Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

des Pilzes wie Ruß aussieht, weist die Bezeichnung „Ruß“ in
derartigen Rezepten prinzipiell auf die Verwendung von
Mutterkorn hin.
Denkbar ist aber auch, dass man den Pilz - da er direkt nicht
dosierbar ist - in früheren Zeiten einfach von verschiedenen
Fundorten gesammelt und zu Verdünnungszwecken mit
Ruß vermischt hat. Genaue Angaben zur Anwendung
wurden kaum gefunden. Alte (mündliche) Überlieferungen
geben an, dass ein Teil des getrockneten und zerpulverten
Fruchtkörpers abzumessen, unter die Nahrung zu mischen
und zu essen sei. Über den Umfang dieses Teils gibt es
allerdings auch keine Angaben. In dieser oral verabreichten
Form diente Mutterkorn als Aphrodisiakum und Abortivum
(Abtreibungsmittel), zur Weheneinleitung, zur
Akutbehandlung von Migräne, als sehr starkes Halluzinogen,
zum Blutstillen nach der Geburt, als Antidepressivum und
als Mittel gegen Angstzustände. In Most´s „Encyklopädie
der Volksmedicin“ werden etwa 10 Gran zerpulverter Pilz
zur Weheneinleitung und zur Migränebehandlung
angegeben, dies entspricht gut 0,5 g (1 Gran = 0,0582-
0,0729 g, je nach Definition – die Einheit „Gran“ leitet sich
vom Gewicht eines Wassertropfens ab). Rein rechnerisch
und auf die Wirkstoffe bezogen muss der Pilz wohl in
Mengen zwischen 0,1 g und 1 g dosiert worden sein. Die
Anwendung irgendwo in dieser Größenordnung war für die
Hebammen und Heilerinnen früher ein sehr wertvolles
Mittel für alles, was mit der Gebärmutter zu tun hatte -
wobei die Dosierung sicherlich auch immer ein klein wenig
wie ein Lotteriespiel um Leben und Tod war.
Bei einer Überdosierung des Pilzes sind zwei Arten von
Vergiftungen, welche beide zum Tod führen können,