Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

anderthalb Stunden ein und hielt für 4 bis 6 Stunden an. Set
und Setting entschieden über den Verlauf der visionären
Erfahrung. Es ist bekannt, dass der menschliche Körper auf
Psilocin extrem schnell mit hoher Toleranz reagiert - erst
nach etwa vier Wochen ist der Ursprungszustand wieder
erreicht. Die Zauberpilze werden daher kein Standardmittel
der Hagias gewesen, sondern nur selten im Rahmen
bestimmter Festivitäten ganz gezielt eingesetzt worden sein.
Soweit nur ein kleiner, höchst unvollständiger Auszug der
typischen „Hexenmittel“. Ganz bewusst sind dabei auch
einige nicht allgemein oder ständig verfügbaren Stoffe (z. B.
Austern, Tollhonig, Arsenik) mit angeführt worden. Sie
belegen, dass es Unterschiede in den rituellen Anwendungen
gegeben haben muss. Oder anders ausgedrückt: Jede Hagia
dürfte ihre eigene Form von Ritual zelebriert und dabei ihre
eigenen Naturstoffe verwendet haben. Inwieweit ein
Erfahrungsaustausch stattgefunden hat, ist unbekannt.
Lediglich der Römer Strabo äusserte, dass an den heiligen
Orten die „Priesterinnen kamen und gingen wie es ihnen
gefiel“. Demzufolge ist ein Erfahrungstausch anzunehmen.
Über die genannten Naturstoffe hinaus muss allerdings noch
sehr viel mehr zur Anwendung gekommen sein – einige
Beispiele:
Schneerose (Helleborus niger, deren Wirkstoff Hellebrigenin
strukturidentisch mit dem Krötenwirkstoff Bufotalidin ist),
Seerose (Nymphea alba) und Hopfen (Humulus lupulus,
beide sedierende Anaphrodisiaka), Melisse (Melissa
officinalis, ebenfalls sedierende Wirkung), Weide (Salix alba,
ein Schmerz- und Wundheilmittel), Aalquappen (das aus der
Leber gewonnene Fett wurde gegen Augenerkrankungen
eingesetzt), Alaun (gegen Durchfall), Ameisen (gegen Gicht),