Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim
Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim
Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Man verbot ihnen, ihre Traditionen weiterzuführen. Wo<br />
immer di<strong>es</strong> <strong>nicht</strong> von Erfolg gekrönt war, da assimilierte die<br />
christliche Kirche die heidnischen Feiertage und deuteten sie<br />
um. Aus dem germanischen Fruchtbarkeitsf<strong>es</strong>t Ostara<br />
(welch<strong>es</strong> dem keltischen Alban Eiller, dem F<strong>es</strong>t der<br />
Frühlings-Tag- und Nachtgleiche, entsprach) wurde durch<br />
das Zusammenziehen mit Lammas (Lugnasad) und Beltane<br />
bzw. Beltaine (je nach Schreibweise) das christliche Ostern.<br />
Aus Samhain wurden Allerheiligen bzw. Halloween. Aus<br />
Yule und dem Narrenf<strong>es</strong>t wurde Weihnachten.<br />
Mit kalendarischen „Rechentricks“ wurden Ereignisse aus<br />
dem Leben d<strong>es</strong> J<strong>es</strong>us von Nazareth auf die alten heidnischen<br />
F<strong>es</strong>te datiert. Di<strong>es</strong> war problemlos möglich, da <strong>es</strong> so etwas<br />
wie einen „richtigen Kalender“ noch <strong>nicht</strong> gab (der keltische<br />
Kalender mit seinem Dreissig-Jahre-Zyklus war nach den<br />
Eroberungen durch die Römer <strong>nicht</strong> mehr allgemein<br />
anerkannt). Das die Kirche mit der Auslöschung heidnischer<br />
F<strong>es</strong>te <strong>nicht</strong> immer Erfolg hatte, weist bereits auf den<br />
b<strong>es</strong>onderen Status di<strong>es</strong>er F<strong>es</strong>te und auf ihre Beliebtheit unter<br />
der Bevölkerung hin.<br />
Nur aufgrund der Vereinnahmung althergebrachter F<strong>es</strong>te<br />
durch die christliche Kirche war <strong>es</strong> überhaupt realisierbar,<br />
dass die b<strong>es</strong>etzten Kelten und Germanen den christlichen<br />
Glauben ohne großen Widerstand übernommen haben.<br />
Unb<strong>es</strong>tritten ist natürlich, dass durch die Christianisierung<br />
unglaublich viel Wissen der heidnischen Völker verloren<br />
gegangen ist. An di<strong>es</strong>er Stelle sei eine Randanmerkung<br />
g<strong>es</strong>tattet: Die seit rund fünfzig Jahren währende Zerstörung<br />
der Inuit-Kultur zeigt, wie eine Zwangschristianisierung<br />
aktuell ablaufen kann.