Arthrose und Künstlicher Gelenkersatz - Hüfte - Knie
Arthrose und Künstlicher Gelenkersatz - Hüfte - Knie
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<strong>Arthrose</strong> <strong>und</strong> <strong>Künstlicher</strong> <strong>Gelenkersatz</strong><br />
- <strong>Hüfte</strong><br />
- <strong>Knie</strong>
Becken von (a) vorn, (b) hinten <strong>und</strong> (c)<br />
seitlich; in der Ansicht von hinten sind die<br />
wichtigsten Bandsysteme des<br />
Iliosakralgelenks dargestellt.<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 36)
Anatomie des Hüftgelenks<br />
Trochanter major<br />
126°: Erwachsener<br />
145°: Kleinkind<br />
120°: Greis<br />
Diaphyse<br />
Trochanter<br />
minor<br />
Röntgenaufnahme des Hüftgelenks; beachte die gute<br />
Kongruenz von Kopf u. Pfanne <strong>und</strong> den Centrum-<br />
Collum-Diaphysen-Winkel<br />
Frontalschnitt durch das<br />
Hüftgelenk; beachte die weite<br />
Umfassung des Femurkopfes<br />
durch die mit einer Gelenklippe<br />
versehene Pfanne (Acetabulum)<br />
<strong>und</strong> die straffe Kapsel�<br />
Lig. iliofemorale<br />
�Bänderschraube des<br />
Hüftgelenks von vorne (Lig.<br />
Ischiofemorale nicht sichtbar)<br />
Lig. pubofemorale<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 76f.)
Zirkumduktion im<br />
Hüftgelenk<br />
A: Sagittalebene (Beugung & Streckung)<br />
B: Frontalebene (Ab- u. Adduktion)<br />
C: Horizontalebene (Rotation, horizontale<br />
Abd/Add<br />
Raumebenen I - VIII<br />
(aus Kapandji 1992, 15)
Extension<br />
Flexion<br />
Ab-/<br />
Adduktion<br />
Horizontale<br />
Abd/Add<br />
Beweglichkeit des<br />
Hüftgelenks<br />
Außen-/Innenrotation in Extension u. <strong>Knie</strong>flexion 90°<br />
(aus Gerhardt u. Rippstein 1992, 95)
Hüftmuskeln<br />
Darstellung der am Femur nach außen<br />
gerichteten Verbiegungskräfte, denen die<br />
Adduktoren <strong>und</strong> der M. tensor fasciae latae<br />
entgegenwirken �<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 79)
M. glutaeus<br />
maximus<br />
Kontraktion des<br />
rectus abdominis<br />
Körperhaltung bei aufgerichtetem (links) <strong>und</strong> gekipptem<br />
(rechts) Becken; beachte die Lendenlordose<br />
Kontraktion des<br />
M. glutaeus<br />
maximus<br />
Kontraktion des<br />
Erector spinae<br />
Kontraktion des<br />
M. iliopsoas<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 80f.)
�M. glutaeus medius (links) u. M. glutaeus minimus<br />
(rechts) von hinten<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 81f.)<br />
(aus Debrunner 1993, 696)<br />
�Einbeinstand ohne (links) <strong>und</strong> mit (rechts) Kontraktion der<br />
kleinen Glutaei auf der Standbeinseite<br />
�Das Körpergewicht K, das am Schwerpunkt S wirkt, muss durch die Hüftabduktoren<br />
M über dem Hüftgelenk im Gleichgewicht gehalten werden. Daraus<br />
ergibt sich die auf das Hüftgelenk wirkende resultierende Druckkraft R. Diese für<br />
die mechanische Beanspruchung des Hüftgelenks maßgebende Resultierende R<br />
ist infolge der ungleichen Längen der Hebelarme a bzw. b um ein Mehrfaches<br />
größer als das Körpergewicht
Muskeln der<br />
Adduktorengruppe ��<br />
Hüftgelenk von hinten (�) <strong>und</strong> vorne (�) mit<br />
Muskeln der Außenrotatorengruppe<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 83f.)
Anatomie des <strong>Knie</strong>gelenks<br />
Condylus<br />
medialis<br />
lateralis<br />
Röntgenaufnahme des <strong>Knie</strong>gelenks von vorne (links) <strong>und</strong> von der Seite (rechts)<br />
Tibia Fibula<br />
Patella<br />
Tuberositas<br />
tibiae<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 85)
Aufsicht auf die tibiale Gelenkfläche des <strong>Knie</strong>gelenks<br />
mit Bandapparat <strong>und</strong> Menisken�<br />
�<strong>Knie</strong>gelenk mit Bandapparat <strong>und</strong> Menisken von<br />
vorne nach Entfernung der Patella<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 86f.)
a In Streckstellung liegen die Menisken in vorderen Bereich der tibialen<br />
Gelenkflächen; das Außenband ist angespannt<br />
b In Beugestellung verlagern sich die Menisken nach hinten; das<br />
Außenband ist relativ locker<br />
c In der Ansicht von oben wird die Verlagerung der Menisken auf dem<br />
Tibiaplateau deutlich sichtbar: hellgrün: Lage der Menisken in Extension,<br />
dunkelgruün: Lage der Menisken in Flexion<br />
Extension <strong>und</strong> Flexion<br />
�Innen- (IR) u. Außenrotation (AR) des<br />
<strong>Knie</strong>gelenks sind in Streckstellung aufgehoben; in<br />
90°-<strong>Knie</strong>beugestellung ergibt sich eine IR von 10°<br />
u. eine AR bis 25°.<br />
(aus Rauber/Kopsch 1987, 551ff.)
Roll-Gleitbewegung der Femurkondylen auf dem Tibiaplateau<br />
�Die abger<strong>und</strong>ete Form der Kondylen lässt vermuten, dass sie auf den<br />
tibialen Flächen abrollen. Für das <strong>Knie</strong>gelenk würde dies bedeuten, dass<br />
nach einem bestimmten Maß an Beugung (II) der Kondylus rückwärts von<br />
der Tibiafläche herunterfallen würde; es käme zur Luxation, die nur durch<br />
eine Verlängerung des Tibiaplateaus zu verhindern wäre (III), da die<br />
Zirkumferenz des Kondylus doppelt so lang wie die tibiale Gelenkfläche ist.<br />
Untersuchungen weisen einen Roll-Gleit-Mechanismus nach (rechts). Der Kontaktpunkt an der Tibia wandert nach hinten (�:<br />
Streckung, �: Beugung). Durch ein gleichzeitiges Rollen u. Gleiten wird eine Luxation nach hinten verhindert <strong>und</strong> trotzdem eine<br />
weiträumige Flexion ermöglicht.<br />
(aus Kapandji 1992, 84f.)
Durch den M. quadriceps femoris wird die Patella in das Gleitlager gepresst; der<br />
Anpressdruck ist bei Beugung besonders hoch (a); in Streckstellung ist der Druck<br />
wesentlich geringer (b); bei Hyperextension (c) zeigt die Patella sogar die Tendenz,<br />
sich von der femoralen Gelenkfläche zu entfernen; in dieser Position droht sogar<br />
Luxationsgefahr nach außen (d) �.<br />
�Gleiten der <strong>Knie</strong>scheibe (Patella) im<br />
Gleitlager der Femurkondylen; beachte die<br />
unterschiedlichen Kontaktzonen in<br />
Abhängigkeit von Streckung u. Beugung<br />
(aus Bandi 1982, 18).)<br />
�Eine Luxation der Patella nach außen wird<br />
durch die laterale Wange des Patellagleitlagers<br />
verhindert, die prominenter als die<br />
mediale ist (Differenz=e) .<br />
(aus Kapandji 1992, 98f.)
Vordere Oberschenkelmuskulatur<br />
M. tensor fasciae latae<br />
M. rectus femoris<br />
M. vastus lateralis<br />
M. vastus medialis<br />
M. quadriceps femoris (der M. vastus<br />
intermedius ist wegen seiner tiefen Lage<br />
nicht zu sehen<br />
Q-Winkel<br />
�Hilfsstreckapparat des <strong>Knie</strong>gelenks<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 89f.)
Hintere Oberschenkelmuskulatur<br />
M. sartorius (oben links); M. biceps femoris (oben) –<br />
der lange Kopf ist teilweise entfernt, um darunter das<br />
Ursprungsfeld des kurzen Kopfes darzustellen<br />
M. semitendinosus M. semimembranosus<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 90)
Aktive <strong>und</strong> Passive Insuffizienz am Beispiel der ischiokruralen Muskeln<br />
� Aktive Insuffizienz der ischiokruralen Muskeln (links oben) <strong>und</strong><br />
Verbesserung der <strong>Knie</strong>beugung durch gleichzeitige Hüftbeugung<br />
(� Nachlassen der mechanischen Dehnungsspannung des M.<br />
rectus femoris)<br />
�Passive Insuffizienz der ischiokruralen Muskeln lässt keine<br />
weitere Hüftbeugung zu (unten links); Verbesserung durch<br />
nachgebendes Beugen in den <strong>Knie</strong>gelenken (� Nachlassen der<br />
mechanischen Dehnungsspannung der 2-gelenkigen<br />
ischiokruralen Muskeln<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 91)
„Von degenerativen Erscheinungen werden vorwiegend<br />
bradytrophe Gewebe betroffen, welche nicht oder schlecht<br />
durchblutet sind, einen langsamen Stoffwechsel haben <strong>und</strong><br />
deshalb auf irgendwelche Schäden weder mit entzündlichen noch<br />
mit regenerativen Prozessen reagieren können.<br />
Bei den degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates<br />
steht die mechanische Abnützung, die Zerstörung der<br />
bradytrophen Gewebe: Gelenkknorpel, Mensikus <strong>und</strong> Sehnen im<br />
Vordergr<strong>und</strong>, während – im Gegensatz zu den rheumatischen<br />
Krankheiten – entzündliche Erscheinungen zurücktreten.“<br />
� <strong>Arthrose</strong>n<br />
(aus Debrunner 1994, 422)
Als pathogenetische Ursache der Arthosen kann das<br />
Missverhältnis zwischen mechanischer Resistenz des Knorpels<br />
<strong>und</strong> seiner mechanischen Beanspruchung gelten.<br />
Die mechanische Beanspruchung durch schwere Arbeit, sportliche<br />
Betätigung usw. ist physiologisch <strong>und</strong> wird von ges<strong>und</strong>en<br />
Gelenken ohne Weiteres schadlos ertragen bis ins hohe Alter. Die<br />
Grenzen des Physiologischen sind dabei recht weit gesteckt.<br />
Sicher stellt ein Übergewicht des Patienten eine erhöhte Belastung<br />
dar, welche eine bereits bestehende <strong>Arthrose</strong> ungünstig beinflusst.<br />
Als alleinige Ursache einer <strong>Arthrose</strong> kommt sie jedoch kaum in<br />
Frage.<br />
(aus Debrunner 1994, 423)
Die häufigste bekannte Ursache einer <strong>Arthrose</strong> ist jedoch die lokale mechanische<br />
Überbeanspruchung umschriebener Knorpelpartien in der Tragzone eines Gelenks, in<br />
welchem der Druck nicht mehr gleichmäßig über die gesamte tragende Knorpeloberfläche<br />
verteilt ist, z.B. bei deformierten Gelenken.<br />
Ausschlaggebend ist nicht die Gesamtbelastung, sondern der größte Druck pro<br />
Knorpelflächeneinheit.<br />
Solche Spitzenbelastungen an umschriebenen Stellen im Gelenk, welche den physiologisch<br />
tragbaren Druck auf den Knorpel übersteigen, sind regelmäßig Ausgangspunkte degenerativer<br />
Verschleißprozesse <strong>und</strong> führen unweigerlich zur <strong>Arthrose</strong>.<br />
gleichmäßige Druckverteilung im Gelenk ungleichmäßige Druckverteilung; hohe<br />
Druckspitzen: Zerstörung des Knorpels,<br />
reaktive Sklerose u. später auch<br />
Zerstörung des darunter liegenden<br />
Knochens<br />
Analogie: mechanische Spitzendrücke<br />
durch spitze Absätze<br />
(aus Debrunner 1994, 422f.)
Alle <strong>Arthrose</strong>n, welche als Folge eines anderen, angeborenen oder<br />
erworbenen Schadens aufzufassen sind, werden als sek<strong>und</strong>äre <strong>Arthrose</strong>n<br />
bezeichnet. Alle <strong>Arthrose</strong>n bei Jugendlichen sind sek<strong>und</strong>är.<br />
In vielen Fällen lassen sich allerdings keine Gr<strong>und</strong>krankheit <strong>und</strong> keine<br />
pathologische Ursache finden. Man spricht von primären <strong>Arthrose</strong>n. Sie<br />
werden nur in vorgerücktem Alter gef<strong>und</strong>en. Die Frage, ob konstitutionelle<br />
Faktoren eine Rolle spielen, ist nicht gelöst. Trotzdem die Gruppe der<br />
primären <strong>Arthrose</strong>n mit der besseren Erforschung der Gelenkkrankheiten<br />
langsam schrumpft, ist sie noch immer recht groß.<br />
Die Pathogenese ist jedoch bei primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären <strong>Arthrose</strong>n<br />
dieselbe.<br />
(aus Debrunner 1994, 423)
Ätiologie sek<strong>und</strong>ärer <strong>Arthrose</strong>n<br />
Verminderte Belastbarkeit der Gewebe (angeborene oder erworbene Unterschiede in den<br />
mechanischen Eigenschaften des Gelenkknorpels: Dysplasien, Wachstumsstörungen,<br />
Stoffwechselkrankheiten usw.)<br />
Insuffizienz der subchondralen Knochenschicht (Osteoporose, Osteomalazie; lokalisierte<br />
subchondrale Knochennekrosen)<br />
Gelenkinkongruenz (Präarthrosen) angeboren (Dysplasien, Subluxationen von <strong>Hüfte</strong>, <strong>Knie</strong>,<br />
Patella)<br />
Wachstumsstörungen (Epiphysenlösungen <strong>Hüfte</strong>, ischämische Nekrosen – M. Perthes,<br />
posttraumatische u. postinfektiöse Wachstumsstörungen)<br />
Andere erworbene Krankheiten, welche die Gelenkform oder –funktion verändern: M.Paget,<br />
Skoliose, Fußdeformitäten, Gelenkfehlstellungen mit Subluxationen, Mensikusschäden usw.)<br />
Posttraumatische Gelenkinkongruenzen<br />
Achsenfehlstellungen: angeboren, erworben, krankhaft oder posttraumatisch<br />
(aus Debrunner 1994, 423f.)
Zwei Prozesse in der Entstehung von <strong>Arthrose</strong>n lassen sich<br />
unterscheiden:<br />
2. Die Degeneration des Gelenkknorpels in der Tragzone durch<br />
mechanischen Verschleiß<br />
3. Die reaktiven Veränderungen in den übrigen<br />
Gelenkabschnitten<br />
(aus Debrunner 1994, 424)
Zerstörung des Gelenkknorpels in der Belastungszone bei<br />
<strong>Arthrose</strong>; Aufsicht von oben auf zwei arthrotische Hüftköpfe<br />
Beginnende <strong>Arthrose</strong>: auf dem Scheitel des Hüftkopfes, in der<br />
Belastungszone, ist der Knorpel zerklüftet, im Zentrum bereits bis<br />
auf den Knochen durchgescheuert <strong>und</strong> abgeschliffen.�<br />
Fortgeschrittene <strong>Arthrose</strong>: in der ganzen Belastungszone ist<br />
der Knorpel weggescheuert, der nackte Knochen tritt zu<br />
Tage, sklerotisch hart <strong>und</strong> spiegelglatt, von<br />
Bindegewebspropfen durchsetzt, die aus der Spongiosa<br />
heraufwachsen; hier reibt Knochen gegen Knochen, der<br />
Zerstörungsvorgang ist weitgehend mechanisch. �<br />
(aus Debrunner 1994, 424)
Pathologische Anatomie: Hüftkopf bei Coxarthrose<br />
Ansicht von vorn: links in der Tragzone (Pfeile) ist der Knorpel weggeschliffen, der glatt polierte Knochen tritt zu<br />
Tage; auf den Skizzen ist in der Entlastungszone ein Osteophytenkranz zu erkennen: verknöcherter u.<br />
gewucherter Gelenkknorpel<br />
rechtes Foto: Frontalschnitt durch denselben Hüftkopf: in der Tragzone reaktiv stark sklerotische, verdichtete<br />
Spongiosa, an der Oberfläche schon teilweise usuriert; hier Zystenbildung mit Bindegewebe u. Detritus an den<br />
Stellen zu großer Beanspruchung. Hier kann der Knochen nicht mehr mit Knochenanbau, mit Sklerose reagieren,<br />
er wird zerstört <strong>und</strong> resorbiert.<br />
Punktiert eingezeichnet ist die ursprüngliche r<strong>und</strong>e Kontur des Hüftkopfes. Der Mechanismus der<br />
fortschreitenden Deformierung ist deutlich. Daher der ältere Name „Arthrosis deformans“.<br />
(aus Debrunner 1994, 425)
R<br />
Wie entsteht die Deformität bei der <strong>Arthrose</strong>?<br />
a) Normales, konzentrisches, kreisr<strong>und</strong>es, kongruentes Hüftgelenk (die resultierende Druckkraft R geht durch den<br />
Gelenkmittelpunkt)<br />
b) Bei Überbeanspruchung ist meist das Pfannendach am stärksten betroffen: zuerst wird der Knorpel zerstört, anschließend der<br />
darunter liegende Knochen, sowohl an Pfanne als auch am Kopf. Infolge dieses Substanzverlusts verschiebt sich der Kopf<br />
nach oben u. meistens – da er dort am wenigsten Widerstand findet – nach außen, im Sinne einer Subluxation. Der<br />
Kopfmittelpunkt verschiebt sich nach oben. Indem man zeichnerisch die Kopfkonturen in der neuen Stellung auf die Pfanne<br />
projiziert, ergeben sich theoretisch Ort u. Ausmaß des Substanzverlusts c), was mit den tatsächlichen Verhältnissen d)<br />
weitgehend übereinstimmt. In der nicht beanspruchten Zone unten medial öffnet sich der Gelenkspalt. Er wird ausgefüllt mit<br />
Osteophyten, entstanden aus Verknöcherung des nicht beanspruchten Gelenkknorpels u. weiterer Wucherungen. Lateral am<br />
Gelenk derselbe Vorgang<br />
c) Der röntgenologische Aspekt entspricht genau diesen Vorgängen: Abschliff u. reaktive Sklerose in der Belastungszone,<br />
Osteophyten u. Osteoporose in der nicht belasteten Zone („double fonds“). Am Ort des größten Drucks wird der Knochen<br />
zerstört. Hier entstehen Zysten.Die <strong>Arthrose</strong> ist eine ossäre Reaktion auf einen mechanisch bedingten Zerstörungsprozess.<br />
(aus Debrunner 1994, 426)
Knochenschliff einer Coxarthrose, auf welchem<br />
der enge Gelenkspalt, die Inkongruenz<br />
(Entr<strong>und</strong>ung), die Deformierung von Kopf u.<br />
Pfanne, die kräftige Sklerose in der<br />
Belastungszone, die ausgedehnten Osteophyten<br />
<strong>und</strong> die Zysten in der subchondralen Schicht der<br />
Tragzone zu erkennen sind.<br />
Beachtenswert ist das weit ausladende<br />
Pfannendach, eine durch reaktive Osteogenese<br />
entstandene Neubildung, die als ein Versuch der<br />
Selbstheilung aufgefasst werden kann, indem die<br />
überlastete Tragzone vergrößert wird <strong>und</strong> damit<br />
der progredienten Subluxation des Kopfes<br />
entgegenwirkt.<br />
Tatsächlich kann bei solchen Formen der <strong>Arthrose</strong> spontan unter Opferung der Beweglichkeit eine<br />
gewisse Konsolidierung des Zustandes eintreten, der für die Patienten erträglich wird.<br />
(aus Debrunner 1994, 426)
Verlaufsserie einer primären Coxarthrose<br />
Links: Rechte <strong>Hüfte</strong> einer 74jährigen Frau, welche seit einigen Monaten Schmerzen hatte; Gelenkspalt ein wenig verschmälert,<br />
unregelmäßige Struktur der subchondralen Spongiosa, das Gelenk ist noch kreisr<strong>und</strong>, eine Ursache für die <strong>Arthrose</strong> ist nicht zu<br />
erkennen. Deshalb bezeichnet man solche Formen als „primäre <strong>Arthrose</strong>n“<br />
Links Mitte: 1 Jahr später ist der radiologische Gelenkspalt, d.h. der Gelenkknorpel praktisch verschw<strong>und</strong>en. Der subchondrale<br />
Knochen in der Tragzone ist stark sklerosiert. Andere reaktive Veränderungen fehlen weitgehend.<br />
Rechts Mitte: nach einem weiteren Jahr ist der Kopf bereits abgeplattet deformiert. In der Tragzone, wo die Knochen von Kopf <strong>und</strong><br />
Pfanne ohne Zwischenschicht aufeinander reiben, haben sich große Resorptionshöhlen, sog. „Geröllzysten“ gebildet,<br />
osteoklastischer Knochenabbau als Folge der Überbeanspruchung.<br />
Rechts: Noch ein Jahr später ist das Gelenk vollständig zerstört u. deformiert. Reaktive Vorgänge treten gegenüber den<br />
degenerativen in den Hintergr<strong>und</strong><br />
Dieser rasch progrediente Verlauf ist bei primären <strong>Arthrose</strong>n häufig zu beobachten. Sek<strong>und</strong>äre <strong>Arthrose</strong>n zeigen i.d.R. mehr reaktive<br />
Veränderungen. Sie haben eher einen langsameren, protrahierten Verlauf <strong>und</strong> können auch jahrelang stationär bleiben.<br />
(aus Debrunner 1994, 428)
Wandern des Kopfes nach oben außen: Beginnende Coxarthrose bei<br />
einem 52jährigen Mann: Überdruck am Pfannenerker (Gelenkspalt<br />
verschw<strong>und</strong>en, subchondrale Sklerosierung;<br />
Dieselbe <strong>Hüfte</strong> 8 Jahre später: der Kopf ist nach oben außen<br />
gewandert. Pfannendach u. Kopf sind dort abgeschliffen, während am<br />
unteren Kopfpol ausgedehnte Knochenneubildung stattgef<strong>und</strong>en hat:<br />
Osteophyten an Kopf u. Pfannengr<strong>und</strong> liegen sich gegenüber („double<br />
fond“)<br />
Wandern nach innen: Protrusio acetabuli mit beginnender <strong>Arthrose</strong><br />
bei einer 50jährigen Frau. Der laterale Gelenkspalt ist weiter als<br />
normal, als Zeichen der Inkongruenz von Pfanne u. Kopf.<br />
Dieselbe <strong>Hüfte</strong> nach 11 Jahren: der Kopf ist weiter ins Becken hinein<br />
gewandert. Die innere Beckenwand ist ins kleine Becken<br />
vorgebuchtet. Hier hat sich ein neuer, stark sklerosierter<br />
Pfannenboden gebildet. Der große Trochanter stößt schon fast am<br />
Becken an.<br />
Die meisten arthrotischen <strong>Hüfte</strong>n wandern in einer von diesen<br />
beiden Richtungen.<br />
(aus Debrunner 1994, 749)
Röntgenzeichen der Gonarthrose:<br />
2. Subchondrale Sklerose<br />
3. Gelenkspaltverschmälerung<br />
4. Randzacken (Osteophyten)<br />
5. Geröllzysten<br />
6. Deformationen<br />
Auf diesem Röntgenbild einer 69jährigen<br />
Frau mit Gonarthrose sind im medialen<br />
Gelenkabschnitt die ersten drei Zeichen<br />
deutlich zu erkennen. Die restlichen treten<br />
gewöhnlich erst bei weiter fortgeschrittener<br />
<strong>Arthrose</strong> hinzu<br />
(aus Debrunner 1994, 430)
Verlauf einer Gonarthrose bei einer 60jährigen Frau mit Genu varum<br />
Links: geringfügig verstärkte subchondrale Sklerose der medialen Kondylen von Tibia u. Femur als einzige<br />
Zeichen derb beginnenden <strong>Arthrose</strong>.<br />
Mitte: 6 Jahre später: Zunahme der Varusstellung infolge Verschmälerung des medialen Gelenkspalts. Der<br />
laterale ist eher etwas weiter geworden. Fortgeschrittene <strong>Arthrose</strong> im medialen Gelenkabschnitt mit<br />
Sklerosierung u. Osteophyten.<br />
Rechts: weitere 4 Jahre später: der mediale Gelenkspalt ist unregelmäßig, praktisch verschw<strong>und</strong>en; am<br />
medialen Femurkondylus bereits Knochenusuren. Massive Sklerosierung, große Osteophyten medial. Der<br />
laterale Gelenkspalt ist unverändert. Der Knorpelbelag ist medial vollständig weggescheuert, lateral ist er noch<br />
intakt.
Links: sklerosierte Randzacken lateral, lockere, blasige Osteophyten medial, bei<br />
beginnender generalisierter <strong>Arthrose</strong> des <strong>Knie</strong>gelenks.<br />
Rechts oben: fortgeschrittene <strong>Arthrose</strong> bei lateraler Subluxation der Patella.<br />
Subchondrale Sklerose, Gelenkspaltverschmälerung, Randzackenbildung bis<br />
weit nach lateral, die typischen Überlastungszeichen im lateralen<br />
Gelenkabschnitt. Der mediale Gelenkspalt ist erweitert <strong>und</strong> zeigt lockere,<br />
schaumartige Osteophytenbildung, als Ausdruck der fehlenden mechanischen<br />
Beanspruchung<br />
Die Schliffspuren der arthrotischen Patella passen genau in jene der<br />
dazugehörigen Femurvorderfläche hinein wie Positiv u. Negativ. Eindrücklich<br />
sind die massiven mechanisch bedingten Defekte: sie gehen bis in die<br />
Spongiosa hinein. Daneben reaktive Sklerose.<br />
(aus Debrunner 1994, 425)
Verlaufskurve der <strong>Arthrose</strong><br />
Langsamer, schleichender Beginn, meist erst im Alter, selten früher.<br />
Langsame Progredienz über Jahre mit wellenförmigem Verlauf.<br />
Perioden mit stärkeren Beschwerden wechseln mit Remissionen ab, abhängig von<br />
Beanspruchung <strong>und</strong> Umweltfaktoren (Klima, Arbeit usw.).<br />
(aus Debrunner 1994, 429)
Beschwerdesymptomatik<br />
� Schmerz<br />
� Schonhinken<br />
� Standprobleme<br />
� Gehbehinderung (Stock)<br />
� Kraftlosigkeit, Schwäche<br />
� Muskelatrophie<br />
� Bewegungseinschränkung, Steifigkeit (ADL)<br />
Alle diese Beschwerden können rein schmerzbedingt sein. Die Schmerzbekämpfung steht<br />
deshalb bei der <strong>Arthrose</strong> an erster Stelle.
Therapie<br />
� Verminderung der mechanischen Belastung<br />
� Reduktion des Körpergewichts<br />
� Verminderung der übermäßigen Belastung im täglichen Leben (schwere<br />
körperl. Arbeit, länger andauernde körperl. Anstrengungen<br />
� Unphysiologische kurzfristige Spitzenbeanspruchung<br />
� Physikalische Maßnahmen (Balneotherapie, Wärme, Elektrotherapie etc.)<br />
� Muskelaufbautraining<br />
� Ausdauertraining<br />
� Beweglichkeitstraining<br />
� Gelenkstoffwechseltraining<br />
� Medikamente (Intraartikuläre Injektionen)<br />
� Orthopädische Hilfsmittel (Gehhilfe, weiche Schuhsohlen)
Die wichtigsten Operationen bei Coxarthrose<br />
Obere Reihe: Intertrochantere Osteotomie. Durch Umstellung sollen bessere funktionelle Verhältnisse im<br />
Gelenk geschaffen werden:<br />
a Varisierende Osteotomie b Valgisierende Osteotomie<br />
Untere Reihe: c Hüftarthrodese d Totalendoprothese e Hüftgelenkresektion (Girdlestone)<br />
(aus Debrunner 1994, 750)
Hüft-TEP zementiert Hüft-TEP zementfrei<br />
Hüftprothesenmodelle<br />
�CAD-Hüft-TEP<br />
�Druckscheiben-<br />
Hüftprothese<br />
�metallspongiöse Hüft-TEPn<br />
(aus Jerosch&Heisel 1996, 17ff.)
Prinzip der zementfreien TEPn<br />
Anwachsen von neuem Knochen an die Oberfläche einer<br />
Titanprothese, 4½ Monate nach OP. Dieser vorwiegend bereits<br />
lamellär organisierte Knochen (grau) ist an einen alten,<br />
ursprünglichen Knochentrabekel (hell,*) angewachsen u. verstärkt<br />
diesen damit. Er wächst aber auch direkt an die durch<br />
Sandbestrahlung aufgerauhte Metalloberfläche (schwarz) an, was<br />
die sehr gute Gewebsverträglichkeit des Titan zeigt.<br />
Bei der OP werden die Prothesen mittels Vorspannung<br />
durch Verklemmung („press fit“) im Knochen stabilisiert<br />
(primäre Stabilität). Durch Anwachsen des Knochens an<br />
die Prothesenoberfläche (ongrowth) soll in der nächsten<br />
Zeit eine sek<strong>und</strong>äre Stabilität entstehen. Die Gefahr einer<br />
Lockerung besteht in der kritischen Periode, wenn die<br />
primäre Stabilität zusammenbricht bevor eine sek<strong>und</strong>äre<br />
erreicht ist.<br />
(aus Debrunner 1994, 768)
Hüftgelenkersatz durch zweiteilig Endoprothese: Kopf u. Schaft aus Metall, Pfanne aus Poläthylen,<br />
die Kombination, welche die längste Bewährungsprobe mit guten Resultaten hinter sich hat<br />
Links: Coxarthrose bei 65jährigem Mann<br />
Rechts: 3 Jahre nach OP. Der Prothesenstiel soll<br />
möglichst formschlüssig in der Markhöhle liegen, er<br />
wurde zusätzlich mit Knochenzement verankert. Die<br />
künstliche Pfanne (mit Drahtring markiert, damit ihre<br />
Lage auf dem Röntgenbild genau beurteilt werden<br />
kann) liegt ebenfalls formschlüssig im Acetabulum.<br />
(Die subchondrale Knochenschicht ist bei <strong>Arthrose</strong>n in<br />
der Regel sklerosiert <strong>und</strong> somit mechanisch gut<br />
tragfähig, sie sollte bei der OP möglichst erhalten<br />
bleiben.)<br />
Versuche mit anderen Materialien, gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
anderem design, sowie mit zementloser Verankerung<br />
sollen bessere Dauerstabilität gewährleisten, doch ist<br />
der Beweis dafür schwierig zu erbringen, denn dazu<br />
ist eine Beobachtungszeit von 10-15 Jahren<br />
notwendig.<br />
(aus Debrunner 1994, 755)
Planung einer <strong>Hüfte</strong>ndoprothese<br />
Durchsichtige Schablonen dienen der<br />
Planung der Resektion (R) <strong>und</strong> der Auswahl<br />
der Implantate. Die Mitte des Kopfes steht<br />
meist auf der Höhe des Trochanter maior (T).<br />
Die Implantate sind auf der Schablone im<br />
Verhältnis 1.15 größer dargestellt als sie in<br />
Wirklichkeit sind. Dies entspricht der<br />
Vergrößerung des Skeletts auf dem<br />
Röntgenbild. Für jeden Prothesentyp gibt es<br />
besondere Schablonen.<br />
Die Schablone wird zuerst auf das<br />
Röntgenbild der ges<strong>und</strong>en Seite gelegt, damit<br />
die normalen anatomischen Verhältnisse so<br />
gut wie möglich wiederhergestellt werden<br />
können.<br />
Lage, Orientierung <strong>und</strong> Größe der Pfanne werden bestimmt, sodann Lage <strong>und</strong> Dimension des Schafts, der am<br />
besten in die Femurmarkhöhle passt. Referenzpunkte dabei sind die Trochanter.<br />
(aus Debrunner 1994, 755)
Überlebenskurve von Totalhüftendoprothesen<br />
Die durch Lockerung der Prothese induzierten Schmerzen sind der Hauptgr<strong>und</strong> für die mit den Jahren zunehmende<br />
Ausfallrate. Die Lockerung betrifft insbesondere die Pfannen <strong>und</strong> die Schäfte bei Männern, während die Schäfte der Frauen<br />
länger halten. Die primäre Verankerung spielt zweifellos eine bedeutende Rolle, doch finden offensichtlich an der Grenze zum<br />
Implantat ständige Knochenumbauvorgänge statt.<br />
(aus Debrunner 1994, 435)
Mögliche Komplikationen bei Totalendoprothesen am Beispiel des Hüftgelenks<br />
Die am meisten gefürchtete Komplikation ist die<br />
Infektion.<br />
Die häufigste Komplikation ist die Lockerung<br />
von Schaft, Pfanne oder beidem. Die<br />
Bemühungen auf dem Gebiet der Endoprothetik<br />
sind heute zur Hauptsache auf eine dauerhafte<br />
Verankerung der Implantate im Knochen<br />
gerichtet. Trotzdem ist das Problem noch nicht<br />
gelöst <strong>und</strong> die Prognose auf lange Sicht<br />
unsicher.<br />
Die übrigen Komplikationen neben den<br />
unmittelbaren Operationsgefahren sind: Bruch,<br />
Abrieb, Luxation, Verkalkung.Die Hüft-TEP ist<br />
die am besten entwickelte Endoprothese <strong>und</strong><br />
gibt die konstantesten Resultate.<br />
(aus Debrunner 1994, 435)
Komplikationen bei <strong>Hüfte</strong>ndoprothesen<br />
a/b Perforation des Femurschafts während der OP; dies kommt besonders bei ungenügender Exposition, z.B. bei adipösen Patienten<br />
u. bei Osteoporose<br />
c Luxation der Prothese in den ersten Tagen nach der OP; sofortige Reposition durch Zug am Bein in Längsrichtung ist meist möglich;<br />
Ursachen: Steilstellung der Pfanne, schwache oder fehlende Spannung der Weichteile (M. glutaeus med.), Rotationsfehler u. falsche<br />
Plazierung der Prothese<br />
d/e Periartikuläre Verkalkungen sieht man auf vielen Röntgenbildern, Wochen u. Monate n. der OP. Bei diesem 73jährigen Mann<br />
erscheinen 4 Wochen p.op. Die ersten wolkigen Kalkschatten im Bereich des M. glutaeus med. (d). Nach einem weiteren Jahr (e) sind<br />
die Verkalkungen inzwischen strukturiert u. verknöchert. Derart ausgedehnte Verkalkungen sind besonders am Anfang schmerzhaft u.<br />
blockieren die Beweglichkeit.<br />
(aus Debrunner 1994, 757)
Verschiedene Prinzipien für <strong>Knie</strong>endoprothesen<br />
a Unikompartimentaler Oberflächenersatz (Schlittenprothese). Bei Varusstellung ist oft das laterale Kompartiment erhalten, so dass<br />
nur das zerstörte mediale ersetzt werden muss. Eine Fehlstellung kann mit einem dickeren Implantat ausgeglichen werden.<br />
Analoges gilt für Valgusgonarthrosen<br />
b Oberflächenersatz, ganzes <strong>Knie</strong>, „non-constrained prothesis“. Die Stabilität des Gelenks wird durch den Bandapparat<br />
gewährleistet, das hintere Kreuzband bleibt oft erhalten. Die Stabilität der Implantate wird durch ihren guten flachen Sitz erreicht,<br />
häufig mit Zement. Da kein Scharnier eingebaut ist, wirken keine starken Biegekräfte auf das Implantatlager.<br />
c Höhere Stabilität des Gelenks, teilweise in die Prothese eingebaut (semi-constrained): tiefere Gleitbahn, stärker gewölbt, Führung<br />
interkondylär, Sperre gegen hintere Schublade als Ersatz des HKB. Auch die Implantate sind gegen Biegung stabilisiert durch<br />
intramedulläre Stiele.<br />
d Endoprothese mit eingebautem Scharniergelenk u. damit vollständig eigenstabil („fully constrained“).Wegen der starken<br />
Biegekräfte in seitlicher Richtung (Scharnier � Implantatlager) muss die Stabilität der Prothese im Knochen durch lange<br />
intramedulläre Stiele gesichert werden.<br />
(aus Debrunner 1994, 827)
Unikompartimentaler Gelenkflächenersatz<br />
Mediale Schlittenprothese, eingesetzt bei einer 69jährigen Patientin wg. Varusgonarthrose. Sitz <strong>und</strong><br />
Bewegungsumfang der Prothese, 13 Jahre später: a) ap-Bild, b) Seitenbild bei gestrecktem <strong>und</strong> c) bei<br />
gebeugtem <strong>Knie</strong>gelenk<br />
(aus Debrunner 1994, 827)
<strong>Knie</strong>gelenkersatz am Beispiel einer Totalendoprothese<br />
a) ap-Bild, b) Seitenbild bei gestrecktem u. c) bei gebeugtem <strong>Knie</strong>gelenk.<br />
Die normale Anatomie u. Funktion aller Gelenkflächen, auch des Femoropatellar-Gelenks soll<br />
möglichst erhalten bzw. nachgeahmt werden.<br />
Führung der Bewegung durch die erhaltenen Seitenbänder <strong>und</strong> das Design der Prothese: im<br />
Seitenbild ist die Gleitrinne im Polyäthylen der tibialen Gelenkfläche zu sehen, darunter der<br />
Metallsockel, hier einzementiert.<br />
(aus Debrunner 1994, 826)
Die patellaren Gleitflächen<br />
Wegen Schwierigkeiten mit dem Streckapparat wurden zunehmend auch die patellaren Gleitflächen, zuerst femurseitig, dann<br />
auch an der Patella selbst, ersetzt<br />
A TEP mit hohem Schild für die Patellagleitbahn<br />
B im Seitenbild ist auch die Patellaprothese sichtbar<br />
C Patellaprothese (Polyäthylen) im axialen Bild. Lateral artikuliert jedoch der Knochen mit der femoralen Gleitfläche der Prothese;<br />
ansonsten ist die Patella gut zentriert<br />
D diese Patella subluxiert aus der Prothesengleitrinne, eine häufige Störung bei <strong>Knie</strong>-TEPn. Andere Komplikationen sind<br />
Patellafrakturen, Usuren, Lockerungen der Patellaprothese. Die größten klinischen Probleme mit dem KG-Ersatz kommen von<br />
Streckapparat u. Patella (mit/ohne Patellaprothese)<br />
(aus Debrunner 1994, 831)<br />
c
Komplikationen bei <strong>Knie</strong>-TEP Implantationen<br />
� Infektionen<br />
� Gefäß- u. Nervenverletzungen<br />
� Technische Fehler bei der Implantation<br />
� Fehlstellungen<br />
� W<strong>und</strong>heilungsstörungen<br />
� Instabilität<br />
� Strecksteife, Beugekontrakturen<br />
� Luxationen u. Frakturen der Patella<br />
� Prothesenlockerung<br />
� Verschleiß der Implantate<br />
� Frakturen
Endoprothesenschul-Regeln<br />
1. Eine Endoprothese kann das natürliche Gelenk nie voll ersetzen!<br />
2. Schon einige Wochen nach der OP sind alle normalen Bewegungsabläufe möglich –<br />
Extreme sind jedoch zu vermeiden!<br />
3. Beim Sitzen sollen die <strong>Knie</strong>gelenke nie höher stehen als die <strong>Hüfte</strong>n (Gefahr der<br />
Ausrenkung der Prothese)!<br />
4. Das operierte Bein sollte im tägl. Leben möglichst gleichmäßig belastet werden;<br />
Bewegungsabläufe mit Kraftspitzen (plötzlich einwirkende oder auch maximale<br />
Belastungen) sind zu vermeiden!<br />
5. Das Tragen von Lasten, die mehr als 20% des eigenen Körpergewichts betragen, sollte<br />
vermieden werden!<br />
6. Der Endoprothesenträger muss bei veränderten äußeren Gegebenheiten mit erhöhter<br />
Sturzgefahr (z.B. nasser Boden, Glatteis) besondere Vorsicht an den Tag legen!<br />
7. Das Kunstgelenk muss stets vor der gefürchteten Komplikation einer eitrigen<br />
Entzündung geschützt werden! Daher ist bei zahnärztlichen oder urologischen<br />
Behandlungen immer ein besonderer Antibiotikaschutz erforderlich!
Endoprothesenschul-Regeln<br />
1. Bei unklaren, insbesondere zunehmenden Schmerzbildern im Bereich des<br />
Kunstgelenks, vor allem bei körperlichen Belastungen, sollte unverzüglich der<br />
betreuende Arzt konsultiert werden!<br />
2. Auch wenn subjektiv keine wesentlichen Beschwerden bestehen, sollte das künstliche<br />
Gelenk regelmäßig in jährlichen Abständen ärztlicherseits kontrolliert werden!<br />
3. Der Endoprothesenpass sollte, ebenso wie der Unfallausweis, immer bei sich getragen<br />
werden (auch auf Flugreisen, hier wegen der Sicherheitskontrollen an den Flughäfen)!
Kontraindikationen zum Sport mit Endoprothese<br />
� Nicht vorschriftsmäßige <strong>und</strong> nicht belastungsgerechte Situation der Prothese (z.B.<br />
exzentrische Position der Hüftprothesenspitze, knöcherne Abbauerscheinungen am<br />
calcar femoris)<br />
� Zustand nach Austauschoperation<br />
� Zustand nach Luxation der der Endoprothese<br />
� Durchgemachte tiefe W<strong>und</strong>infektion nach der Primäroperation<br />
� Instabilität einer oder beider Prothesenkomponenten (z.B. ausgeprägte Protrusions-<br />
oder Dysplasiepfanne; schenkelhalsüberschreitende Tumoren mit einliegender<br />
Krückstockalloplastik)<br />
� Ausgeprägte Beinlängendifferenzen, insbesondere bei mit Laufen verb<strong>und</strong>enen<br />
Sportarten wegen der teilweise erheblichen Belastungsasymmetrien (nicht z.B. beim<br />
Schwimmen!)<br />
� Osteoporose!?