pdf Inhalt 900 KB - Daniel Koch

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Inhalt Eine Artikelserie von Dr.med.vet. ECVS Daniel A. Koch Diagnostische Hilfestellung und ausgewählte Problemkreise 2 Der orthopädische Untersuchungsgang 3–11 Ein möglicher diagnostischer Zugang 12 Vorderbeinlahmheiten beim Hund 13–23 Hinterbeinlahmheiten beim Hund 24–32 Allgemeine Therapie von Gelenkleiden 33–35 Literaturverzeichnis/Adresse 36 PED_AF_Ringmappe_071002.indd 1 04.10.2007 14:14:32 Uhr

<strong>Inhalt</strong><br />

Eine Artikelserie von<br />

Dr.med.vet. ECVS <strong>Daniel</strong> A. <strong>Koch</strong><br />

Diagnostische Hilfestellung und ausgewählte Problemkreise 2<br />

Der orthopädische Untersuchungsgang 3–11<br />

Ein möglicher diagnostischer Zugang 12<br />

Vorderbeinlahmheiten beim Hund 13–23<br />

Hinterbeinlahmheiten beim Hund 24–32<br />

Allgemeine Therapie von Gelenkleiden 33–35<br />

Literaturverzeichnis/Adresse 36<br />

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Diagnostische Hilfestellung und ausgewählte Problemkreise<br />

<strong>Daniel</strong> A. <strong>Koch</strong><br />

Einleitende Bemerkungen<br />

In der orthopädischen Praxis gehören Lahmheitsabklärungen<br />

zum Alltag. Viele Probleme lassen sich mit einem strukturierten<br />

Untersuchungsgang lokalisieren. Diagnostische Hilfsmittel wie<br />

Röntgenaufnahmen, UItraschall oder CT/MRI sowie Blutuntersuchungen<br />

und Punktate helfen bei unklaren Fällen. Insbesondere<br />

Lahmheiten der Vorderbeine sind nicht einfach auf eine Ursache<br />

zurückzuführen. Hingegen ist zum Beispiel beim Hinterbein in<br />

ca. 70 % der Fälle die Lokalisation des Schmerzes am Kniegelenk<br />

(Abb. 1).<br />

Grafik: Mathias Haab, Vetsuisse-<br />

Fakultät Universität Zürich<br />

Abb. 1: Verteilungsmuster der Gelenkprobleme beim Hund auf der Basis von<br />

7000 Krankengeschichten aus der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich.<br />

Die Verteilung der Knochenverletzungen nach Unfällen ist in Abb. 2<br />

dargestellt. Diese sind nicht Gegenstand der hier vorliegenden Hilfen<br />

zur Aufarbeitung.<br />

Grafik: Mathias Haab, Vetsuisse-<br />

Fakultät Universität Zürich<br />

Abb. 2: Verteilungsmuster der Frakturen beim Hund auf der Basis von<br />

7000 Krankengeschichten aus der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich.<br />

Die nachfolgenden Kapitel sollen dabei helfen, die Untersuchung<br />

zu gliedern (Lahmheitsuntersuchung) und die Befunde in einem<br />

Algorithmus zur Diagnose zu führen. Häufig vorkommende<br />

Problemen werden aufgelistet. Am Ende der Lektüre soll Klarheit<br />

darüber bestehen, wie Lahmheiten beim Hund diagnostisch aufgearbeitet<br />

werden.<br />

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Der orthopädische Untersuchungsgang<br />

<strong>Daniel</strong> A. <strong>Koch</strong> (nach Vorlagen von Pierre Montavon und Urs Huwyler)<br />

Untersuchungsabfolge Manipulationen, Tests Hinweise zur Diagnose<br />

Anamnese Signalement • Rasseprädisposition<br />

• Grösse<br />

• Alter<br />

Anamnese • Erst offene Fragen stellen:<br />

Was ist das Problem?<br />

Besitzer erzählen lassen, dann<br />

• geschlossene Fragen:<br />

Seit wann Probleme?<br />

Schon früher gleiches Problem?<br />

Wie aufgetreten, Unfall?<br />

Wann ist die Lahmheit am stärksten?<br />

Lahmheit gleichbleibend oder schlimmer?<br />

„Vorbehandlung, Erfolg?“<br />

„Verwendung des Tieres?“<br />

Andere zielgerichtete Fragen zum Problemtyp<br />

Dackel: Diskus; BSH, DSH; Rottweiler, Retriever: ED; Dobermann:<br />

Wobbler usw.<br />

Kleine Hunde: PL nach medial, aseptische Femurkopfnekrose;<br />

grosse Hunde: PL nach lateral, ED, HD, <strong>KB</strong>R usw.)<br />

Junge Hunde: OCD, Panosteitis; alte Hunde:<br />

Arthrose, Tumoren, <strong>KB</strong>R usw.<br />

50 % aller Lahmheiten und 70 % aller Hinterbeinlahmheiten<br />

kommen aus dem Kniegelenk!<br />

Anfang Bewegung = degenerativ,<br />

Ende Bewegung = entzündlich<br />

Zehenschleifen, Mühe mit Treppenlaufen und Ins-Autospringen<br />

bei HD/Coxarthrose oder Cauda-equina-Syndrom<br />

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Der orthopädische Untersuchungsgang<br />

Untersuchungsabfolge Manipulationen, Tests Hinweise zur Diagnose<br />

Gang Aufstehen Nach langer Wartezeit oder Anamneseerhebung<br />

achten auf:<br />

• Aufstehvorgang<br />

• erste 2–3 Schritte<br />

Im Stehen • Stellung des Beines (Rotation, Position zum Körper)<br />

• Entlastung des Beines<br />

• Strecken des Kopfes<br />

• Aufkrümmen des Rückens,<br />

Hinterhand unter den Bauch<br />

• Achsabweichungen (Varus, Valgus)<br />

Im Gehen • 10–15 Meter im Schritt, dann im Trab auf ebener<br />

Unterlage vorführen lassen<br />

• Extremität bestimmen (ohne Belastung, kürzere<br />

Fussungsdauer, Kopf auf gesunde Seite)<br />

• ev. Kreise, Treppenlaufen, Springen,<br />

Laufen auf Kies<br />

• Lahmheitsgrad bestimmen (1–5°)<br />

Viele Lahmheiten sind sehr diskret, weswegen solche<br />

Momente nicht verpasst werden sollten; sie sprechen für<br />

degenerative Prozesse.<br />

Entlastung der Hinterbeine<br />

Entlastung der Vorderbeine<br />

Wachstumsstörungen (Radius curvus, Fugentrauma)<br />

Stützbeinlahmheit: eher distales Problem<br />

Hangbeinlahmheit: eher proximales Problem<br />

Intermittierendes Hinken hinten: PL wahrscheinlich<br />

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Der orthopädische Untersuchungsgang<br />

Untersuchungsabfolge Manipulationen, Tests Hinweise zur Diagnose<br />

Unter-<br />

suchung<br />

am<br />

stehenden<br />

Tier<br />

Kurzer<br />

Neurocheck<br />

Allgemeine Prinzipien:<br />

• von distal nach proximal untersuchen<br />

• Problemextremität zuletzt<br />

• Vergleichen mit Gegenseite<br />

• Tests wiederholen<br />

• schmerzhafte Tests am Schluss<br />

• Prüfung der Propriozeption aller Gliedmassen<br />

• Kopfdrehen in alle Richtungen<br />

• tiefe Palpation der Wirbelsäule<br />

• andere neurologische Untersuchungen, falls nötig<br />

Abb. 3: Neurologischer<br />

Kurzuntersuch: Extension<br />

der Halswirbelsäule.<br />

Wichtig ist das Ausschliessen eines neurologischen Problems<br />

wie z.B. Diskusvorfall.<br />

Abb. 4: Neurologischer<br />

Kurzuntersuch: tiefe Palpation<br />

der Lumbalwirbelsäule.<br />

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Der orthopädische Untersuchungsgang<br />

Untersuchungsabfolge Manipulationen, Tests Hinweise zur Diagnose<br />

Unter-<br />

suchung<br />

am<br />

stehenden<br />

Tier<br />

Hintergliedmassen<br />

• Zugtest an Tarsi<br />

• Schmerztest Zehen<br />

• Gelenkfüllungen, Zubildungen Tarsus<br />

• tiefe Palpation der Röhrenknochen<br />

• Palpation Kniescheiben, Druckdolenz Kniescheiben<br />

• Gelenkfüllungen, Zubildungen,<br />

Instabilitäten Kniegelenk<br />

• tiefe Palpation der Röhrenknochen<br />

• Oberschenkelbemuskelung<br />

• Extension, Abduktion, Flexion Hüftgelenk<br />

• Extension und Innenrotation Femur<br />

• Vergleich Abstand Tuber ischiadicum–<br />

Trochanter major<br />

• Hyperextension Becken<br />

Abb. 5: Prüfung und Ver-<br />

gleich der Standfestigkeit der<br />

Hinterbeine durch gleichzei-<br />

tigen Zug in der Tarsalbeuge.<br />

Bestimmen der lahmenden Seite<br />

Frakturen, Tumoren, Sesambeine<br />

OCD, Frakturen<br />

Panosteitis, Frakturen, Tumoren<br />

Patellarluxation (PL)<br />

<strong>KB</strong>R, PL, OCD usw.<br />

Panosteitis, Frakturen, Tumoren<br />

Allgemeiner Hinweis für Minderbelastung<br />

HD, Coxarthrose, Myopathien<br />

Iliopsoas-Strain<br />

Hüftgelenkluxation<br />

L/S, Spondylose, Frakturen<br />

Abb. 6: Prüfung und Vergleich<br />

der Kniegelenkfüllungen<br />

durch gleichzeitige Palpation<br />

medial und lateral der Patella<br />

und des Lig. patellare mittels<br />

Daumen und Zeigefinger.<br />

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Der orthopädische Untersuchungsgang<br />

Untersuchungsabfolge Manipulationen, Tests Hinweise zur Diagnose<br />

Unter-<br />

suchung<br />

am<br />

stehenden<br />

Tier<br />

Vordergliedmassen<br />

Abb. 7: Prüfung und Vergleich<br />

der Standfestigkeit der Vorder-<br />

beine durch gleichzeitigen Stoss<br />

an den Os carpi accessorii.<br />

• Stosstest Carpus<br />

• Schmerztest Zehen<br />

• Carpus: Füllung, Zubildungen<br />

• tiefe Palpation der Röhrenknochen<br />

• vergleichende Palpation der Ellbogen<br />

• Innen- und Aussenrotation der Ellbogen<br />

und Carpi im 90°-Winkel<br />

• Schultergelenk: Abduktion ist maximal 20° bei<br />

Streckung von Schulter- und Ellbogengelenk.<br />

• Bicepstest: tiefe Palpation mediales bei<br />

gebeugtem Schultergelenk und gestrecktem<br />

Ellbogengelenk oder Ansatz am Radius<br />

• Bemuskelung über Scapula<br />

Bestimmen der lahmenden Seite<br />

Frakturen, Tumoren, Sesambeine<br />

Hyperextensionstrauma, M. abd. Pol. L.<br />

Panosteitis, Frakturen, Tumoren<br />

ED, Luxation, Arthrose allg.<br />

ED, Luxation<br />

Mediale Luxation<br />

Tendovaginitis der Bicepssehne<br />

Allgemeiner Hinweis für Minderbelastung<br />

Abb. 8: Prüfung der medialen Stabilität<br />

des Schultergelenkes. Beim sitzenden<br />

Hund und gestreckter Gliedmasse ist<br />

die physiologisch normale Abduktion<br />

ca. 20°.<br />

Abb. 9: Druck- und Schmerz-<br />

prüfung der Bicepssehne in<br />

ihrem Ursprungsbereich an<br />

der Scapula und zwischen<br />

den Tuberculi beim flexierten<br />

Schulter- und gestreckten<br />

Ellbogengelenk.<br />

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Der orthopädische Untersuchungsgang<br />

Untersuchungsabfolge Manipulationen, Tests Hinweise zur Diagnose<br />

Unter-<br />

suchung<br />

am<br />

liegenden<br />

Tier<br />

Hintergliedmassen<br />

Zehengelenke:<br />

• Beugen/Strecken aller Zehengelenke<br />

• Überstrecken der Metatarsophalangealgelenke<br />

Metatarsus:<br />

• Palpation der Knochen Frakturen<br />

Tarsus (bei gebeugtem Kniegelenk):<br />

• normal 165° Extension, Flexion bis Metatarsi parallel<br />

Femur<br />

• Prüfung in Flexion: kurze Kollateralen<br />

• Prüfung in Extension: lange Kollateralen<br />

• Intertarsal- und Tarsometatarsalgelenke sollten<br />

stabil sein.<br />

• Druckdolenz medialer Talus bei Flexion<br />

Frakturen, Luxation, Seitenbandtrauma<br />

Sesamoid-Disease, Polyarthritis<br />

Kollateralbandrisse oder Malleolusfraktur (v.a. Katze)<br />

Kollateralbandrisse oder Malleolusfraktur (v.a. Katze)<br />

Trauma, Frakturen, Luxationen<br />

OCD medialer Rollkamm<br />

Tibia/Fibula:<br />

• Palpation Panosteitis, Frakturen, Tumoren<br />

Knie:<br />

• Beugen/Strecken (Krepitus/Schmerz)<br />

• Schubladentest und Tibia-Kompressions-Test bei<br />

leicht gebeugtem Kniegelenk<br />

• mediale tiefe Palpation<br />

• Rotation (normal 5–6° Innen- Aussenrotation<br />

• Stabilität der inneren und äusseren Kollateralen<br />

• Patella: Streckung Hüft- und Kniegelenk sowie<br />

Innenrotation für mediale PL, Beugung Hüft- und<br />

Kniegelenk sowie Aussenrotation für laterale PL<br />

Arthrose allgemein, Meniskusschaden, Salter-Harris-Frakturen<br />

<strong>KB</strong>R<br />

Meniskusschaden<br />

Erhöhte Rotation nach innen bei (partieller) <strong>KB</strong>R<br />

Patellarluxation<br />

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Untersuchungsabfolge Manipulationen, Tests Hinweise zur Diagnose<br />

Unter-<br />

suchung<br />

am<br />

liegenden<br />

Tier<br />

Abb. 10: Schubladentest<br />

des Kniegelenkes.<br />

Die Finger<br />

des Untersuchers<br />

fassen die Patella<br />

und die Fabellae mit<br />

der einen, Margo<br />

cranialis tibiae und<br />

Fibulakopf mit der anderen Hand. Ein positiver<br />

Schubladentest ist am ehesten in einer<br />

leicht gebeugten Stellung des Kniegelenkes<br />

auszulösen.<br />

Femur:<br />

• tiefe Palpation Panosteitis, Frakturen, Tumoren<br />

Hüftgelenk:<br />

• Rotation des Hüftgelenkes (Krepitus, Dolenz,<br />

abnorme Bewegung)<br />

• volle Streckung, Auslösen Dolenz<br />

• Streckung/Innenrotation dolent<br />

• tiefe Palpation M. pectineus<br />

• Ortolani-Test: Adduktion, Subluxation, unter Druck<br />

Abduktion ➜ Plopp<br />

• Bardens-Test: Subluxation am proximalen Femur<br />

(für Junghunde)<br />

• Verhältnis Trochanter major–Tuber ischiadicum<br />

prüfen<br />

Arthrose, Legg-Perthes, Frakturen, Luxationen, Tumoren<br />

HD, Coxarthrose<br />

Myositis M. iliopsoas<br />

HD, Coxarthrose<br />

HD<br />

HD<br />

Der orthopädische Untersuchungsgang<br />

Hüftgelenkluxation, Femurkopffraktur, Azetabulumfraktur<br />

Abb. 11: Untersuchung eines<br />

Zwerghundes auf Patellarluxation<br />

in bequemer Seitenlage.<br />

Der Untersucher fasst das<br />

Abb. 13: Schema<br />

Tarsalgelenk mit der einen,<br />

des Beckens und<br />

das Kniegelenk mit der ande-<br />

des proximalen Femurs aus seitlicher Sicht.<br />

ren Hand.<br />

Bei der Prüfung auf eine mögliche Femurkopfluxation<br />

werden die relativen Positionen<br />

Abb. 12: Ortolani-Test zur von Tuber sacrale, Tuber ischium und Tro-<br />

Prüfung der Hüftgelenkchanter major der linken und rechten Seite<br />

dysplasie (aus Brinker, Flo, verglichen. Grafik: Mathias Haab, Vetsuisse-<br />

Piermattei, 1997). Fakultät Universität Zürich.<br />

Abb. 10–14<br />

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Der orthopädische Untersuchungsgang<br />

0<br />

Untersuchungsabfolge Manipulationen, Tests Hinweise zur Diagnose<br />

Unter-<br />

suchung<br />

am<br />

liegenden<br />

Tier<br />

Vordergliedmassen<br />

Zehengelenke:<br />

• Beugen/Strecken aller Zehengelenke<br />

• Überstrecken der Metatarsophalangealgelenke<br />

Carpus:<br />

• normal: 30° Flexion, 10° Extension, in Flexion 5°<br />

Valgus, 15° Varus<br />

• Schubladenphänomen (nur Katze)<br />

• Finkelstein-Test<br />

Frakturen, Luxation, Seitenbandtrauma<br />

Sesamoid-Disease, Polyarthritis<br />

Hyperextensionstrauma<br />

Medialer Kollateralbandriss<br />

M. abductor pollicis longus<br />

Radius/Ulna:<br />

• Palpation Frakturen, Panosteitis, Tumoren, HOD (distal)<br />

Ellbogen:<br />

• Beugung/Streckung: Krepitus, Dolenz<br />

• Extension, Auslösen Schmerz<br />

Arthrose, ED, Frakturen (Salter Harris, lateraler Kondylus)<br />

FCP, OCD, LPA (vor allem Erguss lateral, DSH)<br />

Humerus:<br />

• Palpation Frakturen, Panosteitis, Tumoren<br />

Schultergelenk:<br />

• Flexion, Extension, Abduktion<br />

• Extension, Auslösen von Schmerz<br />

• tiefe Palpation der Sehne des M. biceps<br />

• Lage Tuberculum majus-Akromion<br />

Arthrose, OCD, Avulsion M. biceps, Tendovaginitis, Lux<br />

Tendovaginitis der Bicepssehne<br />

Luxation, Subluxation<br />

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Untersuchungsabfolge Manipulationen, Tests Hinweise zur Diagnose<br />

Weiterführende<br />

diagnostische Methoden<br />

Abb. 14: Boxer mit Schwellungen am distalen<br />

medialen Radius. Es handelt sich um eine Ten-<br />

dovaginitis des M. abductor pollicis longus.<br />

• neurologischer Untersuchungsgang<br />

• Röntgen<br />

• Ultraschall (Muskeln)<br />

• Computertomografie<br />

• Magnetresonanz-Imaging<br />

• Arthroskopie<br />

• Biopsien<br />

Abb. 15: Junger Leonberger mit generalisierter<br />

Schwellung am distalen Radius und systemischer<br />

Krankheit: hypertrophe Osteodystrophie.<br />

Der orthopädische Untersuchungsgang<br />

Abb. 16: Prüfung der Seitenbänder des Ellbo-<br />

gengelenkes in 90°-Flexion von Ellbogen und<br />

Carpus sowie des normalen Bewegungsum-<br />

fangs. Grafik: Mathias Haab, Vetsuisse-Fakultät<br />

Universität Zürich.<br />

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Ein möglicher diagnostischer Zugang<br />

<strong>Daniel</strong> A. <strong>Koch</strong><br />

Im Rahmen der Untersuchung führen neue Erkenntnisse zu<br />

einer Reduktion der Verdachtsdiagnosen und schliesslich zu einer<br />

Diagnose. Erfahrungsgemäss liefern orthopädischer Untersuchungsgang<br />

und Röntgenbilder schmerzhafter Gelenke oder<br />

Knochen eine sichere Diagnose. Bei den Hinterbeinlahmheiten<br />

sind viele Fälle dann aufgeklärt. Bei den Vorderbeinlahmheiten<br />

bleiben dennoch rund 20 % bis 30 % der Fälle, bei denen eine<br />

Erweiterung der Datenbasis notwendig wird. Diese Erweiterung<br />

hängt davon ab, welche Verdachtsrichtung besteht und wie viel<br />

Kosten und Aufwand betrieben werden sollen.<br />

Allgemeines diagnostisches Vorgehen bei Lahmheiten<br />

Abb. 17:<br />

1 Toxoplasmose, Ehrlichiose, Leishmaniose, Neosporose; ANA,<br />

Rheumafaktoren, Antikörper auf Myasthenia gravis<br />

2 Okzipitalpunktion und sofortige frische Untersuchung<br />

3 Aseptische Vorbereitung und Ausstrich des frischen Punktates,<br />

Rest in EDTA<br />

Massnahmen Entscheide<br />

1 Allgemeinuntersuchung inkl.<br />

orthopädischer und neurologischer<br />

Untersuchung<br />

2 Röntgen schmerzhafter Gelenke<br />

oder Knochen<br />

3a Je nach Verdacht und<br />

Lokalisation:<br />

• serologische Untersuchung 1<br />

• EMG<br />

• Liquoruntersuchung 2<br />

• Kontraststudie Rückenmark<br />

• Muskel-/Nervenbiopsie<br />

• Ultraschall<br />

• CT, MRI<br />

3b In der betroffenen Region:<br />

• Gelenkspunktat 3<br />

• Arthroskopie<br />

• Ultraschall<br />

• CT, MRI<br />

• serologische Untersuchung 1<br />

3c • serologische Untersuchung 1<br />

• Punktate verschiedener<br />

Gelenke 3<br />

• Thorax- und Abdomenröntgen<br />

• Szintigrafie<br />

• TSH-Stimulationstest<br />

• Cortisol-Messung<br />

• allgemeines Screening<br />

Chemie/Hämatologie<br />

Diagnose ➜ Therapie<br />

Keine Diagnose ➜ 2<br />

Diagnose ➜ Therapie<br />

Keine Diagnose, aber<br />

• neurologisch auffällig: 3a<br />

• orthopädisch auffällig: 3b<br />

• keine Auffälligkeiten: 3c<br />

Diagnose ➜ Therapie<br />

Keine Diagnose ➜ 3b oder 3c<br />

Diagnose ➜ Therapie<br />

Keine Diagnose ➜ 3a oder 3c<br />

Diagnose ➜ Therapie<br />

Keine Diagnose ➜ 3a oder 3b<br />

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Vorderbeinlahmheiten beim Hund<br />

<strong>Daniel</strong> A. <strong>Koch</strong><br />

Eine diagnostische Herausforderung<br />

Hunde halten rund zwei Drittel ihres Gewichtes auf den Vorderbeinen.<br />

Wegen dieser Verteilung ist es offensichtlich, dass<br />

sich Probleme an den Vorderbeinen stärker äussern als an den<br />

Hinterbeinen. Vorderbeinlahmheiten sind für den Tierarzt<br />

echte Herausforderungen. Nicht immer gelingt es auf Anhieb,<br />

das Problem zu lokalisieren oder gar zu beschreiben. Ein recht<br />

grosser Anteil der Vorderbeinlahmheiten ist nicht auf den<br />

Muskel-/Skelettapparat zurückzuführen, sondern hat seinen<br />

Ursprung im Nervengewebe, weswegen nicht nur die Gliedmassen,<br />

sondern auch die Wirbelsäule und das Gehirn untersucht<br />

werden müssen. Die vollständige diagnostische Aufarbeitung<br />

kann deswegen aufwändig und teuer werden.<br />

Häufige Diagnosen und Behandlungsmöglichkeiten<br />

Die Reihenfolge der unten aufgeführten Krankheitsbilder entspricht<br />

nach unserer Erfahrung der Wahrscheinlichkeit des<br />

Auftretens. Am Schluss sind weitere, vor allem traumatisch bedingte<br />

Diagnosen aufgeführt.<br />

ELLBoGENDySPLASIE<br />

➜ Signalement<br />

Junge Hunde grosser Rassen sind betroffen, vor allem männliche<br />

Tiere. Fragmentierter Processus coronoideus (FCP) und<br />

Osteochondrose (OCD) bei Retrievern, Rottweilern und Berner<br />

Sennenhunden. Lösgelösten Processus anconaeus (LPA) sieht<br />

man beinahe ausschliesslich bei Doggen und Deutschen Schäferhunden.<br />

➜ Anamnese<br />

Progressiver Verlauf, Anlauflahmheit, oft Überfütterung<br />

➜ Untersuchung<br />

Dolent bei Extension und leichter Aussenrotation, manchmal<br />

Füllung des Gelenkes zu spüren; bilaterale Veränderungen<br />

(FCP, OCD) sind nicht selten.<br />

➜ Röntgen<br />

Typische Veränderungen der ED, Arthrose zuerst am Proc. anconaeus.<br />

Röntgen ist nicht immer diagnostisch.<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Arthroskopie, CT; Schultergelenke prüfen.<br />

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Vorderbeinlahmheiten beim Hund<br />

➜ Therapie<br />

Meistens Arthroskopie oder Arthrotomie und Entfernung<br />

Coronoid, OCD-Läsion oder Proc. anconaeus (selten Fixierung)<br />

➜ Prognose<br />

Sehr vorsichtig, am besten noch bei OCD<br />

Abb. 18: FCP: unregelmässige<br />

Begrenzung des medialen Coronoids.<br />

Abb. 19: OCD: Einkerbung<br />

und Sklerosierung am medialen<br />

Humerus.<br />

Abb. 20: LPA: Trennung von<br />

Olecranon und Processus<br />

anconaeus über das Alter<br />

von 5 Mt. hinaus.<br />

Abb. 21: Ellbogenarthrose:<br />

Veränderungen an Proc.<br />

anconaeus, Radiuskopf,<br />

Sklerosierung im Bereich der<br />

Incisura semilunaris.<br />

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SCHULTER-oCD<br />

➜ Signalement<br />

Junge Hunde grosser Rassen sind betroffen, vor allem männliche<br />

Tiere; siehe auch Rasseprädilektion bei ED sowie Border<br />

Collie.<br />

➜ Anamnese<br />

Progressiver Verlauf, Anlauflahmheit, oft Überfütterung<br />

➜ Untersuchung<br />

Dolent bei Flexion und Aussenrotation des Schultergelenkes;<br />

Röntgen: kaudozentrale Abflachung am Humeruskopf<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Meistens nicht notwendig, sonst Arthroskopie oder Arthrogramm<br />

➜ Therapie<br />

Meistens Arthroskopie oder Arthrotomie und Entfernung<br />

OCD-Läsion, Kürettage<br />

➜ Prognose<br />

Vorsichtig bis günstig<br />

Vorderbeinlahmheiten beim Hund<br />

Abb. 22: Schulter-OCD: grosse Einkerbung im kaudozentralen<br />

Humerus.<br />

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Vorderbeinlahmheiten beim Hund<br />

PANoSTEITIS<br />

➜ Signalement<br />

Mittelgrosse bis grosse Hunde im Alter von 6–14 Monaten<br />

➜ Untersuchung<br />

Druckdolenz an langen Röhrenknochen in Ellbogen-Nähe;<br />

möglicherweise wechselnde Lahmheiten an verschiedenen<br />

Extremitäten<br />

➜ Röntgen<br />

Wolkenartige endosteale Röntgendichteerhöhung, meist erst<br />

3–4 Wochen nach der Lahmheit beobachtbar<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Keine<br />

➜ Therapie<br />

Ruhigstellung, NSAIDs, Futtermenge reduzieren<br />

➜ Prognose<br />

Sehr günstig<br />

Abb. 23: Panosteitis: endosteale Dichtezunahme, wolkig.<br />

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HALSDISKUS<br />

➜ Signalement<br />

Aktive Hunde, oft im Sport eingesetzt; Dackel, Beagle,<br />

Schäferhunde, Dobermann (zervikale Spondylopathie)<br />

➜ Untersuchung<br />

Halsbiegeschmerz, unklare Lahmheit vorne einseitig oder<br />

beidseitig; manchmal auch nur Hintergliedmassen betreffend;<br />

Normo- bis Hyporeflexie an Vordergliedmassen; Hyperreflexie<br />

an Hintergliedmassen<br />

➜ Röntgen<br />

Oft unauffällig; unter Umständen ist enger Intervertebralspalt<br />

zu sehen; oft ist der Diskus im Bereich C5 bis C7.<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Myelografie, CT, MRI<br />

➜ Therapie<br />

Steroide und Physiotherapie bei leichten Fällen ohne Motorikausfall;<br />

chirurgische Dekompression und allenfalls Stabilisierung<br />

bei Rezidiven und beginnendem Motorikverlust<br />

➜ Prognose<br />

Vorsichtig bis günstig<br />

Vorderbeinlahmheiten beim Hund<br />

Abb. 24: Halsdiskus bei einem Deutschen Schäferhund: verengter<br />

Intervertebralspalt zwischen C6 und C7; Abweichung der Kontrastmittelsäule<br />

nach dorsal.<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 17 04.10.2007 14:14:43 Uhr


Vorderbeinlahmheiten beim Hund<br />

PoLyARTHRITIS<br />

➜ Signalement<br />

Alle Rassen. Kleine kurzhaarige Hunde sind häufiger betroffen.<br />

➜ Anamnese<br />

Wechselnde Position der Lahmheit. Teilweise laufen die Hunde<br />

wie auf Eiern (sehr schmerzhaft). Ev. vorausgehende oder<br />

gleichzeitige systemische Krankheit (Fieber, Lymphadenopathie,<br />

Anorexie, Apathie).<br />

➜ Untersuchung<br />

Mehrere Gelenke schmerzhaft. Häufiger sind die distalen Gelenke<br />

betroffen. Teilweise deutlicher Gelenkerguss.<br />

➜ Röntgen<br />

Oft kaum Veränderungen sichtbar. tlw; Weichteilschwellung<br />

oder Gelenkerguss; bei erosiven Polyarthritiden subchondrale<br />

Knochenerosionen, zystische Aufhellungen, Subluxation und<br />

Deformation von Gelenken sichtbar<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Punktion mehrerer Gelenke obligatorisch; bei wenig Synovia<br />

direkt Ausstrich des frischen Punktats; Serologie, Bakteriologie,<br />

Thorax- und Abdomenröntgen sowie Ultraschall vom Abdomen<br />

zwecks Unterscheidung oder Ausschluss von infektiösen<br />

und nicht infektiösen Ursachen notwendig<br />

➜ Therapie<br />

Sehr variabel. Primärproblem beheben. Antibiotika bei infektiösen<br />

Ursachen, Immunsuppressiva bei nicht infektiösen Polyarthritiden.<br />

Teilweise lebenslange Therapien.<br />

➜ Prognose<br />

Vorsichtig bis günstig<br />

Abb. 25: Polyarthritis:<br />

zytologisches Bild eines<br />

Gelenkpunktates mit<br />

erhöhter Zellzahl,<br />

Neutrophilie ohne<br />

Degeneration.<br />

Bild: Institut für Tier-<br />

pathologie, Vetsuisse-<br />

Fakultät Universität<br />

Zürich.<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 18 04.10.2007 14:14:43 Uhr


TENDoVAGINITIS DER BICEPSSEHNE<br />

➜ Signalement<br />

Mittelalte und ältere Hunde grosser Rassen<br />

➜ Anamnese<br />

Progressiver Verlauf, Anlauflahmheit<br />

➜ Untersuchung<br />

Dolent bei Flexion der Schulter und Extension des Ellbogens<br />

und gleichzeitig tiefer Palpation der proximalen Bicepssehne,<br />

manchmal auch bei Zug an distalem Anteil der Sehne<br />

➜ Röntgen<br />

Nicht immer sehr klar; oft falsch positive Diagnose wegen leichter<br />

Verschattungen<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Ultraschall, Arthroskopie<br />

➜ Therapie<br />

NSAIDS und Ruhigstellung; falls kein Erfolg: Depotcortison<br />

intraartikulär oder Befreiung der proximalen Sehne aus dem<br />

Gelenk und Fixierung am Humerus oder an anderer Sehne<br />

➜ Prognose<br />

Vorsichtig günstig<br />

Vorderbeinlahmheiten beim Hund<br />

Abb. 26: Tendovaginitis der Bicepssehne: Verkalkungen in<br />

der Ursprungssehne, oft radiologisch nicht eindeutig.<br />

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Vorderbeinlahmheiten beim Hund<br />

oSTEoSARKoM<br />

➜ Signalement<br />

Grosse meist ältere Hunde; Prädilektion für Irish Wolfhound<br />

➜ Untersuchung<br />

Schwellung distaler Radius oder proximaler Humerus<br />

(ellbogenfern), dolent; oft akutes Auftreten, Spontanfrakturen<br />

möglich<br />

➜ Röntgen<br />

Lytische Zonen mit Proliferationen und Anhebungen des<br />

Periosts, Kortexdestruktion, Sunburst-Phänomen<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Biopsie, Thoraxröntgen<br />

➜ Therapie<br />

Meist zu spät bei Auftreten von klinischen Erscheinungen;<br />

Amputation und Bestrahlung oder Chemotherapie<br />

➜ Prognose<br />

Ungünstig bis infaust<br />

0<br />

Abb. 27: Osteosarkom distaler Radius: Proliferation,<br />

Lyse, Kortexverlust.<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 20 04.10.2007 14:14:45 Uhr


TENDoVAGINITIS DES M. ABDUCToR<br />

PoLLICIS LoNGUS<br />

➜ Signalement<br />

Mittelalte mittelgrosse Hunde; Prädilektion für Retriever, Boxer<br />

➜ Untersuchung<br />

Typische dolente Schwellung medial und proximal des Radiokarpalgelenkes,<br />

Finkelstein-Test; chronischer Verlauf<br />

➜ Röntgen<br />

Weichteilschatten-Zunahme bis knöcherne Zubildungen im Bereich<br />

der Endsehne des M. abductor pollicis longus<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

CT<br />

➜ Therapie<br />

Steroid-Injektion in Sehne und 6 Wochen Ruhigstellung; bei<br />

Misserfolg chirurgisches Debridement<br />

➜ Prognose<br />

Vorsichtig bis günstig<br />

Vorderbeinlahmheiten beim Hund<br />

Abb. 28: Tendovaginitis des M. abductor pollicis<br />

longus: typische Proliferation am medialen distalen<br />

Radius.<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 21 04.10.2007 14:14:45 Uhr


Vorderbeinlahmheiten beim Hund<br />

SESAMoID-DISEASE<br />

➜ Signalement<br />

Oft Rottweiler, selten andere Hunde<br />

➜ Untersuchung<br />

Schmerz bei Streckung der Metacarpophalangealgelenke (auch<br />

an Hinterextremität möglich); vorwiegend 2. und 5. Zehe<br />

➜ Röntgen<br />

Irreguläre Begrenzung des 2. und 7. Sesambeines in der Flexorsehne<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Keine<br />

➜ Therapie<br />

NSAIDs; wenn kein Erfolg, Exzision der betroffenen Sesambeine<br />

➜ Prognose<br />

Vorsichtig bis günstig<br />

Abb. 29: Sesamoid-Disease: chronische Veränderungen an<br />

Sesambein 2 resp. 7<br />

(aus Zabka, <strong>Koch</strong> et al., SAT 1999).<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 22 04.10.2007 14:14:46 Uhr


NERVENSCHEIDENTUMoREN<br />

➜ Signalement<br />

Alle Rassen betroffen; oft ältere Patienten<br />

➜ Untersuchung<br />

Dolent unter Schulterblatt; manchmal ist Tumor spürbar; Monoparese;<br />

Hyporeflexie<br />

➜ Röntgen<br />

Keine Besonderheiten<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Ultraschall, CT, MRI<br />

➜ Therapie<br />

Bestrahlung; eventuell Exzision und Nervennaht möglich<br />

➜ Prognose<br />

Schlecht<br />

Weitere mögliche Diagnosen<br />

Vorderbeinlahmheiten beim Hund<br />

Frakturen, Luxationen (Ellbogen, Schulter); Hyperextensionstrauma<br />

Carpus, Seitenbandtrauma/Instabilität Carpus,<br />

hypertrophe Osteodystrophie, retinierte Knorpelzapfen,<br />

Radius curvus Syndrom, andere Formen der Ellbogendysplasie,<br />

Avulsion des Tuberculum supraglenoidale, Muskelkontraktur<br />

M. infraspinatus oder supraspinatus, anderer Weichteiltumor,<br />

Plexusschaden nach Trauma von vorne, Diskospondylitis,<br />

atlantoaxiale Subluxation.<br />

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Hinterbeinlahmheiten beim Hund<br />

<strong>Daniel</strong> A. <strong>Koch</strong><br />

Das Kniegelenk als ort der wahrscheinlichsten<br />

Diagnosen<br />

Im Gegensatz zu den Vorderbeinen stellen Hinterbeinlahmheiten<br />

selten diagnostische Probleme. Die meisten Ursachen<br />

sind im Kniegelenk, dann im Hüftgelenk zu suchen. Bei beiden<br />

Gelenken sind Röntgenbilder meist diagnostisch. Einige wenige<br />

seltene Krankheitsbilder und die Abgrenzung zu neurologischen<br />

Problemen können Schwierigkeiten bieten.<br />

Häufige Diagnosen<br />

und Behandlungsmöglichkeiten<br />

Die Reihenfolge der unten aufgeführten Krankheitsbilder entspricht<br />

nach unserer Erfahrung der Wahrscheinlichkeit des<br />

Auftretens. Am Schluss sind weitere, vor allem traumatisch bedingte<br />

Diagnosen aufgeführt.<br />

MUSKELFIBRoSE M. GRACILIS<br />

➜ Signalement<br />

Deutsche Schäferhunde (es wird beinahe ausschliesslich diese<br />

Rasse betroffen sein) ab dem 4. Lebensjahr<br />

➜ Untersuchung<br />

Typischer Gang mit Aussenrotation des Tarsus und Innenrotation<br />

des Knies in der Vorführphase, derbe und schmerzhafte<br />

Stränge anstelle der betroffenen Muskeln (M. gracilis, M. semimenbranosus,<br />

M. semitendinosus)<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Ultraschall<br />

➜ Therapie<br />

Physiotherapie, Akupunktur, NSAIDs (mit dem Ziel der Verlangsamung<br />

des postulierten Immunprozesses)<br />

➜ Prognose<br />

Schlecht (Muskelresektion und Steroide bringen nur kurzzeitigen<br />

Erfolg)<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 24 04.10.2007 14:14:46 Uhr


VoRDERER KREUZBANDRISS<br />

➜ Signalement<br />

Grosse Hunde, übergewichtige Hunde, mittelalt bis alt; oft<br />

chronischer Verlauf, meist keine Trauma-Anamnese<br />

➜ Untersuchung<br />

Positives Schubladenphänomen bei komplettem Riss; partielle<br />

Risse zeigen oftmals nur Dolenzen bei Streckung und Innenrotation,<br />

Meniskusklick und deutliche Schmerzen beim Umklappen<br />

des medialen Hornes.<br />

➜ Röntgen<br />

Schwellung Kniegelenk; oftmals bereits Arthrose; selten Subluxation<br />

des Gelenkes<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Keine<br />

➜ Therapie<br />

Operation TTA/TPLO oder Bandersatz<br />

➜ Prognose<br />

Günstig; oftmals auch anderes Bein betroffen<br />

Hinterbeinlahmheiten beim Hund<br />

Abb. 30: Kreuzbandriss: Erguss im Kniegelenk, vor allem deutlich<br />

sichtbar im kaudalen Kompartiment, leichte Arthrosebildung.<br />

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Hinterbeinlahmheiten beim Hund<br />

HüFTGELENKDySPLASIE/CoxARTHRoSE<br />

➜ Signalement<br />

Mittelgrosse bis grosse Hunde, Beginn der Probleme oft im ersten<br />

Lebensjahr als Ausdruck der Dysplasie, später zunehmende<br />

Probleme wegen Arthrose<br />

➜ Untersuchung<br />

Kurze Schritte, Unwilligkeit zum Springen, auch ins Auto,<br />

Zehenschleifen, Muskelhypotrophie beidseits, Extensionsschmerz<br />

und Abduktionsschmerz Hüftgelenke, manchmal<br />

prominenter und dolenter M. popliteus; bei jungen Hunden:<br />

positiver Ortolani-Test<br />

➜ Röntgen<br />

Anzeichen der Dysplasie mit inkongruenter Kopfform, Subluxation,<br />

subchondraler Sklerose am kranialen Azetabularrand,<br />

flacher Pfanne; bei Arthrose zusätzliche Osteophyten am Azetabulum<br />

und Femurhals (Morganlinie), Kopfdeformation<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Abgrenzung von neurologischen und Knieproblemen<br />

➜ Therapie<br />

Junge Hunde: konservativ (siehe unten), dreifache Beckenschwenkung<br />

(TPO bei vorhandener Überdachung ohne Arthrose),<br />

Hüftprothese (zementfrei);<br />

erwachsene Hunde: konservativ (siehe unten), Pektineusmyektomie,<br />

Iliopsoastenotomie, Neurektomie der Gelenkkapsel<br />

(PIN), Hüftprothese;<br />

alle Hunde (und Katzen) unter 15 kg Körpergewicht: Eine Femurkopfresektion<br />

kann gute Resultate zeigen.<br />

➜ Prognose<br />

Die beste Schmerzfreiheit<br />

wird mit einer Hüftprothese<br />

erreicht. Gut ausgewählte<br />

Fälle sind gute Indikationen<br />

für eine TPO. Die mit PIN<br />

oder konservativ behandelten<br />

Hunde bekommen eine<br />

Schmerzlinderung.<br />

Abb. 31: Deutscher<br />

Schäferhund mit beidseitiger<br />

Coxarthrose.<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 26 04.10.2007 14:14:47 Uhr


CAUDA-EqUINA-KoMPRESSIoNSSyNDRoM<br />

➜ Signalement<br />

Schäferhunde, zunehmend auch andere mittelgrosse bis grosse<br />

Rassen ab ca. 5. Lebensjahr<br />

➜ Untersuchung<br />

Ähnliche Symptomatik wie Coxarthrose, aber zusätzlich:<br />

Rückenschmerzen im Übergang von Lumbal- zu Sakralwirbelsäule,<br />

schlaffer Schwanz, oft begleitet von neurologischen Teilausfällen<br />

wie Propriozeptionsdefizite hinten, Inkontinenz<br />

➜ Röntgen<br />

Spondyle L/S oder LW 5/6, manchmal Spondylolisthesis erkennbar,<br />

Facettenarthrose<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Epidurogramm, MRI, CT<br />

➜ Therapie<br />

Leichte Fälle: Physiotherapie, NSAIDs; Patienten mit neurologischen<br />

Defiziten und Rezidive: dorsale Dekompression oder<br />

Stabilisierung der Wirbel (Schrauben, winkelstabile Platte)<br />

➜ Prognose<br />

Vorsichtig günstig<br />

Hinterbeinlahmheiten beim Hund<br />

Abb. 32: Schäfermischling mit Kompression durch hypertrophiertes<br />

Ligament im Übergang von Lumbal- zu Sakralwirbelsäule.<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 27 04.10.2007 14:14:48 Uhr


Hinterbeinlahmheiten beim Hund<br />

oSTEoSARKoM<br />

➜ Signalement<br />

Grosse meist ältere Hunde<br />

➜ Untersuchung<br />

Schwellung und Dolenz distaler Femur (werden manchmal als<br />

Kreuzbandriss vorgestellt), Spontanfrakturen der Tibia<br />

➜ Röntgen<br />

Lytische Zonen mit Proliferationen und Anhebungen des Periosts,<br />

Kortexdestruktion, Sunburst-Phänomen<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Biopsie, Thoraxröntgen<br />

➜ Therapie<br />

Meist zu spät bei Auftreten von klinischen Erscheinungen; Amputation<br />

und Bestrahlung oder Chemotherapie<br />

➜ Prognose<br />

Ungünstig bis infaust<br />

Abb. 33: Setter mit Osteosarkom distaler Femur.<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 28 04.10.2007 14:14:48 Uhr


oSTEoCHoNDRoSE KNIEGELENK<br />

➜ Signalement<br />

Grosse Hunde, vor allem Schäferhunde und Molosser, Alter<br />

7–12 Monate; schnell gewachsen<br />

➜ Untersuchung<br />

Schwellung Kniegelenk, Dolenz lateral<br />

➜ Röntgen<br />

Abflachung im lateralen Kondylus<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Arthroskopie<br />

➜ Therapie<br />

Kürettage<br />

➜ Prognose<br />

Vorsichtig günstig (die Rasseprädilektion und das veränderte<br />

Mikroklima begünstigen einen späteren Kreuzbandriss)<br />

Abb. 34: Acht Monate alter Rhodesian Ridgeback mit Osteochondrose<br />

am lateralen Femurrollkamm.<br />

Hinterbeinlahmheiten beim Hund<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 29 04.10.2007 14:14:49 Uhr


Hinterbeinlahmheiten beim Hund<br />

oSTEoCHoNDRoSE TARSALGELENK<br />

➜ Signalement<br />

Gleiche Rassen wie bei Osteochondrose Kniegelenk<br />

➜ Untersuchung<br />

Schwellung medial und kranial, jeweils distal des Malleolus<br />

➜ Röntgen<br />

Undeutliche Kortexdestruktion auf dem medialen Talusrollkamm,<br />

beginnende Arthrose<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

CT, Arthroskopie bei grossen Rassen möglich<br />

➜ Therapie<br />

Kürettage<br />

➜ Prognose<br />

Vorsichtig<br />

0<br />

Abb. 35: Arthrose des Talocruralgelenkes nach Osteochondrose<br />

des Talusrollkammes.<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 30 04.10.2007 14:14:49 Uhr


PANoSTEITIS<br />

(siehe auch Vordergliedmassen)<br />

➜ Signalement<br />

Mittelgrosse bis grosse Hunde im Alter von 6–14 Monaten<br />

➜ Untersuchung<br />

Druckdolenz an langen Röhrenknochen fern des Knies; möglicherweise<br />

wechselnde Lahmheiten an verschiedenen Extremitäten<br />

➜ Röntgen<br />

Wolkenartige endosteale Röntgendichteerhöhung, meist erst 3–4<br />

Wochen nach der Lahmheit beobachtbar<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Keine<br />

➜ Therapie<br />

Ruhigstellung, NSAIDs, Futtermenge reduzieren<br />

➜ Prognose<br />

Sehr günstig<br />

Hinterbeinlahmheiten beim Hund<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 31 04.10.2007 14:14:49 Uhr


Hinterbeinlahmheiten beim Hund<br />

PoLyARTHRITIS<br />

(siehe auch Vorderbeinlahmheiten)<br />

➜ Signalement<br />

Alle Rassen. Kleine kurzhaarige Hunde sind häufiger betroffen.<br />

➜ Anamnese<br />

Wechselnde Position der Lahmheit. Teilweise laufen die Hunde<br />

wie auf Eiern (sehr schmerzhaft). Ev. vorausgehende oder<br />

gleichzeitige systemische Krankheit (Fieber, Lymphadenopathie,<br />

Anorexie, Apathie).<br />

➜ Untersuchung<br />

Mehrere Gelenke schmerzhaft. Häufiger sind die distalen Gelenke<br />

betroffen. Teilweise deutlicher Gelenkerguss.<br />

➜ Röntgen<br />

Oft kaum Veränderungen sichtbar; tlw. Weichteilschwellung<br />

oder Gelenkerkuss; bei erosiven Polyarthritiden subchondrale<br />

Knochenerosionen, zystische Aufhellungen, Subluxation und<br />

Deformation von Gelenken sichtbar<br />

➜ Erw. Diagnostik<br />

Punktion mehrerer Gelenke obligatorisch; bei wenig Synovia<br />

direkt Ausstrich des frischen Punktats; Serologie, Bakteriologie,<br />

Thorax- und Abdomenröntgen sowie Ultraschall vom Abdomen<br />

zwecks Unterscheidung oder Ausschluss von infektiösen<br />

und nicht infektiösen Ursachen notwendig<br />

➜ Therapie<br />

Sehr variabel. Primärproblem beheben. Antibiotika bei infektiösen<br />

Ursachen, Immunsuppressiva bei nicht infektiösen Polyarthritiden.<br />

Teilweise lebenslange Therapien.<br />

➜ Prognose<br />

Vorsichtig bis günstig<br />

Weitere mögliche Diagnosen<br />

Frakturen, Luxationen (Hüftgelenk, Tarsus); Hyperextensions-<br />

trauma Tarsus, Iliosakralgelenkdiastase, Sesamoid-Disease (siehe<br />

Vordergliedmassen), Avulsion M. extensor digitorum longus.<br />

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Allgemeine Therapie von Gelenkleiden<br />

<strong>Daniel</strong> A. <strong>Koch</strong><br />

Der Chirurg kann seine Therapien in drei Gruppen gliedern.<br />

Bei der Wiederherstellung werden gerissene Bänder rekonstruiert<br />

oder Gelenkflächen wiederhergestellt (Beispiele: Bandersatz<br />

beim Kreuzbandriss, Gelenkfraktur, Entfernung von Knorpelschuppen).<br />

Der Ersatz des Gelenkes ist indiziert, wenn keine<br />

Rekonstruktion möglich ist (einziges funktionierendes Beispiel:<br />

Exemplarisch sind hier einige Pläne dargestellt:<br />

Beispiel 8 Jahre alter Rottweiler<br />

mit Kreuzbandriss<br />

Chirurgisch TPLO oder TTA<br />

Allenfalls Bandersatz<br />

Postoperativ<br />

oder konservativ<br />

Hüftprothese). Schlussendlich gibt es noch die konservative<br />

Therapie, bei welcher nicht operiert wird. Sie ist gleichzeitig<br />

auch meist die postoperative Behandlung bei vielen Gelenkleiden.<br />

Im Folgenden sollen die Eckpfeiler des konservativen oder postoperativen<br />

Behandlungsplanes allgemein behandelt werden.<br />

Rekonstruktion Ersatz Konservativ<br />

Schmerzmittel<br />

Knorpelschutz<br />

Physiotherapie<br />

Bewegungsmanagement<br />

Gewichtsmanagement<br />

Alternative Ansätze<br />

Abb. 36: Behandlungspläne bei ausgewählten Gelenkproblemen.<br />

4 Jahre alter Neufundländer<br />

mit schwerer Arthrose<br />

Hüftprothese<br />

Schmerzmittel<br />

Knorpelschutz (für andere Seite)<br />

Physiotherapie<br />

Bewegungsmanagement<br />

Gewichtsmanagement<br />

Alternative Ansätze<br />

7 Jahre alter Labrador<br />

mit schwerer Ellbogenarthrose<br />

–<br />

Schmerzmittel<br />

Knorpelschutz<br />

Physiotherapie<br />

Bewegungsmanagement<br />

Gewichtsmanagement<br />

Alternative Ansätze<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 33 04.10.2007 14:14:50 Uhr


Allgemeine Therapie von Gelenkleiden<br />

Schmerzmittel<br />

Bei einer geplanten Operation werden die Schmerzmittel in<br />

Form von Opioiden und Lokalanästhetika bereits unmittelbar<br />

vor dem Eingriff gegeben, um die Schmerzrezeptoren zu besetzen,<br />

bevor ein Stimulus aktiv werden kann. Die Narkosemittelmenge<br />

und damit auch das Narkoserisiko können so gesenkt<br />

werden. Postoperativ werden Opioide (bei Stationärbehandlung,<br />

Wirkungsdauer meist nur 4–8 Stunden) und nicht steroidale<br />

Entzündungshemmer (Wirkungsdauer 12–36 Stunden)<br />

eingesetzt. Letztere werden für 5–10 Tage als Heimbehandlung<br />

abgegeben. Steroide haben zu viele Nebenwirkungen, als dass<br />

sie gute Alternativen zu den modernen Cox-2-Hemmern wie<br />

Carprofen oder Meloxicam wären. Die Nebenwirkungen der<br />

Schmerzmittel (Erbrechen, Durchfall) sollen gut beobachtet<br />

werden. Magenschutzpräparate können indiziert sein.<br />

Knorpelschutzpräparate<br />

Das Ziel der Verabreichung von Knorpelschutzpräparaten ist<br />

die rasche Regeneration des Gelenkknorpels nach einem Unfall<br />

oder einer Operation resp. der verlangsamte oder gar gestoppte<br />

Abbau bei Fehlbelastungen und Dysplasien. Die <strong>Inhalt</strong>sstoffe<br />

der Knorpelschutzpräparate sind das Chondroitinsulfat und das<br />

Glykosaminoglykan. Sie werden aus Grünlippmuscheln oder<br />

tierischen Knorpeln gewonnen. Nach oraler Gabe werden sie in<br />

den Knorpel eingebaut, wo sie die Funktion der körpereigenen<br />

Knorpelinhaltsstoffe unterstützen. Der Gelenkknorpel kann so<br />

nämlich mehr Wasser binden und wird widerstandsfähiger. Einige<br />

Produkte enthalten zudem entzündungshemmende Fettsäuren<br />

und radikalbindende Vitamine und Spurenelemente.<br />

Die Gabe von Chondroitinsulfaten und Glykosaminoglykanen<br />

kann sich auf die postoperative Zeit von ein bis zwei Monaten<br />

beschränken, sofern das Gelenk wiederhergestellt wurde.<br />

Bei konservativ behandelten Gelenkleiden ist manchmal eine<br />

lebenslange Therapie vorgesehen.<br />

Abb. 37: Glykosaminoglykane (GAG)<br />

werden in den Gelenkknorpel eingebaut<br />

und verbessern durch eine erhöhte<br />

Wasserbindung die stossdämpfende<br />

Wirkung des Knorpels.<br />

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Physiotherapie<br />

Es ist offensichtlich, dass die Physiotherapie nicht nur dem<br />

Menschen Gutes tut, sondern auch den Kleintieren. Mit diesem<br />

Bewusstsein hat die Kleintierphysiotherapie Einzug in die orthopädische<br />

Praxis gefunden. Viele Hunde und Katzen erfahren<br />

eine postoperative Betreuung, welche spätestens beim Ziehen<br />

der Fäden beginnt. Die Ziele der Physiotherapie sind der rasche<br />

Muskelaufbau und die Erhöhung des Bewegungsumfanges des<br />

betroffenen Gelenkes. Die Physiotherapie wird meist von speziell<br />

für die Bedürfnisse der Kleintiere ausgebildeten Humanphysiotherapeuten<br />

oder Tierärztinnen und -ärzten durchgeführt.<br />

Bewegungsmanagement<br />

Patienten mit Gelenkleiden sollten „mässig und regelmässig“<br />

bewegt werden. Das heisst, dass es sinnvoller ist, pro Tag sechsmal<br />

20 Minuten spazieren zu gehen als zweimal eine Stunde.<br />

Oft wird ja beobachtet, dass die Hunde wegen Schmerzen nach<br />

einer gewissen Zeit nicht mehr mitmögen und hinterhertrotten.<br />

Dies sollte vermieden werden. Auch die Spielzeiten mit<br />

anderen Hunden sind zu limitieren. Unter Umständen ist es<br />

möglich, die Dauer der Bewegung durch die zuvor genannten<br />

Massnahmen zu verlängern. Schwimmen ist natürlich die optimale<br />

Alternative zum Spazieren. Dabei werden die Muskeln<br />

und damit die Gelenke gestärkt, ohne dass der empfindliche<br />

subchondrale Knochen zu stark belastet und die Gelenkkapsel<br />

zu viel gedehnt würde.<br />

Gewichtsmanagement<br />

Allgemeine Therapie von Gelenkleiden<br />

Sehr entscheidenden Anteil hat das Gewicht. Da das Vorderbein<br />

ca. zwei Drittel der Gesamtkörperlast trägt, profitieren insbesondere<br />

Hunde mit Vorderbeinlahmheiten sehr von einem<br />

reduzierten Körpergewicht. Das Wissen um die Tatsache, dass<br />

Abnehmen vor allem eine Frage des Futterkonsums (und nicht<br />

der Bewegung) ist, hilft bei der Aufklärung der Besitzer.<br />

PED_AF_Ringmappe_071002.indd 35 04.10.2007 14:14:51 Uhr


Literaturverzeichnis/Adresse<br />

Literaturverzeichnis<br />

Hazewinkel HAW, Meutstege FJ (1990). Locomotieaparaat.<br />

In: Rijnberk A, de Vries H. Anamnese en lichamelijk onderzoek bij<br />

gezelschapsdieren. Houten, Bohn, Stafleu, Van Loghum, 175–200.<br />

<strong>Koch</strong> DA (2006). Orthopädiekurs Grundlagen Teil 1, Teil 2. Unterlagen<br />

zum praktischen Weiterbildungskurs der Vetsuisse-Fakultär<br />

Universität Zürich.<br />

Krämer M (1998). Der klinisch-orthopädische Untersuchungsgang<br />

der Gliedmasse, demonstriert am gesunden Hund. Ein Videofilm.<br />

Dissertation Universität Zürich.<br />

Piermattei D, Flo G (1997). Handbook of small animal orthopedics<br />

and fracture treatment. Saunders, Philadelphia.<br />

Scharvogel S (2004). Klinisch-orthopädischer Untersuchungsgang.<br />

In: Kramer M (ed). Kompendium der Allgemeinen Chirurgie.<br />

Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover, 20–36.<br />

Sumner-Smith G (1993). Gait analysis and orthopedic examination.<br />

In: Slatter D (ed). Textbook of small animal surgery. Saunders,<br />

Philadelphia, 1577–1586.<br />

Vasseur P (2003). Musculoskeletal system. In: Slatter D (ed). Textbook<br />

of small animal surgery. Saunders, Philadelphia, 1774–2502.<br />

Adresse<br />

Dr.med.vet. ECVS <strong>Daniel</strong> A. <strong>Koch</strong><br />

<strong>Koch</strong> & Bass GmbH<br />

Überweisungspraxis für Kleintiere<br />

Basadingerstrasse 26<br />

CH-8253 Diessenhofen<br />

www.kochbass.ch<br />

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