Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

gewesen. Vergleicht man die angeführten Anforderungen
mit heute, dann fällt es leicht, sich vorzustellen, dass solche
Personen eher dünn gesät sind und waren. Die Hagia musste
daher wohl auch recht lange mehr oder weniger intensiv
nach einer geeigneten Nachfolgerin suchen. Daraus folgt,
dass die Hagias in der damaligen Gesellschaft wohl nicht
sehr häufig waren. Es wird sicherlich nicht jeder Clan seine
Hagia gehabt haben und ob jeder Stamm auf eine zu ihm
gehörige weise Frau hat zurückgreifen können, ist mehr als
nur fraglich. Die Seltenheit der Hagia wird daher ebenfalls
zur Mystifizierung und zu ihrer Achtung mit beigetragen
haben.
Sorge für den eigenen Lebensunterhalt:
Neben ihren Tätigkeiten für die Stammesgemeinschaft darf
nicht vergessen werden, dass die Hagia obendrein auch noch
für ihren Lebensunterhalt zu sorgen hatte. Da sie angesichts
ihres Aufgabenumfangs wahrscheinlich nicht selbst auf die
Jagd ging, dürfte ihre Nahrung vornehmlich pflanzlichen
Ursprungs gewesen sein. Andererseits jedoch brachte ihre
Tätigkeit es mit sich, dass sie aufgrund der körperlichen
Anstrengung sicherlich einen erhöhten Proteinbedarf hatte.
Wie konnte der abgedeckt werden? Eier und Fische wären
Möglichkeiten dazu.
Es ist bekannt, dass in früheren Zeiten Bilsen (da
hochtoxisch) zum Fischfang eingesetzt worden ist. Dazu gab
man zerkleinerte Bilsenblätter oder Bilsenöl ins Wasser,
woraufhin die Fische zu Springen begannen und schließlich
betäubt bauchoben schwammen. Sie liessen sich dann
einfach per Hand einsammeln. Fischfang setzte jedoch
Teiche oder Seen im Einzugsbereich der Hagia voraus.