Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

Konzentrationen (in Summe ebenso wie in Bezug auf die
Einzelkomponenten) erforderlich. Auch bedurfte es mit
Sicherheit zahlreicher Versuche um festzustellen, wann
welches geerntete Pflanzenteil mit welcher
Konservierungsmethode am wirksamsten war. Kurzum: Die
Hagia leistete pharmazeutische Entwicklungsarbeit und war
im Grunde genommen eine frühe, empirisch arbeitende Art
von Naturwissenschaftlerin.
Praktische Versuche zeigten, dass derartige
Entwicklungsarbeiten durchaus realistisch und auch heute
noch durchführbar sind. So ist es bspw. durchaus möglich,
aus „harmlosen Küchengewürzen“ wie Petersilie,
Muskatnuss, Beifuß und Estragon mit der geeigneten
Vorgehensweise einen recht kräftigen, psychoaktiven Trank
zu brauen. Entsprechende Entwicklungsarbeiten einer Hagia
waren an sich schon eine sehr bemerkenswerte Leistung.
Der Umfang dieser Leistung ist jedoch nur noch geradezu
schemenhaft zu erahnen, wenn man sich einmal vor Augen
hält, dass es keine Schriftsprache gab. Die Hagia hatte keine
Möglichkeit, etwas niederzuschreiben oder nachzuschlagen.
Ein „Buch der Schatten“, wie es heute von den Neo-Hexen
geführt wird, gab es nicht, denn es gab keine Schriftsprache!
Welche Möglichkeiten aber standen der Hagia stattdessen
zur Verfügung? Sicherlich das Malen von Bildern. Aber
darüber hinaus? Die Antwort ist höchst einfach - sie lernte
alles auswendig, ausnahmslos. Es begann wahrscheinlich
irgendwann einmal mit einfachen Hexengedichten als
Vorstufe von Zaubersprüchen. Nehmen wir mal ein
einfaches, fiktives Beispiel - ein Hagebuttentee regt den
Stoffwechsel an und schützt dadurch vor allen möglichen
Infekten. Seine Herstellung stellte daher einen