gemarkungsgrenze im Osten ist noch möglich. Dieses<br />
Gewerbegebiet scheint anhand der vorhandenen Betriebe und der Lage, für die Ansiedlung<br />
von verarbeitendem Gewerbe geeignet.<br />
<strong>Heimstetten</strong> West beinhaltet im Süden zwei ausgedehnte Verwaltungsareale. Als großer<br />
Produktionsbetrieb ist an der Autobahn die Firma Farben Huber ansässig. Entlang der S-<br />
Bahn ist ein eher kleinteiliges Gebiet um den Klausnerring, eine unattraktive und optisch<br />
unschöne Gewerbefläche.<br />
Zwei größere Areale sind für Neubebauung noch vorhanden.<br />
Eine bessere Erschließung dieses Gebietes könnte erfolgen, wenn in Zusammenarbeit mit<br />
Feldkirchen eine durchgehende Straße vom Klausnerring zum Feldkirchener Gewerbegebiet<br />
gebaut würde. Die weitere Erschließung des südlichen Gewerbegebietes für Verwaltungsgebäude<br />
legt ohnehin eine gemeindeübergreifende Zusammenarbeit nahe, damit eine<br />
sinnvolle Infrastruktur geschaffen werden kann.<br />
<strong>Heimstetten</strong> Ost ist, was Verkehrsanbindung und Lage zum S-Bahnhof und Ort anbelangt,<br />
besser für die Ansiedlung von Büro- und Verwaltungsgebäuden geeignet. Allerdings fehlen<br />
hier noch die Voraussetzungen in Form einer geeigneten Infrastruktur. Auch hier bietet sich<br />
durch Umwidmung eine Verbesserung an (siehe landwirtschaftlich genutzte Fläche und<br />
Brachen). Die Ansiedlung von weiteren Speditionen und Logistikunternehmen sollte auch im<br />
Hinblick auf den hohen Flächenverbrauch vermieden werden.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Eine Ausweisung neuer Gewerbeflächen sollte erst erfolgen, nachdem die noch bestehenden<br />
Lücken und Brachflächen in den vorhandenen Gewerbegebieten aufgefüllt sind. Derzeit<br />
bestehen umfangreiche Leerstände in Lagerhallen. Durch Umwidmung in höherwertigere<br />
Produktionshallen könnte die Neuvermietung erleichtert werden.<br />
3.5.<br />
<strong>Gemeinde</strong>steuern, öffentliche Abgaben<br />
Zu den kommunalen Steuern zählen die Grundsteuern 7 , die Gewerbesteuer, der Einkommenssteueranteil,<br />
die Umsatzsteuerbeteiligung und die sonstigen kommunalen Steuern (z.B.<br />
Hundesteuer). Nur bei den Grundsteuern und der Gewerbesteuer verfügt die <strong>Gemeinde</strong> über<br />
die Möglichkeit, das Aufkommen über die Hebesätze zu gestalten. Der Einkommenssteueranteil<br />
und der Umsatzsteueranteil werden nach einem komplizierten Verfahren 8 von der<br />
Finanzverwaltung ermittelt und können von der <strong>Gemeinde</strong> nicht direkt beeinflusst werden.<br />
3.5.1. Interkommunaler Vergleich der <strong>Gemeinde</strong>steuern<br />
Die Größenunterschiede zwischen den <strong>Gemeinde</strong>n erfordern für einen fairen Vergleich, dass<br />
die Steuereinnahmen auf die Zahl der Einwohner bezogen werden. Da das Aufkommen der<br />
Gewerbesteuer beträchtlich mit der Konjunktur schwankt, werden keine Jahreswerte,<br />
sondern Durchschnitte aus fünf Jahren betrachtet um die Einnahmenstrukturen zu charakterisieren.<br />
Das Aufkommen der verschiedenen <strong>Gemeinde</strong>steuer variiert beträchtlich (Tab.3.3). In allen<br />
Kommunen stellt die Gewerbesteuer die wichtigste Steuerquelle dar. Zweitwichtigste<br />
Einnahmequelle ist der <strong>Gemeinde</strong>anteil an der Einkommensteuer.<br />
Steuerart <strong>Kirchheim</strong><br />
Aufkommen in € pro Einwohner am Jahresanfang<br />
im Durchschnitt der Jahre 2005-2009<br />
Aschheim<br />
22 / 124<br />
Feldkirchen<br />
Poing Ismaning<br />
Unterföhring<br />
Grundsteuer A 1,5 4,3 1,1 1,5 4,1 1,1<br />
Grundsteuer B 110,3 227,0 115,1 103,5 130,8 243,8<br />
Gewerbesteuer (netto) 847,3 1.674,5 1.659,2 570,5 1.750,3 7.989,8<br />
Einkommenssteueranteil 595,1 516,7 515,9 558,7 520,9 503,9<br />
Umsatzsteueranteil 69,8 136,3 88,9 30,9 108,7 185,9<br />
Sonst. <strong>Gemeinde</strong>steuern 2,1 1,8 1,3 1,6 1,1 1,2<br />
<strong>Gemeinde</strong>steuereinnahmen 1.626,1 2.560,5 2.381,4 1.266,7 2.515,8 8.925,6<br />
Tab.3.3 Aufkommen bei den <strong>Gemeinde</strong>steuern im Vergleich<br />
Quelle: Bayer. Statistisches Landesamt, Statistik Kommunal, Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
Beim Steueraufkommen existieren erhebliche Unterschiede zwischen den <strong>Gemeinde</strong>n. Die<br />
<strong>Gemeinde</strong>steuereinnahmen insgesamt sind in Unterföhring mehr als viermal so hoch wie im<br />
7 Grundsteuer A für landwirtschaftlich genutzte Flächen, Grundsteuer B für bebaute oder bebaubare Grundstü-<br />
cke und Gebäude<br />
8 Im Einzelnen vgl. <strong>Gemeinde</strong>finanzreformgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 10. März 2009<br />
(BGBl. I S. 502)
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Durchschnitt der Nachbargemeinden. <strong>Kirchheim</strong> liegt unter diesem Durchschnitt. Nur Poing<br />
hat ein geringeres Aufkommen an <strong>Gemeinde</strong>steuern.<br />
Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass die Unterschiede im Aufkommen zwischen den <strong>Gemeinde</strong>n<br />
im Wesentlichen auf das Gewerbesteueraufkommen zurückzuführen sind. Der Einkommenssteueranteil<br />
und der Umsatzsteueranteil variieren zwar ebenfalls, die Auswirkungen auf<br />
die Gesamteinnahmen sind aber vernachlässigbar. Das Aufkommen bei den sonstigen<br />
<strong>Gemeinde</strong>steuern (z.B. Hundesteuer), ist zwar von den Kommunen durch die Gestaltung der<br />
Steuersätze beeinflussbar, trägt aber überall nur bescheidene Summen zum <strong>Gemeinde</strong>steueraufkommen<br />
bei.<br />
Der Gestaltungs- und Finanzierungsspielraum der <strong>Gemeinde</strong>n hängt also – abgesehen vom<br />
„Deus ex machina-Zufall“ – maßgeblich auch von der Gewerbe- und Ansiedlungspolitik der<br />
Kommune ab. Wie Abb.3.5 zeigt, variieren nämlich die Hebesätze für die Gewerbesteuer<br />
und die im Steueraufkommen weit geringere Grundsteuer B zwischen den <strong>Gemeinde</strong>n nicht<br />
exorbitant. Höchste Steuersätze bedeuten nicht höchste Einnahmen. Das Aufkommen hängt<br />
vielmehr im Wesentlichen davon ab, wie viele gewerbesteuerpflichtige Unternehmen in der<br />
<strong>Gemeinde</strong> angesiedelt sind und wie diese Firmen florieren. 9<br />
Abb.3.5 Hebesätze bei wichtigen <strong>Gemeinde</strong>steuern<br />
Quelle: IHK München und Oberbayern<br />
<strong>Kirchheim</strong> hat den höchsten Hebesatz bei der Gewerbesteuer, bei der Grundsteuer nimmt<br />
Aschheim diese Position ein. Poing macht sich durch einen niedrigen Hebesatz attraktiv für<br />
Gewerbeansiedlungen. Wie in Abschnitt 3.7. nachzulesen ist, hatte Poing damit durchaus<br />
Erfolge in der letzten Dekade zu verzeichnen.<br />
9 Das Gewerbesteueraufkommen hängt vom Gewinn der Firmen (zu dem noch bestimmte Kapitalkosten<br />
hinzugerechnet werden) und dem gemeindlich festgelegte Hebesatz ab.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
In einer Bewertung kommt man zum Ergebnis, dass der höchste Gewerbesteuerhebesatz<br />
natürlich auch die höchste Hebelwirkung besitzt und inhaltlich die Qualität der Infrastruktur<br />
zumindest teilweise reflektieren müsste. Umgekehrt sind die Grundsteuern sehr stabil und<br />
klar zu kalkulieren. Entscheidend ist aber der Abstand zwischen den Hebesätzen – hoch und<br />
schwankend zum einen, niedrig und stabil zum anderen. Auf eine bessere Struktur der<br />
Steuersätze für <strong>Kirchheim</strong> wird in Kapitel 8 eingegangen.<br />
Beim Gewerbesteueraufkommen bleibt <strong>Kirchheim</strong> aber unter dem Durchschnitt der Nachbargemeinden,<br />
selbst wenn Unterföhring ausgeklammert wird. Es ist also die Zahl, Größe<br />
und Art der Firmen einer <strong>Gemeinde</strong> dafür verantwortlich, welche Möglichkeiten eine <strong>Gemeinde</strong><br />
hat, Ihre Bürger mit Infrastruktur (z.B. Schulen, Krippen, Kindergärten, Einrichtungen<br />
für Senioren, Sportstätten) und Diensten (z.B. Dienste des Einwohnermelde- und Standesamtes<br />
wie Ausstellung von Ausweisen und Trauungen, Straßenpflege und -reinigung,<br />
Werkstoffhöfe, Pflege Grünanlagen) zu versorgen.<br />
54 Firmen brachten 2011 in <strong>Kirchheim</strong> ca. 80% des Gewerbesteueraufkommens der<br />
<strong>Gemeinde</strong> auf. 10<br />
3.5.2. Gewerbesteuer- und Grundsteueraufkommen nach Gewerbegebieten<br />
Ein erheblicher Teil des gesamten Gewerbesteueraufkommens der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei<br />
München stammt von Firmen aus den Gewerbegebieten. Die Verteilung des gesamten<br />
Aufkommens an Gewerbesteuer, gemessen an den Gewerbesteuerveranlagungen, auf die<br />
einzelnen Gewerbegebiete ist in Tab.3.6 dargestellt. Zugrunde liegen dabei Gewerbesteuerveranlagungen,<br />
die überwiegend erst vorläufig vorliegen, da die endgültige Veranlagung<br />
noch aussteht.<br />
24 / 124<br />
Anteile im Haushaltsjahr<br />
Firmen aus dem Gewerbegebiet 2009 2010 2011<br />
<strong>Kirchheim</strong>-Ost 8,9% 12,6% 10,8%<br />
<strong>Kirchheim</strong>-West 30,0% 22,2% 25,1%<br />
<strong>Heimstetten</strong>-Ost 22,5% 31,3% 23,9%<br />
<strong>Heimstetten</strong>-West 38,6% 33,9% 40,2%<br />
Alle Gewerbegebiete 100,0% 100,0% 100,0%<br />
Absolut in 1000 € (=100%) 7337,0 6730,0 11060,0<br />
Tab.3.4 Verteilung der Gewerbesteuerveranlagungen nach Gewerbegebieten<br />
Quelle: <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München, Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
Entsprechend der Ertragsentwicklung der in den Gewerbegebieten ansässigen Firmen<br />
schwanken die Anteile der Gebiete von Haushaltsjahr zu Haushaltsjahr merklich. Eine Rolle<br />
10 Quelle: <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong>, Broschüre Bürgerversammlung, S.13, Berechnungen und Schätzungen des<br />
<strong>WBKi</strong>
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
spielt natürlich auch, wenn größere Firmen verschwinden. Im Durchschnitt trägt <strong>Heimstetten</strong>-<br />
West am meisten zum Gewerbesteueraufkommen der Gewerbegebiete bei und <strong>Kirchheim</strong><br />
Ost vergleichsweise wenig.<br />
Interessant ist auch, wie stark die Gewerbegebiete zum Aufkommen zur Grundsteuer B<br />
beitragen, die nicht nur vom Gewerbe, sondern auch von den privaten Grundeigentümern<br />
(ohne Landwirte) aufgebracht wird.<br />
Abb.3.6 Quellen für die Grundsteuer B in <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Quelle: <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München, Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
Über die Hälfte des Aufkommens an Grundsteuer B erbringen die privaten Haushalte bzw.<br />
privaten Grundeigentümer. Das Aufkommen aus den Gewerbegebieten hängt natürlich von<br />
deren Fläche ab.<br />
3.6.<br />
Gemeindliche Investitionen in die Gewerbegebiete<br />
Öffentliche Flächen in Gewerbegebieten sind wie alle anderen öffentlichen Flächen auch von<br />
der <strong>Gemeinde</strong> zu unterhalten. Informationen über besondere Ausgaben in einzelne Gewerbegebiete<br />
liegen nicht vor.<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> hat in der derzeitigen Wahlperiode keine Notwendigkeit gesehen, durch<br />
Investitionen die Infrastruktur der Gewerbegebiete zu verbessern.<br />
Als investitionsähnlich wird der Zuschuss der <strong>Gemeinde</strong> für den Ausbau der Geothermie-<br />
Leitungen in das Gewerbegebiet <strong>Heimstetten</strong>-West gesehen. Betriebswirtschaftlich entspricht<br />
dies jedoch eher einer Vorfinanzierung einer Infrastrukturmaßnahme, die von den<br />
derzeit begünstigten Unternehmen über die Betriebskosten an die AFK – also nicht an die<br />
<strong>Gemeinde</strong> als Zuschuss zahlende - im Lauf der Zeit zurückgezahlt werden wird.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Investitionen in einzelne Gewerbegebiete nach dem Prinzip von „return on invest“ in Relation<br />
zu entsprechenden Einnahmen von Grund- und Gewerbesteuer zu sehen, wäre an sich<br />
zweckmäßig, mangels Investitionen aber derzeit nicht aussagefähig.<br />
Keine Wettbewerbsvor- bzw. -nachteile im Vergleich zu den umliegenden <strong>Gemeinde</strong>n<br />
bestehen derzeit bei den öffentlichen Abgaben. Ein allerdings erst langfristig wirksamer<br />
Differenzierungsfaktor (außerhalb der AFK) kann über die weitsichtige und umweltbewusste<br />
Entscheidung für Geothermie entstehen. Derzeit ist zumindest fraglich, ob die Wärmeversorgung<br />
der großen Hallen mittels Fernwärmeanschluss mit den Kosten dezentraler Blockheizkraftanlagen<br />
konkurrieren kann.<br />
3.7.<br />
Wirtschaftsentwicklung in den letzten Jahren<br />
<strong>Kirchheim</strong> bei München liegt in der kaufkräftigen und wirtschaftlich prosperierenden Europa-<br />
Metropolregion München. Diese Region zeichnete sich in der letzten Dekade durch überdurchschnittlich<br />
hohes Wachstum aus und wird allgemein als eine der zukunftsträchtigsten<br />
Räume Europas angesehen (vgl. z.B. Prognos AG: Zukunftsatlas 2010).<br />
Wie hat sich nun <strong>Kirchheim</strong> bei München auf der Basis der in Abschnitt 3.3 dargestellten<br />
Strukturen in diesem positiven Umfeld im letzten Jahrzehnt wirtschaftlich entwickelt?<br />
Antworten hierauf liefert ein Vergleich mit den Nachbargemeinden. Alle Kommunen haben<br />
besten Verkehrsanschluss durch die Nähe zur Autobahn- und zur S- Bahn und bieten<br />
Zugang zu den Attraktionen der Stadt München und von Oberbayern. Wichtige Bildungsinfrastruktur<br />
ist auch vor Ort verfügbar und wird z.T. gemeinsam betrieben.<br />
Einen ersten Anhaltspunkt bietet die Entwicklung der Zahl der Umsatzsteuerpflichtigen 11 .<br />
<strong>Kirchheim</strong> hat hier im Vergleich zu den Nachbargemeinden weniger Dynamik entwickelt<br />
(Abb.3.7). Zwar zeigt sich eine Aufwärtstendenz, diese war aber weniger ausgeprägt als in<br />
den anderen Kommunen. Zwischen 1999 und 2008 bildet <strong>Kirchheim</strong> das Schlusslicht.<br />
11 Firmen und Einzelunternehmer, deren Umsatz 17500 € pro Jahr übersteigt. Die regionale Zuordnung des<br />
gesamten Unternehmensumsatzes einschließlich der Umsätze von Filialen, Zweigstellen und Tochterunternehmen<br />
erfolgt am Sitz der Geschäftsleitung des Unternehmens. In <strong>Kirchheim</strong> ansässige Niederlassung werden<br />
deshalb in der Regel nicht erfasst<br />
26 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
27 / 124<br />
Indexstand 2008<br />
(1999 = 100)<br />
<strong>Kirchheim</strong> 106,0<br />
Aschheim 135,1<br />
Feldkirchen 140,5<br />
Poing 114,9<br />
Ismaning 116,5<br />
Unterföhring 129,5<br />
Abb.3.7 Zahl und Entwicklung der Umsatzsteuerpflichtigen<br />
Quelle: Bayer. Statistisches Landesamt, Statistik Kommunal, Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
Über alle <strong>Gemeinde</strong>n hinweg sorgt ein Umsatzsteuerpflichtiger im Durchschnitt für 14-15<br />
Arbeitsplätze für svp Beschäftigte. In <strong>Kirchheim</strong> sind es deutlich weniger (Abb.3.8). In den<br />
letzen 5 Jahren sind Defizite bei der Ansiedlung/Erhaltung von größeren Betrieben entstanden.<br />
Was das für die Arbeitsplätze bedeutet, wenn sich große Unternehmen ansiedeln, zeigt<br />
Unterföhring.<br />
Arbeitsplätze pro<br />
Steuerpflichtigen<br />
Mittelwert<br />
2004-2008<br />
<strong>Kirchheim</strong> 9,2<br />
Aschheim 14,2<br />
Feldkirchen 11,8<br />
Poing 13,5<br />
Ismaning 11,7<br />
Unterföhring 27,4<br />
Abb.3.8 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte pro Umsatzsteuerpflichtigen<br />
Quelle: Bayer. Statistisches Landesamt, Statistik Kommunal, Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
Die geringere Dynamik in der Entwicklung der Zahl der Umsatzsteuerpflichtigen und die<br />
Verlagerungstendenz zugunsten kleinerer Firmen hatte Konsequenzen: In <strong>Kirchheim</strong> ist ein
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Abbau von Arbeitsplätzen für sozialversicherungspflichtige Beschäftigte eingetreten<br />
(Abb.3.9). Zuletzt ist eine Stabilisierung zu beobachten. Unterföhring, die <strong>Gemeinde</strong>, die<br />
aufgrund ihrer Wirtschaftsstruktur die Vorteile des Wissenschaftsstandortes München am<br />
besten nutzen kann, liegt mit per Saldo 3204 neu geschaffenen Arbeitsplätzen, seit 2004<br />
weit vorn. Der Umsatz je Umsatzsteuerpflichtigen hat sich in den <strong>Gemeinde</strong>n. im Zeitablauf<br />
zum Teil massiv verändert (Abb.3.10).<br />
28 / 124<br />
Arbeitsplätze,<br />
Veränderung der<br />
Zahl der Beschäftigten<br />
2009 gegenüber<br />
2004<br />
<strong>Kirchheim</strong> -1259<br />
Aschheim 466<br />
Feldkirchen -20<br />
Poing 41<br />
Ismaning 742<br />
Unterföhring 3204<br />
Abb.3.9 Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort<br />
Quelle: Bayer. Statistisches Landesamt, Statistik Kommunal, Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
Umsatz 2008<br />
Index (2003 = 100)<br />
<strong>Kirchheim</strong> 89,3<br />
Aschheim 108,8<br />
Feldkirchen 96,5<br />
Poing 184,1<br />
Ismaning 94,5<br />
Unterföhring 130,1<br />
Abb.3.10 Umsatz pro Umsatzsteuerpflichtigen<br />
Quelle: Bayer. Statistisches Landesamt, Statistik Kommunal, Berechnungen des <strong>WBKi</strong>
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Aschheim hatte Anfang des Jahrzehnts einen großen Strukturbruch zu verkraften. Auch<br />
Unterföhring musste nach dem Platzen der “dot.com-Blase“ einen Einbruch hinnehmen. In<br />
beiden <strong>Gemeinde</strong>n gelang es jedoch, die Unternehmens- und Betriebsstruktur so zu<br />
stabilisieren, dass ein Umsatzsteuerpflichtiger wesentlich höhere Umsätze generiert als in<br />
<strong>Kirchheim</strong> und den anderen Nachbargemeinden. Poing war von allen Kommunen die<br />
einzige, welche im letzten Jahrzehnt erfolgreich mehr umsatzstarke Steuerpflichtige ansiedeln<br />
konnte.<br />
Dies schlug sich auch in der Umsatzentwicklung nieder. Poing hat im Zeitraum 2003 bis<br />
2008 das mit Abstand kräftigste Umsatzwachstum zu verzeichnen. Es folgen Unterföhring<br />
und Aschheim. <strong>Kirchheim</strong> trägt die rote Laterne.<br />
Fazit: <strong>Kirchheim</strong> war im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts noch vergleichsweise wenig<br />
mit wissensgestützten Industrie- und Dienstleistungsunternehmen ausgestattet. Es konnte<br />
damit die reichen Möglichkeiten des Münchner Wissenschaftsstandorts weniger als einige<br />
Nachbargemeinden ausschöpfen. In der Entwicklung der Zahl der Umsatzsteuerpflichtigen<br />
und beim Umsatzwachstum bildet <strong>Kirchheim</strong> das Schlusslicht unter den einbezogenen<br />
Nachbargemeinden. In der Konsequenz gingen gegenüber 2004 mehr als 1250 Arbeitsplätze<br />
verloren.<br />
Für die Antwort auf die Frage, wie <strong>Kirchheim</strong> sich in Zukunft besser entwickeln könnte,<br />
bedarf es zunächst einer Analyse der Stärken und Schwächen des Standortes.<br />
4. Bewertung von Standortfaktoren der <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Kirchheim</strong><br />
4.1.<br />
Vorbemerkungen<br />
Die Beurteilung eines Gewerbestandorts ist von den Sichtweisen der verschiedenen<br />
Stakeholder (Interessengruppen) abhängig. Derartige Stakeholder sind Unternehmer ,<br />
Freiberufler und Handwerker, die Fraktionen als Vertreter der Bürgerschaft, die Bürger<br />
selbst, Grundstückseigentümer, Makler und Multiplikatoren. Der gleiche Faktor kann daher<br />
unterschiedlich bewertet werden.<br />
So wird die Wohnqualität für die Bürger und Fraktionen einen hohen Stellenwert einnehmen,<br />
während dies für Unternehmen, deren Mitarbeiter kaum am Standort wohnen, eher unwichtig<br />
ist. Ein Grundstückseigentümer möchte möglichst hohe Preise für sein Gewerbegrundstück<br />
erzielen, während ein Interessent möglichst niedrige Kosten anstrebt.<br />
Auch die Unternehmen selbst unterscheiden sich in ihren Anforderungen an den Gewerbestandort.<br />
Für manche Betriebe spielt insbesondere die relative Nähe eines Marktes für die<br />
Produkte oder Dienstleistungen, die das Unternehmen herstellt oder anbietet, eine zentrale<br />
Rolle. Für andere spielt eine gute Verkehrsanbindung oder die Erweiterungsmöglichkeit eine<br />
wichtigere Rolle.<br />
Für die Standortwahl von Handwerkern und Freiberuflern sind vor allem die Standortfaktoren<br />
Nachfrage, Kaufkraft, Kosten für Gewerbeimmobilien, Konkurrenz, Einzugsgebiet und<br />
verfügbares qualifiziertes Personal von Bedeutung. Für Industrieunternehmen spielen die<br />
29 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Verfügbarkeit von Arbeitskräften (Arbeitsmarkt), die Arbeitskosten, die Anbindung an<br />
Verkehrswege, die Erweiterungsmöglichkeit, die Leistungsfähigkeit und Qualität der Infrastruktur<br />
und steuerliche Überlegungen eine wichtige Rolle.<br />
Mehr und mehr spielen für die Ansiedlung gerade auch innovativer Firmen auch "weiche"<br />
Standortfaktoren wie die Wohnqualität, das kulturelle und freizeitorientierte Angebot in der<br />
Standortgemeinde eine Rolle. Inwieweit sich ein Betrieb an den genannten Standortfaktoren<br />
orientiert, ist im Einzelfall von der Betriebsart (Branche) und vom Wirtschaftssektor abhängig.<br />
Aufgrund der Globalisierung und durch das Vordringen der standortunabhängigen Internet-<br />
Kommunikation verliert die räumliche Nähe bei größeren Unternehmen zwischen Zentrale,<br />
Fertigungsstandort und Vertriebsbüros an Bedeutung.<br />
Art der Standortfaktoren Merkmale Faktorqualität<br />
Lagefaktoren Zugehörigkeit Speckgürtel, Erreichbarkeit<br />
Flughafen, Verkehrsanbindung, ÖPNV,<br />
Telefonnetz München, Hinterland<br />
Kostenfaktoren Standortkosten: Grundstücke/Miete, Steuern;<br />
Energiekosten, Kommunale Gebühren<br />
Infrastrukturfaktoren<br />
(Unternehmensbezogen)<br />
Infrastrukturfaktoren<br />
(Bürger- und Mitarbeiterbezogen)<br />
verkehrsgünstige Lage, Breitbandversorgung,<br />
lokaler Markt, Nähe Zulieferer, Verfügbarkeit<br />
unternehmensnaher DL, Fernwärmeversorgung,<br />
Cluster, Konkurrenz, Fühlungsvorteile,<br />
Verfügbarkeit von Expansionsflächen, Nähe<br />
F&E, lokale Verkehrsführung/Parksituation,<br />
Wohnen und Wohnumfeld, Einkaufs- und<br />
Verpflegungsmöglichkeiten Mitarbeiter,<br />
Verfügbarkeit bezahlbarer Wohnraum, Schulen<br />
und Bildung, KiTa, KiHo, KiGa, Parks, Freizeitmöglichkeiten,<br />
Kulturangebot, medizinische<br />
Versorgung, Senioreneinrichtungen, soziale<br />
Einrichtungen<br />
Arbeitsmarktfaktoren Verfügbarkeit hochqualifizierte AN, Verfügbarkeit<br />
Fachpersonal, Verfügbarkeit AzuBi<br />
Imagefaktoren Image <strong>Gemeinde</strong>, Image Großraum, Engagement<br />
Bürger<br />
Politische Rahmenbedingungen<br />
Unternehmensfreundlichkeit der Verwaltung,<br />
Gewerbepolitik, Einstellung Bürger zur Wirtschaft<br />
Umweltfaktoren Umweltqualität, lokale Umweltschutzauflagen,<br />
2-Schichtbetrieb<br />
30 / 124<br />
hart<br />
hart<br />
hart<br />
weich<br />
hart<br />
weich<br />
weich<br />
Manche Standortfaktoren sind einfach objektive Gegebenheiten, wie die relative Lage zu<br />
München, andere Faktoren sind zwar prinzipiell von der Kommune gestaltbar, wie Flächen-<br />
hart
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
ausweisungen oder Bauvorschriften. Diese sind aber, wenn sie einmal entschieden wurden,<br />
kaum oder nur sehr schwer veränderbar, während andere Faktoren durchaus im Gestaltungsspielraum<br />
einer Kommune liegen. Im Rahmen der SWOT-Analyse wurden obige<br />
Faktoren von den verschiedenen Stakeholdern genannt und beurteilt<br />
Ziel der folgenden Abschnitte ist es, die Standortfaktoren der <strong>Gemeinde</strong> zu beleuchten. Wo<br />
immer möglich werden möglichst objektive Daten verwendet und im Vergleich zu Nachbargemeinden<br />
dargestellt. Die Beurteilung der Faktoren durch die verschiedenen Stakeholder,<br />
wie sie in den Befragungen und Interviews erhoben wurden rundet das Kapitel ab.<br />
4.2.<br />
Objektive Indikatoren für die Ausstattung mit<br />
Standortfaktoren<br />
Wegen Problemen bei der Messung 12 oder mangels verfügbarer Daten konnten objektive<br />
Indikatoren nicht für alle Standortfaktoren zusammengestellt werden, die in den Umfragen<br />
und Interviews abgefragt worden sind. In diesen Fällen muss man sich allein auf die Befragungsergebnisse<br />
verlassen.<br />
Die Konstellation bei den erfassten Standortfaktoren wird im Folgenden entweder als Tabelle<br />
oder als Abbildung dargestellt. Der Aufbau ist stets gleich: Nach der Angabe der Kategorie<br />
von Faktoren wird in der Überschrift der Standortfaktor aus der Befragung angegeben. Als<br />
nächstes wird der Indikator angegeben, der zur Messung der Lage bei diesen Standortfaktoren<br />
herangezogen wurde. Es folgen die Messwerte für die verschiedenen Kommunen. Ein<br />
kurzer Text am Ende gibt Bemerkenswertes und das Fazit der Tabelle oder Abbildung für<br />
<strong>Kirchheim</strong> wieder.<br />
Nähe München<br />
Zentrum<br />
Verkehrs-<br />
anbindung<br />
Erreichbarkeit<br />
Flughafen mit<br />
ÖPNV<br />
Entfernung zum<br />
Flughafen (PKW)<br />
Busverbindungen<br />
S-Bahn Versorgung<br />
/ Takt<br />
Tab.4.2.1 Lagefaktoren<br />
Aschheim Feldkirchen Ismaning <strong>Kirchheim</strong> Poing<br />
31 / 124<br />
Unter-<br />
föhring<br />
10-14 km 12,5 km 14 km 19,5 km 20,5 km 10 km<br />
A94<br />
A99<br />
B471<br />
A94<br />
A99<br />
B471<br />
B 388<br />
B 471<br />
A99 ./. ./.<br />
Umsteigen Umsteigen direkt Umsteigen Umsteigen direkt<br />
34,4 km 37,6 km 27,4 km 36,8 km 41,3 km 32,6 km<br />
263<br />
228<br />
S2<br />
20 min<br />
285<br />
228<br />
S2<br />
20 min<br />
228<br />
230<br />
231<br />
S8<br />
10 min<br />
12 Im einzelne vgl. G. Reichart: Zur Messung von Standortfaktoren im Anhang<br />
263 463<br />
S2<br />
20 min<br />
S2<br />
20 min<br />
231<br />
232<br />
S8<br />
10 min
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Bezüglich der Lagefaktoren gehören alle <strong>Gemeinde</strong>n zum Speckgürtel Münchens. Bis auf<br />
Poing und Ismaning besitzen alle <strong>Gemeinde</strong>n die Münchner Vorwahl 089. Am nächsten zu<br />
München (Stadtzentrum) liegen Aschheim (Dornach), Feldkirchen und Unterföhring. Die<br />
günstigsten Verbindungen zum Flughafen mit ÖPNV besitzen Ismaning und Unterföhring bei<br />
10-Minutentakt. Bezüglich der Erreichbarkeit des Flughafens mit dem PKW unterscheiden<br />
sich die <strong>Gemeinde</strong>n kaum, lediglich Poing hat hier Nachteile aufzuweisen.<br />
Infrastrukturfaktoren (Unternehmensbezogen)<br />
Von den unternehmensbezogenen Infrastrukturfaktoren, lässt sich nur die Breitbandversorgung<br />
zwischen den <strong>Gemeinde</strong>n direkt vergleichen (Tab.4.2.2). Das schnelle Internet beginnt<br />
eigentlich erst bei einer Übertragungsgeschwindigkeit von 25 Mbit/s. Den besten Zugang<br />
zum schnellen Internet auf Glasfaserbasis hat Feldkirchen, <strong>Kirchheim</strong> nimmt den dritten<br />
Platz ein. Aber 30% der Anschlüsse in <strong>Kirchheim</strong> haben kein schnelles Netz, worüber<br />
besonders betroffene Firmen klagen.<br />
Bezüglich der sonstigen Merkmale lassen sich nur relativ pauschale Bewertungen treffen.<br />
Bezüglich der Verkehrsgünstigkeit der Lage hat Poing sicher derzeit die ungünstigsten<br />
Voraussetzungen, während Aschheim, hier insbesondere Dornach, Feldkirchen und <strong>Kirchheim</strong><br />
günstig angebunden sind. Ismaning und Unterföhring liegen im Mittelfeld. Die weitaus<br />
stärkste Clusterbildung hat Unterföhring aufzuweisen, dort dürfte auch die Ballung der<br />
Firmen positive Agglomerationseffekte bewirken. Allerdings steht diesem positiven Effekt das<br />
Risiko einer hohen Sensitivität einer Monostruktur gegenüber Veränderungen gegenüber.<br />
Bezüglich der Nähe zu F&E-Einrichtungen hat Ismaning wegen der Verbindung nach<br />
Garching gute Voraussetzungen.<br />
Die Verkehrsführung und Parksituation erscheint für das Gewerbegebiet Dornach am besten<br />
gelöst.<br />
Verfügbarkeit schnelles Internet 1)<br />
Ortsname 1Mbit/s 6 Mbit/s 25 Mbits/s<br />
<strong>Kirchheim</strong> 88% 13% 70%<br />
Aschheim 93% 15% 68%<br />
Feldkirchen 99% 95% 80%<br />
Poing 98% 81% 20%<br />
Ismaning 98% 68% 62%<br />
Unterföhring 99% 79% 77%<br />
1) Anteil der ADSL-Anschlüsse mit einer Übertragungsrate von … Mbits/s (downlink) an<br />
allen Telefonanschlüssen<br />
Quelle: Telekom, Stand Oktober 2011<br />
Tab.4.2.2 Kommunikationsnetz<br />
Infrastrukturfaktoren (Bürger- und Mitarbeiterbezogen)<br />
32 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Hier lassen sich die Krippen- und Kindergartenplätze, die stationären Einrichtungen für<br />
Senioren, die medizinische Versorgung, die Kosten für wohnen und das Wohnumfeld<br />
anhand objektiver Daten zwischen den <strong>Gemeinde</strong>n vergleichen.<br />
Bei den Krippen-, Kindergarten- und Hortplätzen besetzt <strong>Kirchheim</strong> mit 84% des potentiellen<br />
Bedarfs den letzten Platz unter den Nachbargemeinden. Günstiger ist die Situation bei den<br />
Fürsorgeeinrichtungen für ältere Menschen (Abb.4.2.2). Mit einem Versorgungsgrad von 3%<br />
liegt <strong>Kirchheim</strong> im unteren Mittelfeld. Die Versorgung mit Ärzten ist in <strong>Kirchheim</strong> ähnlich gut<br />
wie in Poing und Ismaning (Tab.4.2.3). <strong>Kirchheim</strong> scheint auch das Facharztzentrum für<br />
Aschheim und Feldkirchen zu sein<br />
1 Plätze per 03-2010 zu Bevölkerung < 6 Jahren per 12-2009<br />
Abb.4.2.1 Kinderkrippen- / Kindergartenplätze<br />
Quelle: Statistik Kommunal<br />
33 / 124<br />
Abb.4.2.2 Einrichtungen für Alte / Kranke<br />
Art der Praxen <strong>Kirchheim</strong> Aschheim Feldkirchen Poing Ismaning<br />
Allgemeinmedizin 6 6 4 3 5<br />
Fachärzte 1) 10 2 1 10 16<br />
Zahnärzte etc 11 5 3 10 11<br />
Tierärzte 5 5 1 4 5<br />
Physiotherapie 3 5 3 7 6<br />
Logopädie 0 2 1 3 3<br />
Heilpraktiker 3 4 7 4 7<br />
Apotheken 4 1 1 5 4<br />
Insgesamt 42 30 21 46 57<br />
1) innere Medizin, Frauenheilkunde, Kinder, Augen, HNO, Orthopädie, Chirurgie, Radiologie, Psychotherapie.<br />
Quelle: Gelbe Seiten, Zusammenstellung des <strong>WBKi</strong><br />
Tab.4.2.3 Versorgung mit Ärzten, Gesundheitsbetrieben (Anzahl der Praxen)
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Wohnumfeld, Wohnungsbestand, wie auch Mietpreise für Wohnraum und die Bodenpreise<br />
für Wohnen und Gewerbe lassen sich im <strong>Gemeinde</strong>vergleich darstellen.<br />
Abb.4.2.3 Wie wird gewohnt 13 Abb.4.2.4 Was steht an Wohnraum zur Verfügung<br />
<strong>Kirchheim</strong> glänzt durch die höchste Wohnfläche je Einwohner und die höchste Eigenheimdichte<br />
(Abb.4.10). Die Spitzenposition beim Wohlstandsindikator „Wohnfläche pro Einwohner“<br />
hängt –wie das Beispiel Poing zeigt- nicht allein mit dem hohen Anteil an Eigenheimen<br />
zusammen. Der <strong>Kirchheim</strong>er Wohnungsbestand weicht deutlich von den Strukturen in den<br />
Nachbargemeinden ab (Abb.4.2.3).<br />
Der hohe Anteil an Wohnungen mit 5 und mehr Räumen reflektiert die hohe Eigenheimquote<br />
<strong>Kirchheim</strong>s Abb.4.2.4). Im Zeitraum 2005-2009 zeichnet sich eine Änderungstendenz ab:<br />
Über die Hälfte aller fertiggestellten Wohnungen in <strong>Kirchheim</strong> hatten 3 bis 4 Räume. Bei<br />
Wohnungen mit 1 bis 2 Räumen ist das Angebot in allen Vergleichsgemeinden gering. Junge<br />
Leute, aber auch ältere Menschen finden also schwer eine eigene bzw. eine geeignete<br />
Wohnung in der Region.<br />
Bei den Gewerbemieten liegt <strong>Kirchheim</strong> günstig (Abb.4.2.5). Dies gilt auch für Büros. 3 bis 4<br />
Zimmerwohnungen und Häuser müssen <strong>Kirchheim</strong> dagegen zu ähnlichen hohen Preisen wie<br />
in den Nachbargemeinden angemietet werden. Der Bodenrichtwert wird als Durchschnitt aus<br />
den notariell beurkundeten Kaufpreisen von Grundstücken ermittelt.<br />
<strong>Kirchheim</strong> gehört im Verein mit Feldkirchen zu den <strong>Gemeinde</strong>n, wo noch relativ günstig<br />
Gewerbegrundstücke zu erwerben sind (Abb.4.2.6). Auch bei Wohngrundstücken ist<br />
<strong>Kirchheim</strong> preisgünstig (Abb.4.2.7). Hier ist allerdings zu beachten, dass die Lage und<br />
Gestaltung der Baugebiete erheblichen Einfluss auf den Preis besitzen. Dies schränkt die<br />
Vergleichbarkeit deutlich ein.<br />
13 Wohnfläche im gesamten Wohnungsbestand je Einwohner 2009<br />
Quelle: Bayerisches statistisches Landesamt, Statistik Kommunal, Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
Anteil von Gebäuden mit einer Wohnung an allen Wohngebäuden 2009<br />
Quelle: Bayerisches statistisches Landesamt, Statistik Kommunal, Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
34 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
<strong>Kirchheim</strong><br />
Aschheim<br />
Feldkirchen<br />
Poing<br />
Ismaning<br />
Durchschnittliche Mieten Ende<br />
2011<br />
in € pro qm<br />
Gewerbe Wohnen<br />
4 6 8 10 12<br />
Abb.4.2.5 Mietpreise<br />
Quelle: www.immobilienscout24.de, www.immowelt.de,www.my-next-home.de,<br />
SZ, Hallo, KiMi, Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
<strong>Kirchheim</strong><br />
Aschheim<br />
Feldkirchen<br />
Poing<br />
Ismaning<br />
Unterföhring<br />
Bodenrichtwerte von<br />
Grundstücken für<br />
Gewerbezwecke<br />
€ pro qm<br />
100 200 300 400<br />
30<br />
69<br />
Spanne in €<br />
130<br />
20<br />
30<br />
50<br />
Abb.4.2.6 Preise für Gewerbegrundstücke Abb.4.2.7 Preise für Wohngrundstücke<br />
Quelle: Landratsämter München und Ebersberg<br />
35 / 124<br />
<strong>Kirchheim</strong><br />
Aschheim<br />
Feldkirchen<br />
Poing<br />
Ismaning<br />
Unterföhring<br />
Bodenrichtwerte von<br />
Grundstücken für<br />
Wohnzwecke<br />
€ pro qm<br />
300 500 700 900<br />
50<br />
10<br />
200<br />
50<br />
Spanne in €<br />
110<br />
20
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Abb.4.2.8 Erschlossene Flächen<br />
Quelle: Statistik Kommunal 2010<br />
In <strong>Kirchheim</strong> entfällt 0,2% der Gesamtfläche auf die Betriebsfläche (Abb.4.2.8). Die Betriebsfläche<br />
enthält alle unbebauten Flächen, die überwiegend gewerblich, industriell oder für<br />
Zwecke der Ver- und Entsorgung genutzt werden. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass<br />
große Teile des <strong>Gemeinde</strong>gebietes im Norden zum Speichersee liegen und damit kaum<br />
anders als landwirtschaftlich genutzt werden können. Platz für Neu-Ansiedlung von Gewerbe<br />
steht dennoch noch ausreichend zur Verfügung, auch in den vorhandenen Industriegebieten<br />
können noch Baulücken geschlossen werden.<br />
<strong>Kirchheim</strong> liegt beim Grundsteuerhebesatz und beim Gewerbesteuerhebesatz über dem<br />
Durchschnitt der Nachbargemeinden (Abb.3.5)<br />
Imagefaktoren<br />
Imagefaktoren hängen sicher mit am stärksten von subjektiven Wahrnehmungen und<br />
Einstellungen ab. Die hier angegebenen Indikatoren geben nur die Altersstruktur<br />
(Abb.4.2.10) und die Anzahl der durchgeführten Bürgerbegehren (Tab.4.2.4) wieder. Die<br />
eigentliche Imagebewertung wurde durch eine Befragung ermittelt.<br />
36 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
25,0%<br />
20,0%<br />
15,0%<br />
10,0%<br />
5,0%<br />
0,0%<br />
Einwohner nach Altersklassen (2009)<br />
<strong>Kirchheim</strong> Aschheim Feldkirchen<br />
Poing Ismaning Unterföhring<br />
Abb.4.2.10 Altersstruktur der <strong>Gemeinde</strong>n<br />
<strong>Kirchheim</strong> hat den höchsten Anteil an über 50-Jährigen (Abb.4.9)und mit 43,9 Jahren das<br />
höchste Durchschnittsalter unter den sechs Kommunen. Wegen der stagnierenden Bevölkerung<br />
wurde binnen zwei Jahrzehnten aus der jüngsten die älteste <strong>Gemeinde</strong> im Umkreis.<br />
<strong>Gemeinde</strong> Aschheim Feldkirchen Ismaning <strong>Kirchheim</strong> Poing Unterföhring<br />
Anzahl 1 0 0 6 0 5<br />
Tab.4.2.4 Bürgerbegehren seit 1995<br />
Quelle: Forschungsstelle Bürgerbeteiligung und direkte Demokratie an der Universität<br />
Marburg, cgi-host.uni-marburg.de<br />
Bürgerbegehren sind in Bayern auf kommunaler Ebene seit 1995 möglich. In der Regel<br />
richten sie sich gegen Vorhaben wie Verkehrsprojekte, Bauvorhaben oder Gewerbeansiedlungen.<br />
Die Bürger <strong>Kirchheim</strong>s haben am häufigsten unter den Vergleichsgemeinden auf<br />
dieses Instrument zurückgegriffen (Tab.4.2.4).<br />
Einige von den abgefragten Standortfaktoren konnten aus verschiedenen Gründen nicht<br />
objektiv gemessen werden. Hierzu zählt der Standortfaktor „Schulen und Bildungseinrichtungen<br />
für Erwachsene“, wo durch den gemeinsamen Schulverband mit Feldkirchen und<br />
Aschheim eine Differenzierung sich verbot. Auch die „Höhe der Gebühren und Abgaben“<br />
wird im Wesentlichen durch überregionale Anbieter bestimmt. Mangels Daten muss man sich<br />
bei den Standortfaktoren „Nähe zu Zulieferbetrieben“, „Kooperationsbereitschaft der Behörden“,<br />
„Cluster, Konkurrenz, Fühlungsvorteile“, „Stimulierung durch Wettbewerb“, „Umweltqualität“,<br />
Vergnügungsmöglichkeiten“ allein auf die Umfrageergebnisse verlassen. Diese<br />
weichen Standortfaktoren lassen sich in der Regel auch nicht auf einzelne <strong>Gemeinde</strong>n<br />
abgrenzen.<br />
37 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
4.3.<br />
Aussagen der Unternehmen<br />
4.3.1. Gewichtung und Bewertung der erhobenen Standortfaktoren<br />
Eine Bewertung des Gewichts der Standortfaktoren und eine Beurteilung der Ausprägung in<br />
<strong>Kirchheim</strong> wurde von 39 Firmen abgegeben. Sie verteilen sich über alle Gewerbegebiete und<br />
den übrigen Ort und weisen keinen branchenmäßigen Schwerpunkt auf. Die Hälfte der<br />
Firmen hat mehr als 8 Beschäftigte. Im Durchschnitt aller Betriebe werden mehr als 39<br />
Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Abb.4.3.1.1 stellt die Medianwerte aus den Urteilen der Unternehmen dar, nach dem<br />
Gewicht der Standortfaktoren sortiert. Einem leistungsfähigen Kommunikationsnetz wurde<br />
als einzigem Standortfaktor ein sehr hohes Gewicht zugeordnet. Als wichtig wurden auch die<br />
Standortfaktoren „Umweltqualität“, Einkaufsmöglichkeiten“, „Wirtschaftsklima am Standort<br />
und Mentalität der ansässigen Bevölkerung“, „Grundstückspreise und Mietkosten“, „Höhe der<br />
Grund- und Gewerbesteuer“, „Nähe zu Zulieferbetrieben“ „Wohnumfeld (Attraktivität)“<br />
eingestuft. Mit geringem Abstand folgen die Standortfaktoren „Kooperationsbereitschaft der<br />
Behörden“, „erschlossene Flächen“ und „Kinderkrippen, Kindergarten, Horte“ (Abb.4.3.1.1).<br />
Festzuhalten ist, dass nicht nur harte Standortfaktoren wie den Grundstückspreisen und<br />
Mietkosten ein hohes Gewicht beigemessen wird. Ebenso hoch werden weiche Faktoren wie<br />
die Einkaufsmöglichkeiten oder das Wirtschaftsklima eingestuft.<br />
Kommunikationsnetz<br />
Stimulierung durch<br />
10,0<br />
Einkaufsmöglichkeite<br />
Vergnügungsmöglichk Wettbewerb<br />
Grundstückspreise/Mi<br />
n<br />
eiten<br />
8,0<br />
etkosten<br />
Schulen und<br />
Erwachsenenbildung<br />
6,0<br />
Höhe Grund-<br />
/Gewerbesteuer<br />
Höhe der Gebühren<br />
und Abgaben<br />
Cluster, Konkurrenz<br />
bzw. Fühlungsvorteile<br />
Wohnmöglichkeiten<br />
Versorgung mit<br />
Ärzten,…<br />
Abb.4.3.1.1 Gewichtung der Standortfaktoren durch die befragten Unternehmer<br />
Quelle: Erhebung November 2011 bis Januar 2012 und Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
38 / 124<br />
Nähe zu<br />
Zulieferbetrieben<br />
Umweltqualität<br />
Wirtschaftsklima am<br />
Standort, Mentalität…<br />
Wohnumfeld<br />
(Attraktivität)<br />
Image des Standortes<br />
Einrichtungen für Alte<br />
erschlossene Flächen<br />
Kinderkrippen,<br />
und Kranke<br />
Kindergärten, Horte<br />
Kooperationsbereitsch<br />
aft der Behörden<br />
Gewichtung<br />
Einschätzung
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Die ansässigen Firmen beurteilen bei dem ihrer Ansicht nach wichtigsten Standortfaktor,<br />
dem leistungsfähigen Kommunikationsnetz, die Lage in <strong>Kirchheim</strong> am schlechtesten. Die<br />
Hälfte der befragten Unternehmen stuft die Situation als schlechter als 3 auf der Skala von 1<br />
bis 10 ein. Die fehlenden 30% von Anschlüssen ans Hochgeschwindigkeitsnetz (vgl.<br />
Tab.4.2.2) sorgen also für einige Unzufriedenheit, nicht nur im <strong>Kirchheim</strong>er Gewerbegebiet.<br />
Am besten wird die Situation in <strong>Kirchheim</strong> bei den Standfaktoren „Umweltqualität“, Versorgung<br />
mit Ärzten und Gesundheitsbetrieben“ sowie „Fürsorgeeinrichtungen für Alte und<br />
Kranke“ eingestuft. Die Einstufung der beiden Letzteren stimmt mit der objektiven Situation<br />
im Vergleich zu den Nachbargemeinden überein (vgl. Tab.4.2.3 und Abb.4.2.2). Aber auch<br />
bei diesen Faktoren wird kein sehr gut, sondern nur die Note 2 vergeben.<br />
Das Urteil zu den meisten übrigen Standfaktoren pendelt zwischen den Einstufung 4 bis 6<br />
der vorgegeben Skala, kann also als befriedigend gelten. Nur an der Clusterbildung scheint<br />
es in <strong>Kirchheim</strong> noch zu hapern.<br />
Die herausragende Stellung <strong>Kirchheim</strong> beim Wohlstandsindikator „ Wohnraum“ (vgl.<br />
Abb.4.2.4) findet in der Beurteilung der Wohnmöglichkeiten und des Wohnumfelds keine<br />
Entsprechung. Offenbar reflektiert das Urteil der Firmen stärker die Knappheit an Wohnungen,<br />
die auch in <strong>Kirchheim</strong> besteht.<br />
4.3.2. Zukunftsplanungen der Firmen<br />
Die Zukunftsplanungen der Firmen zeigen, wie nicht anders zu erwarten, kein einheitliches<br />
Bild. Unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung, wie auch unterschiedliche Markt- und<br />
Rahmenbedingungen lassen dies auch nicht erwarten.<br />
Insgesamt haben sich zu diesem Thema 76 Firmen geäußert. 34 Firmen hatten weniger als<br />
4 Beschäftigte, 25 Firmen zählten zwischen 4 und 19 Beschäftigten und 17 Firmen wiesen<br />
mehr als 20 Beschäftigte auf. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.1 nach Größenklassen<br />
getrennt dargestellt.<br />
39 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
40 / 124<br />
Firmen mit einer Zahl der Beschäftigten<br />
Variable < 4 4 bis 19 20 + mehr<br />
Belegschaft<br />
Arbeitsplatzaufbau 29,4% 36,0% 64,7%<br />
Arbeitsplätze halten 32,4% 48,0% 29,4%<br />
Arbeitsplatzabbau (inkl. Verlagerung) 8,8% 8,0% 0,0%<br />
Ohne Angabe 29,4% 8,0% 5,9%<br />
Flächenbedarf<br />
Zusatzfläche nötig 17,6% 24,0% 29,4%<br />
Kein Änderungsbedarf 58,8% 48,0% 70,6%<br />
Flache reduzieren 0,0% 4,0% 0,0%<br />
Ohne .Angabe 23,5% 24,0% 0,0%<br />
Umsatzerwartung<br />
steigend 35,3% 44,0% 64,7%<br />
konstant 41,2% 44,0% 23,5%<br />
fallend 17,6% 4,0% 5,9%<br />
Ohne Angabe 5,9% 8,0% 5,9%<br />
Tab.4.1 Zukunftsplanungen der Firmen<br />
Quelle: Erhebung und Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
Die Pläne der beteiligten Firmen können als positiv für den Standort <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
gewertet werden. Die Mehrzahl der Firmen will expandieren oder findet ihre derzeitige Größe<br />
passend. Nur eine kleine Minderheit sieht Anpassungsbedarf nach unten. Über wiegend<br />
werden höhere Umsätze erwartet. Diese Tendenzen sind bei den größeren Firmen (20 und<br />
mehr Beschäftigte) deutlich stärker ausgeprägt als bei den Kleinfirmen.<br />
Zwei interviewte Firmen würden gerne wachsen, haben aber keine ausreichenden Erweiterungsmöglichkeiten.<br />
Die Kosten für Gewerbeflächen werden im Gegensatz zur objektiven<br />
Lage (vgl. Abb.4.2.6 und 4.2.7) von einigen Firmen als zunehmend kritisch angesehen. Mehr<br />
als 50% der Befragten haben derzeit keinen Bedarf an weiterem Ausbau.<br />
4.3.3. Anregungen zu Verbesserungsmaßnahmen für den Gewerbestandort<br />
Im Rahmen der Interviews wurde auch nach notwendigen Verbesserungsmaßnahmen für<br />
den Gewerbestandort gefragt. In den nachfolgenden Grafiken werden die Anregungen der<br />
interviewten Unternehmen nach zwei Gruppen unterschieden, einmal die Gruppe der großen<br />
Unternehmen und die Gruppe der Unternehmen, die als kleine Unternehmen gelten oder als<br />
juristische Personen angesehen werden können.
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
15%<br />
4%<br />
15%<br />
4%<br />
Anregungen der Unternehmen<br />
Große Firmen<br />
5%<br />
1%<br />
15%<br />
Abb.4.3.1.2 Anregungen für Verbesserungsmaßnahmen (große Unternehmen)<br />
20%<br />
Hier fällt auf, dass ein erheblicher Handlungsbedarf für eine aktivere <strong>Gemeinde</strong>verwaltung<br />
gesehen wird und dies einhergeht mit dem Bedürfnis, den baulichen und optischen Zustand<br />
in den Gewerbegebieten zu verbessern. Dem Thema Breitbandkommunikation, der Schaffung<br />
eines büro- und familienfreundlichen Umfeldes für die eigenen Mitarbeiter sowie einer<br />
verbesserten Verkehrsorganisation werden hohe Bedeutung zugemessen.<br />
Auch für die kleineren Unternehmen und juristischen Personen ergibt sich kein sehr unterschiedliches<br />
Bild (Abb.4.3.1.3). Lediglich der Verkehrsorganisation kommt aus Sicht dieser<br />
Betriebe eine geringere Bedeutung zu. Dies ist sicher auch dadurch zu erklären, dass diese<br />
keinen so intensiven Güterverkehr betreiben und daher von diesem Thema weniger betroffen<br />
sind.<br />
41 / 124<br />
21%<br />
Eine aktive <strong>Gemeinde</strong>verwaltung<br />
Zustand der Gewerbegebiete<br />
verbessern<br />
Eine bessere Breitbandversorgung<br />
(Internet)<br />
Ein büro- und familienfreundliches<br />
Umfeld schaffen<br />
Verkehrsorganisation<br />
Recruiting von neuen MA<br />
unterstützen<br />
Umweltauflagen lockern<br />
Emissionen reduzieren<br />
Gewerbesteuersatz reduzieren<br />
Wirtschaftlichkeitsfreundlichkeit der<br />
Bürger erhöhen
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
5%<br />
18%<br />
2% 7%<br />
3%<br />
Anregungen der Unternehmen<br />
Juristische Personen und kleine Firmen<br />
4%<br />
19%<br />
Abb.4.3.1.3 Anregungen für Verbesserungsmaßnahmen (kleinere Unternehmen und<br />
juristische Personen)<br />
Die Anregungen aus den Interviews werden nachfolgend im Einzelnen vorgestellt. Die<br />
wesentlichen Anregungen für die <strong>Gemeinde</strong>politik ranken sich um die Themenbereiche:<br />
� Verbesserungen der Bedingungen vor Ort für Mitarbeiter und deren Familien<br />
28%<br />
14%<br />
- Hier wird vor allem der Mangel an Versorgungseinrichtungen für Mittagessen,<br />
Einkaufs- und Erledigungsmöglichkeiten der Mitarbeiter in den Gewerbegebieten<br />
beklagt.<br />
- Fehlende Unterbringungsmöglichkeiten für Kleinkinder in Krippen oder Horten<br />
wurden ebenfalls mehrfach angesprochen.<br />
- Ebenso wurde der Mangel an attraktivem Wohnraum (kaum Neubautätigkeit)<br />
für Mitarbeiter am Standort wiederholt erwähnt.<br />
- Auch auf den Mangel an Freizeit-, Erholungs- und Sportangeboten für Mitarbeiter<br />
nahe zu den Gewerbebetrieben wurde hingewiesen.<br />
42 / 124<br />
Eine aktive <strong>Gemeinde</strong>verwaltung<br />
Zustand der Gewerbegebiete<br />
verbessern<br />
Eine bessere Breitbandversorgung<br />
(Internet)<br />
Ein büro- und familienfreundliches<br />
Umfeld schaffen<br />
Verkehrsorganisation<br />
Recruiting von neuen MA<br />
unterstützen<br />
Umweltauflagen lockern<br />
Emissionen reduzieren<br />
Gewerbesteuersatz reduzieren<br />
Wirtschaftlichkeitsfreundlichkeit<br />
der Bürger erhöhen
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
- Das optische Erscheinungsbild der Gewerbegebiete sei nicht einladend, wirke<br />
unsauber und biete keine Erholungsmöglichkeiten in Arbeitspausen. Auch das<br />
Angebot von Restaurants für Kundeneinladungen erscheint in Qualität und Vielfalt<br />
als nicht ausreichend.<br />
� Verbesserung der Verkehrssituation<br />
- In vielen Gewerbegebieten des Ortes stört der hohe LKW-Verkehr. Von LKWs<br />
zugeparkte Straßen, dadurch verursachter Lärm, Verkehrsbehinderungen durch<br />
Rangier- und Wendemanöver werden beklagt. Angeregt wird die Errichtung eines<br />
Autohofes für das Abstellen der LKWs und die Unterbringung und Versorgung<br />
der Fahrer.<br />
- Die Verkehrssituation am Kreisverkehr nördliche Einmündung <strong>Heimstetten</strong>er<br />
Moosweg zu Spitzenzeiten führt zu massiven Staus und Behinderungen. Die<br />
Einführung intelligenter, verkehrsabhängiger Lichtsignalanlagen wurde mehrfach<br />
angeregt.<br />
- Kritik wurde an der unzureichenden Schneeräumung vom S-Bahnhof zu den<br />
Betriebsstätten geübt, da es hier immer wieder zu Unfällen auf dem Arbeitsweg<br />
käme.<br />
� Verbesserung des ÖPNV<br />
- Deutliche Kritik wird an dem unzureichenden Takt sowohl der S-<br />
Bahnverbindung wie auch der Busverkehre geübt<br />
- Fehlende schnelle Flughafenverbindung<br />
� Verbesserung der Breitbandkommunikation<br />
- Hier besteht aus Sicht vieler Gewerbetreibender ein massiver und äußerst dringender<br />
Handlungsbedarf. Die Breitbandinitiative des Wirtschaftsbeirates wird<br />
einhellig unterstützt.<br />
� Verbesserung der Energieversorgung<br />
- Von einigen Unternehmen wurde das Thema Kosten der Energieversorgung<br />
angesprochen.<br />
- Die Geothermie erscheint einigen Unternehmen als ungeeignete Lösung, vielmehr<br />
wird der Aufbau von Blockheizkraftwerken befürwortet bzw. geplant. Hier<br />
käme eventuell auch eine gemeinsame Nutzung durch mehrere Unternehmen<br />
in Frage.<br />
� Strategie und aktive Rolle der <strong>Gemeinde</strong><br />
- Hier wird ein Ansprechpartner bei der <strong>Gemeinde</strong> gewünscht, der proaktiv auf<br />
die Unternehmen zugeht, der die Anliegen und Bedarfe aufnimmt und in den<br />
politischen Entscheidungsprozess einbringt.<br />
- Es wird eine stärkere strategische Ausrichtung der Gewerbeansiedlung mit verlässlichen<br />
Rahmenbedingungen erwartet. Weiterhin würde eine aktive Unter-<br />
43 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
stützung durch gezielte Anwerbung von Firmen bei der Entwicklung von Clustern<br />
begrüßt.<br />
- Gewünscht werden Veranstaltungen für Gewerbetreibende in denen Kennenlernen,<br />
Informations- und Gedankenaustausch untereinander wie auch mit der<br />
<strong>Gemeinde</strong>verwaltung und Politik möglich werden.<br />
4.3.4. Anregungen für die <strong>Gemeinde</strong>verwaltung / Gewerbepolitik<br />
Die Aussagen der befragten Unternehmen zur <strong>Gemeinde</strong>verwaltung und zur <strong>Gemeinde</strong>politik<br />
werden nicht als wörtliche Zitate wiedergegeben, um Rückschlüsse auf Firmen zu<br />
vermeiden. Es wird aber versucht, die Wortwahl möglichst nahe an den Originalaussagen zu<br />
orientieren. Eine Wortwahl, die den Originalaussagen entspricht, ist in Anführungszeichen<br />
gesetzt.<br />
Auch hier ergibt sich ein sehr heterogenes Bild. Etwa die Hälfte der befragten Unternehmen<br />
ist zufrieden mit der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung und hat keine Anregungen oder Forderungen. Die<br />
andere Hälfte hat dagegen viele Anregungen und Forderungen und übt teils massive Kritik<br />
an der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung und an der <strong>Gemeinde</strong>politik. In den Interviews entstand der<br />
Eindruck, dass sich manche Betriebe von der <strong>Gemeinde</strong> nicht verstanden und in ihren<br />
Bedarfen berücksichtigt fühlen. Hier scheint ein erhebliches Kommunikationsdefizit zu<br />
bestehen.<br />
Aus den Interviews wird deutlich, dass sich viele Gewerbetreibende von der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung<br />
wie auch vom Bürgermeister eine deutlich „aktivere Rolle“ im Zugehen auf Gewerbetriebe<br />
wünschen. „Einladungen zum Firmenbesuch wurden seit 4 Jahren ignoriert“. Die<br />
Unternehmen fühlen sich vielfach als „nicht willkommen“ in der <strong>Gemeinde</strong> und empfinden die<br />
<strong>Gemeinde</strong>verwaltung bezüglich der Gewerbetreibenden als „viel zu passiv“, „desinteressiert“<br />
oder „gleichgültig“.<br />
Vor-Ort- Besuche durch den Bürgermeister oder Vertreter der <strong>Gemeinde</strong> liegen teils Jahre<br />
zurück, Anliegen werden nicht oder nicht schnell genug aufgenommen. Die sich über<br />
Jahrzehnte hinziehende Ortsmitteplanung wird von manchen Unternehmen als Ausweis<br />
einer zaudernden und strategisch orientierungslosen <strong>Gemeinde</strong>politik wahrgenommen. Auch<br />
das Image von <strong>Kirchheim</strong> b. München als Investitionsstandort leide darunter.<br />
4.3.5. Spezifika von Handwerkern und Freiberuflern<br />
Von den 39 Firmen, welche die Bedingungen am Standort <strong>Kirchheim</strong> bewertet haben, zählen<br />
7 zum Handwerk und den Freiberuflern. Im Folgenden wird die Frage untersucht, inwieweit<br />
die Bewertungen und Einschätzungen von Handwerkern und Freiberuflern vom Durchschnitt<br />
aller Unternehmen abweichen. Zunächst wird der Frage nachgegangen, ob die Wichtigkeit<br />
der Standortfakturen unterschiedlich bewertet wird (Abb.4.3.1.4).<br />
44 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Vergleich der Wichtigkeit (Mittelwerte) von<br />
Standortfaktoren<br />
Handwerker und Freiberufler Unternehmen<br />
Kommunikationsnetz<br />
Grundstückspreise/Mietkosten<br />
Höhe der Grundsteuer und der Gewerbesteuer<br />
Wirtschaftsklima am Standort, Mentalität der…<br />
Einkaufsmöglichkeiten<br />
Umweltqualität<br />
Nähe zu Zulieferbetrieben<br />
Wohnmöglichkeiten<br />
erschlossene Flächen<br />
Kooperationsbereitschaft der Behörden<br />
Versorgung mit Ärzten, Gesundheitsbetrieben<br />
Image des Standortes in der Region<br />
Kinderkrippen, Kindergärten, Horte<br />
Wohnumfeld (Attraktivität)<br />
Höhe der Gebühren und Abgaben<br />
Fürsorgeeinrichtungen für Alte und Kranke<br />
Cluster, Fühlungsvorteile<br />
Vergnügungsmöglichkeiten<br />
Schulen und Bildungseinrichtungen für Erwachsene<br />
Stimulierung durch Wettbewerber<br />
Abb.4.3.1.4 Vergleich der Wichtigkeit von Standortfaktoren<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Wichtigkeit (0 = Vernachläsigbar, 10 = sehr wichtig)<br />
Insgesamt messen die Handwerker und Freiberufler den meisten Standortfaktoren eine<br />
höhere Wichtigkeit bei als der Unternehmensdurchschnitt. Ein signifikant höheres Gewicht<br />
haben für Handwerker und Freiberufler das Wohnumfeld (Attraktivität), die Schulen und<br />
Bildungseinrichtungen für Erwachsene sowie die Versorgung mit Ärzten, Gesundheitsbetrieben.<br />
Dies hängt vermutlich damit zusammen, dass die Chefs diese Gruppe von Firmen häufiger<br />
am Ort wohnen als der Durchschnitt der Unternehmen. Weniger wichtig für Handwerker und<br />
Freiberufler sind die Standortfaktoren „Nähe zu Zulieferbetrieben“, „Cluster, Fühlungsvorteile“<br />
und „Höhe der Grundsteuer und der Gewerbesteuer“. Insbesondere letzteres überrascht<br />
nicht, da Freiberufler nicht gewerbesteuerpflichtig sind.<br />
Die Einschätzung der Ausprägung der Standortfaktoren durch die Handwerker wird im<br />
Folgenden mit dem Unternehmensdurchschnitt verglichen (Abb.4.3.1.5).<br />
45 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Abb.4.3.1.5 Vergleich der Bewertung der Ausprägung der Standortfaktoren in <strong>Kirchheim</strong><br />
Quelle: Erhebung und Berechnungen des WBKI; Rangfolgen entsprechen der Wichtigkeit im<br />
Durchschnitt aller Firmen.<br />
Es zeigt sich, dass die Ausprägung der Standortfaktoren in <strong>Kirchheim</strong> bei München von den<br />
Handwerkern und Freiberufler sehr ähnlich eingeschätzt wird wie vom Durchschnitt aller<br />
Firmen. Eine signifikant bessere Bewertung erfahren nur die Standfaktoren „Stimulierung<br />
durch Wettbewerber“ und „Schulen und Bildungseinrichtungen für Erwachsene“. Signifikant<br />
schlechter wird die Lage bei „Cluster, Fühlungsvorteilen“, „erschlossenen Flächen“ und beim<br />
Kommunikationsnetz bewertet.<br />
46 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
11%<br />
8%<br />
Abb.4.3.1.6 Standortfaktoren - zukünftig wichtig für Handwerker und Freiberufler<br />
Hier ist bemerkenswert, dass die Energiekosten noch deutlich bedeutender eigeschätzt<br />
werden als die Frage einer leistungsfähigen Breitbandkommunikation. Generell fällt hier die<br />
Bedeutung eines breiten Spektrums von Umweltfaktoren auf.<br />
17%<br />
Was wird für Ihren Betrieb wichtig?<br />
14%<br />
6%<br />
17%<br />
16%<br />
6%<br />
6%<br />
20%<br />
21%<br />
29%<br />
Abb.4.3.1.7 Verbesserungsbedarfe generell<br />
Das auffälligste Ergebnis ist hier die Forderung nach einem besseren Erscheinungsbild und<br />
der Wunsch nach einem Wachstum der <strong>Gemeinde</strong>. Die Verbesserung der Breitbandversorgung<br />
und der Wunsch nach besseren Versorgungsmöglichkeiten für Mitarbeiter, wie auch<br />
29%<br />
47 / 124<br />
komunale Gebühren<br />
Energie-Versorgungs-Kosten<br />
Kommunikationsnetz<br />
Geräuschpegel<br />
Umweltqualität<br />
Wasserversorgung<br />
Wasserqualität<br />
Verkehrswege<br />
Wichtige Verbesserungsmaßnahmen<br />
Erscheinungsbild der <strong>Gemeinde</strong><br />
Kommunikationsinfrastruktur<br />
Versorgung/Einkaufsmöglichkeiten<br />
Kontakt zur <strong>Gemeinde</strong>verwaltung<br />
Wachstum der <strong>Gemeinde</strong>
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
der Wunsch nach besserem Kontakt zur <strong>Gemeinde</strong>verwaltung deckt sich mit anderen<br />
befragten Gruppen<br />
Abb.4.3.1.8 Verbesserungsbedarfe in Bezug auf die <strong>Gemeinde</strong>verwaltung<br />
Hier sind zwei Aspekte besonders herauszuheben, zum einen der Wunsch nach mehr<br />
Kontakt mit der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung und auch speziellen Veranstaltungen für Gewerbetreibende,<br />
wie der dringende Wunsch nach einer Verbesserung der Infrastruktur in den Gewerbegebieten.<br />
4.4.<br />
Was wäre von seiten der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung<br />
zu verbessern?<br />
12%<br />
13%<br />
19%<br />
6%<br />
50%<br />
Einschätzungen durch die Fraktionen und Gruppierungen im<br />
<strong>Gemeinde</strong>rat<br />
Aus Sicht der im <strong>Gemeinde</strong>rat vertretenen Fraktionen und Gruppierungen ergibt sich ein<br />
relativ unterschiedliches Bild. Die Beurteilung des Standortes bezüglich Infrastruktur,<br />
Wohnqualität und Gewerbestandort unterscheidet sich in manchen Aspekten deutlich oft<br />
über zwei oder drei Urteilsstufen hinweg.<br />
Bezüglich der Bewertung der infrastrukturellen Ausstattung der <strong>Gemeinde</strong> besteht eine<br />
weitgehende Übereinstimmung nur bezüglich der medizinischen Versorgungssituation und<br />
des Angebotes an Schulen. Diese werden von allen befragten Fraktionen als gut bis sehr gut<br />
eingeschätzt. Auch das Angebot an Kindergärten wird deutlich positiv bewertet. Negativ<br />
dagegen wird das fehlende Angebot an Kinderkrippen und Horten beurteilt.<br />
Die Beurteilung der Wohnqualität zeigt ebenfalls sehr unterschiedliche Einschätzungen,<br />
lediglich die Verkehrsanbindung wird übereinstimmend als gut bis sehr gut beurteilt. Die<br />
größte Differenz in den Urteilen ergibt bei den Kosten für das Wohnen, die überwiegend als<br />
schlecht bis ungenügend bewertet werden, von zwei Parteivertretern aber als gut. Auch das<br />
Wohnungsangebot wird relativ ungünstig beurteilt. Von den Umweltaspekten werden die<br />
Luftqualität und der Geräuschpegel am kritischsten gesehen. Überwiegend schlecht wird das<br />
Fehlen von Parks und Spazierwegen bewertet.<br />
48 / 124<br />
Verbesserung der Infrastruktur<br />
Veranstaltungen für<br />
Gewerbetreibende<br />
mehr Kontakte<br />
niedrigere Gebühren<br />
Schnellere Bearbeitung von<br />
Anträgen
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Der Gewerbestandort wird ebenfalls von den Fraktionen sehr unterschiedlich bewertet. Auch<br />
hier zeigt nur die Verkehrsanbindung der Gewerbegebiete eine weitgehend übereinstimmende<br />
Einschätzung. Fühlungsvorteile der angesiedelten Gewerbe konnten nur von wenigen<br />
Parteivertretern eingeschätzt werden. Die größten Unterschiede in den Einschätzungen<br />
bestehen bei Grundstückskosten bzw. Mieten sowie bei der Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes.<br />
Die starke Streuung der Einschätzungen der Standortbedingungen durch die Vertreter der<br />
politischen Fraktionen, wie in Tabelle 4.4.1 dargestellt, ist sicher teilweise durch deren<br />
politische Strategie bedingt. Eine an die Macht strebende Partei wird als jetzige Opposition<br />
vieles eher schlecht beurteilen, während die Fraktionen, die gegenwärtig die Verantwortung<br />
innehaben, zu günstigeren Beurteilungen kommen.<br />
Die starke Streuung der Einschätzungen findet sich aber auch in den Einschätzungen der<br />
Bürgerschaft wieder und deutet darauf hin, dass es der <strong>Gemeinde</strong> an einer gemeinsam<br />
getragenen Zielsetzung und Vision mangelt. Unterschiedliche Interessen beeinflussen die<br />
Vorstellungen und Erwartungen, ohne dass hierüber bisher ein ausreichender Dialog erfolgt<br />
ist. Hier erscheint ein verstärkter Dialogprozess dringend erforderlich.<br />
Die ungünstigste Bewertung der Faktoren wurde von der FDP Fraktion abgegeben, danach<br />
folgen CSU und die Grünen, wie auch die ÖDP und die SPD. LWK, Neue Union und VFW<br />
beurteilen die Standortfaktoren am besten. Eine Mittelwertbildung über alle Fraktionen<br />
hinweg würde die unterschiedliche Einschätzung verdecken.<br />
49 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Infrastruktur:<br />
CSU FDP<br />
Die<br />
Grünen<br />
50 / 124<br />
LWK Neue<br />
Union<br />
ÖDP SPD VFW<br />
Kinderkrippen - 0 - + + - 0*) +<br />
Kindergärten + + + 0 + + + + 0 + + + +<br />
Horte 0 - 0 + + + + 0 0 + +<br />
Schulen + + + + + + + + + + + + + +<br />
Bildung für Erwachsene + + + 0 0 0 + + 0<br />
Medizin. Versorgung + + + + 0 0 + + +<br />
Einrichtungen für<br />
Senioren<br />
+ + 0 + + + + + + +<br />
Kulturangebot 0 + +/0 0 0 0 0 +<br />
Freizeitangebot + + + - + + + 0 +<br />
Wohnqualität:<br />
Wohnmöglichkeiten - 0 - + + - 0 - 0<br />
Kosten für Wohnen - -- + + 0 - - +<br />
Verkehrsanbindung + + + + + + 0 + + + +<br />
Einkaufsmöglichkeiten 0 0 + + 0 + + + +<br />
Parks, Spazierwege - 0 - + + -- 0 -- --<br />
Geräuschpegel + - - - 0 - 0 0<br />
Luftqualität 0 0 + 0 + + 0 +<br />
Wasserqualität + + + + + 0 + + + 0*) +<br />
Gewerbestandort:<br />
Gewerbesteuerhebesatz - -- 0 0 + - + +<br />
Grundstückspreise/<br />
Mietkosten<br />
-- - + 0 + 0 - +<br />
Verkehrsanbindung + + + + + + + 0<br />
Gebühren und Abgaben - - + 0 + + 0 + +<br />
Zustand der Gebäude - 0 0 - - 0 + +<br />
Erweiterungsflächen - 0 + + - 0 - +*) +<br />
+ + = sehr gut + = gut 0 = mittel - = schlecht - - = ungenügend<br />
*) Mittelwert über die Fraktionsmitglieder<br />
Tab.4.4.1 Einschätzungen von Standortfaktoren durch die Fraktionen
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Freizeitangebot<br />
Kulturangebot<br />
Abb.4.4.1 Einschätzungen der Fraktionen bezüglich Infrastruktur<br />
Wasserqualität<br />
Einrichtgen f.<br />
Senioren<br />
Luftqualität<br />
Geräuschpegel<br />
Kinderkrippen<br />
2<br />
-0,5<br />
Abb.4.4.2 Einschätzungen der Fraktionen bezüglich Wohnqualität<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
-1<br />
Medizin. Versorgung<br />
Wohnmöglichkeiten<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
-0,5<br />
-1<br />
-1,5<br />
-2<br />
51 / 124<br />
Kindergärten<br />
Horte<br />
Schulen<br />
Bildung f.<br />
Erwachsene<br />
Kosten für Wohnen<br />
Parks, Spazierwege<br />
Verkehrsanbindung<br />
Einkaufsmöglichkeit<br />
en<br />
VFW<br />
CSU<br />
FDP<br />
Die Grünen<br />
LWK<br />
Neue Union<br />
ÖDP<br />
SPD<br />
VFW<br />
CSU<br />
FDP<br />
Die Grünen<br />
LWK<br />
Neue Union<br />
ÖDP<br />
SPD
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Erweiterungsflächen<br />
Zustand der Gebäude<br />
Abb.4.4.3 Einschätzungen der Fraktionen bezüglich Gewerbestandort<br />
Betrachtet man die Aussagen zu den positiven Standortfaktoren über alle Fraktionen hinweg,<br />
wird deutlich, dass drei Faktoren primär gesehen werden:<br />
� gute Verkehrsanbindung<br />
� engagierte Bürger<br />
� gute Schulsituation<br />
Gewerbesteuerhebes<br />
atz<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
-0,5<br />
-1<br />
-1,5<br />
-2<br />
Gebühren und<br />
Abgaben<br />
Nur mit 5% der Nennungen wird das Vorhandensein namhafter Unternehmen als positives<br />
Standortmerkmal gesehen. Die Antworten zeigen sehr deutlich, dass derzeit der Wohnsituation<br />
und dem Wohnumfeld am Ort eine sehr hohe Bedeutung zugemessen wird, während die<br />
Bedeutung des örtlichen Gewerbes nicht ausreichend gesehen wird.<br />
52 / 124<br />
Grundstückspreise/<br />
Mietkosten<br />
Verkehrsanbindung<br />
VFW<br />
CSU<br />
FDP<br />
Die Grünen<br />
LWK<br />
Neue Union<br />
ÖDP<br />
SPD
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Abb.4.4.4 Negative Merkmale des Standortes aus Sicht der Fraktionen<br />
11%<br />
Positive Standortmerkmale aus Sicht der<br />
Fraktionen<br />
6%<br />
11%<br />
5%<br />
5%<br />
16%<br />
5%<br />
11%<br />
5%<br />
33%<br />
21%<br />
34%<br />
37%<br />
Abb.4.4.5 Negative Merkmale des Standortes aus Sicht der Fraktionen<br />
53 / 124<br />
Verkehrsanbindung<br />
engagierte Bürger<br />
Bildungseinrichtungen<br />
Wohnqualität<br />
soziale Aufstellung<br />
hohe Qualifikation AN<br />
JUZ<br />
namhafte Unternehmen<br />
Negative Standortmerkmale aus Sicht der<br />
Fraktionen<br />
Stillstand, Verfall der<br />
Infrastruktur<br />
fehlende Führung, ineffizienter<br />
<strong>Gemeinde</strong>rat<br />
Image mancher Unternehmen<br />
Überalterung<br />
abnehmende Solidarität der<br />
Bürger
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Interessant ist hier, dass der Stillstand in der Infrastrukturentwicklung, ja deren beginnender<br />
Verfall mit rund einem Drittel der Nennungen prominent hervortritt. Ein Drittel der Fraktionen<br />
führt dies nicht zuletzt auf fehlende Führung und einen ineffizienten <strong>Gemeinde</strong>rat zurück.<br />
Auf die Frage welche Gewerbestruktur <strong>Kirchheim</strong> bei München anstreben sollte, wurde als<br />
Schwerpunkt die Ansiedlung von Büroarbeitsplätzen, von F&E, von innovativen oder High-<br />
Tech-Unternehmen (50% der Nennungen) genannt. Einen gesunden Branchenmix aus KMU<br />
und Handwerk befürworten 31% der Fraktionen. Die Verbindung von Arbeits- und Wohnmöglichkeit<br />
war ca. 12 % wichtig. Ein Befragter votierte für eine maßvolle Entwicklung in Schlüssellagen.<br />
Was aus Sicht von 43% der befragten Fraktionsmitglieder für weitere Gewerbeansiedlung<br />
unerwünscht ist, sind Lager- / Spielhallen sowie Speditionen (wegen des Flächenverbrauches).<br />
Ebenso werden Unternehmen abgelehnt, die Emissionen (Umwelt) erzeugen oder zu<br />
hoher Verkehrsbelastung führen (ca.20% der Befragten). Für 13% sind auch Großmärkte am<br />
Standort unerwünscht. Von einem Befragten wurde auch die Ansiedlung von Niederlassungen<br />
ohne Entscheider vor Ort abgelehnt.<br />
Auf die Frage, welche Maßnahmen die <strong>Gemeinde</strong> zur Verbesserung der Situation ergreifen<br />
sollte, befürworten 33% eine verstärkte interkommunale Kommunikation und Zusammenarbeit.<br />
Eine strategisch ausgerichtete Gewerbepolitik und ein aktives Anwerben von Gewerbe<br />
unter Berücksichtigung der Empfehlungen des <strong>WBKi</strong> werden von 25% befürwortet.<br />
Weitere Einzelnennungen schlugen vor, nicht mit den Nachbarkommunen zusammen zu<br />
arbeiten und sich besser abzugrenzen, einen anderen Bürgermeister zu benennen und für<br />
eine dynamischere Verwaltung zu sorgen sowie Ziele der Gewerbepolitik festzulegen.<br />
Konkret wurde vorgeschlagen, die Gewerbesteuer zu senken, durch die Kommune eigene<br />
Grundstücke zu erwerben und Einzelprojekte wie das geothermie-basierte Thermalbad und<br />
den U-Bahn-Anschluss zu realisieren.<br />
Als dringlichste Verbesserungsmaßnahmen in den Gewerbegebieten sollte aus Sicht von<br />
33% der Befragten eine bessere Breitbandversorgung und eine bessere Verkehrsorganisation<br />
(ÖPNV, Ringschluss S2, Osttangente) erreicht werden. 28% befürworten eine Verbesserung<br />
der Verkehrssituation durch bessere Straßen und mehr Parkplätze. Weitere Nennungen<br />
bezogen sich auf eine Umstrukturierung der Gewerbegebiete, auf ein familienfreundliches<br />
Umfeld (Kinderbetreuung). Bezüglich der Verkehrssituation im Ort allgemein wird von 16%<br />
eine Ringbuslinie im Ort, die Öffnung der <strong>Heimstetten</strong>er Strasse und die Anbindung M1 an<br />
die Autobahn befürwortet.<br />
Im Vergleich sehen ca. 21% Vorteile bei den Nachbargemeinden durch aktiveres, besseres,<br />
schnelleres Handeln und Entscheiden. Sie sehen dort einen übergeordneten Gesamtplan<br />
und einen GR, der sich nicht verzettelt. Eine weitere Gruppe von 21% glaubt dass die<br />
Nachbargemeinden nichts besser machen, ja sogar städtebauliche Fehler machen. Einzelnennungen<br />
sehen Vorteile der Nachbargemeinden bei einer geringeren Zersiedelung der<br />
Gewerbegebiete, in der besseren Zusammenarbeit mit Ansiedlungswilligen und in der<br />
besseren Information für Neubürger.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
4.5.<br />
Einschätzungen durch Makler und Grundstückseigentümer<br />
Für die Anwerbung von potentiellen Interessenten einer Gewerbeansiedlung in unserer<br />
<strong>Gemeinde</strong> spielen die Sichten der Makler aber auch die der Grundstückseigentümer eine<br />
wesentliche Rolle. Die Makler orientieren sich bei der Beurteilung von potentiellen Gewerbestandorten<br />
neben den konkreten Merkmalen des jeweiligen Gebietes primär an der Entfernung<br />
vom Zentrum Münchens und an den Himmelsrichtungen („Münchner Osten“). Mit der<br />
Entfernung von der Stadtmitte sinkt aus Sicht der Makler die Attraktivität eines Standortes.<br />
Positive Merkmale des Standortes aus Sicht Makler und<br />
Grundstückseigentümer<br />
14%<br />
14%<br />
14%<br />
15%<br />
Abb.4.5.1 Positive Merkmale des Standortes aus Sicht von Maklern und Grundstückseigentümern<br />
Bei den prozentualen Angaben ist zu beachten, dass nur wenige Makler und Grundstückseigentümer<br />
befragt werden konnten. Einzelmeinungen schlagen daher sehr deutlich durch. An<br />
positiven Standortmerkmalen ragt eindeutig die gute Verkehrsanbindung heraus. Alle<br />
anderen Faktoren sind etwa zu gleichen Anteilen repräsentiert. Interessant erscheint, dass<br />
für die Makler wie auch für die Grundstückseigentümer die weichen Faktoren des Standortes<br />
offensichtlich keine wesentliche Rolle spielen. Dies spiegelt sich auch an den Punkten<br />
wieder die negativ für den Standort gesehen werden. Auch hier werden nur Merkmale<br />
beurteilt, die die Gewerbestandorte unmittelbar betreffen. Die Kritikpunkte selbst decken sich<br />
mit den Aussagen der befragten Unternehmen.<br />
43%<br />
55 / 124<br />
Verkehrsanbindung<br />
Gebäudemix<br />
Gewerbesteuer<br />
Gesamteindruck<br />
Eignung für höherwert.<br />
Produktion
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Abb.4.5.2 Negative Merkmale des Standortes aus Sicht von Maklern und Grundstückseigentümern<br />
Den größten Verbesserungsbedarf sehen die Makler in einer verbesserten Ausstattung der<br />
Gewerbegebiete mit Parkflächen und hochwertigeren Lagerhallen (Abriss der veralteten und<br />
minderwertigen Hallen). Bezüglich der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung sieht man die Notwendigkeit,<br />
eine aktivere Gewerbepolitik zu betreiben, ein Standortmarketing zu leisten. Es sollte<br />
versucht werden höherwertige Produktion aus München anzuwerben. Auch sollte ein neuer<br />
Bebauungsplan mit städtebaulichem Vertrag vorgelegt werden. Neben einem niedrigeren<br />
Gewerbesteuerhebesatz erscheinen die Nachbargemeinden in der Gewerbepolitik aktiver<br />
und realistischer.<br />
4.6.<br />
Negative Merkmale des Standortes<br />
aus Sicht Makler und Grundstückseigentümer<br />
-25%<br />
-6%<br />
-6%<br />
-6%<br />
-12%<br />
-6%<br />
-13%<br />
-12%<br />
Die Sicht von Multiplikatoren<br />
-12%<br />
-6%<br />
Bei den prozentualen Angaben ist zu beachten, dass nur wenige Multiplikatoren befragt<br />
werden konnten. Einzelmeinungen schlagen daher deutlich durch. Aus Sicht von Multiplikatoren,<br />
also von Personen denen eine gewisse Meinungsführerschaft zugesprochen werden<br />
kann, werden im Gegensatz zur vorhergehenden Gruppe auch die weichen Standortfaktoren<br />
in den Blick genommen.<br />
Die Situation bei den Infrastrukturaspekten, Kinderkrippen, Kindergärten, Horte, Schulsituation,<br />
Medizinische Versorgung und Einrichtungen für Senioren werden überwiegend für gut<br />
bis sehr gut empfunden. Kultur- und Freizeitangebot erhalten nur eine mittlere Note. Die<br />
Wohnqualität wird als gut bis mittel beurteilt. Mittel bis schlecht benotet werden hier die<br />
Spazierwege /Parks und der Geräuschpegel.<br />
56 / 124<br />
Bustakt/Haltestellen<br />
Branchenmix<br />
ÖPNV zu Flugh.<br />
Distand MUC Zentrum<br />
Hallenzustand<br />
Mitarbeiterversorgung<br />
Nähe Wohnbebauung<br />
fehlende Tauschflächen<br />
Leerstände<br />
Eignung für Bürostandort
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Abb.4.6.1 Positive Merkmale des Standortes aus Sicht von Multiplikatoren<br />
Abb.4.6.2 Negative Merkmale des Standortes aus Sicht von Multiplikatoren<br />
4.7.<br />
Positive Standortfaktoren aus Sicht von<br />
Multiplikatoren<br />
29%<br />
14%<br />
29%<br />
28%<br />
Negative Standortfaktoren aus Sicht von<br />
Multiplikatoren<br />
22%<br />
11%<br />
22%<br />
23%<br />
22%<br />
Image des Ortes - Einschätzungen durch Bürger und Unternehmer<br />
Bei dieser Abfrage ging es darum herauszufinden, wie die Bürger den Ort erleben. Nach der<br />
Anfang des Jahres durchgeführten Umfrage wird <strong>Kirchheim</strong> von einer großen Mehrheit der<br />
Bürger als konservativ und wenig dynamisch, aber gut angebunden eingeschätzt.<br />
Die Charakterisierung des Ortes als Wohn-/Schlafort trifft aus Sicht eines Großteils der<br />
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, die weit überwiegend in der Stadt München<br />
arbeiten, völlig zu. Die Charaktermerkmale ländlich und hoher Freizeitwert bestätigen diese<br />
57 / 124<br />
soziales Netzwerk<br />
Schulen, Sportgelände<br />
Verkehrsanbindung<br />
Telefonnetz München<br />
Schlechte Einkaufsmögl.<br />
ÖPNV<br />
schlechter Straßenzustand<br />
unattraktive Umgebung, keine<br />
Parks<br />
zerstrittener <strong>Gemeinde</strong>rat, passive<br />
<strong>Gemeinde</strong>verwaltung
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Aussage, da sie dem Ruhe- und Erholungsbedürfnis entgegenkommen. Die gute Anbindung<br />
unterstützt die Beschäftigung in der Stadt und erlaubt zudem die Nutzung kultureller und<br />
sonstiger Angebote der Landeshauptstadt. Man sieht zwar die relativ geringe Dynamik der<br />
Ortsentwicklung und auch die zunehmende Überalterung, hat sich aber selbst gut eingerichtet<br />
und erlebt dies (noch) nicht nachteilig.<br />
Dies dürfte sich auch in einer gewissen Reserviertheit oder gar Ablehnung gegenüber<br />
weiteren Gewerbeansiedlungen niederschlagen. Zusätzlicher Verkehr, eventuelle Emissionen<br />
wie auch die Ausdehnung der Gewerbeflächen lassen aus Sicht mancher Bürger den<br />
Wohnwert sinken und gefährden damit potentiell den Wert der eigenen Immobilie.<br />
Arbeit und Leben<br />
wirtschaftsfreundlich<br />
Wie sehen die Bürger <strong>Kirchheim</strong><br />
Hoher Freizeitwert<br />
städtisch<br />
jung<br />
gut angebunden<br />
dynamisch<br />
konservativ<br />
1,00<br />
0,80<br />
0,60<br />
0,40<br />
0,20<br />
0,00<br />
modern<br />
Abb.4.7.1 Umfrage zur Sicht des Ortes durch die Bürger (Ergebnis für 47 Befragte)<br />
Methodische Anmerkung: Für jedes Merkmal konnte alternativ „stimme zu“ oder „stimme<br />
eher zu“ ankreuzt werden. Für das Spinnweb-Diagramm müssen die Angaben zu einem<br />
Wert verdichtet werden. Bei der blauen Kurve wurde die Angabe von „stimme zu“ mit einem<br />
Punkt, die Angabe „stimme eher zu“ mit einem halben Punkt bewertet. Dargestellt ist für<br />
jedes Merkmal die Anzahl der durch Nennung erzielten Punkte im Verhältnis zur maximal<br />
möglichen Punktzahl (Alle Bürger kreuzen für ein Merkmal „stimme zu“ an). Alternativ kann<br />
auch jede Nennung mit einem Punkt bewertet werden, egal ob „stimme zu“ oder „stimme<br />
eher zu“ angekreuzt wurde. Diese Annahme liegt der roten Kurve zugrunde.<br />
58 / 124<br />
statisch<br />
abgelegen<br />
ländlich<br />
überalternd<br />
wirtschaftsfeindlich<br />
Wohn-/Schlafort<br />
Geringer Freizeitwert
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Abb.4.7.2 Die Einschätzung <strong>Kirchheim</strong> bei Münchens durch die Bürger<br />
Quelle: Erhebung und Berechnung des <strong>WBKi</strong><br />
5. Zukünftige Herausforderungen bis 2030 und deren<br />
Auswirkungen<br />
Dieses Kapitel umreißt die sich für die Zukunft abzeichnenden Veränderungen im Umfeld der<br />
<strong>Gemeinde</strong>. Daraus können sich bei den bestehenden Strukturen der <strong>Gemeinde</strong> Chancen<br />
aber auch Gefährdungen ergeben. Nur durch die Nutzung der Chancen und die Vermeidung<br />
der Gefährdungen durch entsprechende Strukturanpassungen kann es gelingen, die<br />
wirtschaftliche Situation zu stabilisieren bzw. zu verbessern.<br />
Behandelt werden zunächst die demographische Entwicklung <strong>Kirchheim</strong>s und der daraus<br />
resultierende Anpassungsbedarf. In diesem Zusammenhang wird auch auf die sich abzeichnenden<br />
Tendenzen in der Kaufkraft und im Vermögen der Bürger eingegangen.<br />
Danach werden einige wichtige globale Veränderungen erörtert, die in jedem Fall Auswirkungen<br />
auf die Wirtschaft der <strong>Gemeinde</strong> und deren Prosperität sowie auf das Leben in der<br />
<strong>Gemeinde</strong> haben werden.<br />
5.1.<br />
konservativ<br />
statisch<br />
gut angebunden<br />
überalternd<br />
wirtschaftsfeindlich<br />
Wohn-/Schlafort<br />
ländlich<br />
Hoher Freizeitwert<br />
Wie sehen die Bürger mehrheitlich <strong>Kirchheim</strong><br />
stimme zu stimme eher zu<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Demographische Entwicklung und deren Auswirkungen<br />
5.1.1. <strong>Kirchheim</strong> im deutschlandweiten Vergleich<br />
Alle vorliegenden Prognosen 14 zeigen der <strong>Gemeinde</strong> für die nächsten 20 Jahre ein klares<br />
Bild:<br />
14 Bertelsmann Stiftung: Demographiebericht für <strong>Kirchheim</strong> bei München, Bayerisches Statistisches Landesamt:<br />
Demographiespiegel für Bayern, Berechnungen für <strong>Gemeinde</strong>n ab 5000 Einwohnern, <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
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Anteile in %
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
<strong>Kirchheim</strong> wird eine <strong>Gemeinde</strong> mit wohlhabenden Bürgern bleiben und gehört deutschlandweit<br />
zu der kleinen Gruppe der wirtschaftlich starken <strong>Gemeinde</strong>n mit vielen Arbeitsplätzen.<br />
Dies ist natürlich in erster Linie auf die Zugehörigkeit zum Großraum München und die<br />
Kaufkraft, dem Vermögen und Immobilienbesitz seiner Bürger zurückzuführen.<br />
Allerdings weicht unsere <strong>Gemeinde</strong> mit ihrer hoch qualifizierten, wohlhabenden Bürgerschaft<br />
und niedriger Arbeitslosenquote in drei wesentlichen Eigenschaften von ihrer Vergleichsgruppe<br />
ab:<br />
Es gingen in den letzten 5 Jahren 1.100 Arbeitsplätze verloren; ein Minus von 15,5%.<br />
Dennoch arbeiten immer noch deutlich mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte am<br />
Ort als hier wohnen.<br />
<strong>Kirchheim</strong> verfügt über keine großen finanziellen Handlungsspielräume und die Zuwanderung<br />
junger Erwachsener ist gering.<br />
Der Alterungsprozess unserer Bevölkerung ist sehr weit fortgeschritten. Mit 47,4 Jahren<br />
Median-Alter (das ist das Lebensalter, das die Bevölkerung in zwei gleich große Gruppen<br />
teilt) liegen wir z.T. weit über dem Wert der Nachbargemeinden.<br />
Abb.5.1 Durchschnittsalter der Einwohnerschaft<br />
Quelle: Statistik Kommunal, Berechnungen des <strong>WBKi</strong><br />
5.1.2. Demographische Veränderungen und deren Auswirkungen<br />
<strong>Kirchheim</strong> wird nach den vorliegenden Prognosen von Bertelsmann und Landesamt für<br />
Statistik älter werden. Der Anteil der Jugendlichen wird mit circa 18% gleich bleiben, die<br />
Senioren werden im Gegensatz stark zunehmen, auf 28% der Bevölkerung.<br />
Aussagefähiger als diese Relation erscheinen die Werte zum Jugend- und Altenquotienten.<br />
So kommen auf 100 Erwerbsfähige (20 – 64 Jahre) 36 Junge bis 20, und 51 Senioren ab 65.<br />
Anders formuliert: 100 Erwerbsfähige werden 87 Nicht-Erwerbsfähige direkt oder indirekt zu<br />
versorgen haben. Eine Prognose zur Entwicklung des Anteils der tatsächlich Erwerbstätigen<br />
ist uns leider nicht bekannt. Die Entscheidungen, den sich verschärfenden Negativtrend<br />
(Generationenkonflikt) zu mildern, wie längere Lebensarbeitszeit und eine bessere Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie, werden allerdings nur sehr langfristig wirken können.<br />
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Sieht man etwas genauer auf die einzelnen Altersklassen, dann fällt als erstes auf, dass die<br />
Zahl aller Erwerbsfähigen abnehmen werden wird. Dies gilt verständlicherweise für die<br />
Umzüge im Lehr- wie Studienalter, betrifft aber vor allem die Gruppe der am besten verdienenden<br />
45 – 64-jährigen (hierin könnte sich der Trend zum Umzug in die Stadt vor allem von<br />
Singles zeigen, sowie das offensichtlich in <strong>Kirchheim</strong> fehlende adäquate Wohnangebot für<br />
diese Altersgruppe). Die Zahl derer, die sich im Alter von Familiengründern befinden, sollte<br />
etwa gleich bleiben.<br />
Weit überdurchschnittliche Zuwachsraten werden für die Gruppe der Senioren ab 65 und<br />
dort insbesondere bei den über 80-jährigen projiziert. Aufgrund der höheren Lebenserwartung<br />
wird der Anteil alleinstehender Frauen ebenfalls steigen.<br />
5.1.3. Demographische Entwicklung und Planungen zur Ortsentwicklung bis<br />
zum Jahr 2020<br />
Unter Fortschreibung der natürlichen Entwicklung (Geburten Todesfälle) sowie der Zu- und<br />
Abwanderungen, war nach dem Demographiespiegel für Bayern bzw. von Bertelsmann, bis<br />
2020 ein leichter Zuwachs auf 12.690 Einwohner (mit Hauptwohnsitz) zu erwarten. Diese<br />
Zahl ist durch den seit 2009 stattfindenden Zuzug in die Neubauten (Arrondierungsmaßnahmen)<br />
bereits Ende 2011 fast erreicht worden.<br />
Berücksichtigt man die einstimmig verabschiedeten Rahmenziele zur Ortsentwicklung, nach<br />
der <strong>Kirchheim</strong> auf 16.500 Einwohner (mit erstem Wohnsitz) wachsen soll, dann werden sich<br />
die nachteiligen Folgen der demographischen Entwicklung spürbar verringern. Dies zeigt<br />
eine Modellrechnung des Beirats unter folgenden Annahmen 15 für die Zuzüge (Abb.5.2)<br />
15 4.000 Neubürger (Delta 2010 zu 16.500) ziehen in 10 Jahren nach <strong>Kirchheim</strong>, davon ca. 1.200 in ausgewiesenen<br />
Arrondierungen wie Hausen Süd u.a. (= Summe 2011-2020) sowie 2.800 im Rahmen der Ortsentwicklung (=<br />
Delta 2.792)<br />
� davon 2.500 Neubürger, gut-situiertes Ehepaar Ende 30 mit 1,5 schulpflichtigen Kindern und einem 0,5 Kind<br />
im Vorschulalter inkl. 0,25 Großeltern, die sich die <strong>Kirchheim</strong>er Immobilienpreise leisten können<br />
> +4,5 Personen, Durchschnittsalter 27,3 Jahre,<br />
� davon 1.500 Neubürger (Normalverdiener) wie oben, ohne Oma im Geschoßbau im Genossenschaftsmodell -<br />
> +4 Personen, Durchschnittsalter 22,3 Jahre.<br />
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Abb.5.2 Entwicklung von Einwohnerzahl und des Durchschnittsalters von <strong>Kirchheim</strong><br />
Quelle: Bertelsmannstiftung, Modellrechnung des <strong>WBKi</strong><br />
Durch den Zuzug von 4.000 Neubürgern in der angenommenen Verteilung wird das Durchschnittsalter<br />
der Einwohnerschaft nicht wie prognostiziert ansteigen, sondern leicht sinken.<br />
Weitere positive Wirkungen sind für das lokale Arbeitskräfteangebot, und damit die Wachstumsbedingungen<br />
der <strong>Kirchheim</strong>er Betriebe zu erwarten. Schließlich werden auch die<br />
<strong>Gemeinde</strong>einnahmen aus der Grundsteuer B kräftiger sprudeln, auch die Stärkung der<br />
Kaufkraft ist willkommen (siehe Abschnitt 5.2)<br />
Voraussetzung ist allerdings, dass es gelingt:<br />
� eine familienfreundliche Infrastruktur und das gute Bildungsangebot zu halten und<br />
auszubauen<br />
� attraktive Wohnmöglichkeiten für gut situierte Familien mit Kindern zu bieten<br />
� bezahlbare Wohnungen, z.B. in Form von die Eigenverantwortung stärkenden Gemeinschaftsbesitz<br />
wie Genossenschaftsmodellen, für jüngere, noch nicht gut verdienende<br />
Familien und Alleinstehende zu schaffen.<br />
Entscheidend wird es darauf ankommen wieder mehr jüngere Familien anzusiedeln, wie in<br />
der Modellrechnung unterstellt. Im Vergleich zu den Nachbargemeinden liegt der Anteil der<br />
30 – 50-jährigen in <strong>Kirchheim</strong> deutlich unter deren Werten.<br />
5.1.4. Prognostizierte Wirkungen der „Generation Silber“<br />
Es ist evident, dass die starke Zunahme des Anteils älterer Mitbürger nicht folgenlos für die<br />
<strong>Gemeinde</strong>, die sozialen Einrichtungen und die Gewerbebetriebe bleiben wird. Das geplante<br />
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stärkere Wachstum der <strong>Gemeinde</strong> im Rahmen der Ortsentwicklung kann diese Situation –<br />
wie beschrieben – nur mildern, nicht aber beseitigen.<br />
Dennoch, betrachtet man die Generation Silber (60+) genauer, dann fällt auf, dass die<br />
Menschen im Alter gesünder und leistungsfähiger bleiben. Hohe Kaufkraft, relativ große<br />
Geldvermögen und ein hoher Anteil (mehr als 50%) im eigenen Haus/Wohnung lebender<br />
Personen, machen diese Zielgruppe wirtschaftlich sehr attraktiv.<br />
Der Anteil der Familien (Paare), die sich viel leisten können (vor allem für Gesundheit und<br />
längere Abwesenheiten im Ausland) und der gut versorgten Alleinstehenden wird weiter<br />
zunehmen. Anders dagegen die Zahl der Haushalte, die im Großen und Ganzen über die<br />
Runden kommen, bzw. bei denen es manchmal hinten und vorne nicht reicht, hier wird eine<br />
gleichbleibende Entwicklung bis leichte Abnahme erwartet.<br />
Das Renteneintrittsalter wird steigen. Dadurch erhöhen sich Kaufkraft und Geldvermögen<br />
sowie Versorgungsansprüche.<br />
Dem Lebenszyklus folgend verschiebt sich das Konsumverhalten der 60+jährigen. Hinzu<br />
kommt der sogenannte Kohorteneffekt. Der „Nachwuchs“ der Generation Silber ist z.B. mit<br />
dem veränderten Medienangebot gut vertraut, wird also mehr Geld für diese Konsumgüter<br />
ausgeben während die älteren Senioren mit dem Fernsehen „alt“ geworden sind.<br />
Die Senioren haben ein hohes Gesundheitsbewusstsein und starkes Sicherheitsbedürfnis,<br />
ihnen ist Bedienungsfreundlichkeit und guter Service wichtig, sie schätzen Kontakt und<br />
Atmosphäre beim Einkauf, sie sind hilfsbereit, engagieren sich ehrenamtlich, kaufen weniger,<br />
legen großen Wert auf höhere Qualität und stellen damit Solidität und Leistung über den<br />
Preis. Im Gegensatz zur jüngeren Generation werden Promotionsangebote weit weniger<br />
nachgefragt. Sie sind bildungsbewusst und stellen höhere Ansprüche an das Kulturangebot.<br />
Gute Chancen bestehen also für Fachgeschäfte, Kaufhäuser, Spezialversender und<br />
Heimdienste und natürlich für Gesundheits- und Wellnessdienste. Das Nachsehen bei dieser<br />
Zielgruppe haben voraussichtlich abseitig gelegene SB-Warenhäuser, Cash&Carry-Märkte,<br />
aber auch Discounter auf der grünen Wiese.<br />
Es wird sich lohnen, so sagen die Konsumforscher, sich verstärkt um die Generation Silber<br />
und deren geänderte Bedürfnisse und Nachfrage nach haushaltsnahen Dienstleistungen zu<br />
kümmern. Sie sind - wie wertschöpfungsorientierte Marketingleute es beschreiben – in<br />
folgenden Teilmärkten Gold wert:<br />
� Gesundheit in Kombination von Medizin mit Tourismus- und Wellnessangeboten;<br />
� Wohnbegleitende Dienstleistungen (ambulante Versorgung, Haushaltshilfe, Pflege);<br />
� Intelligente (Pflegerobotik, Breitbandkommunikation, etc.), altersgerechte Wohnungen;<br />
� seniorenspezifische Produkte (Portionsgrößen, Beratung, spezifische Hilfsmittel fürs<br />
tägliche Leben, …)<br />
� Nutzen der Neuen Medien für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben durch<br />
Information, Kommunikation und Aktivierung;<br />
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� Im Bereich von Kultur und Bildung ergeben sich vielerlei ökonomische und soziale<br />
Aspekte, die mit ehrenamtlichen Tätigkeiten verknüpft werden können;<br />
� Ältere Menschen wollen in ihrem Wohnumfeld bleiben, woraus sich Chancen für das<br />
örtliche Handwerk ergeben, diese Wohnungen altersgerecht einzurichten und umzubauen.<br />
Dieses auf den ersten Blick rundum positive Bild wird natürlich geprägt aus der Fortschreibung<br />
des volkswirtschaftlichen Trends. In anderen Szenarien, wie einem starken Zuwachs<br />
der Arbeitslosigkeit, massiv steigenden Staatsausgaben z.B. für Zins und Tilgung der<br />
Staatsschulden in Verbindung mit inflationären Preissteigerungen, würden sich zum Teil<br />
sogar gegensätzliche Wirkungen ergeben.<br />
Die demographische Entwicklung sollte auch vor dem Hintergrund des sich verschärfenden<br />
Arbeitskräftemangels gesehen werden. Eine günstigere Altersstruktur bietet für sich ansiedelnde<br />
oder hier tätige Firmen gute Chancen, Mitarbeiter aus dem Ort anzuwerben.<br />
Leider wird die altersbedingte Nachfolge in Unternehmen zu häufig vernachlässigt in ihrer<br />
Wichtigkeit. Hier besteht jetzt schon ein weiter wachsender Markt für aktive Senioren und<br />
Dienstleister, die diese enorm wichtigen Übergabe- Übernahmeprozesse unterstützen<br />
können.<br />
5.1.5. Kaufkraft der Bürger<br />
<strong>Kirchheim</strong> als Wirtschaftsraum und Arbeits- wie Wohnort liegt gemessen an der Kaufkraft je<br />
Bürger mit fast T€ 28 in Deutschland ganz oben. Jeder <strong>Kirchheim</strong>er verfügt über ein Drittel<br />
mehr Kaufkraft als der Durchschnitt aller Einwohner der Bundesrepublik. Natürlich erreichen<br />
wir nicht das Niveau Grünwalds oder Starnbergs, doch die Kaufkraft<br />
der <strong>Kirchheim</strong>er Bürger entspricht ziemlich exakt dem Durchschnittswert<br />
des Landkreises München und der hat den dritthöchsten Wert<br />
aller 412 Städte und Landkreise deutschlandweit.<br />
Sieht man sich diese stolze Zahl etwas genauer an, dann fällt auf,<br />
dass die für das Konsumverhalten weit wichtigere Kaufkraftdichte<br />
(Kaufkraft pro qkm) für <strong>Kirchheim</strong> bei weitem nicht so vorteilhaft<br />
ausfällt. Die Ursache liegt darin, dass die <strong>Gemeinde</strong> de facto aus drei<br />
Ortsteilen besteht, die – unabhängig von der Attraktivität des Angebotes – wiederum nicht<br />
groß genug sind, um die Kaufkraft im Ort zu nutzen.<br />
Im Detail:<br />
Der OT <strong>Heimstetten</strong> hat noch die beste Kaufkraftdichte, allerdings wirkt es um das REZ mit<br />
seiner hohen GFZ eher städtisch, während das Umfeld zumindest teilweise ländlich geprägt<br />
ist. Das Angebot wird laufend optimiert und es wird viel für die Atmosphäre getan, doch<br />
einige Einwohner mehr würden dem Einzelhandel im Ortsteil ganz gut tun.<br />
Das Lindenviertel ist viel zu klein bzw. verfehlt die optimale Ortsteilgröße für eine lohnende<br />
Nahversorgung.<br />
In den Ortsteilen <strong>Kirchheim</strong>/Hausen wiederum läuft die Ortsmitte an der Kirche Gefahr zu<br />
veröden. Neubaugebiete wurden im Westen ausgewiesen, der Siedlungsschwerpunkt hat<br />
sich zur Autobahn hin verlagert. Im Osten riegelt das weit ruhiger gelegene Gewerbegebiet<br />
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den aus städtebaulicher Sicht dringend benötigten Ausweis von Wohngebieten ab. Spätestens<br />
nach Wegzug der Post und des Rathauses wird sich die seit längerem abzeichnende<br />
Situation verschärfen. Als Früh-Indikatoren können die Mietpreise und Leerstände im<br />
Monachia-Objekt sowie die Schwierigkeiten für den Einzelhandel im Brunnenviertel gelten.<br />
Da das Bildungsniveau sehr stark mit der Kaufkraft und dieses mit dem Geldvermögen<br />
korreliert, ist anzunehmen, dass die überdurchschnittlich gebildeten <strong>Kirchheim</strong>er auch über<br />
recht hohe Geldvermögen verfügen. Hinzu kommt auch ein stark ausgeprägtes Sparverhalten<br />
(ein Teil der zur Verfügung stehenden Kaufkraft wird fürs Sparen verwendet).<br />
Den dritten wichtigen Einflussfaktor für die zum Konsum zur Verfügung stehende Kaufkraft<br />
bilden die Bürger, die im eigenen Heim wohnen. Auch hier weist <strong>Kirchheim</strong> überdurchschnittliche<br />
Werte aus.<br />
<strong>Kirchheim</strong> bietet also beste Voraussetzungen für Einzelhandel und haushaltsnahe Dienstleistungen.<br />
Zwei Vorbehalte bestehen: Es muss gelingen, für die Nahversorgung optimale<br />
Ortsteilgrößen (d.h. wie viele Bürger mit wie viel Kaufkraft werden benötigt, damit Handel<br />
und Dienstleister rentable Betriebsgrößen erreichen) zu schaffen und die Auswirkungen des<br />
demographischen Wandels zu nutzen. Die geplante Ortserweiterung wird für den Ortsteil<br />
<strong>Kirchheim</strong> keine große Verbesserung bringen, folglich sollte die Kaufkraftdichte im <strong>Kirchheim</strong>er<br />
Osten durch Ausweisung von Wohngebieten strukturell gestärkt werden. In der Konsequenz<br />
führt dies dazu, die Zukunft des Gewerbegebietes in <strong>Kirchheim</strong> westlich der Staatsstraße<br />
zu überdenken<br />
5.2.<br />
Veränderungen im globalen Umfeld und resultierende Herausforderungen<br />
für <strong>Kirchheim</strong><br />
Wenden wir uns nun den sich abzeichnenden globalen Veränderungen zu, die auf jeden Fall<br />
Einfluss auf die Wirtschaft und das Leben in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong> haben werden. Wenn<br />
es den ansässigen Unternehmen nicht gelingt, den Gefahren aus diesen Veränderungen zu<br />
begegnen, werden sie Probleme mit Folgen für die Ertragskraft bekommen. Über das<br />
sinkende Gewerbesteueraufkommen wird hiervon auch die <strong>Gemeinde</strong> in Ihren Möglichkeiten<br />
Dienste anzubieten und in die Infrastruktur zu investieren eingeschränkt.<br />
Durch den Veränderungsbedarf entstehen jedoch auch neue Wachstumsfelder und damit<br />
auch Chancen für die <strong>Gemeinde</strong>, wenn es gelingt dort aktive Firmen neu anzusiedeln oder<br />
sich ansässige Firmen erfolgreich neu orientieren. Wichtige Felder, die Anpassungsbedarf<br />
nach sich ziehen werden, sind die Energieverteuerung, die daraus resultierende Umstrukturierung<br />
der Energieversorgung und die Anreize zur Energieeinsparung sowie die Notwendigkeit<br />
wegen der Rohstoffverknappung eine Kreislauf- bzw. Recyclingwirtschaft stärker<br />
aufzubauen.<br />
Erhebliche Auswirkungen werden das weitere Vordringen der Basisinnovationen Informations-<br />
und Kommunikationstechnik/Internet, Nanotechnologie und die Bio- und Gentechnik<br />
haben. Auch die Globalisierung wird voranschreiten und einen hohen Wettbewerbsdruck auf<br />
Unternehmen und Systeme ausüben. Schließlich werden sich auch gesellschaftliche<br />
Einstelllungen ändern.<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
5.2.1. Umstrukturierung Energieversorgung und Energieeinsparung<br />
Der sich nach Ansicht vieler Forscher abzeichnende Klimawandel birgt erhebliche Risiken 16<br />
für die Menschen in sich, die bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen reichen. Es gilt<br />
deshalb den „menschgemachten“ CO2-Ausstoß zu vermindern. Die Industrieländer streben<br />
gemeinsam an, bis 2050 ihre CO2-Emissionen um 60 bis 80% gegenüber 1990 zu verringern.<br />
Im Wesentlichen muss dies durch die Verringerung des Anteils fossiler Energieträger bei der<br />
Energieerzeugung und insbesondere durch die Verbesserung der Effizienz in der Energieverwendung<br />
in der Produktion, beim Wohnen und im Verkehr geschehen. Die Energieeinsparung<br />
wird durch den zu erwartenden Preisanstieg bei den fossilen Energieträgern sicher<br />
beschleunigt werden, der aufgrund steigender Nachfrage und verknappender Ressourcen<br />
unvermeidbar erscheint.<br />
güter und -dienste führen.<br />
Die Potentiale energetischer Optimierung von Gebäuden,<br />
technischen Anlagen und hoch effizienten Energieerzeugungs-<br />
und -verteilstrukturen sind bei weitem noch nicht erschlossen.<br />
Hier bieten sich auch für die Kommunen völlig neue Chancen.<br />
Vor diesem Hintergrund sind Technologien gefragt, die nicht nur<br />
die Verluste bei der Energieumwandlung minimieren (Kraftwerke<br />
mit höherem Wirkungsgrad, höhere Effizienz bei Motoren),<br />
sondern auch die dabei verursachten Emissionen reduzieren.<br />
Wichtig wird sein, die fossilen Energieträger durch erneuerbare<br />
Energiequellen – Wasser, Wind, Sonne, Biomasse, Geothermie<br />
sowie Wasserstoff bei Automotoren – weitgehend zu ersetzen.<br />
Dies wird zu einer erheblichen Expansion der Märkte für Umwelt-<br />
Hier bietet es sich an, deutlich über den Ansatz der Geothermie hinaus zu gehen. Ein<br />
Gesamtkonzept eines lokalen interkommunalen Energiemanagements ist zu erarbeiten, bei<br />
dem Energieeinsparung und optimaler Energiemix zusammen mit lokalen Randbedingungen<br />
betrachtet werden. Dieses muss sich allerdings strikt an betriebswirtschaftlichen Kriterien<br />
orientieren und eventuellen Zuschussbedarf klar ausweisen, der durchaus im Sinne einer<br />
langfristigen Strukturänderung liegen kann. Hierauf wird noch in Kapitel 6 zurückzukommen<br />
sein.<br />
5.2.2. Recyclingwirtschaft<br />
Verknappungstendenzen in Folge der rasch steigenden Nachfrage aus China, Indien und<br />
anderen Schwellenländern, sind außer bei fossilen Energieträgern, wie Erdöl und Erdgas,<br />
auch bei anderen Rohstoffen zu erwarten. Neben der Steigerung der Energieeffizienz wird<br />
es deshalb darum gehen, die Rohstoffproduktivität in der Produktion zu erhöhen und durch<br />
16 Im Einzelnen vgl. W.Gerstenberger: Auf welche globalen Veränderungen hat sich <strong>Kirchheim</strong> auf mittlere und<br />
längere Sicht einzustellen) , im Anhang, S. 3 f<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Rohstoffrückgewinnung aus dem Konsum- und Produktionsabfall dem Preisauftrieb bei den<br />
natürlichen Rohstoffen zu begegnen.<br />
Einer hoch effizienten Kreislaufwirtschaft (Recycling) kommt dabei eine Schlüsselrolle zu,<br />
wobei der Zielkonflikt mit dem derzeit sehr hohen Energieaufwand vermindert werden muss.<br />
Hier bieten sich gute Anknüpfungspunkte für die bereits angesiedelten Betriebe. Dieses<br />
Potential kann genutzt werden, um unter Berücksichtigung der Umweltauswirkungen (Lärm,<br />
Verkehr etc.) in einem Gesamtkonzept und unter Beteiligung der betroffenen Firmen,<br />
Standortoptimierungen (evtl. neue Standorte) und Ausbaukonzepte zu erarbeiten.<br />
Erhebliche Bedeutung wird auch die Verbesserung der Effizienz in<br />
der Verwendung, Gewinnung und Aufbereitung von Wasser<br />
haben, da bei einer weltweiten Verknappung von Trinkwasser ein<br />
sparsamerer Umgang mit dieser Ressource auch in den scheinbar<br />
nicht betroffenen Bereichen Europas eine zwingende Anforderung<br />
werden wird. So ist der Einsatz von Trinkwasser für Toilettenspülungen,<br />
für gärtnerische oder landwirtschaftliche Beregnung oder<br />
für Waschvorgänge auf Dauer nicht akzeptabel. Auch dies könnte<br />
die Chance bieten, hier eine Modellregion für sorgfältigen Umgang<br />
mit Trinkwasser zu entwickeln und dies im Rahmen der Ortsentwicklung<br />
zu berücksichtigen.<br />
Energieeffizienz, nachhaltige Wasserwirtschaft, nachhaltige Mobilität, Energieeinsparung, -<br />
wandlung und -verteilung, Rohstoff- und Materialeffizienz sowie Kreislaufwirtschaft und<br />
Rohstoffrückgewinnung sind die zentralen Märkte für Umweltgüter und -dienste. Allein bis<br />
2020 wird das Weltmarktvolumen dieser Umweltindustrien, auf 2.200 Milliarden Euro<br />
steigen 17 . Auf diesen Zukunftsmärkten sind nicht nur Solar- und Windkraftunternehmen und<br />
die Wasserwirtschaft und die Recyclingindustrie aktiv. Vom Wachstum dieser Märkte<br />
profitieren auch Unternehmen der Mess-, Regel- und Steuerungstechnik, des Maschinenbaus<br />
und der Informations- und Kommunikationstechnik sowie aus den Ingenieurdiensten.<br />
Es bietet sich die Chance hier einen Schwerpunkt für eine eventuelle neue Clusterbildung zu<br />
formen.<br />
5.2.3. Technologische Trends<br />
Die treibenden Kräfte der technologischen Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten 18<br />
bleiben die Informations- und Kommunikationstechnik und das Internet. Sie durchdringen alle<br />
Bereiche industrieller Produktionsprozesse und Produkte und sind auch aus dem privaten<br />
Konsumbereich nicht mehr wegzudenken.<br />
Als weitere Basisinnovationen werden die Nanotechnologie und Mikrosystemtechnik sowie<br />
die Bio- und Gentechnik und die Bionik genannt. Dem Zusammenspiel und der Integration<br />
dieser Technologien wird so viel Schubkraft zugetraut, dass sie einen neuen, den sechsten,<br />
17 1) BMU: Umweltwirtschaftsbericht 2009, Kurzfassung<br />
18 Im einzelnen vgl. W. Gerstenberger: a.a.O. S. 5ff.<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Kondratieff-Zyklus in den nächsten Jahrzehnten auslösen könnten. 19 Die letzten Kondratieff-<br />
Aufschwünge wurden vom Computer und der digitalen Kommunikation (ab 1950) und vom<br />
Automobil (1930-1980) getragen.<br />
5.2.3.1 Informations- und Kommunikationstechnik und Internet<br />
Bereits seit 1990 haben sich sowohl die Geschäftswelt als auch das private Leben durch die<br />
rasante Verbreitung von Personal Computern, Mobiltelefonen und des Internets tiefgreifend<br />
verändert. Die Entwicklung schreitet weiter ungebremst voran. Wesentlicher Treiber ist die<br />
Mikrominiaturisierung der Elektronik und die zunehmende Rolle von Software.<br />
Während die Halbleiterfertigung weitgehend aus Europa abgewandert<br />
ist, bietet die Softwarekompetenz europäischer Informatiker<br />
und Ingenieure noch ein erhebliches Wirtschaftspotential. Zwar ist<br />
auch hier die Konkurrenz mit Ländern wie China und Indien<br />
deutlich spürbar. Doch bieten sich im Bereich hoch innovativer und<br />
hoch komplexer Systeme noch erhebliche Chancen. Zudem hat<br />
gerade die Bundesrepublik mit ihren Unternehmen eine ausgezeichnete<br />
Position im Bereich „embedded systems“, wie sie im<br />
Automobil, in anderen Transportsystemen, in der Medizintechnik oder in der Automatisierungstechnik<br />
zur Anwendung kommen.<br />
Gerade der Raum München bietet hierfür ideale Standortvoraussetzungen, an denen<br />
<strong>Kirchheim</strong> bisher kaum partizipiert hat. Es ist aber zu beachten, dass Firmen aus dem IT-<br />
Bereich besondere Standortbedingungen erwarten (siehe hierzu Kap.6), die die Gewerbegebiete<br />
der <strong>Gemeinde</strong> bisher kaum erfüllen.<br />
Angesicht der zentralen Bedeutung dieser Technologie, ist es umso unverständlicher, dass<br />
der ländliche Raum noch massive Defizite in der Breitbandkommunikation (Internet) aufweist.<br />
Hier besteht dringender Handlungsbedarf.<br />
Die Informations- und Kommunikationstechnologien und das Internet werden zahlreiche<br />
Lebensbereiche durchdringen:<br />
� Das „intelligente Haus“ (mehr Komfort und höhere Energieeffizienz),<br />
� Neue (Roboter-) Dienste für ältere und behinderte Menschen,<br />
� Telemedizin, bessere medizinische Diagnoseverfahren, Gesundheitsvor- und -<br />
nachsorge, Mess-, Analyse- und Regelsysteme, die am oder im Körper getragen<br />
werden<br />
� Neuartige Arbeitsabläufe bei der Produktion von Gütern, neue Organisationsformen<br />
� Verkehrsorganisation, Verkehrsleitung<br />
� Sicherheits- und Überwachungsfunktionen<br />
� Medienpräsentation<br />
19 Vgl. Werner Heß:Ein Blick in die Zukunft - acht Megatrends, die Wirtschaft und Gesellschaft verändern, Allianz<br />
Dresdner Economic Research, Working Paper 103, 20.5.2008, S. 27<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
� Steuerung von smart grids (intelligentes Stromnetz) 20 .<br />
� Optimierung der Wachstums- und Erntebedingungen in der Landwirtschaft<br />
� Computersysteme, die in der Kleidung (smart fabrics) getragen werden<br />
Die <strong>Kirchheim</strong>er Unternehmen werden versuchen müssen von diesen Trends zu profitieren.<br />
Die Kommune und ihre Bürger finden hier Möglichkeiten zu investieren. Insgesamt ist damit<br />
zu rechnen, dass die nächsten Generationen der Informations- und Kommunikationstechnik<br />
und die nächsten Stufen in der Internetnutzung zu weiteren Anstiegen in der Arbeitsproduktivität,<br />
insbesondere aber in der Energie- und Rohstoffproduktivität führen werden.<br />
5.2.3.2 Nanotechnik und Mikrosystemtechnik<br />
Nanotechnologie 21 beschäftigt sich mit der Bearbeitung und Anwendung von Materialien in<br />
sehr kleinen Strukturen. Sie umfasst Forschungsgebiete aus der belebten und unbelebten<br />
Natur. Anwendungen entstehen in der Energietechnik (Brennstoff- und Solarzellen), in der<br />
Umwelttechnik (Materialkreisläufe und Entsorgung) oder in der Informationstechnik (neue<br />
Speicher und Prozessoren) aber auch im Gesundheitsbereich.<br />
Diese gilt als eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Die Nanotechnologie<br />
eröffnet neue Möglichkeiten des intelligenten Materialdesigns und der Erzeugung technologischer<br />
Komponenten, die sich den Anforderungen des jeweiligen Anwendungszwecks gezielt<br />
anpassen lassen.<br />
Die Mikrosystemtechnik entwickelt komplette Systemlösungen in Mikrostrukturen, d.h.<br />
Sensorik, Auswertung/Steuerung und Aktuatorik werden als Komplettlösung in Mikrostrukturen<br />
realisiert. Sie spielen schon heute in vielen Anwendungsfeldern, wie Rechner, Automobilelektronik<br />
u. ä. eine wichtige Rolle. Firmen aus diesem Technologiefeld sind bisher im<br />
Raum <strong>Kirchheim</strong> nicht zu finden. Die Standortbedingungen wären jedoch wegen der Nähe zu<br />
wichtigen Anwendern sehr günstig.<br />
5.2.3.3 Bio- und Gentechnik, Bionik<br />
Die Bio- und Gentechnik stellt Methoden zur Verfügung, die gezielte und wiederholte<br />
Eingriffe in biologische Prozesse ermöglichen und erschließt eine Vielfalt von Anwendungen<br />
in der Human- und Veterinärmedizin (rote Biotechnologie), im Agrar- und Ernährungssektor<br />
(grüne Biotechnologie) sowie in den Bereichen Umwelt (graue Biotechnologie) und Industrie<br />
(weiße Biotechnologie).<br />
20 Das intelligente Stromnetz umfasst die kommunikative Vernetzung und Steuerung von Stromerzeugern,<br />
Speichern, elektrischer Verbraucher und Netzbetriebsmitteln in Energieübertragungs- und -verteilungsnetzen der<br />
Elektrizitätsversorgung<br />
21 Hierunter wird ein weites Feld von Forschungsgebieten und Technologien zusammengefasst, die sich mit der<br />
Untersuchung, Herstellung und Anwendung von Strukturen befassen, die in mindestens einer Dimension kleiner<br />
als 100 Nanometer (=Zehntausendstel-Millimeter) sind. Neben natürlich vorkommenden Materialien im Nanobereich<br />
gibt es zahlreiche Typen von künstlich hergestellten Nanomaterialien. Anwendungen entstehen in der<br />
Oberflächenfunktionalisierung und Oberflächenveredelung (aktuell Entspiegelung, Sonnenschutzverglasung,<br />
Antireflexbeschichtung, schmutzabweisende Oberflächen), in der Energietechnik (Brennstoff- und Solarzellen), in<br />
der Umwelttechnik (Materialkreisläufe und Entsorgung) oder in der Informationstechnik (neue Speicher und<br />
Prozessoren) sowie im Gesundheitsbereich.<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Wie die weiße Biotechnologie versucht die Bionik für technische Problemlösungen von der<br />
Natur zu lernen und Funktions- und Strukturwissen von lebenden auf technische Systeme zu<br />
übertragen. Zur klassischen Bionik zählen dabei Anwendungen in den Bereichen Bau und<br />
Klimatisierung, Formgestaltung und Design.<br />
Ein wichtiges aktuelles Forschungsfeld sind neue<br />
biologische Materialien, die ressourceneffizient sind<br />
und sich durch Festigkeit und/oder Elastizität bei<br />
verhältnismäßig geringem Materialeinsatz auszeichnen.<br />
Verknüpft mit dem Thema Miniaturisierung sind<br />
die molekularbiologisch inspirierte Ansätze der<br />
Nanobiotechnologie, der Prothetik und der neuronalen<br />
Steuerung.<br />
Während die traditionelle Bionik Lösungsansätze der<br />
Natur auf technische Systeme überträgt, stehen im<br />
Rahmen der Nanotechnik Eingriffe in die Natur selbst auf dem Programm. Für grüne und<br />
rote Biotechnologie böte die Nähe zu den staatlichen Einrichtungen in Grub Anknüpfungspunkte,<br />
jedoch dürfte ein Anwerben von Firmen aufgrund des Fehlens einer entsprechenden<br />
Forschungsinfrastruktur im Münchner Osten eher schwierig werden.<br />
5.2.4. Globalisierung, Nachfrageverlagerungen und Wettbewerbsdruck<br />
Während die Bevölkerung in den westlichen Industrieländern schrumpft oder stagniert, wird<br />
das Bevölkerungswachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern anhalten. Dies und<br />
der in Gang gekommene wirtschaftliche Aufholprozess insbesondere in den Schwellenländern<br />
werden zu einer deutlichen Verschiebung in der Weltnachfrage führen 22 .<br />
Insbesondere die asiatischen Märkte werden wachsen. Mit zunehmender Wirtschaftskraft<br />
wird auch der politische Einfluss von China und Indien größer. Firmen aus diesen Märkten<br />
werden zunehmend auch nach Standorten in Deutschland Ausschau halten.<br />
Der Großraum München ist mit seiner Industrie, vielen Forschungseinrichtungen und guter<br />
Verkehrsanbindung sicher ein attraktiver Standort. Hier bietet sich die Chance bei ausländischen<br />
Investoren, Maklern und bei Messeveranstaltungen auf eine Ansiedlungsmöglichkeit<br />
in unserer <strong>Gemeinde</strong> hinzuweisen<br />
Wichtig für das Angebot an Arbeitsplätzen dürfte auch die zunehmende Tendenz zur<br />
Verlagerung der Produktion in die Nähe der Konsumenten sein. Diesen Trend werden die<br />
Regionen am besten nutzen, die sich als offen für Niederlassungen der expandierenden<br />
Unternehmen aus den Schwellenländern zeigen.<br />
Insbesondere die Gesundheitsdienste haben lokalen Charakter und können damit unbehelligt<br />
von der internationalen Konkurrenz expandieren. Ähnliches gilt für die Rohstoffrückgewinnung<br />
und Recyclingindustrie. Möglicherweise wird auch die Ernährungsindustrie aus<br />
Qualitätsgründen wieder lokaler.<br />
22 Im Einzelnen vgl. W.Gerstenberger a.a.O. S 1.<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Die Trends in der Informations- und Kommunikationstechnik dürften das Entstehen von<br />
regionalen Wirtschaftskreisläufen begünstigen. Der Globalisierung steht damit gleichzeitig<br />
die Tendenz zur Regionalisierung gegenüber.<br />
Die Globalisierung dürfte in den nächsten Jahrzehnten<br />
weiterhin die treibende Kraft für den Wettbewerb sein. Die<br />
Konkurrenz durch die aufblühenden Unternehmen aus den<br />
Schwellenländern wird sich nicht mehr nur auf niedrigere<br />
Lohnkosten und die vorhandene reiche Rohstoffbasis stützen.<br />
Zunehmend werden diese Unternehmen auch zum Wettbewerber<br />
bei der Entwicklung von neuen oder verbesserten<br />
Produkten und Diensten (Innovationswettbewerb). 23<br />
Da alle Schwellenländer massiv in die Bildung und Weiterbildung<br />
ihrer jungen Arbeitskräfte sowie in Forschung und<br />
Entwicklung investieren und ihren Vorsprung bei den Lohnkosten<br />
noch längere Zeit beibehalten, werden die Herausforderungen für die die deutschen<br />
Unternehmen im Umfeld einer alternden Bevölkerung enorm.<br />
Der Automatisierungsdruck in der Produktion wird weiter bestehen oder sich gar noch<br />
erhöhen, dadurch sinkt die Nachfrage nach Beschäftigten mit geringer Qualifizierung. Dies<br />
wird längerfristig auch Auswirkung auf die Beschäftigung in den heute in der <strong>Gemeinde</strong><br />
ansässigen Produktionsbetrieben haben.<br />
5.2.5. Wandel in den gesellschaftliche Einstellungen<br />
Die Ansiedlung von Gewerbe in den Kommunen wird von der Bevölkerung zunehmend<br />
kritisch reflektiert und führt oft zu verhaltenen, wenn nicht sogar ablehnenden Einstellungen.<br />
Diese Tendenz ist auch in <strong>Kirchheim</strong> b. München festzustellen. Die Gründe hierfür sind<br />
vielfältig. Sicher spielen das hohe Wohlstandsniveau, der Anspruch an eine hohe Wohnqualität<br />
und die Sorge um den Werterhalt des eigenen Immobilienbesitzes eine gewichtige Rolle.<br />
Ansiedlung von Gewerbe wird häufig mit höherem Verkehrsaufkommen, damit verbundenem<br />
Lärm, mit Emissionen und Landschaftsbeeinträchtigung assoziiert. Hinzu kommen einige<br />
gesellschaftliche Tendenzen, die sich primär in den wohlhabenden Staaten der westlichen<br />
Welt zeigen 24<br />
Ein wichtiger Trend ist die Individualisierung. Darunter wird eine Tendenz verstanden, als<br />
Einzelwesen eigene Identität und Sinn zu finden und dies auch auszudrücken. Dies kann zu<br />
sehr persönlich geprägten Lifestyles, zu besonderen Wohnstilen oder zum Kauf spezieller<br />
Produktkonfigurationen führen. Die Besonderheit des eigenen Ichs sucht Ausdruck und<br />
Abgrenzung zur Masse. Der Lebensraum soll individuell gestaltet werden, mit der deutlichen<br />
Tendenz zur „neuen Idylle“. Allerdings erwächst mit Loslösung des Individuums aus traditionellen<br />
Verbünden (Großfamilien, Vereine, Verbände, Kirchen …) auch das Sicherheitsbe-<br />
23 Im Einzelnen vgl. W.Gerstenberger a.a.O. S.9 f.<br />
24 Quellen: Horx/Zukunftsinstitut; Bruggemann/Uni Zürich; A. Bogner)<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
dürfnis. Der Schutz der persönlichen und privaten Rückzugsräume soll sicher gestellt werden<br />
(„Cocooning“).<br />
Die Individualisierung wechselwirkt mit der zunehmenden Pluralisierung der Gesellschaft.<br />
Pluralisierung basiert auf dem Wandel der Wertvorstellungen in der Gesellschaft. Es<br />
entwickeln sich unterschiedliche Lebensstile nebeneinander mit dem Anspruch, als gleichwertig<br />
anerkannt zu werden. Die Anpassungsbereitschaft des Einzelnen nimmt ab und es<br />
organisieren sich die Ansprüche unterschiedlicher, auch kleiner sozialer Gruppen.<br />
Ethik und Moral im öffentlichen und persönlichen Handeln<br />
betonen eine schärfere Wahrnehmung der bürgerlichen<br />
Rechte und damit der Sensibilisierung der Gesellschaft<br />
gegenüber autokratischen Eingriffen von oben. Gerade Politik,<br />
Industrie und Banken stehen permanent im kritischen Fokus<br />
und die Gesellschaft erwartet Transparenz und Mitwirkung.<br />
Der Bürger wird stärker von seinen Rechten auf Widerspruch<br />
Gebrauch machen („Wutbürger“), aber sich auch stärker<br />
ethisch und sozial engagieren: Soziale und ökologische<br />
Nachhaltigkeit sind schon feste Bestandteile der gesellschaftlichen<br />
Überzeugungen. Besonders stark werden hier die<br />
Nachhaltigkeit in der sozialen Unterstützung und in der Erhaltung der Lebensqualität<br />
gefordert werden.<br />
Die Erhaltung des ökologisch gestalteten Lebensraums steht oft in klarem Widerspruch zu<br />
massiven wirtschaftlichen Eingriffen. Hier werden besonders starke Gegenpositionen<br />
gegenüber einer unreflektierten Urbanisierung und der Verödung von Lebensräumen durch<br />
ungebremstes Wachstum durch z.B. Supermärkte, Baumärkte und Industrie erwartet.<br />
Einen Niederschlag finden diese Trends national in den Initiativen gegen Fluglärm und in<br />
<strong>Kirchheim</strong> speziell in der Diskussion um die Bustrasse/Öffnung <strong>Heimstetten</strong>er Straße, den<br />
Ausbau der Staatsstraße oder die Errichtung von Funkmasten.<br />
Der Wirtschaftsausschuss nimmt diese Einstellungen ernst und empfiehlt in der <strong>Gemeinde</strong><br />
mit der Bevölkerung und den Investoren in den wirtschaftspolitischen Dialog zu treten, ein<br />
Verfahren, das sich auch bisher bei anderen Maßnahmen bewährt hat.<br />
6. Aspekte der Ansiedlung von High-Tech-Branchen<br />
und Clusterbildung<br />
Ein generelles parteiübergreifendes Ziel einer künftigen Gewerbepolitik der <strong>Gemeinde</strong> ist<br />
nach der in dieser Studie vorgelegten Erhebung die verstärkte Ansiedlung innovativer Firmen<br />
aus dem High Tech Bereich. Es ist jedoch bisher kaum geklärt, welche Voraussetzungen für<br />
die Ansiedlung technologie- oder wissensorientierter Unternehmen überhaupt gegeben sein<br />
müssen. Die Standortwahl der traditionellen Standorttheorien ist stark von quantitativ<br />
messbaren Kostenfaktoren, den harten Standortfaktoren, beeinflusst. Moderne Ansätze<br />
zeigen aber, dass vor allem im Bereich der High-Tech-Industrien weiche Standortfaktoren im<br />
zunehmenden Maße die Standortwahl beeinflussen. (siehe z.B.: Rolf Sternberg, Technolo-<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
giepolitik und High-Tech Regionen: ein internationaler Vergleich, 1998, Richard Florida, The<br />
rise of the creative class, 2002). Ausgehend von einer kurzen Beschreibung der Ausgangslage,<br />
werden grundsätzlich wichtige Standortfaktoren für die Ansiedlung innovativer Firmen<br />
vorgestellt und diskutiert. Für den Fall, dass diese Voraussetzungen in absehbarer Zeit nicht<br />
geschaffen werden können, werden alternative Konzepte vorgeschlagen, die sich an<br />
bestimmten Standortcharakteristiken oder an den schon bestehenden Gewerbestrukturen<br />
orientieren.<br />
6.1.<br />
Infrastrukturelle Voraussetzungen für die Ansiedlung technologie-<br />
und wissensorientierter Unternehmen<br />
6.1.1. Ausgangslage<br />
Die Gewerbeansiedlung in <strong>Kirchheim</strong>-<strong>Heimstetten</strong> zeigt wie bei vielen anderen Gewerbegebieten<br />
anderer <strong>Gemeinde</strong>n eine sehr konventionelle und dabei stark heterogene Struktur der<br />
angesiedelten Unternehmen. Es überwiegen Handwerksbetriebe, klein- und mittelständische<br />
Produktions- und Handelsbetriebe sowie Speditionen.<br />
Während der Wirtschaftsraum München allgemein als Hochtechnologieraum mit Firmen der<br />
Luft- und Raumfahrtindustrie, der Elektrik/Elektronik, der Kommunikationstechnik, der<br />
Medienindustrie, des Maschinenbaues und des Fahrzeugbaues angesehen wird, finden sich<br />
mit Ausnahme der Firmen Genua, Disco, Netapp, Farben Huber und Moradelli sowie den<br />
Niederlassungen von SEW-Eurodrive und HAWE SE keine größeren Firmenansiedlungen<br />
aus diesem Umfeld im Raum <strong>Kirchheim</strong> bei München.<br />
Die Firmen Brain-Lab sowie Sun (Niederlassung) haben diesen Standort inzwischen<br />
verlassen oder gingen in anderen Unternehmen auf. Insbesondere fällt auf, dass der<br />
Standort München wie auch ein Teil seiner Umlandgemeinden zwar für viele Firmen der<br />
High-Tech Branche von hohem Interesse ist, der Raum-<strong>Kirchheim</strong> bei München davon aber<br />
unzureichend profitiert. Die vielen ortsansässigen, kleinen IuK-Dienstleister könnten aber<br />
eine gute Basis für unternehmensnahe Dienstleistung bilden.<br />
Die Gründe für diese Situation sind vielfältig und müssen für eine in Zukunft erfolgreichere<br />
Strategie der Unternehmensansiedlung von innovativen Firmen beachtet werden. Es ist<br />
politisch unstrittig, dass es sicher besonders lohnend wäre, innovative Firmen aus dem High-<br />
Tech-Umfeld anzuwerben, da dies sowohl hochwertige wie auch zukunftsfähige Arbeitsplätze<br />
bedeutet.<br />
Der Begriff High-Tech-Firmen steht hier für alle Firmen, die in ihrem Technologiebereich<br />
führende Lösungen entwickeln und anbieten oder wissensbasiert auf hohem Niveau, d.h.<br />
unter Einsatz modernster IuK-Technologien, arbeiten. Dies kann in den Bereichen Biotech-<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
nologie, Medizintechnik, Energiegewinnung/-wandlung, Informations- und Kommunikationstechnik,<br />
Medienbranche, im Maschinenbau oder in der Feinwerktechnik, in der Elektronik-<br />
und Software-Branche erfolgen. Ob dies aber von den Standortbedingungen her chancenreich<br />
ist, wird nachfolgend diskutiert.<br />
6.1.2. Attraktivitätsmerkmale eines Standortes für High-Tech-Branchen<br />
Die Attraktivität eines Standortes für High-Tech-Firmen hängt von einer Vielzahl unterschiedlicher<br />
Aspekte ab. Das Angebot hochqualifzierter Kräfte auf dem Arbeitsmarkt, die Toleranz<br />
gegenüber deren Anwerbung (multikulturelle Toleranz), das Firmenumfeld mit Möglichkeiten<br />
zu Kooperationen, die Qualität, Attraktivität und Repräsentativität des Gewerbestandortes<br />
sowie die gute Erreichbarkeit und die Attraktivität eines standortnahen Wohnens spielen eine<br />
Rolle.<br />
Die Attraktivität standortnahen Wohnens wird durch das Angebot hochwertigen Wohnraums,<br />
guter Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten wie auch durch ein vielfältiges kulturelles<br />
Angebot bestimmt.<br />
Zum Firmenumfeld gehören Aspekte wie das Angebot an standortnahen Hochschul- und<br />
Forschungseinrichtungen, das Angebot unternehmensnaher Dienstleister (z. B. IT-<br />
Dienstleister), die Kooperationsmöglichkeiten, die Nähe zu wichtigen Kunden und die Nähe<br />
zu wichtigen Lieferanten. Wenn hier auch nicht zu kleinräumig gedacht werden darf, so wäre<br />
es doch hilfreich, wenn Einrichtungen der Hochschule München oder staatliche oder<br />
halbstaatliche Forschungseinrichtungen für eine Verlagerung nach <strong>Kirchheim</strong> b. München zu<br />
gewinnen wären.<br />
Attraktivität eines Gewerbestandortes für High-Tech-Firmen wird auch bestimmt durch<br />
ansprechende Gestaltung von Gebäuden und Flächen, leichter Zugang der Mitarbeiter zu<br />
Einrichtungen des täglichen Bedarfes (Essen, Einkaufen, Bankgeschäfte, Sport und Freizeit).<br />
Derartige Firmen suchen meist auch ein Ambiente in dem architektonisch markante Gebäude<br />
eine hohe Repräsentativität ausstrahlen.<br />
Die Grünflächengestaltung spiegelt diese Aspekte wieder und dient gleichzeitig als Erholungsraum<br />
der Mitarbeiter. Darüber hinaus muss eine hinreichend großzügige Bebauung<br />
auch Optionen für künftige Erweiterungen bieten.<br />
Bezüglich der Infrastrukturausstattung sind vor allem leistungsfähige Kommunikationsverbindungen,<br />
eine sichere Stromversorgung und ein gut ausgebautes Straßennetz wie entsprechende<br />
Parkflächen von hoher Bedeutung. Die Verkehrsanbindung sollte die rasche<br />
Erreichbarkeit des BAB-Netzes, eine gute Anbindung an den ÖPNV und den Flughafen<br />
sicherstellen. Um Gäste und Kunden adäquat zu beherbergen sind eine gehobene Hotellerie<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
und entsprechende Restaurants notwendig. Selbstverständlich sollte eine ausreichende<br />
Verfügbarkeit von Taxis vorhanden sein.<br />
6.1.3. Die Chancen der <strong>Gemeinde</strong><br />
Am ehesten entsprechen derzeit die Gewerbeflächen an der Grenze zu Feldkirchen den<br />
Anforderungen solcher High Tech Branchen. Aber auch dort bestehen erhebliche Defizite,<br />
wie zum Beispiel die schlechten Einkaufs- und Erledigungsmöglichkeiten, der Mangel an<br />
Kantinen, teilweise auch eine schlechte Anbindung an den ÖPNV. Wenn die <strong>Gemeinde</strong> hier<br />
eine Veränderung der Gewerbestruktur hin zu mehr innovativen Firmen anstrebt, wird dies<br />
nicht ohne erhebliche Vorleistungen in die Infrastrukturverbesserung gelingen. Es ist damit<br />
derzeit völlig offen, wo eine derartige Gewerbestruktur überhaupt geschaffen werden könnte.<br />
Das Fehlen von Hochschul- oder Universitätsinstituten, das Fehlen von Forschungszentren,<br />
F&E-Einrichtungen, oder Technologiezentren erschwert den langfristigen Umbau der<br />
Gewerbestruktur. Derartige Einrichtungen sind meist der Nukleus für die Ansiedlung weiterer<br />
Firmen, die dieses F&E-Potential nutzen, oder der Ansiedlung von Spin offs, letztere meist in<br />
Gründerzentren. F&E-Einrichtungen erhöhen zudem erheblich das Potential zur Clusterbildung.<br />
6.1.4. Potentiale für eine Clusterbildung in <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Unter Clusterbildung 25 wird die gezielte Ansiedlung von in enger Wechselbeziehung stehender<br />
Firmen verstanden.<br />
25 Beispiele gibt es auch im Raum München siehe G. Reichart: Erfolgreiche Clusterbildung im Raum München<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Informationstechnologie<br />
• Rechenzentren<br />
• Serverzentren<br />
• Embedded Anwendungen<br />
• Internetanwendungen<br />
• IT-Sicherheit<br />
• Cloudcomputing<br />
• Softwareentwicklung<br />
• Telekommunikation<br />
• …<br />
Abb.6.2 Beispiel einer Clusterbildung<br />
Maschinenbau<br />
• Feingerätebau<br />
• Antriebstechnik<br />
• Metallbearbeitung<br />
• Oberflächenbehandlung<br />
• Recycling<br />
• …<br />
Welche Clusterbildung wäre für <strong>Kirchheim</strong> bei München denkbar? Zu versuchen, erfolgreiche<br />
Cluster anderer <strong>Gemeinde</strong>n zu kopieren, wird vermutlich wenig Erfolgschancen bieten,<br />
besser wäre es neue nicht vorhandene Cluster oder Cluster auf Basis vorhandener Betriebe<br />
zu entwickeln. Dabei darf nicht zu „lokal“ gedacht werden, sondern es muss die Situation in<br />
den Nachbargemeinden mit in die Überlegungen einbezogen werden.<br />
6.1.4.1 Cluster „Entwicklungs-, Konstruktions- und Produktionsbetriebe der Feinwerktechnik,<br />
des Präzisionsmaschinenbaues und der Elektrotechnik“<br />
Auf Grundlage der bestehenden Gewerbestruktur böte sich beispielsweise der Aufbau eines<br />
Clusters von Entwicklungs-, Konstruktions- und Produktionsbetrieben der Feinwerktechnik,<br />
des Präzisionsmaschinenbaues und der Elektrotechnik an. Gut geeignet wäre der Standort<br />
für Firmen aus der Zuliefer- und Vorlieferkette der Fahrzeughersteller, wie BMW, MAN,<br />
Krauß-Maffei. Firmen aus den Wohn/Gewerbe-Mischgebieten Münchens, die dort nicht mehr<br />
erwünscht sind, könnten hier angesprochen und gezielt für eine Ansiedlung angeworben<br />
werden. Hierfür eignen sich primär die Gewerbegebiete in <strong>Heimstetten</strong> West und Ost.<br />
Der Standort könnte im Zuge der Globalisierung auch für F&E-Einrichtungen oder Niederlassungen<br />
asiatischer Firmen interessant werden, die vom High-Tech-Umfeld in München und<br />
den dort ansässigen Großfirmen profitieren können. Dies lässt sich aber nur durch entsprechende<br />
Werbeauftritte auf Auslandsmessen erreichen.<br />
76 / 124<br />
Elektrotechnik<br />
• Antriebe<br />
• Leistungselektronik<br />
• Steuerungstechnik<br />
• Regelungstechnik<br />
• smart metering<br />
• ...
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Aufgrund der Nähe zur Messe-Riem wären Firmen aus dem Bereich Messebau / Mediengestaltung<br />
/ Eventmanagement / Werbung und Catering ein denkbares ergänzendes Cluster.<br />
6.1.4.2 Cluster „Nachhaltiges Wirtschaften“<br />
<strong>Kirchheim</strong> verfügt auch über einen Nukleus an Recycling-Firmen, welche in der Ära der<br />
Energie- und Rohstoffverteuerung beste Wachstumschancen haben. Diese werden aufgrund<br />
der der Lärmbelastung und der starken Verkehrsbelastung zwar sehr kritisch gesehen und<br />
gelten daher oft als unerwünschte Betriebe. Diese Sicht resultiert aber primär aus ungünstigen<br />
Standortentscheidungen und dem derzeit vorhandenen Fokus auf klassische Recyclingfelder.<br />
Eine Veränderung hin zum Recycling von Edelmetallen oder seltenen Erden könnte neue<br />
Zukunftsimpulse und auch anspruchsvollere Arbeitsplätze bringen. Mit einer geschickten<br />
umweltverträglichen Ansiedlung in den Gewerbegebieten, mit eigenen Zufahrten, ausreichender<br />
Entfernung zu anderen Betrieben und zu Wohngebieten ließe sich dieses Potential<br />
an sicheren Arbeitsplätzen und Gewerbesteuereinnahmen auch langfristig ausschöpfen. Hier<br />
käme das Gewerbegebiet <strong>Heimstetten</strong> Ost infrage.<br />
6.1.4.3 Cluster „Energieversorgung der Zukunft“<br />
Als neues Cluster kämen auch F&E-Einrichtungen für erneuerbare Energien, innovative<br />
Firmen der Energietechnik, insbesondere alternativer Energien, energetischer Gebäudeoptimierung,<br />
Umwelttechnologie, der e-Mobility und der Steuerung von smart grids infrage. Im<br />
Verbund mit den Nachbargemeinden wäre sicher damit auch eine verstärkte Ansiedlung von<br />
Firmen aus dem I&K-Bereich denkbar.<br />
6.1.4.4 Cluster „überregionale Logistik, Spedition, Transport und Recycling“<br />
Auf Basis der vorhandenen Logistik- und Speditionsdienstleister wäre grundsätzlich die<br />
Entwicklung eines Clusters für überregionale Logistik, Spedition und Transport und Recycling<br />
möglich.<br />
Nach /Stefan Distel, 2005 26 / zählen zur Logistik „alle Aktivitäten und Tätigkeiten des Transports,<br />
des Umschlags und der Lagerung von Gütern und die damit verbundenen Informationen<br />
sowie die mit dem Management des Güter- und Informationsflusses direkt verbundenen<br />
administrativen Aktivitäten und Tätigkeiten der Planung, Disposition, Steuerung und Optimierung<br />
und Kontrolle“.<br />
Nach einer Analyse der Deutschen Bank /DB Research 2007/ erzielte die Branche im Jahr<br />
2007 einen Umsatz von ca. 190 Mrd. € bei einer durchschnittlichen Wachstumsrate von<br />
4,5%/a. Der deutsche Logistikmarkt hat nach dieser Quelle mit ca. 20% den größten Anteil<br />
am europäischen Markt. „Bayern zählt zu den wichtigsten Logistik-Drehscheiben in Europa<br />
und nimmt mit rund 400.000 Beschäftigten eine herausragende Stellung im bundesweiten<br />
Vergleich ein.<br />
26 Distel, Stefan (2005): Vermessung der Logistik in Deutschland – eine quantitative Analyse der wirtschaftsweiten<br />
Logistikleistungen auf Basis der volkswirtschaftlichen Input-Output-Darstellung und der Beschäftigtenstatistik,<br />
Peter Klaus (Hrsg.), Bobingen.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Neue technologische Entwicklungen und insbesondere die fortschreitende Industrialisierung<br />
des Transport- und Logistiksektors bieten neue Chancen für zusätzliche Wertschöpfung<br />
/Bayern innovativ: Logistik Netzwerk/.<br />
<strong>Kirchheim</strong> bietet an sich für die Ansiedlung von Betrieben entlang der Logistikkette eine<br />
Reihe von Standortvorteilen. Hierzu zählt nicht nur der direkte Zugang zur Bundesautobahn.<br />
Die in der Nähe befindlichen Einrichtungen wie Containerbahnhof, Messe München in Riem,<br />
Flughafen und die in München stattfindende Logistikmesse bieten zusätzliche Perspektiven.<br />
Die im Raum München angesiedelten Großfirmen stellen zudem einen hochinteressanten<br />
Kundenkreis dar.<br />
Allerdings bieten die vorhandenen Gewerbegebiete kaum mehr Raum für die Ansiedlung<br />
flächenintensiver Logistikbetriebe. Begrenzte Ansiedlungen wären nur im Süden der<br />
<strong>Gemeinde</strong> möglich sind. Dies würde aber zwangsläufig zu mehr LKW-Verkehr auf der M1<br />
führen.<br />
Aufgrund dieser Situation erscheint die Ansiedlung von verkehrs- und flächenintensiven<br />
Güterverteilzentren als aussichtslos und wegen der Verkehrsbelastung auch nicht als<br />
erstrebenswert. Demgegenüber wäre die Ansiedlung von hochwertigen Logistikdienstleistungen,<br />
wie IT-gestütztes Warenmanagement, Distributionsmanagement, Dispatching und<br />
Flottenmanagement wünschenswert und könnte auch hochqualifizierte Arbeitsplätze bringen.<br />
Damit müsste der Schwerpunkt auf Firmen gelegt werden, die entweder die Entwicklung von<br />
IT-Lösungen und Kommunikationslösungen für Logistiksysteme betreiben, Warenmanagement<br />
und Dispositionszentralen betreiben. Die fehlende Infrastruktur für Firmen der IT-<br />
Branche und das fehlende Angebot an Forschungs- und Weiterbildungseinrichtungen ist vor<br />
dem Szenario einer weiteren Zunahme der höherqualifizierten Tätigkeiten im Bereich der<br />
Logistik ein bedeutender Standortnachteil. Hier böte sich nur dann eine Chance, wenn in<br />
Zusammenarbeit mit der Hochschule München oder der TU München Institute mit Spezialisierungen<br />
wie Supply Chain Management, Airport Logistic oder ein Zentrum für integrierte<br />
Verkehrssysteme analog dem Zentrum an der Universität Darmstadt einzurichten wäre.<br />
6.1.5. Fazit<br />
Eine rein opportunitätsgetriebene Ansiedlung von Betrieben erlaubt keinen gezielten Aufbau<br />
von Clustern. Hier ist eine strategische Planung erforderlich, die geeignete Gewerbeflächen<br />
identifiziert, bezüglich ihrer Infrastruktur entwickelt und entsprechend den Standorterfordernissen<br />
der geplanten Branchenansiedlung gestaltet. Mit einem derartigen strategischen<br />
Ansatz kann eine glaubwürdige Kommunikations- und Akquisitionsstrategie betrieben<br />
werden. Hierzu ist es notwendig, die besonderen Standortvorteile systematisch herauszuarbeiten<br />
und gezielt zu vermarkten. Genauso notwendig ist es die bestehenden Schwächen<br />
und Defizite klar zu identifizieren und Wege zu ihrer Verbesserung aufzuzeigen.<br />
Mögliche Standortvorteile der Ortslage <strong>Kirchheim</strong> bei München für die Ansiedlung von High-<br />
Tech-Branchen sind aus heutiger Sicht:<br />
� Verfügbarkeit hochqualifizierter Arbeitskräfte<br />
� Gutes Wohnumfeld<br />
� Gute Verkehrsanbindung<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
� Nähe zur Landeshauptstadt München<br />
Dem stehen wesentliche Defizite gegenüber:<br />
� Für High-Tech-Branchen derzeit keine attraktiven Gewerbeflächen vorhanden<br />
� Keine Bildungseinrichtungen auf Hochschulniveau<br />
� Keine F&E-Einrichtungen als Nukleus<br />
� Keine Strategie vorhanden<br />
Diese Übersicht zeigt, dass das Hauptdefizit der Gewerbeansiedlung von High Tech-<br />
Branchen in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München im Fehlen attraktiver Gewerbeflächen<br />
besteht. Es wird auch deutlich, dass die <strong>Gemeinde</strong> ohne neue Anstrengungen kaum<br />
wesentliche Merkmale zur Differenzierung gegenüber den konkurrierenden <strong>Gemeinde</strong>n im<br />
Umland besitzt. Es ist aus dem Vorgenannten evident, dass ohne eine aktive Gewerbepolitik<br />
und ohne erhebliche Investitionen in die Infrastrukturverbesserung eine erfolgreiche Ansiedlung<br />
von Hochtechnologie-Branchen oder die Weiterentwicklung bestehender Gewerbestrukturen<br />
zu einem höheren Anteil sogenannter „White collar“-Tätigkeiten kaum möglich ist.<br />
Dies wird nachfolgend am Beispiel der Medienbranche erläutert. München und das Umland<br />
gelten als attraktiver Medienstandort. Die Branche umfasst eine Vielzahl von Produkten und<br />
Dienstleistungen, die Clusterbildung um Schwerpunktanbieter ermöglicht.<br />
Aus diesem Kuchen hat sich die <strong>Gemeinde</strong> Unterföhring ein erhebliches Stück herausgeschnitten.<br />
So haben sich dort folgende Firmen angesiedelt:<br />
Bayerischer Rundfunk (BR), Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF) mit der 100-prozentigen<br />
Tochter Fernsehstudio München (FSM), die ProSiebenSat.1-Gruppe mit ihren Sendern<br />
ProSieben, Kabel 1, N24, der ProSiebenSat.1-Produktion, dem Vermarktungsunternehmen<br />
SevenOneMedia sowie MM Merchandising Media und SevenOne Intermedia, Münchner<br />
Gesellschaft für Kabel-Kommunikation (MGK), Kabel & Medien Service, Deutsches Sport-<br />
79 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Fernsehen (DSF), Eurosport, Premiere, Telebild, G.A.T., Videocation, Selco, Radio Aktiv<br />
GmbH, die Ateliers Seitz und Finkensieper, das Kopierwerk Geyer und ca. neun Produktionsfirmen<br />
wie z.B. die Neue Deutsche Filmgesellschaft mbH (NDF) und die Production<br />
Service GmbH (PSG).<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
7. SWOT-Matrix<br />
Die gewählte Vorgehensweise der SWOT-Analyse besitzt zwei entscheidende Vorteile, den<br />
der inhärenten Dynamik und der Notwendigkeit sich in erster Linie mit der Zukunft auseinandersetzen<br />
zu müssen.<br />
SWOT führt fast zwangsläufig dazu, sich seiner Stärken bewusst zu werden und sich daraus<br />
ergebende Chancen zu nutzen. Ergänzend wird man versuchen, die Nachteile aus den<br />
bestehenden Schwächen zu reduzieren und mögliche Gefährdungen zu vermeiden.<br />
SWOT schaut nicht zurück, es zwingt zum Blick in die Zukunft, zum intensiven Auseinandersetzen<br />
mit noch nicht (ausreichend) genutzten Chancen und noch nicht angemessen<br />
berücksichtigten Gefährdungen. Für Vergangenheitsbewältigung und Schuldzuweisungen ist<br />
kein Raum. SWOT sucht keine Schuldigen, sondern fordert auf, die Zukunft zu gestalten.<br />
Aus der systematisch durchgeführten Analyse ergeben sich letztlich vier Kombinationen in<br />
der SWOT-Matrix:<br />
Stärken Schwächen<br />
Chancen S � O W � O<br />
Neue Chancen Schwächen<br />
nutzen umwandeln<br />
Gefährdungen S � T W � T<br />
Gefährdungen Schwächen<br />
neutralisieren bekämpfen<br />
Der folgende Überblick zeigt die von uns festgestellten <strong>Kirchheim</strong>er Stärken und Schwächen,<br />
die Chancen für die <strong>Gemeinde</strong> aber auch mögliche Gefährdungen.<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
� Lage! Lage! Lage!<br />
im Münchner Speckgürtel<br />
Stärken Chancen<br />
� ausgezeichnete Verkehrsanbindung<br />
� soziale Einrichtungen und Netzwerke auf<br />
hohem Niveau<br />
� gutes Bildungsangebot<br />
� starkes Bürgerengagement<br />
82 / 124<br />
� Lage- und Preisvorteil durch Standortmarketing<br />
herausstellen<br />
� produzierendes Gewerbe aus Mischgebieten<br />
im Münchner Osten anwerben<br />
� Erfolgsfaktoren Soziales im <strong>Gemeinde</strong>rat,<br />
in <strong>Gemeinde</strong>verwaltung und im Bewusstsein<br />
der Bürger auf Wirtschaftsfragen<br />
übertragen<br />
� Gestaltungsspielräume, Nutzungseinschränkungen<br />
für Gewerbepolitik nutzen<br />
� interkommunal zusammenarbeiten u.a. für<br />
Clusteraufbau bzw. „Ostallianz“<br />
� Umwidmung Gewerbegebiet <strong>Kirchheim</strong><br />
West / neues Gewerbegebiet östlich A99<br />
� Ansiedlungspotential aus Globalisierung<br />
nutzen (ausländische Betriebe)<br />
� Energiekonzept entwickeln<br />
� Kaufkraftdichte durch Ortsentwicklung<br />
erhöhen, hohe Kaufkraft nutzen<br />
� Steigende Nachfrage für Handwerk,<br />
haushaltsnahe Dienste nutzen (Lebenszyklus<br />
Gebäude, demografische Entwicklung)<br />
� Konjunkturerholung nutzen und expandierende<br />
Unternehmen anwerben<br />
� Unternehmen vor Ort wollen wachsen<br />
� Empfehlungen der Unternehmer / Interviewten<br />
umsetzen
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Schwächen Gefährdungen<br />
� fehlendes Leitbild, ungenügende Gewerbepolitik,<br />
keine erkennbare Strategie und<br />
Entwicklungsschwerpunkte lassen ungewolltes<br />
Gewerbe (lärmt, stinkt, verkehrsintensiv)<br />
zu bzw. gewolltes im Stich<br />
� unzureichende Einnahmen aus Gewerbesteuer<br />
� ungenügende Voraussetzungen für<br />
Wirtschaftsförderung (fehlende Daten,<br />
Strukturen mit „nebenamtlichen Aufgabenzuordnungen“)<br />
� Wirtschaftsfragen werden im <strong>Gemeinde</strong>rat<br />
unsystematisch und ohne Priorität behandelt.<br />
� Zerstrittenheit lähmt den Gestaltungswillen,<br />
Negativ-Image wird konserviert.<br />
� reagierende <strong>Gemeinde</strong>verwaltung, passive<br />
Betreuung der ortsansässigen Betriebe<br />
� AFK-Investitionen und Zuschüsse binden<br />
viel Kapital und schränken Handlungsspielräume<br />
ein.<br />
� 40 Jahre alte Infrastruktur (Breitbandversorgung,<br />
ÖPNV-Erreichbarkeit, Fernwärme<br />
oder Blockheizkraftwerk)<br />
� Erscheinungsbild der Gewerbegebiete teils<br />
unattraktiv und veraltet<br />
� lokale Verkehrsführung und LKW-<br />
Problematik in Gewerbegebieten<br />
� unrealistische Vorstellungen zu Neuansiedlungen<br />
von High-Tech-Betrieben<br />
� Autobahngeschäft / Low-Tech dominiert<br />
Branchenmix<br />
� unrealistische Vorstellungen, „ungeliebte“<br />
Branchen würden sich umsiedeln<br />
� fehlender, bezahlbarer Wohnraum für AN<br />
in Dienstleistungsbetrieben<br />
� ÖPNV-Erreichbarkeit Flughafen<br />
� Ortsentwicklung stockt<br />
� Skeptische Einstellung vieler Bürger zur<br />
Wirtschaft<br />
83 / 124<br />
� Wettbewerb um Gewerbe-<br />
Neuansiedlungen nimmt weiter zu.<br />
� Eigentümer der Hallen in den Gewerbegebieten<br />
sind nicht bereit, in ihre Gebäude<br />
zu investieren.<br />
� Low-Tech-Unternehmen mit viel Lagerfläche,<br />
hohem Verkehrsaufkommen und<br />
niedrigen Lohnsummen wollen Status quo<br />
erhalten.<br />
� Empfehlungen der Unternehmer, der<br />
Interviewten werden nicht umgesetzt
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Zusammengefasst ist zu festzustellen, <strong>Kirchheim</strong> hat nur wenige ausgeprägte Stärken, die<br />
vermarktet werden können. Umgekehrt, <strong>Kirchheim</strong> ist nur wenigen wirklichen Gefährdungen<br />
ausgesetzt.<br />
Es bestehen sehr realistische Chancen, besonders die Schwäche der Stadt München zu<br />
nutzen, die expandierenden Betrieben bzw. produzierenden Unternehmen keine Flächen<br />
mehr anbieten kann.<br />
Allerdings gilt es, die hausgemachten Schwächen energisch und zielgerichtet anzugehen.<br />
8. Handlungsempfehlungen<br />
Neben den von uns identifizierten Stärken und Schwächen, Chancen und Gefährdungen<br />
haben wir von den Unternehmern, den <strong>Gemeinde</strong>räten, Herrn Bürgermeister Hilger und<br />
<strong>Gemeinde</strong>verwaltung, den Grundstückseigentümern, Investoren und Maklern sowie den<br />
weiter interviewten Personen eine Vielzahl von Ratschlägen, Empfehlungen und Anregungen<br />
erhalten, eine Reihe von Bitten um Verbesserungen und Beschwerden über abzustellende<br />
Sachverhalte entgegengenommen. Diese haben wir in 8 Themenbündel (Themengebäude<br />
Abb.8.1) zusammengefasst:<br />
Abb.8.1: Das Themengebäude<br />
84 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Diese Themenbündel setzen sich wiederum aus 51 Empfehlungen zusammen, die nachfolgend<br />
dargestellt werden:<br />
1 Rahmenbedingungen 2 Gewerbeflächen-Management<br />
11 Leitbild der <strong>Gemeinde</strong> entwickeln<br />
12 daraus die langfristigen Ziele der<br />
Gewerbepolitik ableiten<br />
13 mittelfristige Gestaltungsschwerpunkte<br />
bestimmen<br />
14 Umsetzungsstrategien planen<br />
15 und diese in Einzelprojekten umsetzen<br />
16 strukturelle und personelle Voraussetzungen<br />
im <strong>Gemeinde</strong>rat und <strong>Gemeinde</strong>verwaltung<br />
schaffen<br />
85 / 124<br />
21 Standorte in Gewerbegebiete prüfen<br />
22 Pros und Cons für Aufgabe des<br />
Gewerbegebietes „<strong>Kirchheim</strong>-West“<br />
23 Weiterentwicklung der Gewerbegebiete<br />
in Zusammenarbeit m. d. Grundstückseigentümern<br />
24 Gestaltungsmöglichkeiten und<br />
Nutzungseinschränkungen der Bebauungspläne<br />
prüfen, um Sanierung<br />
bzw. Umwidmung der Lager- und Produktionshallen<br />
zu ermöglichen.<br />
25 Pros und Cons für die Entwicklung<br />
eines Gewerbegebietes östlich der<br />
A99<br />
26 Tauschflächen für expandierende<br />
Unternehmen schaffen<br />
27 Arbeitsplätze für Selbständige und<br />
kleinere Unternehmer in Wohngebieten<br />
im Rahmen der Ortsentwicklung<br />
ermöglichen<br />
28 Interkommunale Erschließung von<br />
Gewerbegebieten<br />
3 Infrastruktur verbessern 4 Neu-Ansiedlungs-Strategien<br />
31 Breitbandversorgung für alle<br />
32 Verkehrsführung und Straßenzustand<br />
verbessern, LKW-Parksituation in Gewebegebieten<br />
überarbeiten, Regeln<br />
durchsetzen und Verstößen nachgehen<br />
33 Voraussetzungen für die Ansiedlung<br />
von High-Tech-Unternehmen schaffen<br />
34 ÖPNV zu den Gewerbegebieten<br />
41 Produzierendes Gewerbe aus<br />
Mischgebieten in München-Ost gezielt<br />
anwerben<br />
42 Expandierende Unternehmen ohne<br />
Erweiterungsflächen gezielt anwerben<br />
43 Gründerszene <strong>Kirchheim</strong> entwickeln<br />
44 Standortvorteil der Verkehrsanbindung<br />
für höherwertigere Logistikleistungen<br />
und für Service-Unternehmen der Logistik-Branche<br />
nutzen<br />
45 Ansiedlung mittelständischer Unternehmen<br />
fördern<br />
46 Wissens- und technologiebasierte<br />
Betriebe anwerben, um den Branchenmix<br />
zu verbessern.
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
3 Infrastruktur verbessern 4 Neu-Ansiedlungs-Strategien<br />
86 / 124<br />
47 F&E Einrichtungen anwerben Uni-<br />
Institute, Forschungsgesellschaften,<br />
priv. Hochschulen als Kristallisationskeim<br />
für High-Tech-Branchen<br />
48 Ansiedlungspotential aus Globalisierung<br />
nutzen: Den Großraum München<br />
suchende ausländische Betriebe kontaktieren<br />
5 Standortmarketing 6 Entwicklung von Perspektiven<br />
51 Zusammenstellen der „10 Gründe sich<br />
in <strong>Kirchheim</strong> niederzulassen“<br />
52 Werbung in verschiedenen Medien<br />
(Druckmedien, Internet und vor allem<br />
persönliche Ansprache)<br />
53 Reichweite der Medien und Zielgruppen<br />
definieren, dank der Nähe zu München<br />
und Flughafen auch Unternehmen<br />
aus Schwellenländern einbeziehen<br />
54 Ost-Allianz inkl. angrenzender <strong>Gemeinde</strong>n<br />
aus Landkreis EBE gründen<br />
55 Präsenz in Standortsuchsystemen<br />
56 Aufnahme in Short-list bei Gewerbe-<br />
Immobilien-Maklern<br />
57 Zusammenarbeit mit Grundstückseigentümern<br />
und Investoren vertiefen<br />
61 Pros und Cons für niedrigere / höhere<br />
Hebesätze bei Gewerbesteuer und<br />
Grundsteuer<br />
62 Energieleitplanung für die <strong>Gemeinde</strong><br />
(TUM)<br />
63 Perspektive Betriebswirtschaft AFK<br />
prüfen<br />
64 Pros und Cons für interkommunale<br />
Zusammenarbeit Infrastruktur, ÖPNV<br />
und gemeinsame Entwicklung von<br />
Gewerbegebieten<br />
65 Energieeffizientes Verkehrskonzept<br />
möglichst zur Reduzierung des innerörtlichen<br />
Verkehrs<br />
66 Planungen zum Gewerbestandort<br />
(<strong>Kirchheim</strong>-West) und zur Ortsentwicklung<br />
verknüpfen<br />
67 bezahlbaren Wohnraum für geringer<br />
Verdienende vor allem im Dienstleistungsbereich<br />
im Rahmen der Ortsentwicklung<br />
schaffen, z.B. Genossenschaftsmodell<br />
aus „Münchner Modell“<br />
der sozialgerechten Bodennutzung<br />
adaptieren
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
7 Erhalt / Förderung der<br />
wirtschaftlichen Basis<br />
71 Wirtschaftsreferenten mit direkter<br />
Berichtslinie zum Bürgermeister einstellen<br />
72 Wirtschaftsinformations-System-<br />
<strong>Kirchheim</strong> (WISKi) aufbauen<br />
73 Kaufkraftdichte durch Realisierung der<br />
Ortsentwicklung erhöhen<br />
74 Zusammenarbeit Schulen und Ausbildungsbetriebe<br />
vertiefen<br />
75 Ehrenamt für aktive Senioren fördern –<br />
analog Soziales<br />
76 Aktive Senioren vorübergehend<br />
entgeltlich beschäftigen, beispielsweise<br />
bei Vakanzen<br />
77 kurzfristig wirksame, mit geringem<br />
Aufwand realisierbare Maßnahmen<br />
umsetzen<br />
78 lokales Handwerk, haushaltsnahe<br />
Dienstleistungen sowie Gesundheitsdienste<br />
fördern, um die demografische<br />
Entwicklungen, den Lebenszyklus von<br />
Gebäuden und energetischen Sanierungsbedarf<br />
nutzen zu können<br />
87 / 124<br />
8 Zusammenarbeit<br />
81 Unternehmerforum durch <strong>Gemeinde</strong><br />
organisieren<br />
82 Kolumne "Der Wirtschaftsbeirat<br />
informiert …" in KiMi und Internet<br />
83 Transparenz schaffen und Glaubwürdigkeit<br />
gewinnen „Sie haben uns gesagt<br />
und wir ermöglichen es durch …“<br />
Natürlich können nicht all diese Handlungsempfehlungen auf einmal bearbeitet werden. Wir<br />
empfehlen eine Vorgehensweise, in der das sogenannte „Wasserfallmodell“ mit einzelnen<br />
isolierten Maßnahmen kombiniert werden kann. Idealtypisch wird „top down“ ein Zielmodell<br />
entwickelt, aus dem Gestaltungsschwerpunkte definiert und Umsetzungsprojekte abgeleitet<br />
werden. Parallel dazu werden Einzelprojekte wie die Breitbandversorgung realisiert.<br />
Als unabdingbar sehen wir es an, ein Zusammenarbeitsmodell mit klaren Aufgaben, Kompetenzen<br />
und Verantwortung zwischen <strong>Gemeinde</strong>rat und <strong>Gemeinde</strong>verwaltung zu erarbeiten,<br />
in dem wir als Wirtschaftsbeirat beratend und/oder vermittelnd zur Seite stehen können. Am<br />
Beispiel des Maßnahmenbündels „Rahmenbedingungen“ haben wir das skizziert:
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Aktivität <strong>Gemeinde</strong>-<br />
verwaltung<br />
Leitbild der <strong>Gemeinde</strong><br />
und Leitsätze Gewerbepolitik<br />
Definition der langfristigen<br />
Ziele und mittelfristigen<br />
Gestaltungsschwerpunkte<br />
Entwicklung der Strategien<br />
und Planung der<br />
Umsetzungsprojekte<br />
Strukturelle Voraussetzungen<br />
im <strong>Gemeinde</strong>rat<br />
und personelle Veränderung<br />
in <strong>Gemeinde</strong>verwaltung<br />
(Wirtschaftsreferat)<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Unternehmern und<br />
Grundstückseigentümern,<br />
Investoren und Maklern,<br />
Kommunikation mit den<br />
Bürgern<br />
Klärung der Rahmenbedingungen,<br />
eigene Konzepte<br />
Ausarbeitung der<br />
Vorschläge<br />
Projektplan, Ressourcenplanung,Messkriterien,<br />
Rollen und Verantwortliche<br />
Geschäftsordnung für<br />
Wirtschaftsfragen im<br />
<strong>Gemeinde</strong>rat anpassen,<br />
Anforderungsprofil, A K V<br />
für Wirtschaftsreferenten<br />
Unternehmerforum<br />
organisieren, Vor-Ort-<br />
Besuche, Kommunikationsplattform<br />
„Sie haben<br />
uns gesagt und wir<br />
ermöglichen es …“<br />
88 / 124<br />
<strong>Gemeinde</strong>rat <strong>WBKi</strong><br />
Diskussion und<br />
Entscheidung /<br />
Bürgerbeteiligung<br />
Diskussion und<br />
Entscheidung<br />
Verabschiedung<br />
und Kontrolle<br />
Diskussion und<br />
Entscheidung<br />
Abb.8.3 Handlungsempfehlungen bezüglich der <strong>Gemeinde</strong>politik<br />
Vor-Ort-Besuche,<br />
Freigabe der<br />
Statusberichte<br />
Beratung,<br />
Empfehlungen,<br />
Moderation<br />
Beratung,<br />
Empfehlungen<br />
Beratung,<br />
Empfehlungen<br />
Beratung,<br />
Empfehlungen<br />
Mediatorenrolle,<br />
<strong>WBKi</strong>-Kolumne<br />
„Der Wirtschaftsbeirat<br />
informiert …“<br />
Als methodische Grundlage zur Entwicklung eines für einen längeren Zeitraum gültigen<br />
Leitbildes der <strong>Gemeinde</strong> haben wir einen Vorschlag erarbeitet, welche Elemente enthalten<br />
sein sollten und einige mögliche Varianten daraus entwickelt. Diese Vorschläge bringen wir<br />
gerne in den Entwicklungsprozess eines künftigen Leitbildes der <strong>Gemeinde</strong> ein, falls der<br />
<strong>Gemeinde</strong>rat dies beschließt. Der dazu gehörige Prozess zur Entwicklung eines Leitbildes<br />
sähe nach unserer Sicht wie folgt aus:
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Beschluss<br />
Ziele<br />
Projekt<br />
Vorstellung<br />
des Entwurfes<br />
Festlegung<br />
• Grundsatzbeschluss im GR<br />
• Beauftragung zur Vorbereitung des Prozesses<br />
• Ziele definieren (<strong>Gemeinde</strong>verwaltung, Vorbereitungsteam)<br />
• Messkriterien definieren<br />
• Verabschiedung im GR<br />
• Projektverantwortliche und Mitarbeiter benennen<br />
• Projektplan erstellen<br />
• Projektdurchführung und Controlling<br />
• Korrektur/Verabschiedung des Entwurfes durch GR<br />
• Vorstellung ggü. Bürgern und Betroffenen<br />
• Berücksichtigung wichtiger Inputs<br />
• Verabschiedung des Leitbildes im GR<br />
• Aufgaben und Rollen in der Zielverfolgung festlegen<br />
• Beschluss über Controlling<br />
Abb.8.3 Entwicklungsprozess für ein <strong>Gemeinde</strong>-Leitbild<br />
89 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
9. Zur Strategie der künftigen Gewerbepolitik<br />
Auf Basis der Analyse der Ausgangslage und der Entwicklung in <strong>Kirchheim</strong> sowie deren<br />
Bewertung durch die befragten Firmen und Institutionen (Kapitel 3 und 4) und unter Berücksichtigung<br />
der erkennbaren Zukunftstrends (Kapitel 5) werden wichtige Grundsatzfragen der<br />
Gewerbeansiedlung in <strong>Kirchheim</strong> bei München mit dem Ziel erörtert, eine Strategie der<br />
Gewerbeansiedlung anzuregen, Einnahmen aus der Gewerbesteuer der <strong>Gemeinde</strong> zu<br />
verbessern sowie mehr und stabilere Arbeitsplätze auch für höher qualifizierte Arbeitskräfte<br />
zu schaffen.<br />
Abb.9.1 Der Weg zu einer Strategie<br />
Ausgangslage<br />
Stärken Chancen Schwächen Gefährdungen<br />
Handlungsoptionen<br />
Zukunftstrends analysieren Ideen entwickeln<br />
Ziele<br />
Ziele der <strong>Gemeinde</strong> klären und festlegen Messkriterien definieren<br />
Strategie<br />
Umsetzungsplanung Verantwortung und Rollen Vermarktung<br />
Warum aber ist eine Strategie sinnvoll und notwendig? Hierfür lassen sich eine Reihe von<br />
Gründen nennen:<br />
� Eine rein nach Opportunität betriebene Gewerbeansiedlung wird die heutige Struktur<br />
der Gewerbegebiete als „light industrial area“ 27 verstärken, da dann keine gezielte Infrastrukturverbesserung<br />
oder eine gezielte Anwerbe- und Ansiedlungsstrategie verfolgt<br />
werden kann.<br />
� Der kommunale Wettstreit um die Ansiedlung attraktiver Firmen kann nicht ohne<br />
gezielte Maßnahmen der <strong>Gemeinde</strong> bestanden werden.<br />
27 light industrial area = Gewerbegebiet mit einer Gewerbestruktur, die durch Produzenten, Handelsunternehmen<br />
und Lagerbetrieben mit eher geringen Flächenbedarf, moderaten Energieverbrauch und geringen Rohstoffeinsatz<br />
geprägt ist.<br />
90 / 124<br />
Positive Ansätze fördern und<br />
verstärken (Gründerzentrum
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
� Eine zukunftsfähige, weitere Ortsentwicklung lässt sich ohne Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen<br />
kaum finanzieren.<br />
� Interessante Beschäftigungsmöglichkeiten auch für höher Qualifizierte erhöhen die<br />
Attraktivität des Orts als Wohnsitz, sichern oder steigern längerfristig die Kaufkraft<br />
und wirken der Überalterung entgegen.<br />
Eine erfolgreiche Ansiedlung von Gewerbetrieben, insbesondere von innovativen Firmen aus<br />
dem High-Tech-Bereich, ist ohne eine Strategie der <strong>Gemeinde</strong> kaum zu erreichen. Hierzu ist<br />
für einen eventuell zu berufenden Wirtschaftsreferenten der <strong>Gemeinde</strong> eine erhebliche<br />
Fachkompetenz, Mehrsprachigkeit und sicheres Auftreten ebenso wie ein tiefes Verständnis<br />
der Wertschöpfungsketten und Standortbedingungen dieser innovativen Branchen nötig.<br />
Generell wird eine Strategieumsetzung sicher einige organisatorische Veränderungen in der<br />
<strong>Gemeinde</strong>verwaltung erfordern, da ein erfolgreiches Projekt nur mit klar geregelten Verantwortlichkeiten<br />
und Rollen durchgeführt werden kann. Die Handlungsspielräume der <strong>Gemeinde</strong><br />
betreffen damit einerseits die eigene Organisation, die Formulierung einer Strategie und<br />
eines zugehörigen Projektplanes andererseits die Gestaltungsspielräume, die sich aus dem<br />
Baurecht ergeben.<br />
Grundsätzlich stehen für letztere Maßnahmen die Instrumente der Neuausweisung, der<br />
Umwidmung, der Veränderung (Verbesserung von Gebäuden und der Infrastruktur), des<br />
Flächentausches zur Verfügung. Folglich gibt es für bestehende Gebäude und deren<br />
Nutzung nur Einwirkungsmöglichkeiten durch Veränderung der Geschossflächenzahl (GFZ),<br />
durch Aufheben von Nutzungsbeschränkungen und/oder Lockern von Umweltmaßnahmen.<br />
Dies wiederum bedeutet, dass die <strong>Gemeinde</strong> von sich aus aktiv zusammen mit Eigentümer<br />
und Investor Planungsgewinne generieren muss und diese dann zum Teil abschöpfen kann.<br />
Die Konkurrenz verschiedener Standorte um High Tech-Branchen ist immens und führt zu<br />
einem Wettbewerb der Kommunen um die besten Standortbedingungen. Wer hier nicht<br />
bereit ist, mit langem Atem und einer klaren Strategie in diesen Zukunftsaspekt zu investieren,<br />
die Infrastruktur seiner Gewerbegebiete nicht entwickelt, nicht aktiv auf Investoren<br />
zugeht, hat keine Chance in diesem Wettbewerb zu bestehen.<br />
Abb.9.2 Schritte der Strategie<br />
Ziele klären und festlegen<br />
Projektplan mit Messkriterien für<br />
Zielerreichung erstellen<br />
Projektverantwortliche benennen<br />
Umsetzung regelmäßig kontrollieren<br />
Gegebenenfalls nachjustieren<br />
91 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Die Strategie muss eine klare Zielsetzung für die verfügbaren Gewerbeflächen beinhalten.<br />
Es ist zu entscheiden, welche Branchen künftig schwerpunktmäßig angesiedelt werden<br />
sollen, da die Branchen unterschiedliche Anforderungen an die Standortfaktoren haben. Die<br />
daraus resultierenden Veränderungsbedarfe sind klar herauszuarbeiten, in ihren Auswirkungen<br />
und Kosten zu analysieren und in einen Umsetzungsplan zu überführen.<br />
Zielsetzung muss sein, von der opportunitätsgetriebenen Ansiedlungspolitik zu einer<br />
strategischen Entwicklung von innovativen Clustern überzugehen. Eine Vermarktungsstrategie<br />
kann nach Klärung der Grundsatzfragen entwickelt werden.<br />
92 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
10. Anlagen - Inhaltsübersicht<br />
10. Anlagen - Inhaltsübersicht .......................................................................................... 93<br />
11. Fragebögen ................................................................................................................ 94<br />
11.1. Selbstauskunft für Zwecke des Wirtschaftsbeirates ........................................... 94<br />
11.2. Handwerker und Freiberufler ............................................................................. 97<br />
11.3. Standortbedingungen ........................................................................................ 99<br />
11.4. Interview-Leitfaden Unternehmen .................................................................... 100<br />
11.5. Interview-Leitfaden Gestalter (<strong>Gemeinde</strong>ratsfraktionen, Verwaltung) ............. 103<br />
11.6. Interview-Leitfaden Makler und Grundstückseigentümer ................................. 106<br />
12. Zur Messung von Standortfaktoren ........................................................................... 107<br />
13. Luftaufnahmen der Gewerbegebiete von <strong>Kirchheim</strong> ................................................. 110<br />
14. Globale Veränderungen auf mittlere und lange Sicht ................................................ 112<br />
14.1. Nachfrageentwicklung ..................................................................................... 112<br />
14.2. Wissenschaftlich-technologische Entwicklung ................................................. 116<br />
14.3. Wettbewerb ..................................................................................................... 120<br />
14.4. Wirkungen auf Wirtschafts- und Arbeitsmarktstrukturen und die<br />
Unternehmensorganisation .............................................................................. 121<br />
14.5.<br />
Herausforderung für <strong>Kirchheim</strong> ........................................................................ 123<br />
93 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
11. Fragebögen<br />
11.1.<br />
Erklärung:<br />
Selbstauskunft für Zwecke des Wirtschaftsbeirates<br />
Der Wirtschaftsbeirat benötigt Daten der ansässigen oder benachbarten Unternehmen als<br />
Grundlage seiner Arbeit. Im Rahmen von strukturierten Interviews werden von ausgewählten<br />
Firmen über die Angaben der Selbstauskunft hinaus Daten zur Zufriedenheit mit und zum<br />
eventuellen Veränderungsbedarf des Gewerbestandortes abgefragt werden. Hierzu werden<br />
wir uns gegebenenfalls nach Rücksendung der Selbstauskunft mit Ihnen in Verbindung<br />
setzen. Der Wirtschaftsbeirat <strong>Kirchheim</strong> verpflichtet sich zur Verschwiegenheit bezüglich der<br />
ihm hier genannten firmenspezifischen Daten. Er wird die Daten gemäß den Vorgaben des<br />
bayerischen und deutschen Datenschutzgesetzes vertraulich behandeln und die Daten des<br />
strukturierten Interviews vor Verwendung gegenüber der <strong>Gemeinde</strong> oder Dritten anonymisieren.<br />
Die von dem jeweiligen Unternehmen angegebenen Informationen werden von dem Unterzeichner<br />
im Namen des Unternehmens freiwillig für die Zwecke des Wirtschaftsbeirates<br />
<strong>Kirchheim</strong> bereitgestellt. Der Unterzeichner wurde darauf hingewiesen, dass er die Datenangaben<br />
verweigern kann. Eine Verwendung für andere Zwecke ist ausdrücklich ausgeschlossen.<br />
<strong>Kirchheim</strong>, den<br />
_______________________ ___________________________<br />
Name: Name:<br />
Firma Wirtschaftsbeirat <strong>Kirchheim</strong><br />
94 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Branche: (Bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />
o Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden<br />
o Verarbeitendes Gewerbe<br />
o Energieversorgung<br />
o Wasserversorgung, Beseitigung von Abfall, Abwasser u. Umweltverschmutzung<br />
o Baugewerbe<br />
o Handel, Instandhaltung. und Reparatur von Kfz.<br />
o Großhandel<br />
o Einzelhandel<br />
o Verkehr und Lagerei<br />
o Gastgewerbe<br />
o Information und Kommunikation<br />
o Finanz- u. Versicherungsdienstleistungen<br />
o Grundstück- und Wohnungswesen<br />
o Freiberufl., wissenschaftl. u. techn. Dienstleistungen<br />
o Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen<br />
o Erziehung, Unterricht<br />
o Gesundheits- und Sozialwesen<br />
o Kunst, Unterhaltung u. Erholung<br />
o Sonstige Dienstleistungen<br />
Genaue Art des Produktes der Dienstleistung:<br />
______________________________________________________________________<br />
95 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Angaben<br />
Hauptabsatzmärkte: (Bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />
Beschäftigte:<br />
o Lokal<br />
o Region München<br />
o Euro Raum<br />
o International<br />
Anzahl:<br />
Struktur (%):<br />
% weiblich:<br />
Trend: (Bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />
O Aufbau O Halten O Abbau<br />
Angelernte: ______________<br />
Fachkräfte/Meister: ______________<br />
Technikum/FH/Universität: ______________<br />
Ausbildungsbetrieb: (Bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />
O ja O nein<br />
Jahresumsatz (2010):<br />
Höhe [€]:<br />
Trend: (Bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />
O steigend O konstant O fallend<br />
Gewerbesteuer: (Bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />
O keine O 0 -10 Tsd € O >10 -100 Tsd € O >100Tsd € - 1 Mio €<br />
O >1 Mio €<br />
Gewerbeflächenbedarf am Standort:<br />
Heutige Fläche [m²]:<br />
Trend: (Bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />
O Aufbau O Konstanz O Abbau O Verlagerung<br />
Jahr der Standortentscheidung:<br />
96 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
11.2.<br />
Handwerker und Freiberufler<br />
Fragebogen zur <strong>Standortanalyse</strong><br />
Datum:<br />
Interviewer:<br />
Firma:<br />
Position:<br />
Anleitung:<br />
Gesprächspartner:<br />
Bitte lesen Sie die nachfolgenden Fragen gründlich. Fragen Sie bitte nach, wenn Ihnen eine<br />
Frage unklar erscheint. Bitte beantworten Sie alle Fragen. Wenn Ihnen Punkte wichtig<br />
erscheinen, die nicht abgefragt wurden, können Sie diese am Ende des Fragebogens<br />
notieren.<br />
Teil I: Fragen zu ihrem Unternehmen<br />
1) Wo liegen ihre Hauptabsatzmärkte?<br />
2) Anteil weiblicher Beschäftigter (%):<br />
3) Struktur der Belegschaft<br />
Angelernte Kräfte:<br />
Fachkräfte / Meister:<br />
Technikum/FH/Universitätsabschluss:<br />
4) Bilden sie Mitarbeiter aus?<br />
5) Wie hoch ist der Jahresumsatz der Firma?<br />
6) Wie viel Gewerbesteuer zahlen Sie pro Jahr?<br />
7) Wie groß ist ihre Gewerbefläche? (m²)<br />
8) Wann erfolgte die Standortentscheidung?<br />
97 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Teil II: Fragen zur eigenen Standortwahl<br />
1) Warum haben Sie sich bzw. Ihr Unternehmen für (oder gegen) den<br />
Standort <strong>Kirchheim</strong>-<strong>Heimstetten</strong> entschieden?<br />
2) Nennen Sie die drei wichtigsten Entscheidungskriterien für die Standortwahl<br />
Ihres Unternehmens.<br />
3) Aus welchen Quellen haben Sie sich über den Standort informiert?<br />
4) Was würden Sie sich am dringlichsten wünschen, damit es zu einer<br />
Verbesserung der Standortbedingungen kommt?<br />
5) Was stört Sie an ihrem jetzigen Standort am meisten? (Nennen Sie die<br />
Gründe)<br />
Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />
6) Welche Veränderung würde Ihre Arbeitsbedingungen am stärksten<br />
verbessern?<br />
7) Welche Gewerbebetriebe/Unternehmen könnten im Sinne von Clusterbildung<br />
positiv für Ihren Betrieb wirken?<br />
8) Welche Infrastrukturmerkmale sind/werden für Ihren Betrieb besonders<br />
wichtig?<br />
10) Was wünschen Sie sich von der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung bezüglich der<br />
Unterstützung der ortsansässigen Wirtschaft?<br />
11) Sehen Sie Aspekte, die die angrenzenden <strong>Gemeinde</strong>n besser lösen?<br />
12) Welche Veränderungen bezüglich Ihres Firmenstandortes erwarten Sie in<br />
der Zukunft? (Verlagerung, Verringerung, Ausweitung, …)?<br />
13) Welche Gründe sind hierfür maßgebend?<br />
Ergänzende Anmerkungen:<br />
98 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
11.3.<br />
Standortbedingungen<br />
Bitte beurteilen Sie aus Ihrer Sicht die<br />
Wichtigkeit folgender Standortfaktoren (siehe<br />
Tabelle):<br />
a. Bitte geben Sie eine Gewichtung aus Ihrer<br />
Sicht an:<br />
b. Wenn Sie die Gewichtung ausgefüllt haben,<br />
geben Sie bitte an, wie sie die aktuelle Situation<br />
einschätzen:<br />
Infrastruktur<br />
Kommunikationsnetz<br />
Kinderkrippen, Kindergärten, Horte<br />
Schulen und Bildungseinrichtungen für Erwachsene<br />
Versorgung mit Ärzten, Gesundheitsbetrieben<br />
Fürsorgeeinrichtungen für Alte und Kranke<br />
Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren<br />
erschlossene Flächen<br />
Nähe zu Zulieferbetrieben<br />
Preise Produktionsfaktoren<br />
Grundstückspreise/Mietkosten<br />
Höhe der Grundsteuer und der Gewerbesteuer<br />
Höhe der Gebühren und Abgaben<br />
Weiche Standortfaktoren<br />
Kooperationsbereitschaft der Behörden<br />
Cluster, Fühlungsvorteile<br />
Stimulierung durch Wettbewerber am Standort<br />
Sie können zwischen 0<br />
(keine Gewicht) und 10<br />
Punkten (sehr hohes<br />
Gewicht) vergeben<br />
O (sehr schlecht) bis 10<br />
(sehr gut)<br />
Wirtschaftsklima am Standort, Mentalität der ansässigen Bevölkerung<br />
Image des Standortes in der Region<br />
Wohnumfeld (Attraktivität)<br />
Umweltqualität<br />
Einkaufsmöglichkeiten<br />
Wohnmöglichkeiten<br />
99 / 124<br />
Gewicht<br />
Aktuelle<br />
Einschätzung
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
11.4.<br />
Interview-Leitfaden Unternehmen<br />
Strukturiertes Interview zur <strong>Standortanalyse</strong><br />
Datum:<br />
Interviewer:<br />
Anleitung:<br />
Bitte lesen Sie die nachfolgenden Fragen deutlich vor. Bitten Sie Ihren Interviewpartner<br />
nachzufragen, wenn eine Frage unklar erscheint. Bitte lassen Sie alle Fragen beantworten.<br />
Notieren sie sorgfältig, was geantwortet wird. Wenn Ihnen Punkte wichtig erscheinen, die<br />
nicht abgefragt wurden, können Sie diese am Ende des Interviewbogens notieren.<br />
Fragen zur eigenen Standortwahl<br />
1) Warum haben Sie sich bzw. Ihr Unternehmen für (oder gegen) den<br />
Standort <strong>Kirchheim</strong>-<strong>Heimstetten</strong> entschieden?<br />
2) Nennen Sie die drei wichtigsten Entscheidungskriterien für die Standortwahl<br />
Ihres Unternehmens.<br />
3) Aus welchen Quellen haben Sie sich über den Standort informiert?<br />
4) Was würden Sie sich am dringlichsten wünschen, damit es zu einer<br />
Verbesserung der Standortbedingungen kommt?<br />
5) Was stört Sie an ihrem jetzigen Standort am meisten? (Nennen Sie die<br />
Gründe)<br />
100 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
6) Welche Veränderung würde Ihre Arbeitsbedingungen am stärksten<br />
verbessern?<br />
7) Welche Gewerbebetriebe/Unternehmen könnten im Sinne von Clusterbildung<br />
positiv für Ihren Betrieb wirken?<br />
8) Welche Infrastrukturmerkmale sind/werden für Ihren Betrieb besonders<br />
wichtig?<br />
10) Was wünschen Sie sich von der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung bezüglich der<br />
Unterstützung der ortsansässigen Wirtschaft?<br />
11) Sehen Sie Aspekte, die die angrenzenden <strong>Gemeinde</strong>n besser lösen?<br />
12)<br />
Welche Veränderungen bezüglich Ihres Firmenstandortes erwarten Sie in<br />
der Zukunft? (Verlagerung, Verringerung, Ausweitung, ...)?<br />
13) Welche Gründe sind hierfür maßgebend?<br />
Ergänzende Anmerkungen:<br />
101 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Bitte beurteilen Sie aus Ihrer Sicht die<br />
Wichtigkeit folgender Standortfaktoren (siehe<br />
Tabelle):<br />
a. Bitte geben Sie eine Gewichtung aus Ihrer<br />
Sicht an:<br />
b. Wenn Sie die Gewichtung ausgefüllt haben,<br />
geben Sie bitte an, wie sie die aktuelle Situation<br />
einschätzen:<br />
Infrastruktur<br />
Kommunikationsnetz<br />
Kinderkrippen, Kindergärten, Horte<br />
Schulen und Bildungseinrichtungen für Erwachsene<br />
Versorgung mit Ärzten, Gesundheitsbetrieben<br />
Fürsorgeeinrichtungen für Alte und Kranke<br />
Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren<br />
erschlossene Flächen<br />
Nähe zu Zulieferbetrieben<br />
Preise Produktionsfaktoren<br />
Grundstückspreise/Mietkosten<br />
Höhe der Grundsteuer und der Gewerbesteuer<br />
Höhe der Gebühren und Abgaben<br />
Weiche Standortfaktoren<br />
Kooperationsbereitschaft der Behörden<br />
Cluster, Fühlungsvorteile<br />
Stimulierung durch Wettbewerber am Standort<br />
Sie können zwischen 0<br />
(keine Gewicht) und 10<br />
Punkten (sehr hohes<br />
Gewicht) vergeben<br />
O (sehr schlecht) bis 10<br />
(sehr gut)<br />
Wirtschaftsklima am Standort, Mentalität der ansässigen Bevölkerung<br />
Image des Standortes in der Region<br />
Wohnumfeld (Attraktivität)<br />
Umweltqualität<br />
Einkaufsmöglichkeiten<br />
Wohnmöglichkeiten<br />
Vergnügungsmöglichkeiten<br />
102 / 124<br />
Gewicht<br />
Aktuelle<br />
Einschätzung
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
11.5.<br />
Interview-Leitfaden Gestalter<br />
(<strong>Gemeinde</strong>ratsfraktionen, Verwaltung)<br />
Fragebogen <strong>Standortanalyse</strong><br />
„<strong>Gemeinde</strong>rat“<br />
Datum:<br />
Interviewer:<br />
Name des <strong>Gemeinde</strong>rates:<br />
Partei:<br />
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Anleitung:<br />
Bitte lesen Sie die nachfolgenden Fragen deutlich vor. Bitten Sie Ihren Interviewpartner<br />
nachzufragen, wenn eine Frage unklar erscheint. Bitte lassen Sie alle Fragen beantworten.<br />
Notieren sie sorgfältig, was geantwortet wird. Wenn Ihnen Punkte wichtig erscheinen, die<br />
nicht abgefragt wurden, können Sie diese am Ende des Interviewbogens notieren.<br />
Wie sehen Sie den Ort <strong>Kirchheim</strong>/<strong>Heimstetten</strong>?<br />
Die Beurteilung soll sich an den formulierten Polen und Gegenpolen orientieren. Bitte<br />
kreuzen Sie an, ob Sie eher dem Pol oder Gegenpol zustimmen.<br />
Pol Stimme<br />
zu<br />
Stimme<br />
eher zu<br />
Weiß<br />
nicht<br />
103 / 124<br />
Stimme<br />
eher zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Gegenpol<br />
konservativ modern<br />
statisch dynamisch<br />
abgelegen gut angebunden<br />
überalternd jung<br />
Wirtschafts-<br />
feindlich<br />
Wohn-<br />
/Schlafort<br />
Wirtschaftsfreundlich<br />
Verbindung<br />
von Arbeit und<br />
Leben<br />
ländlich städtisch<br />
Geringer<br />
Freizeitwert<br />
Hoher<br />
Freizeitwert
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Fragen zur Beurteilung des Standortes<br />
1) Nennen Sie die drei wichtigsten Eigenschaften, die <strong>Kirchheim</strong> heute<br />
charakterisieren:<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
2) Nennen Sie die drei wichtige Ziele ihrer Partei für die weitere Entwicklung<br />
<strong>Kirchheim</strong>s:<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
3) Welche Gewerbestruktur soll langfristig angestrebt werden?<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
4) Welche Gewerbeansiedlung sollte vermieden werden?<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
5) Welche Maßnahmen müsste die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong> einleiten, um ihre<br />
Ziele zu erreichen?<br />
_____________________________________________________________<br />
6) Welches Potential sehen Sie in einer eventuellen Zusammenarbeit von<br />
Nachbargemeinden?<br />
____________________________________________________________<br />
____________________________________________________________<br />
8) Welche Infrastrukturverbesserungen sind/werden aus ihrer Sicht besonders<br />
wichtig?<br />
_________________________________________________________<br />
_________________________________________________________<br />
10) Was wünschen Sie sich von der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung bezüglich der<br />
Unterstützung der ortsansässigen Wirtschaft?<br />
_________________________________________________________<br />
_________________________________________________________<br />
11) Sehen Sie Aspekte, die die angrenzenden <strong>Gemeinde</strong>n besser lösen?<br />
_________________________________________________________<br />
_________________________________________________________<br />
Ergänzende Anmerkungen:<br />
104 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Beurteilen Sie hier die Qualität der Versorgung bzw. der Einrichtungen des Standortes:<br />
Infrastruktur:<br />
Sehr gut gut mittel schlecht ungenügend<br />
Kinderkrippen o o o o o<br />
Kindergärten o o o o o<br />
Horte o o o o o<br />
Schulen o o o o o<br />
Bildung für Erwachsene o o o o o<br />
Medizinische Versorgung o o o o o<br />
Einrichtungen für Senioren o o o o o<br />
Kulturangebot o o o o o<br />
Freizeitangebot o o o o o<br />
Wohnqualität:<br />
Wohnmöglichkeiten o o o o o<br />
Kosten für Wohnen o o o o o<br />
Verkehrsanbindung o o o o o<br />
Einkaufsmöglichkeiten o o o o o<br />
Parks, Spazierwege o o o o o<br />
Geräuschpegel o o o o o<br />
Luftqualität o o o o o<br />
Wasserqualität o o o o o<br />
Gewerbestandort:<br />
Gewerbesteuerhebesatz o o o o o<br />
Grundstückspreise/ o o o o o<br />
Mietkosten<br />
Verkehrsanbindung o o o o o<br />
Gebühren und Abgaben o o o o o<br />
Zustand der Gebäude o o o o o<br />
Erweiterungsflächen o o o o o<br />
Fühlungsvorteile o o o o o<br />
105 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
11.6.<br />
Interview-Leitfaden Makler und Grundstückseigentümer<br />
Strukturiertes Interview<br />
zur <strong>Standortanalyse</strong><br />
Makler:<br />
Datum:<br />
Interviewer:<br />
______________________________________________________________________<br />
Kurzanleitung:<br />
Bitte lesen Sie die nachfolgenden Fragen deutlich vor. Bitten Sie Ihren Interviewpartner<br />
nachzufragen, wenn eine Frage unklar erscheint. Bitte lassen Sie alle Fragen beantworten.<br />
Notieren sie sorgfältig, was geantwortet wird. Wenn Ihnen Punkte wichtig erscheinen, die<br />
nicht abgefragt wurden, können Sie diese am Ende des Interviewbogens notieren.<br />
Fragen zum Standort <strong>Kirchheim</strong><br />
1) Was zeichnet den Standort <strong>Kirchheim</strong>-<strong>Heimstetten</strong> aus?<br />
2) Welche Nachteile weist der Standort auf?<br />
3) Was würden Sie sich am dringlichsten wünschen, damit es zu einer<br />
Verbesserung der Standortbedingungen kommt?<br />
4)<br />
5)<br />
Welche Infrastrukturmerkmale werden für Gewerbeansiedlung in Zukunft<br />
besonders wichtig?<br />
Was wünschen Sie sich von der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung bezüglich der<br />
Unterstützung der ortsansässigen Wirtschaft?<br />
6) Sehen Sie Aspekte, die die angrenzenden <strong>Gemeinde</strong>n besser lösen?<br />
106 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
12. Zur Messung von Standortfaktoren<br />
Von Dr. Günter Reichart<br />
Methodisch stellt sich bezüglich der SWOT-Analyse die Frage, welche Informationen liefern<br />
eine möglichst objektive Aussage zu Stärken und Schwächen des Standortes, anhand<br />
welcher Daten lassen sich Opportunitäten und Gefährdungen einschätzen. Es war also<br />
abzuklären, welche harten und weichen Faktoren hierzu erfasst werden müssen und wie<br />
entsprechende Daten erhoben werden können.<br />
Am leichtesten sind die sogenannten harten Faktoren zu erheben, da sie ja die objektiven<br />
Gegebenheiten des Standortes wiedergegeben. Hierzu zählen vor allem:<br />
� infrastrukturelle Gegebenheiten wie Transportmöglichkeiten, Verkehrsanbindung,<br />
Energieversorgung, Breitbandkommunikation<br />
� Marktgegebenheiten wie Marktbarrieren, Wettbewerbsintensität, Markttransparenz,<br />
� wirtschaftliche Gegebenheiten, wie Abgaben und Steuern<br />
� die Verfügbarkeit von Rohstoffen und erschlossenen Produktionsflächen sowie<br />
der Zugang zum Kapitalmarkt und die Situation am Arbeitsmarkt<br />
Es ist jedoch zu beachten, dass nicht alle Standortfaktoren in gleicher Weise für alle<br />
Branchen gelten. Eine Bewertung der Standortfaktoren aus Sicht unterschiedlicher Gewerbetreibender<br />
ist daher notwendig.<br />
Die Messung weicher Standortfaktoren ist ein weitgehend ungelöstes Problem der Standortbeurteilung.<br />
In aller Regel lässt sich für die einzelnen Aspekte keine einzelne Messgröße,<br />
sondern nur ein Satz von Indikatoren finden, der mehr oder minder gut Hinweise auf die<br />
Ausprägung des jeweiligen Aspektes liefert. Leider fehlen für viele dieser Indikatoren<br />
belastbare Daten, sodass statistische Aussagen nicht möglich sind. Man ist daher in<br />
erheblichem Umfang auf subjektive Einschätzungen angewiesen. In der SWOT-Analyse<br />
wurde versucht, soweit praktikabel und sinnvoll, objektive Daten zu verwenden. In den<br />
Fällen, in denen subjektive Einschätzungen zum Tragen kommen, wird dies explizit ausgewiesen:<br />
Kooperationsbereitschaft der Behörden:<br />
Grundsätzlich kann die Anzahl der Kontakte der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung oder des Bürgermeisters<br />
mit Firmen und Gewerbetreibenden einen Hinweis auf die Kooperationsbereitschaft<br />
liefern. Veranstaltungen für lokale Unternehmen (Gewerbetag/-schau) können den Kontakt<br />
intensivieren und auch den Bürgerinnen und Bürgern den Nutzen der lokalen Wirtschaft<br />
nahebringen.<br />
Ob eine aktive Gewerbepolitik betrieben wird, lässt sich auch an entsprechenden Kampagnen<br />
der <strong>Gemeinde</strong> in Medien und bei Messen feststellen.<br />
Weiterhin kann die durchschnittliche Dauer der Bearbeitung von Anträgen oder die Gesprächsbereitschaft<br />
bei Anliegen lokaler Gewerbetreibender einen Hinweis liefern.<br />
107 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Wirtschaftsklima:<br />
Inwieweit im Ort ein wirtschaftsfreundliches Klima herrscht, lässt sich wiederum nur sehr<br />
indirekt ermitteln. Mögliche Indikatoren sind die Bereitschaft der Bevölkerung lokale Nachteile<br />
hinzunehmen (z.B. Anzahl und Art der Bürgerbegehren). Ferner liefern Beschlüsse des<br />
<strong>Gemeinde</strong>rats Hinweise.<br />
Image des Standortes in der Region:<br />
Ein Indikator hierfür kann die Wachstumsdynamik von Gewerben in den letzten 8 Jahren für<br />
<strong>Kirchheim</strong> im Vergleich zu den Nachbargemeinden sein.<br />
Einen weiteren Hinweis liefern die Wachstumsdynamik der Einwohnerzahl in den letzten 10<br />
Jahren sowie die Betrachtung von Wanderungsbewegungen.<br />
Weitere Hinweise liefern Selbsteinschätzung der Einwohner sowie die Fremdeinschätzung<br />
aus Nachbarorten bezüglich der markanten Eigenschaften des Ortes.<br />
Cluster/Fühlungsvorteile:<br />
Bezüge zu anderen Unternehmen am Standort<br />
Bezüge zu anderen Unternehmen in der Region<br />
Nutzung spezifischer Einrichtungen oder lokaler Faktoren (z.B. Nähe zur Messe, Geothermie,<br />
Nähe BAB, …)<br />
Wohnumfeld:<br />
Indikatoren für die Qualität des Wohnumfeldes sind die Art der Bebauung, die Verkehrsbelastung,<br />
das Vorhandensein von Parks, Grünanlagen, Kinderspielplätzen, Freizeiteinrichtungen.<br />
Ferner zählen die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, die Erreichbarkeit der<br />
Stadt und des Flughafens auch zu den Indikatoren. Weiterhin gehören die medizinische<br />
Versorgung und das Angebot von Gaststätten/Restaurants mit zur Qualität des Wohnumfeldes.<br />
Die Einkaufsmöglichkeiten werden in einem eigenen Punkt behandelt.<br />
Umweltqualität:<br />
Wichtige Indikatoren sind hier Lärmimmissionen und Immissionen von Abgasen und<br />
Feinstaub sowie die Wasserqualität.<br />
Einkaufsmöglichkeiten:<br />
Wichtige Indikatoren sind hier die Einkaufsmöglichkeiten innerorts und an der Ortsperipherie,<br />
die Anzahl/Vielfalt der Betriebe, die Vollständigkeit des Warenangebotes, das Preis-<br />
/Qualitätsniveau.<br />
� Wohnmöglichkeiten:<br />
Wesentliche Indikatoren sind hier, die Bodenpreise, die Baugenehmigungen/a, der<br />
durchschnittliche Mietpreis pro m² und die Kaufpreise pro m² für Grundstücke und<br />
Häuser (Spannen).<br />
� Kulturangebote:<br />
Indikatoren sind hier, die Anzahl und Art der Veranstaltungen, die Angebotsbreite und<br />
das Vorhandensein adäquater Räumlichkeiten.<br />
108 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
In der SWOT-Analyse wurde versucht, soweit praktikabel und sinnvoll, objektive Daten zu<br />
verwenden. In den Fällen, in denen subjektive Einschätzungen zum Tragen kommen, wird<br />
dies explizit ausgewiesen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die kleine Umfrage zu<br />
den Einstellungen der Einwohnerschaft <strong>Kirchheim</strong>s, die im Bekanntenkreis der Mitglieder des<br />
Beirates durchgeführt wurde.<br />
109 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
13. Luftaufnahmen der Gewerbegebiete von <strong>Kirchheim</strong><br />
<strong>Kirchheim</strong> 1 – West<br />
<strong>Kirchheim</strong> 1 – Ost<br />
110 / 124
Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
<strong>Kirchheim</strong> 2 - <strong>Heimstetten</strong>-West<br />
<strong>Kirchheim</strong> 2 - <strong>Heimstetten</strong>-Ost<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
14. Globale Veränderungen auf mittlere und lange Sicht<br />
von Wolfgang Gerstenberger (Diplom-Volkswirt)<br />
Die zukünftige Entwicklung der <strong>Gemeinde</strong> ist noch in vieler Hinsicht offen. Sicher ist aber,<br />
dass sich auch <strong>Kirchheim</strong> b. München mit den allgemeinen Veränderungstendenzen in der<br />
deutschen Wirtschaft und Gesellschaft auseinanderzusetzen haben wird und dazu beitragen<br />
muss, die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Deshalb ist es sinnvoll, einen Blick<br />
auf den Veränderungsbedarf in Wirtschaft und Gesellschaft zu werfen, der sich in den<br />
nächsten Jahrzehnten generell für Deutschland abzeichnet.<br />
Wie in der Vergangenheit werden sich auch in Zukunft die Strukturveränderungen in<br />
Wirtschaft und Gesellschaft aus dem Zusammenwirken von drei Einflussgrößen ergeben,<br />
nämlich der:<br />
� Nachfrageentwicklung<br />
� wissenschaftlich-technologischen Entwicklung und<br />
� Art und Intensität des Wettbewerbs.<br />
Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, was auf diese drei strukturprägenden Komplexe<br />
bis zur Mitte des laufenden Jahrhunderts einwirken wird.<br />
14.1.<br />
Nachfrageentwicklung<br />
Erhebliche Veränderungen in der Nachfrage sind aufgrund der demographischen Entwicklung<br />
und dem damit in den Industrieländern einhergehenden Alterungsprozess zu erwarten.<br />
Ausgelöst durch das anhaltende Bevölkerungswachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern,<br />
die in wirtschaftlicher Hinsicht aufholen werden, wird es auch zu einer dramatischen<br />
Verschiebung im globalen Nachfragevolumen kommen. Schließlich gilt es, den<br />
Auswirkungen des Klimawandels und der Ressourcenverknappung zu begegnen. Auch dies<br />
zieht ausgeprägte Nachfrageverschiebungen nach sich. Welche Änderungen bewirken diese<br />
Treiber im Einzelnen?<br />
a) Demographische Entwicklung in den westlichen Industrieländern<br />
In allen Industrieländern ist ein Alterungsprozess zu beobachten, wenn auch nicht immer so<br />
ausgeprägt wie in Deutschland. (Abb.1). Nach der 12. Bevölkerungsvorausschätzung des<br />
Statistischen Bundesamtes werden unter eher optimistischen Annahmen 28 im Jahr 2050 nur<br />
mehr 75 Millionen Menschen in Deutschland wohnen gegenüber 81 Mio. heute. Der<br />
Schrumpfungsprozess führt zu einem deutlichen Anstieg des Durchschnittsalters der<br />
Bevölkerung von 43,7 Jahren im Jahr 2010 auf 50,7 Jahre in 2050. Durch den Anstieg der<br />
Einwohner, die 67-Jahre-und älter sind steigt bei schrumpfender Zahl von Einwohnern im<br />
Erwerbsalter (20 bis unter 67 Jahre) der Altersquotient deutlich an (Abb.1). Der Jugendquotient<br />
29 bleibt dagegen annähernd konstant. Zählt man Alters- und Jugendquotient zusammen,<br />
28 Geburtenhäufigkeit: 1,4 Kinder je Frau, Lebenserwartung Neugeborene aus dem Jahr 1960: männlich 87,7<br />
Jahre, weiblich 91,2 Jahre, Wanderungssaldo: 200 000 ab 2020<br />
29 Einwohner jünger als 20 im Verhältnis zu den Einwohnern im Erwerbsalter<br />
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so zeigt sich, dass 100 Einwohner im Erwerbsalter im Jahr 2050 rechnerisch mehr als 85<br />
Einwohner ohne Erwerbseinkommen zu versorgen hätten.<br />
Abb. 1<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2060, Ergebnisse der 12.<br />
koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, Variante 2 - W2, Wiesbaden 2009<br />
Bisher wurde der sich abzeichnende Alterungsprozess vor allem wegen seiner Gefahren für<br />
die Erhaltung der sozialen Sicherungssysteme diskutiert. Eine Konsequenz war die Erhöhung<br />
des Renteneintrittsalters auf 67, das auch in den anderen europäischen Ländern<br />
anvisiert wird. Wenig erörtert wurde bisher, dass in einer alternden Gesellschaft sich<br />
deutliche Änderungen in der Einkommensverwendung abzeichnen. So geben über 75-<br />
Jährige etwa doppelt so viel für Gesundheitspflege aus wie 20- bis 49-Jährige, aber nur halb<br />
so viel für Verkehrsmittel. In Zukunft werden ältere Menschen die wichtigste Gruppe von<br />
Konsumenten sein. An Gewicht in der Konsumstruktur werden dadurch die Gütergruppen<br />
„Gesundheit“ sowie „Reisen und Hotels“ gewinnen. Auf wachsende Nachfrage können sich<br />
in den Industrieländern dementsprechend Bereiche wie die Gesundheits- und Pflegedienste<br />
und die Touristikindustrie einstellen.<br />
Bei einer Lebenserwartung von rd. 90 Jahren wird das Thema „Gesundheit“ in der Bevölkerung<br />
einen noch höheren Stellenwert als bisher haben. Der Wunsch, die gewonnene<br />
Lebenszeit gesund und rüstig zu verbringen im Verein mit verbesserten Möglichkeiten der<br />
Früherkennung, werden dazu führen, dass sich neben dem heilungsorientierten Gesundheitsmarkt<br />
ein Markt für Produkte und Dienstleistungen entwickelt, der die Prävention und<br />
die Erhaltung von Gesundheit zum Ziel hat. Die Nachfrage nach gesunden Nahrungsmitteln<br />
und Getränken sowie nach Angeboten zur Erhaltung der Fitness und der Leistungsfähigkeit<br />
wird zunehmen. Auch die Wellness-Welle wird sich weiter aufbauen. Bei den traditionellen<br />
Gesundheitsdiensten werden Beratung und Prävention an Bedeutung gewinnen.<br />
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Die Erhaltung der Gesundheit wird auch deshalb einen höheren Rang erhalten, weil voraussichtlich<br />
mehr Menschen auch nach dem Eintritt ins Rentenalter weiter einer Erwerbstätigkeit<br />
nachgehen wollen oder, weil die Rente zu knapp wird, müssen. Die Verlängerung der<br />
Erwerbszeiten wäre auch von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung. Ohne eine wachsende<br />
Zahl von Erwerbstätigen im Rentenalter würde das Wachstum in den Industrieländern noch<br />
stärker gedämpft.<br />
b) Verschiebung der Nachfrage in die Schwellen- und Entwicklungsländer<br />
Während die Bevölkerung in den westlichen Industrieländern schrumpft oder stagniert, wird<br />
das Bevölkerungswachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern anhalten. Dies und<br />
der in Gang gekommene wirtschaftliche Aufholprozess insbesondere in den Schwellenländern<br />
werden zu einer deutlichen Verschiebung in der Weltnachfrage führen (Abb2). Insbesondere<br />
die asiatischen Märkte werden wachsen. Mit zunehmender Wirtschaftskraft wird<br />
auch der politische Einfluss von China und Indien größer. Letztlich führt die Verlagerung des<br />
wirtschaftlichen Gewichts zu einer multipolaren Welt. In der neuen Weltordnung werden die<br />
USA zwar noch immer eine wichtige Rolle spielen, aber die westliche Dominanz schwindet.<br />
Abb.2: Bruttoinlandsprodukt der Welt nach Ländern und Regionen<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, IWF für 2010, eigene Schätzungen<br />
Von dieser Verlagerung dürften die auf die Herstellung von Investitionsgütern und hochwertigen<br />
Konsumgütern spezialisierte deutsche Industrie profitieren. Deutsche Unternehmen des<br />
Maschinen- und Fahrzeugbaus und der Elektrotechnik sind auf den Märkten der Schwellenländer<br />
bereits heute gut positioniert und haben damit die Chance an der überproportional<br />
wachsenden Investitionsgüternachfrage teilzuhaben. Inwieweit sie diese Chancen nutzen<br />
können, hängt davon ab, ob sie im Innovationswettbewerb Schritt halten können.<br />
c) Klimawandel und Verknappung der Ressourcen<br />
Der Klimawandel wird durch die Tendenz zur Erderwärmung ausgelöst, die wiederum<br />
Ergebnis des massiven Ausstoßes von CO2-Gasen in die Erdatmosphäre ist. Er birgt<br />
erhebliche Risiken für die Menschen in sich:<br />
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� Inseln und flache Küstenregionen können wegen des Anstiegs des Meeresspiegels<br />
durch das Abschmelzen der Eiskappen am Nord- und Südpol überschwemmt und<br />
unbewohnbar werden.<br />
� Die Erderwärmung führt zur Häufung von extremen Wetterlagen (längere Dürreperioden,<br />
starke Stürme und Unwetter), die katastrophale Folgen für die betroffenen Menschen<br />
haben können.<br />
� Es kann zur Verschiebung von Klimazonen und Wüstenbildung in bisher fruchtbaren<br />
Gebieten kommen, welche wiederum massive Migrationsbewegungen auslösen würden.<br />
Da die Risiken gravierende Folgen bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen haben<br />
können, gilt es sie möglichst durch eine Verringerung des „manmade“ CO2-Ausstoßes zu<br />
vermeiden. Die Industrieländer streben deshalb gemeinsam an, bis 2050 ihre CO2-<br />
Emissionen um 60 bis 80% gegenüber 1990 zu verringern. Im Wesentlichen muss dies<br />
durch die Verringerung des Anteils fossiler Energieträger beim Energieverbrauch und die<br />
Verbesserung der Effizienz in der Energieverwendung in der Produktion, beim Wohnen und<br />
im Verkehr geschehen. Wenn auch die Ziele für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes noch<br />
nicht verbindlich sind, so werden in jedem Fall wirtschaftliche Anreize dafür sorgen, dass<br />
weltweit in die Steigerung der Ressourceneffizienz investiert wird.<br />
Die Energieeinsparung wird nämlich auch durch den Preisanstieg bei den fossilen Energieträgern<br />
aufgrund der Verknappung der Energiestoffe angeregt. Verknappungstendenzen im<br />
Gefolge des Wachstumsprozesses in den Schwellenländern sind jedoch auch bei anderen<br />
Rohstoffen zu erwarten. Ein aktuelles Beispiel ist der massive Anstieg der Preise für die<br />
seltenen Erden, einem wichtigen Rohstoff für Elektronikprodukte. Neben der Steigerung der<br />
Energieeffizienz wird es deshalb auch darum gehen, die Rohstoffproduktivität in der Produktion<br />
zu erhöhen und durch Rohstoffrückgewinnung aus dem Konsum- und Produktionsabfall<br />
dem Preisauftrieb bei den natürlichen Rohstoffen zu begegnen. Erhebliche Bedeutung wird<br />
auch die Verbesserung der Effizienz in der Verwendung, Gewinnung und Aufbereitung von<br />
Wasser haben.<br />
Vor diesem Hintergrund sind Technologien gefragt, die nicht nur die Verluste bei der<br />
Energieumwandlung minimieren (Kraftwerke mit höherem Wirkungsgrad, höhere Effizienz<br />
bei Motoren), sondern auch die dabei verursachten Emissionen reduzieren. Wichtig wird<br />
sein, die fossilen Energieträger durch erneuerbare Energiequellen – Wasser, Wind, Sonne,<br />
Biomasse, Geothermie und Wasserstoff bei Automotoren- weitgehend zu ersetzen. Dies wird<br />
eine erhebliche Expansion der Märkte für Umweltgüter und – dienste führen.<br />
Energieeffizienz, nachhaltige Wasserwirtschaft, nachhaltige Mobilität, Energieerzeugung,<br />
Rohstoff- und Materialeffizienz sowie Kreislaufwirtschaft und Rohstoffrückgewinnung sind die<br />
zentralen Märkte für Umweltgüter und – diensten. Sie standen bereits in 2005 für ein<br />
Weltmarktvolumen von fast 1.000 Milliarden Euro. Allein bis 2020 wird der Umsatz dieser<br />
Umweltindustrien, so Schätzungen, auf 2.200 Milliarden Euro steigen und sich damit mehr<br />
als verdoppeln 30 . Auf diesen Zukunftsmärkten sind nicht nur die Solarindustrie, der Bau von<br />
30 1) BMU: Umweltwirtschaftsbericht 2009, Kurzfassung<br />
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Windkraftanlagen und die Wasserwirtschaft und die Recyclingindustrie aktiv. Vom Wachstum<br />
dieser Märkte profitieren auch Unternehmen der Mess-, Regel- und Steuerungstechnik, des<br />
Maschinenbaus und der Informations- und Kommunikationstechnik sowie den Ingenieurdiensten.<br />
14.2.<br />
Wissenschaftlich-technologische Entwicklung<br />
Die treibende Kraft der technologischen Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten bleibt die<br />
Informations- und Kommunikationstechnik und das Internet. Im Zusammenspiel mit der<br />
Nanotechnik und Mikrosystemtechnik wird sie Lösungen für die Bedarfe im Gesundheits-<br />
Umweltbereich und die Bausteine zur Steigerung der Energie- und Rohstoffeffizienz liefern.<br />
Die Bio- und Gentechnik im Verein mit der Bionik gilt als weitere Basisinnovation. Dem<br />
Zusammenspiel und der Integration dieser Technologien wird so viel Schubkraft zugetraut,<br />
dass sie einen neuen, den sechsten, Kondratieff-Zyklus in den nächsten Jahrzehnten<br />
auslösen könnten. 31 Die letzten Kondratieff-Aufschwünge wurden vom Computer und der<br />
digitalen Kommunikation (ab 1950) und vom Automobil (1930-1980) getragen.<br />
a) Informations- und Kommunikationstechnik und Internet.<br />
Bereits seit 1990 haben sich sowohl die Geschäftswelt als auch das private Leben durch die<br />
rasante Verbreitung von Personal Computern, Mobiltelefonen und des Internets tiefgreifend<br />
verändert. Was hat die Informations- und Kommunikationstechnik als Nächstes zu bieten?<br />
Drei Trends erscheinen angelegt:<br />
� Informationstechnik zieht in immer mehr technische Geräte wie Radios, Fotoapparate,<br />
Waschmaschinen, Kochgeräte, Staubsauger, Rasenmäher etc. ein und macht<br />
diese „intelligent“, programmierbar und vernetzbar.<br />
� Die Elektronik und Sensorik erlaubt Funktionserweiterungen und eigene Intelligenz<br />
bei Maschinen und Anlagen sowie bei Fahrzeugen. Erste Anwendungen beim Pkw<br />
und Lkw sind automatische Diagnosesysteme und Abstandswarnsysteme. Die Zukunft<br />
des Roboters hat erst begonnen.<br />
� Kommuniziert über große Entfernungen wurde früher nur zwischen Menschen (per<br />
Brief, später auch per Telefon), seit Kurzem erst zwischen Menschen und Maschinen<br />
(per Internet). Nun zeichnet sich die Kommunikation von Maschinen mit anderen Maschinen<br />
ohne menschliche Eingriffe ab.<br />
Alle diese Innovationen werden sich auf das Internet stützen. Der Computer und künstliche<br />
Intelligenz werden schließlich allgegenwärtig sein.<br />
Die technische Basis dieser allgegenwärtigen Intelligenz bilden immer kleiner werdende<br />
Elektronik (Nanotechnik) und die drahtlose Kommunikationstechnik. Winzige Elektronikbauteile<br />
enthalten Mikrochips, Sensoren und Funkmodule. Sie verbinden aber nicht nur Elektrogeräte,<br />
sondern statten die ganze Umgebung des Menschen (z.B. Kleidung, Fenster, Rollos,<br />
31 Vgl. Werner Heß: Ein Blick in die Zukunft - acht Megatrends, die Wirtschaft und Gesellschaft verändern, Allianz<br />
Dresdner Economic Research, Working Paper 103, 20.5.2008, S. 27<br />
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Teppiche) mit zusätzlichen Funktionen aus und binden sie in Kommunikationsnetze ein. Die<br />
Dinge werden identifizierbar und damit auch beim Transport individuell steuerbar.<br />
Die allgegenwärtige Intelligenz wird den Menschen auch neue Möglichkeiten eröffnen, ihre<br />
Individualität zum Ausdruck zu bringen. In Zukunft wird es möglich sein, Produkte zu kaufen,<br />
die ganz entsprechend dem individuellen Bedarf und Geschmack konstruiert und gebaut<br />
sind.<br />
Ansätze hierzu sind bereits in der Automobilindustrie erkennbar, die schon heute ihren<br />
Kunden mit einem Art Baukastensystem maßgeschneiderte Autos anbietet. Weitere Bereiche<br />
werden folgen. Die Individualisierung der Produkte und Dienste wird auch dazu führen,<br />
dass die Produktion wieder näher an den Konsumenten heranrückt. Denkbar erscheint, dass<br />
sogar wieder im eigenen Haushalt bisher industriell gefertigte Produkte für den eigenen<br />
Bedarf hergestellt werden.<br />
Mit den genannten drei Trends verbindet sich die Hoffnung auf die Erschließung neuer<br />
Effizienz- und Wachstumspotenziale. Auf längere Sicht dürften zahlreiche Lebensbereiche<br />
durchdrungen werden, nämlich:<br />
� „intelligentes Haus“ (mehr Komfort und höhere Energieeffizienz)<br />
� neue (Roboter-) Dienste für ältere und behinderte Menschen,<br />
� Telemedizin, bessere Diagnoseverfahren, Gesundheitsvor- und -nachsorge), Computersysteme,<br />
die im oder am Körper getragen werden,<br />
� neuartige Arbeitsabläufe bei der Produktion von Gütern, neue Organisationsformen,<br />
� Optimierung der Wachstums- und Erntebedingungen in der Landwirtschaft,<br />
� Computersysteme in der Kleidung.<br />
Insgesamt ist damit zu rechnen, dass die nächsten Generationen der Informations- und<br />
Kommunikationstechnik und die nächsten Stufen in der Internetnutzung zu weiter Anstiegen<br />
in der Arbeitsproduktivität, insbesondere aber in der Energie- und Rohstoffproduktivität<br />
führen werden.<br />
b) Nanotechnik und Mikrosystemtechnik<br />
Die Nanotechnik gilt als eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Hierunter wird<br />
ein weites Feld von Forschungsgebieten und Technologien zusammengefasst, die sich mit<br />
der Untersuchung, Herstellung und Anwendung von Strukturen befassen, die in mindestens<br />
einer Dimension kleiner als 100 Nanometer (=Zehntausendstel-Millimeter) sind. Neben<br />
natürlich vorkommenden Materialien im Nanobereich gibt es zahlreiche Typen von künstlich<br />
hergestellten Nanomaterialien. Unterschieden werden kohlenstoffbasierte Materialien,<br />
metallische Materialien, Dendrimere und Kompositen. Anwendungen entstehen in der<br />
Oberflächenfunktionalisierung und Oberflächenveredelung (aktuell Entspiegelung, Sonnenschutzverglasung,<br />
Antireflexbeschichtung, schmutzabweisende Oberflächen). Energietechnik<br />
(Brennstoff- und Solarzellen), in der Umwelttechnik (Materialkreisläufe und Entsorgung)<br />
oder in der Informationstechnik (neue Speicher und Prozessoren) sowie im Gesundheitsbereich.<br />
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Die Nanotechnologie erfordert einen hohen Grad an interdisziplinärer und transdisziplinärer<br />
Kooperation und Kommunikation. Dies liegt zum einen darin begründet, dass auf der<br />
Nanoebene Begriffswelten der Physik, Chemie und Biologie miteinander »verschmieren«,<br />
zum anderen darin, dass die Methoden einer einzelnen Disziplin durch Verfahren und<br />
Fachkenntnisse aus den anderen Fachrichtungen ergänzt werden können oder müssen. 32<br />
Die Nanotechnologie eröffnet Möglichkeiten des intelligenten Materialdesigns und der<br />
Erzeugung technologischer Komponenten, die sich den Anforderungen des jeweiligen<br />
Anwendungszwecks gezielt anpassen lassen. Deshalb hat die Nanotechnik kommerzielle<br />
Anwendungen in einer Vielzahl von Wirtschaftszweigen, insbesondere aber in der Informations-<br />
und Kommunikationstechnik, Energietechnik, Umwelttechnik, chemischen Industrie,<br />
Pharmaindustrie, Medizin und Kosmetik. Auch hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung<br />
sind die neuen Materialien äußerst interessant, da sie erhebliche Fortschritte bei der<br />
Verminderung des Ressourcen- und Energieverbrauchs ermöglichen.<br />
Folgende Entwicklungsphasen zeichnen sich für die Nanotechnik ab:<br />
Phase I (bis 2007) Phase II (ab 2008) Phase 3 (ab 2015) Phase IV (ab 2025)<br />
passive Nutzung zunehmende<br />
Verbreitung aktiver<br />
Nanostrukturen<br />
Vereinzelter Einsatz<br />
in hochtechnologischen<br />
Nischen im<br />
Luft- und Raumfahrzeugbau,<br />
in der<br />
Automobilindustrie<br />
oder teilweise auch<br />
schon bei bestimmten<br />
Alltagsprodukten<br />
(z. B. schmutzabweisende<br />
Textilien, sich<br />
selbst reinigende<br />
Farben und Lacke<br />
Vordringen der<br />
Nanotechnologie in<br />
die Massenmärkte<br />
der Informations-<br />
und Kommunikationstechnik<br />
sowie<br />
Unterhaltungselektronik<br />
(z. B. Einbau<br />
von Nano-Chips in<br />
PCs).<br />
Gestaltung von<br />
ganzen Systemen in<br />
Nanotechnik<br />
Alltägliche Verwendung<br />
in den unterschiedlichsten<br />
Industrie- und<br />
Konsumgütern (z.B.<br />
bei verkapselten<br />
Medikamenten,<br />
Hochleistungsbatterien,<br />
funktionellen<br />
Lebensmitteln und in<br />
der Photovoltaik).<br />
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Konstruktion von sich selbst<br />
aufbauenden Nanosystemen<br />
und Nanorobotern<br />
Nanosysteme organisieren<br />
sich ähnlich wie menschliche<br />
Zellen zu einem<br />
übergeordneten Ganzen,<br />
um bestimmte Produkte (z.<br />
B. menschliches Insulin) zu<br />
erzeugen. Nanoroboter<br />
fertigen als autonome<br />
Kleinstmaschinen eigenständig<br />
neue Mikrobauteile<br />
(z. B. aus Müll) oder<br />
bekämpfen im menschlichen<br />
Organismus eigenständig<br />
Krankheitsherde.<br />
Übersicht 1: Entwicklungsphasen der Nanotechnik<br />
Quelle: Werner Heß, Ein Blick in die Zukunft - acht Megatrends, die Wirtschaft und Gesellschaft<br />
verändern, Allianz Dresdner Economic Research, Working Paper 103, 20.5.2008, S.<br />
21<br />
32 Herbert Paschen • Christopher Coenen • Torsten Fleischer • Reinhard Grünwald • Dagmar Oertel • Christoph<br />
Revermann: Nanotechnologie TAB-Arbeitsbericht Nr. 092. Berlin 2003,
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Für die Diffusion von Nanotechnologien spielt die Mikrosystemtechnik eine entscheidende<br />
Rolle. Mikrosysteme entstehen durch Kombination von Mikroelektronik mit Sensorik und<br />
Aktorik. Die hohe Integration macht sie so klein und leicht, dass man sie in beliebigen<br />
Alltagsgegenständen unterbringen kann. Neben der Entwicklung und Gestaltung der<br />
Mikrosysteme selbst ist die Integration in ein Makro-System (z.B. ein Handy, Auto, chirurgisches<br />
Instrument oder Werkzeug) ein großes Aufgabenfeld der Mikrosystemtechnik. Der<br />
technologische Trend zu kleineren, komplexeren und intelligenteren Systemen wird auch in<br />
Zukunft anhalten.<br />
c) Bio- und Gentechnik, Bionik<br />
Leitwissenschaft unter den breitgefächerten lebenswissenschaftlichen Disziplinen 33 ist die<br />
moderne Biologie. Sie vermittelt ein vertieftes Verständnis von der Entstehung des Lebens<br />
und von Lebensfunktionen bis auf molekulare Ebene. Sie stellt Methoden zur Verfügung, die<br />
gezielte und wiederholte Eingriffe in biologische Prozesse ermöglichen und erschließt eine<br />
Vielfalt von Anwendungsmöglichkeiten für die Bio-und Gentechnik. Zu unterscheiden sind<br />
Anwendungen in der Human- und Veterinärmedizin (rote Biotechnologie), im Agrar- und<br />
Ernährungssektor (grüne Biotechnologie) sowie in den Bereichen Umwelt (graue Biotechnologie)<br />
und Industrie (weiße Biotechnologie):<br />
� Die gentechnischen Methoden eröffnen in der Medizin neue diagnostische Ansätze,<br />
einen neuen Zugang zum Verständnis von Krankheitsursachen und die Möglichkeit<br />
der kausalen Behandlung bisher nicht therapierbarer Leiden. Eine weitere vielversprechende<br />
Perspektive liegt in der Zell- und Gewebezüchtung außerhalb des<br />
menschlichen Körpers für den Ersatz von Körperteilen. In der Pharmazie werden<br />
Wirkstoffe zunehmend mithilfe gentechnischer Verfahren hergestellt.<br />
� In der Land- und Forstwirtschaft werden mit biotechnischen Verfahren neue, gegen<br />
Schädlinge widerstandsfähige Pflanzensorten (z.Z. Getreide) gezüchtet. Dies führt<br />
gleichzeitig zu einem geringeren Einsatz von chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln.<br />
Die Bio-und Gentechnik ist damit ein Schlüssel zur Ernährung der stark<br />
wachsenden Weltbevölkerung und zur Steigerung der Bodenproduktivität.<br />
� Im Bereich der Umwelt spielen biotechnische Verfahren bei der Schadstoffeliminierung<br />
(nachsorgenden Umweltschutz), Rohstoffrückgewinnung und in der Umweltanalytik<br />
eine bedeutende Rolle. Es zeichnen sich aber auch Potenziale für einen vorsorgenden,<br />
produktionsintegrierten Umweltschutz ab, indem energieaufwendige und<br />
umweltbelastenden Produktionsverfahren durch nachhaltige Verfahren ersetzt werden.<br />
� Die industrielle Biotechnologie zielt auf Verfahren zur Analyse biologischer Systeme<br />
ab. So lassen sich heute gezielt maßgeschneiderte Biokatalysatoren entwickeln.<br />
Als Querschnittstechnologie integriert die weiße Biotechnologie verschiedene<br />
Disziplinen der Natur- und Ingenieurwissenschaften, z.B. die Mikro- und Molekularbiologie,<br />
die Biochemie, die Materialwissenschaften und die Bioinformatik. Das Anwendungsspektrum<br />
reicht von umweltverträglichen Chemikalien, Arzneimittelvorstu-<br />
33 Biologie, Ökologie, Land- und Forstwirtschaft, Ernährung, Medizin<br />
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fen und Lebensmittelzusätzen über Biopolymere als Kunststoffersatz bis hin zu Materialien<br />
aus pflanzlichen Rohstoffen. Da die weiße Biotechnologie als Technologieplattform<br />
die Innovationszyklen in vielen Industriebereichen verkürzt, gilt sie als Motor<br />
für eine nachhaltige Wirtschaft.<br />
Wie die weiße Biotechnologie versucht die Bionik für technische Problemlösungen von der<br />
Natur zu lernen und Funktions- und Strukturwissen von lebenden auf technische Systeme zu<br />
übertragen. Zur klassischen Bionik zählen dabei Anwendungen in den Bereichen Bau und<br />
Klimatisierung, Formgestaltung und Design. Ein wichtiges aktuelles Forschungsfeld sind<br />
neue biologische Materialien, die ressourceneffizient sind und sich durch Festigkeit und/oder<br />
Elastizität bei verhältnismäßig geringem Materialeinsatz auszeichnen. Verknüpft mit dem<br />
Thema Miniaturisierung sind die molekularbiologisch inspirierte Ansätze der Nanobiotechnologie,<br />
der Prothetik und der neuronalen Steuerung. Während die traditionelle Bionik Lösungsansätze<br />
der Natur auf technische Systeme überträgt, stehen im Rahmen der Nanotechnik<br />
Eingriffe in die Natur selbst auf dem Programm. Diese können bis zum Bau künstlicher<br />
Zellen und damit der Erzeugung künstlichen Lebens reichen.<br />
Zum anderen erstreckt sich die neue Bionik auf evolutionstheoretisch motivierte Entwicklungen<br />
in der Informationstechnik und in der Organisation kollektiver Prozesse. In diesem<br />
Zusammenhang werden seit einiger Zeit Phänomene der „Schwarmintelligenz“ untersucht. 34<br />
Schon seit einigen Jahren wird versucht, diese Selbstorganisation von Kollektiven zu<br />
modellieren, um Optimierungsaufgaben wie eine verbesserte Auslastung von Telekommunikations-Netzen<br />
zu meistern. Weit wichtiger dürfte allerdings das Schwarm-Phänomen für die<br />
Reorganisation sozialer Prozesse werden. Es geht dabei darum, wie einzelne Individuen<br />
mithilfe der allgegenwärtigen Informations- und Kommunikationstechnik und dem Internet der<br />
Zukunft mit einer großen Gruppe von Unbekannten gemeinsam und koordiniert handeln<br />
können. Fortschritte in dieser Richtung könnte die Unternehmensorganisation wie auch die<br />
politische Willensbildung revolutionieren.<br />
14.3.<br />
Wettbewerb<br />
Die Globalisierung dürfte in den nächsten Jahrzehnten weiterhin die treibende Kraft für den<br />
Wettbewerb sein. Die Konkurrenz durch die aufblühenden Unternehmen aus den Schwellenländern<br />
wird sich nicht mehr nur auf niedrigere Lohnkosten und die vorhandene reiche<br />
Rohstoffbasis stützen. Zunehmend werden diese Unternehmen auch zum Wettbewerber bei<br />
der Entwicklung von neuen oder verbesserten Produkten und Diensten (Innovationswettbewerb).<br />
So nehmen z.B. die in China beheimateten Unternehmen Singwell, Goldwing und<br />
Dongfang eine führende Position beim Bau von Windkraftanlagen auf dem Weltmarkt ein.<br />
Auch in der Solarindustrie verfügt China mit dem Unternehmen Trinastar über einen Weltmarktführer.<br />
Bei den Solarmodulen konnten die Unternehmen aus dem Reich der Mitte 2010<br />
34 Ein Schwarm besteht aus einer Gruppe von Individuen, die durch direkte Kommunikation ohne zentrale<br />
Lenkung miteinander agieren und damit ihre Effizienz steigern können. Das Besondere eines Schwarms liegt<br />
darin, sich sehr schnell zu formieren und ohne vorherige Planung flexibel und koordiniert zu handeln. In der Natur<br />
findet man Schwarm Intelligenz vor allem bei sozialen Insekten wie Ameisen oder Bienen, wo jedes einzelne<br />
Tier in einem hoch organisierten Kollektiv seine Aufgabe zu erfüllen scheint, ohne dass es der Überwachung<br />
bedarf.<br />
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fast die Hälfte des weltweit erzielten Umsatzes auf sich vereinen. 35 Nur die deutschen<br />
Anlagenhersteller für die Produktion von Photovoltaik-Modulen sind weiterhin auf dem<br />
Weltmarkt gut positioniert, vor allem wenn sie eine Präsenz in Asien entwickelt haben, wo<br />
ihre Hauptabsatzmärkte liegen. Auch auf den Märkten für Elektronikprodukte und der<br />
Mikrosystemtechnik und der Bio- und Gentechnik sind Unternehmen aus den Schwellenländern<br />
auf dem Vormarsch.<br />
Da alle Schwellenländer massiv in die Bildung und Weiterbildung ihrer jungen Arbeitskräfte<br />
sowie in Forschung und Entwicklung investieren und ihren Vorsprung bei den Lohnkosten<br />
behalten werden, ist damit zu rechnen, dass sie im Lauf der nächsten Jahrzehnte beim<br />
Innovationswettbewerb weiter aufholen werden.<br />
Die Anforderungen an die Rendite des Kapitaleinsatzes und die Effizienz unternehmerischer<br />
Strukturen werden sich voraussichtlich nachhaltig erhöhen. Ohne höhere Renditen in den<br />
Industrieländern werden sie angesichts der hohen Kapitalmobilität im Wettbewerb um<br />
Investitionskapital und damit um Arbeitsplätze sonst ins Hintertreffen geraten. Dieser<br />
Wettbewerb vollzieht sich nicht allein über die Aktivitäten von Private Equity oder Hedge<br />
Fonds, sondern auch in Form strategischer Fusionen oder Übernahmen im Unternehmenssektor<br />
selbst. Die Angst vor Übernahmen verstärkt auch den Druck auf die Unternehmensleitungen,<br />
alle vorhandenen Produktivitätspotentiale auszuschöpfen.<br />
14.4.<br />
Wirkungen auf Wirtschafts- und Arbeitsmarktstrukturen und<br />
die Unternehmensorganisation<br />
Der sich eher verstärkende Wettbewerbsdruck aus den Schwellenländern wird im Verein mit<br />
den oben skizzierten Potentialen aus der Weiterentwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik<br />
und des Internets zu Verschiebungen in der Wirtschaftsstruktur führen.<br />
Wirkungen sind auch auf dem Arbeitsmarkt und in der Unternehmensorganisation zu<br />
erwarten.<br />
a) Wirtschaftsstruktur.<br />
Einiges spricht dafür, dass sich die Konzentration der Wertschöpfung und der Arbeitsplätze<br />
auf wissensgestützte Branchen weiter fortsetzen wird. Zwar werden sich die deutschen<br />
Unternehmen aus der Chemie, dem Maschinen- und Fahrzeugbau, der Elektrotechnik, der<br />
Feinmechanik, Optik und der Mess-, Steuer- und Regeltechnik und den Unternehmensdiensten<br />
ebenfalls einer zunehmenden Konkurrenz aus den Schwellenländern gegenübersehen.<br />
Sie haben aber weiterhin bessere Chancen durch Spezialisierung und Kooperation<br />
sich im Markt zu behaupten als Unternehmen, die vor allem im Preis-und Kostenwettbewerb<br />
stehen. Es gibt auch noch Hoffnung, dass sie von der besseren Infrastruktur für Forschung<br />
und Ausbildung in Deutschland profitieren können, vorausgesetzt die notwendigen Reformen<br />
insbesondere im Bildungssystem sind von Erfolg gekrönt und führen zu einem hinreichend<br />
breiten Angebot an für die Anforderungen der Wissensgesellschaft qualifiziertem Personal.<br />
35 Hans Kühn: Solarmarktstudie der Unternehmensberatung PRTM Management Consultants GmbH, Frank-<br />
furt/Main, 25.07.2011<br />
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Wirtschaftsbeirat<br />
<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Wegen der rückläufigen Zahl von jungen Menschen in Deutschland heißt dies, dass sich das<br />
Bildungsangebot viel stärker auf die Erwachsenenbildung ausrichten muss.<br />
Wichtig für das Angebot an Arbeitsplätzen dürfte auch die zunehmende Tendenz zur<br />
Verlagerung der Produktion in die Nähe der Konsumenten sein. Diesen Trend werden die<br />
Regionen am besten nutzen, die sich als offen für Niederlassungen der expandierenden<br />
Unternehmen aus den Schwellenländern zeigen. Insbesondere die Gesundheitsdienste<br />
haben lokalen Charakter und können damit unbehelligt von der internationalen Konkurrenz<br />
expandieren. Ähnliches gilt für die Rohstoffrückgewinnung und Recyclingindustrie. Möglicherweise<br />
wird auch die Ernährungsindustrie aus Qualitätsgründen wieder lokaler.<br />
Die Trends in der Informations- und Kommunikationstechnik dürften das Entstehen von<br />
regionalen Wirtschaftskreisläufen begünstigen. Der Globalisierung steht damit gleichzeitig<br />
Tendenz zur Regionalisierung gegen über.<br />
b) Arbeitswelt<br />
Der Umbruch in der Arbeitswelt hat bereits begonnen. Angesichts fortschreitender Globalisierung,<br />
des sich eher beschleunigenden technischen Fortschritts und individuellerer<br />
Kundenwünsche werden flexible Netzwerke und Teamstrukturen an die Stelle der alten<br />
Hierarchien treten. Die vermehrten Unsicherheiten in der Nachfrageentwicklung, die mit dem<br />
Trend zur Individualisierung und der Tendenz zur Verkürzung der Produktlebenszeiten<br />
verbunden sind, erfordern ein höhere Flexibilität. Die Stammbelegschaften dürften deshalb<br />
weiter reduziert und der verbleibende Kern von festen Angestellten noch mehr durch zeitlich<br />
befristete Beschäftigungsverhältnisse ergänzt werden. Mitte des 21. Jahrhunderts dürften<br />
nur noch 30 bis 40% der Beschäftigten feste Arbeitsverträge haben. Befristete Arbeitsverhältnisse<br />
nehmen dafür zu. Selbstständigen mit hoher fachlicher Kompetenz nehmen in der<br />
dezentralisierten Wirtschaft der Zukunft eine wichtige Rolle ein und werden auch bis ins hohe<br />
Alter gefragt sein.<br />
c) Organisation von Unternehmen<br />
Die nächsten Entwicklungsstufen der Informations- und Kommunikationstechnik und beim<br />
Internet werden nicht ohne Auswirkungen auf die Organisationsstruktur von Unternehmen<br />
bleiben. Diese kooperieren künftig immer häufiger in gemeinsamen Projekten, oft in Form<br />
rechtlich und organisatorisch eigenständiger Projektgesellschaften. Die Organisation des<br />
Wertschöpfungsprozesses in einer Art „Projektwirtschaft“ versetzt Unternehmen in die Lage,<br />
flexibler sowie mit geteilten Kosten und Risiken auf die deutlich gestiegenen Anforderungen<br />
der globalen Märkte zu reagieren. Denn die Produktlebenszyklen verkürzen sich weiter, die<br />
Breite und Tiefe des Wissens, die für die erfolgreiche Entwicklung und Vermarktung von<br />
Produkten nötig sind, nimmt rasant zu. Hinzu kommt, dass erfolgreiche Produkte immer<br />
häufiger durch die Konvergenz verschiedener Technologien bzw. Wissensfelder entstehen. 36<br />
Organisationsprinzipien wie das Konzept des „Schwarms“ - einzelne Individuen können<br />
mithilfe des mobilen und überall gegenwärtigen Internets mit einer großen Gruppe von<br />
Unbekannten gemeinsam und koordiniert handeln - werden auch im Unternehmensbereich<br />
36 Hess, a.a.O. S. 10<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
vorankommen. In der Tendenz kommt es zu einem weiteren Abbau von Hierarchien und zur<br />
Verlagerung der Detail-Entscheidungen auf die operativen Projektteams.<br />
14.5.<br />
Herausforderung für <strong>Kirchheim</strong><br />
Bei jedem Strukturwandel gibt es nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer. Was kann<br />
<strong>Kirchheim</strong> tun, dass die <strong>Gemeinde</strong> auch 2020 und 2030 ihre Aufgaben in der Kinderbetreuung,<br />
Bildung und im sozialen Bereich möglichst auf der Basis einer größeren Finanzkraft<br />
nachkommen kann?<br />
Wichtig ist sicher, dass die <strong>Gemeinde</strong> dafür sorgt, dass ihre Bürger und Unternehmen einen<br />
ungehemmten und umfassenden Zugang zum Internet der Zukunft haben. Da dieses noch<br />
mobiler als bisher sein wird, wird sich auch die Frage von Standorten für Funkmasten wieder<br />
stellen. Offensiv muss auch die Frage von Standorten für Windkraft- und/oder Solaranlagen<br />
angegangen werden.<br />
Für die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Gewerbesteuereinnahmen der Zukunft sollte<br />
die <strong>Gemeinde</strong> sich bemühen, attraktiv für die Ansiedlung von Produktions- und Vertriebsstätten<br />
der aufstrebenden Unternehmen aus China, Indien, Brasilien und Russland zu sein.<br />
Insbesondere Unternehmen aus den wissensgestützten Bereichen werden für die Erschließung<br />
des deutschen und europäischen Marktes wegen der guten Infrastruktur häufig eine<br />
Ansiedlung im Münchner Raum anstreben. Damit sie nach <strong>Kirchheim</strong> gehen, muss die<br />
<strong>Gemeinde</strong> in Datenbasen für die Standortsuche präsent sein und ein Standortmarketing<br />
entwickeln.<br />
Von der internationalen Konkurrenz weitgehend geschützte Arbeitsplätze werden Unternehmen<br />
im Bereich der Gesundheits- und Pflegedienste, Fitness, Wellness und Gesundheitsvorsorge<br />
bieten. Angesichts der demographisch bedingten Wachstumspotentiale der<br />
Gesundheitsmärkte kann hier ebenso wie bei den Unternehmen aus der Recyclingindustrie<br />
auch mit einer zunehmenden Beschäftigung gerechnet werden.<br />
Die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe in <strong>Kirchheim</strong> und den Nachbargemeinden<br />
würde Kaufkraft in der Region halten und die einheimische Produktion von Gütern und<br />
Diensten stärken. Ein Instrument zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe ist die<br />
Einführung einer regionalen Geldeinheit, die von Produzenten und Konsumenten der Region<br />
akzeptiert wird. Ein Beispiel bietet Carlo, das regionale Geld für Karlsruhe und Umgebung. 37<br />
Eine Alternative für die Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe ist der Aufbau einer<br />
Zeitbank. 38 Eine Zeitbank ist eine Vereinigung zur Erbringung gegenseitiger Leistungen auf<br />
Grundlage einer geldlosen Tauschwirtschaft. Sie stellt eine organisierte Form der Nachbarschaftshilfe<br />
dar. Das Durchschnittsalter der Einwohner <strong>Kirchheim</strong>s entspricht aktuell dem<br />
deutschen Durchschnitt. Da der Anteil von Einwohner im Rentenalter weiter zunehmen wird,<br />
bietet sich die Organisation eines Austauschsystems von Dienstleistungen ohne Geldvergütung<br />
an. Jeder bietet das an, was er gut kann und erhält für geleistete Dienste Zeitgutschrif-<br />
37 http://www.carlo-regional.de<br />
38 http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitbank<br />
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<strong>Standortanalyse</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
ten, mit denen er wiederum Dienste der anderen Mitglieder der Zeitbank "bezahlen“ kann.<br />
Möglich ist auch, die geleisteten Zeiten anzusparen, damit in einer späteren Altersphase,<br />
Dienstleistungen der Mitglieder der Zeitbank abgerufen werden können. Zeitbanken können<br />
der Solidarität zwischen den Generationen dienen.<br />
<strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchheim</strong> bei München<br />
Münchner Straße 6,<br />
D-85551 <strong>Kirchheim</strong> b. München<br />
Telefon: + 49 (0)89 90 90 90<br />
Fax: + 49 (0)89 9 09 09 31<br />
<strong>Gemeinde</strong>@<strong>Kirchheim</strong>-<strong>Heimstetten</strong>.de<br />
www.kirchheim-heimstetten.de<br />
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