Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

nicht sehr hoch. Ein Alter von gut 60 Jahren war - wie
römische Aufzeichnungen von Plinius dem Jüngeren belegen
- zwar wohl prinzipiell möglich, stellte aber eher eine seltene
Ausnahme dar. Berücksichtigt man ferner das zur damaligen
Zeit eher späte Einsetzen der Pubertät (und damit des
Zeitraumes, ab welchem der Hagia Auszubildende zur
Verfügung gestanden haben können), dann schrumpft der
Zeitraum zur Ausbildung von Nachfolgern auf vielleicht nur
noch etwa 10 bis 15 Jahre zusammen, was kaum ausgereicht
haben kann: Man erinnere sich - die Duidenausbildung
wurde im Rahmen der Zeittafel mit 20 Jahren veranschlagt!
Andererseits aber ist auch anzunehmen, dass die Hagia
aufgrund ihrer Kräuterkenntnisse viel Unbill hat abwehren
können und daher zu den ältesten Personen der damaligen
Gemeinschaft gezählt haben mag (was auch das immer
wieder dargestellte Bild der „alten Hexe“ im Märchen
erklären würde). Die Nachfolgerauswahl muss folglich
gleichfalls ein sehr wichtiges Tätigkeitsfeld für die Hagia
gewesen sein. Hat sie jeden zum Nachfolger auswählen
können? Mit Sicherheit nicht! Eine Nachfolgerin wird ganz
bestimmte Eigenschaften aufgewiesen haben müssen:
Interesse und Neugier, Empathie, Gesundheit, Verständnis,
Einfühlungsvermögen, keine Scheu vor harter Arbeit und
vor Verletzungen, Naturverbundenheit, ein sehr gutes
Gedächtnis (vielleicht sogar fotografisches Gedächtnis, also
Eidetiker-Fähigkeiten), Intelligenz, Aufmerksamkeit,
Ehrlichkeit, handwerkliches Geschick, einen starken Willen,
Kreativität und - vor allem! - Ausdauer.
Ohne diese Persönlichkeitsmerkmale wäre weder eine
erfolgreiche Hagia-Tätigkeit noch das Gewinnen des
Vertrauens eines Patienten oder eines Ratsuchenden möglich