Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim
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volkstümliche Name „Irrbeere“ weist bereits darauf hin, dass<br />
die Pflanze hochgradig psychoaktiv ist. Sie wächst auf<br />
lehmigem oder kalkigem Boden im Halbschatten, meist in<br />
Mischwäldern, an den Waldrändern, nahe Lichtungen oder<br />
auf verwilderten Plätzen. Zur Anwendung gelangten Blätter,<br />
Blüten, Beeren und Samen.<br />
Auch die Tollkirsche war eine Standardkomponente der<br />
<strong>Hexen</strong>- oder Flugsalben. Ein überliefert<strong>es</strong> Rezept bspw.<br />
b<strong>es</strong>agt: „Eine Speckschwarte in Wasser kochen lassen. Das<br />
sich an der Oberfläche sammelnde Fett abschöpfen und in<br />
ein Gefäß geben. Getrockneten und zerpulverten Sellerie,<br />
Eisenhut, Pappelzweige, Weihrauch, Tollkirschenfrüchte zu<br />
gleichen Teilen mischen und mit dem Fett zu <strong>einer</strong> Salbe<br />
vermengen. Die Haut mit sehr wenig davon an den<br />
empfindlichsten Stellen einreiben.“<br />
Daneben <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> vereinzelte Berichte über das rituelle<br />
Rauchen und Verräuchern von Tollkirschenblättern und -<br />
blüten. Für das Rauchen sprechen auch die physikalischchemischen<br />
Daten der Wirkstoffe: Sie dürften rauchgängig<br />
sein. Daneben existieren auch noch Berichte über die<br />
Anwendung der Tollkirsche in Teezubereitungen - je nach<br />
Menge als Aphrodisiakum, Halluzinogen oder als Mordgift.<br />
Die Pflanze enthält als Wirkstoff vorwiegend Atropin,<br />
daneben aber auch noch Scopolamin, Hyoscyamin und<br />
Spuren von Tropan-Nebenalkaloiden. Der Atropingehalt ist<br />
in der Wurzel am höchsten. Die Anwendung di<strong>es</strong>er Pflanze<br />
muss hochgradig gefährlich gew<strong>es</strong>en sein. Man geht davon<br />
aus, dass 3 bis 4 Beeren für Kinder und dass 10 bis 12<br />
Beeren oder 30 bis 40 Samen für einen Erwachsenen tödlich<br />
sind. Die Intoxikation (Vergiftung) beginnt bereits sehr viel