Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

früher und wird von den halluzinogenen Wirkungen
begleitet. Diese führen zu einem derart totalen
Realitätsverlust, dass sogar Tobsuchtsanfälle,
Selbstverstümmelung oder Suizid möglich sind.
Es war früher die Aufgabe eines erfahrenen Führers - in
diesem Fall also der Hagia - rechtzeitig und schützend
einzuschreiten. Bekannt beim Solanazeenrausch durch
Tollkirsche ist ferner die Tatsache, dass die Vergifteten sich
in Tiergestalten verwandelt wähnen, wobei wahrscheinlich
aufgrund von Hautparaesthesien die Empfindung des
Wachsens von Federn und Haaren die durch erotische
Phantasien geprägte Halluzinose gestaltet (hier dürfte die
Mär von der Tierverwandlung ihren Ursprung haben). Bei all
diesen Zuständen ist der Berauschte laut, gesprächig,
unruhig, lacht, scherzt und unterhält sich lebhaft mit
Personen, welche gar nicht anwesend sind - also mit
„Geistern“. Es gibt etliche alte Hexenrezepte, welche auf die
Tollkirsche zurückgreifen. Bei ihnen fällt auf, dass sehr oft
Tollkirsche und Eisenhut kombiniert worden sind.
Diese Kombination dürfte jedoch die Giftigkeit nicht
gesteigert haben - im Gegenteil. Atropin und Aconitin
schwächen einander gegenseitig ab, wirken also wie Gift und
Gegengift - und lassen dadurch u. U. die halluzinogenen
Effekte stärker hervortreten. Wie es den Hagediessen aber
gelungen sein kann, eine Mischung mit so einer
Gegensteuerung zu entwickeln und dann auch noch deren
Dosierung zu kontrollieren, wird wohl für immer ein völliges
Rätsel bleiben.