Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

Doch auch die mehrjährigen Pflanzen verlangten nach viel
Arbeit. Im günstigsten Falle wuchsen sie zwar ohne
menschliches Dazutun wild in der freien Natur, doch
bedurfte es sicherlich aller Hexenhände voll zu tun, um in
ihren Besitz zu gelangen: Ausgedehnte Wanderungen,
Durchstreifen von Wäldern, Wiesen und Feldern, Suche
nach bestimmten Pilzen im dornigen Unterholz usw. Bei der
Pestwurz bspw. war es unerläßlich, den exakten Wuchsort
der Pflanze schon im Sommer oder Herbst unverkennbar zu
markieren, um die benötigte Wurzel dann vor Beginn des
Frühjahres (wenn von der Pflanze absolut nichts mehr bzw.
noch gar nichts zu sehen war) ausgraben zu können.
Auch war es die alleinige Sachkenntnis der Hagia, zu
entscheiden, welche Pflanzenteile wann zu sammeln waren
und wieviele davon gesammelt werden durften, ohne die
Pflanze umzubringen - denn schließlich würde sie ja im
folgenden Jahr wieder benötigt werden. Die Kräuter für die
Hexenapotheke (meinen eigenen Recherchen zufolge
müssen es über das Jahr verteilt und ohne regionale
Berücksichtigung an die Fünfhundert gewesen sein!) kamen
folglich nicht von allein zur Hagia und die Beschaffung war
mühsam und zeit- sowie arbeitsaufwendig!
Bei der Ernte konnte die Hagia nicht auf kalendarische
Angaben zurückgreifen, denn einen Kalender im heutigen
Sinne gab es (noch) nicht. Sie war daher gezwungen, andere
unverwechselbare Zeitmarken zu Rate zu ziehen - wie bspw.
das Pflücken des Johanniskrautes in der Mittsommernacht
oder am Tag danach zur Mittagszeit (damit kein Schimmel
begünstigender Tau auf der Pflanze war). Vollmond und
andere markante astronomische Faktoren werden daher