Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

erreicht auch genau dann den Höhepunkt, wenn die Gefahr
am größten ist. Diese Fraßgifte sind die pflanzlichen
Wirkstoffe - ein Chemiecocktail. Die Natur stellt keine
chemisch reinen Stoffe, sondern vielmehr immer
Wirkstoffgemische zur Verfügung.
Die Kenntnis um die Pflanzen und um die Wirkungen der
Gemische war die Domäne der Druiden- und Schamanen-
Erben, der weisen Kräuterfrauen, früher auch
„Hagediessen“, „Hagazussas“ oder „Hagias“ genannt. Diese
Begriffe leiten sich von den alten Worten „Diussa“ und
„diuten“ ab, was soviel wie „deuten“ oder „diagnostizieren“
bedeutet. „Hagazussa“ kann daher nicht – wie
fälschlicherweise immer wieder zu lesen ist – mit
„Zaunreiterin“ übersetzt werden. Und was lag für die
Hagazussa wohl näher, als angesichts fehlender
Transportmittel gleich inmitten all der Pflanzen zu leben, die
zur Herstellung von Tränken und Salben benötigt wurden,
zumal Pflanzenmaterial auch bei sachgerechtester
Konservierung bedingt durch den natürlichen Abbau nach
zirka zwei Jahren kaum noch Wirkstoffe aufweist?
Bei fehlenden Transportmitteln und ohne ausgebautes
Wegenetz kann man als Richtwert für eine Tagesreise etwa
dreissig Kilometer ansetzen. In Mitteleuropa sind die
landwirtschaftlich nutzbaren Flächen wesentlich
umfangreicher als die kargen Hag-Böden. Es ist daher
durchaus anzunehmen, dass die Hagias sehr abgeschieden
lebten und zu ihrem Besuch u. U. eine Tagesreise (fünfzehn
Kilometer hin und fünfzehn Kilometer zurück) vonnöten
war. Dies dürfte zur Mystifizierung entscheidend mit
beigetragen haben. Gleiches gilt für den Tiuvel bzw.
Lohmann. Da der Letztere durch die Beseitigung von