Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

wie die Menschheit selbst. Es gilt nur, ihn auf die richtige
Weise zu nutzen. Die Hagias kannten zwar den Placebo-
Effekt an sich noch nicht, wohl aber den Ansatz, mit
welchem man ihn verwenden konnte – nämlich die Rituale.
Von der Persönlichkeitsstruktur her eher ängstliche
Menschen sprechen besonders gut auf den Placebo-Effekt
an und vor allem das Umfeld - früher die Rituale, heute z. B.
die Form, die Größe und die Farbe eines Scheinpräparates -
spielt eine große Rolle. Auch ist es sehr wichtig, dass der
Patient uneingeschränktes Vertrauen zum Heilenden hat.
Der Hagia muss all dies bekannt gewesen sein. Das
Vertrauen erreichte sie dadurch, dass sie schon zuvor
erfolgreich gewesen war und einen guten Ruf genoss. Eine
gewisse Ängstlichkeit des Erkrankten ergab sich schon allein
aus der Mystifizierung ihrer Person und aus dem Geheimnis,
welches sich um ihre Kunst rankte. Deshalb konnten auch
die Flüche der Hagia durch eine selbsterfüllende
Prophezeihung Wirkung zeigen (daraus wurde später „...von
der Hexe verflucht...“ oder schlicht „verhext“) und auch von
heutigen, hochverdünnten homöopathischen Medikamenten
ist die Funktionsweise des Placebo-Effektes anzunehmen
(da etwa ab D8 kein pharmakologisch relevanter Einfluß
mehr möglich ist und da ab etwa D20 die Arzneimittellösung
weder rechnerisch noch messtechnisch Wirkstoffmoleküle
aufweist).
Weil der „Hexenfluch“ dazu diente, jemandem Schaden
zuzufügen, rechnete man ihn zum Bereich der „Schwarzen
Magie“. Beschwörungen mit dem Ziel einer Heilung
hingegen betrachtete man als „Weiße Magie“ - entsprechend
wurden auch die rituell verwendeten Gegenstände (und