Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

Aufgrund der germanisch und keltisch nachgewiesenen
Nutzung ist davon auszugehen, dass auch den Hagediessen
die Wirkung und Anwendung des Fliegenpilzes bekannt war.
Ferner wird der Gebrauch des Pilzes in zahlreichen
mittelalterlichen Kräuterbüchern erwähnt (seitens Albertus
Magnus, Johannes Hartlieb u. a.). Auch die von mehreren
Fruchtkörpern gebildete runde Form mit der Bezeichnung
„Hexenring“ weist auf die Verwendung durch die weisen
Frauen hin.
Heute gilt der Fliegenpilz vorzugsweise in Europa gemeinhin
als giftig und als zu meiden - doch diese Ansicht beruht auf
einem Vorurteil! Noch bis in die Neuzeit hinein wurde in der
an Pilzen reichen Umgebung von Hamburg
Fliegenpilzsuppe verkonsumiert. In Russland legt man noch
heute die Fruchtkörper des Pilzes in Wodka ein und in Japan
gilt der Fliegenpilz als kulinarische Delikatesse. Was ist also
dran an der Giftigkeit? Tatsache ist, dass praktisch keine
tödlichen und eindeutig auf Fliegenpilze zurück zu
führenden Vergiftungen bekannt sind. Die Literaturangaben
zur Giftigkeit schwanken stark. So wird von einer Stelle
berichtet, dass etwa 100 g Frischpilz für einen Erwachsenen
tödlich sein sollen. Eine andere Stelle besagt, dass etwa 10
mittelgroße Pilze tödlich sind und gibt 1 bis 2 mittelgroße,
getrocknete Pilze als typische „Pilzmahlzeit“ an.
Zum Vergleich: Die allerorten als Gewürz eingesetzte
Muskatnuss wiegt rund 6 bis 8 g. Für Erwachsene gelten 10
Nüsse als letal, ergo sind dies 60 bis 80 g. Bezogen auf das
Gewicht ist der „giftige“ Fliegenpilz damit allemal deutlich
ungiftiger als ein allerorten verwendetes Küchengewürz!
Dennoch sollten die Wirkstoffe des Fliegenpilzes nicht
unterschätzt werden. Als Halluzinogen eingesetzt kann der