Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

Träger übergingen. Dies sollte Feinde („böse Geister“)
erschrecken. Auch heute tragen noch einige britische
Regimenter Bärenfellmützen. Das alte Wort „Berserker“
geht auf umgelegte Bärenhäute zurück. Auch dem Verjagen
der bösen Geister diente die Körperbemalung. Man findet
diesen Ritus in der Kriegsbemalung nordamerikanischer
Indianer wieder, heute aber auch stilisiert in verschiedenen
Militär- und Polizeiuniformen.
Je weniger wirksam die Arznei der Heilenden war, umso
wichtiger wurde das Ritual an sich. Als rituelle Gegenstände
fanden verschiedenartige Kerzen Verwendung - je Ritus eine
andere Farbe, welcher bestimmte Kräfte zugesprochen
wurden. Die Benutzung von bestimmten Ritualmessern
(Athamen) lässt sich sehr einfach darauf zurückführen, dass
man glaubte, ein Messer, mit welchem bspw. eine besonders
wirkstoffreiche Wurzel geschnitten worden war, habe
aufgrund von Form und Farbe bestimmte „magische“
Eigenschaften. Ähnliches galt für „magische“ Kelche,
Kessel, Seile, Mörser etc. - dass es letztlich immer nur die
Wirkstoffe in den Pflanzen oder in anderen Naturstoffen
gewesen waren, welche zum Erfolg führten, wusste man
nicht und mystifizierte daher die zur Verarbeitung benutzten
Gegenstände.
Im Extremfalle konnte die Hagia wahrscheinlich nichts
anderes tun, als ihren Patienten in Trance oder in einen
halluzinogenen Rausch - also in eine Art von
aufgezwungenem Schlaf - zu versetzen und auf dessen
Selbstheilungskräfte vertrauen. Der Schlafzustand wurde
wieder mit Hilfe psychogener Naturstoffe (nicht nur
Pflanzen!) erzeugt. Über den Ablauf der Rituale selbst ist fast
nichts überliefert. Betrachtet man jedoch die Rituale heutiger