Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

mutierte der Tiuvel, jetzt offiziell „Teufel“ genannt, zur
Teufel-Satan-Personalunion (nach 1600).
Aufgrund seiner außerhalb liegenden Ansiedlung ist es
wahrscheinlich, dass er Kontakte zu den Hagias hatte („die
Hexen buhlen mit dem Teufel“). Wer jetzt noch zum
Lebensunterhalt des Tiuvels mit beitrug, der machte sich
schuldig, denn er „opferte dem Teufel“. Nach vollzogener
Personalunion - also nach erfolgreicher Diffamierung - liess
sich daraus ein Anklagepunkt sowohl gegen den Tiuvel wie
auch gegen die Hagias zusammenkonstruieren.
In der Realität jedoch war das Heer der Hexen und Hexer
über das gesamte christliche Abendland verstreut. Dieses
Heer rekrutierte sich aus naturstoff- und drogenkundigen
Heilern und Hebammen. Das Wissen dieser Personen
überragte das der kirchenstaatlich sanktionierten
Quacksalber bei weitem - nur musste dieses Heer im
Verborgenen praktizieren und gleichzeitig wahrscheinlich
auf seine Weise auch noch gegen eine unsoziale und
frauenfeindliche Ordnung kämpfen. Es war folglich ein
Sammelpunkt von Aussteigern, Querdenkern und
Nichtangepassten - eben von Leuten, welche lieber selbst
nachdachten, als sich führen zu lassen. Ergo wurden sie
verfolgt und in den Untergrund abgedrängt. Parallelen zu
heute sind unübersehbar - hat sich die Gesellschaft wirklich
weiterentwickelt? Untergrund - das waren alchimistische
Laboratorien, geheime Keller, Höhlen, einsame Schluchten
oder eben versteckte Waldhütten. Idealerweise waren es
exakt die Orte, in deren Umgebung genau die Kräuter und
Naturstoffe zu finden waren, welche die Ingredenzien für
heilkräftige Säfte, Salben und psychotrope Elixiere lieferten.