Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

1430-1540 n. Chr.:
Hohe Zeit der Hexenverfolgungen durch die Kirche. Dies
mag z. T. durch eine Form von Enttäuschung und durch
Rachegedanken geprägt worden sein. Die Kirche errichtete
Klöster i. d. R. immer dort, wo es Ansiedlungen und
Landwirtschaft, also fruchtbaren Boden und zu erwartenden
Reichtum gab. Man versuchte, auf diesen - für die
betreffenden Pflanzen denkbar ungeeigneten - Böden die
Heilpflanzen der Kräuterweiber zu ziehen: Ohne zu wissen,
wann welche Pflanzenteile die erwarteten Wirkstoffe
enthalten und ohne die Bedürfnisse der Pflanzen auch nur
annähernd zu kennen. In den allermeisten Fällen endeten
derartige Anbauversuche dann vermutlich auch mit
Fehlschlägen. Entweder die Pflanzen wuchsen auf dem für
sie ungeeigneten Boden überhaupt nicht oder sie bildeten
keine Wirkstoffe aus. Und wenn sie Wirkstoffe ausbildeten,
dann fehlte es den Mönchen am Wissen um den richtigen
Erntezeitpunkt und um die richtige Art der Konservierung.
Folglich konnten in ihren Augen von den Kräuterfrauen
gewonnene wirksame Pflanzenpräparate nur durch Hexerei
entstanden sein.
Das die Kräuterfrauen - die „Hexen“ - gegenüber den
Mönchen einen Wissenvorsprung von mindestens
zweitausend Jahren besaßen, übersah man geflissentlich,
handelte es sich doch „nur“ um Frauen. Denn Frauen war
nach damaligem Recht ein Studium der Heilkunst nicht
gestattet und die männlichen Heiler kannten sich mit
Gynäkologie, Menstruation, Geburt etc. nicht aus. Folglich
gingen die Ratsuchenden entgegen den Vorschriften des
Kirchenstaates auch zur Hagia und nicht zum offiziellen
Heiler: Eine grobe Missachtung der Regeln.